„Ich hore. Sind alle so?“
„Es sieht so aus. Ich wei? es noch nicht. Jarg und Terner gehen von einem zum andern…“
„Was denn, und das Feld?“
„Das Feld ist ausgeschaltet. Es ist nicht da. Ich wei? nicht. Offenbar haben sie es ausgeschaltet.“
„Kampfspuren?“
„Nein, nichts. Die Fahrzeuge stehen da, alle heil, unbeschadigt.
Und die Manner liegen oder sitzen herum, man kann sie rutteln, soviel man… Was? Was ist dort los?“
An Rohans Ohr schlug ein verzerrter Laut, der von gedehntem Winseln unterbrochen wurde. Er bi? die Zahne zusammen, aber er vermochte ein Gefuhl der Ubelkeit, das ihm in die Eingeweide schnitt, nicht zu uberwinden.
„Allmachtiger Himmel, das ist Gralew!“ schrie Gaarb entsetzt auf. „Gralew! Mensch! Erkennen Sie mich nicht?“
Sein Atem fullte, verstarkt, die ganze Kabine.
„Er auch. “, stie? er keuchend hervor. Dann schwieg er einen Augenblick, als wollte er Krafte sammeln.
„Rohan, ich wei? nicht, ob wir allein damit fertig werden… Die mussen alle hier weg. Schicken Sie uns mehr Leute her.“
„Sofort.“
Eine Stunde spater hielt der grauenvolle Zug unter dem Metallrumpf des Superkopters. Von den zweiundzwanzig Leuten, die mit der Expedition aufgebrochen waren, hatten sie nur achtzehn gefunden. Das Schicksal der ubrigen vier war unbekannt. Die meisten hatten sich gutwillig, ohne Widerstand zu leisten, wegfuhren lassen. Aber bei funf hatte man Gewalt anwenden mussen, weil sie nicht von der Stelle weichen wollten. Funf Tragen kamen in ein improvisiertes Lazarett auf dem Unterdeck des Superkopters, und die dreizehn Manner, die mit ihren maskenhaft starren Gesichtern einen furchtbaren Anblick boten, wurden in einen gesonderten Raum gebracht, wo sie sich widerspruchslos in die Kojen betten lie?en. Man mu?te ihnen Kleider und Schuhe ausziehen, denn sie waren hilflos wie Neugeborene.
Rohan stand als stummer Augenzeuge im Gang zwischen den Bettreihen und stellte fest, da? die meisten ihre passive Ruhe beibehielten, jene aber, die mit Gewalt hergefuhrt werden mu?ten, mit unheimlicher Stimme jammerten und greinten.
Er lie? alle unter der Obhut des Arztes und schickte den gesamten verfugbaren Maschinenpark auf die Suche nach den Verschollenen. Er hatte jetzt viele Wagen, weil er die verlassenen Maschinen in Gang gebracht und mit eigenen Leuten besetzt hatte. Eben hatte er die letzte Gruppe abgefertigt, da rief ihn der Informator in die Kabine: Sie hatten Verbindung mit dem „Unbesiegbaren“.
Er wunderte sich nicht einmal, da? es gegluckt war. Er war uberhaupt nicht mehr in der Lage, sich uber etwas zu wundern. Mit knappen Worten berichtete er Horpach.
„Wer fehlt?“ wollte der Astrogator wissen.
„Regnar selbst, Bennigsen, Korotko und Mead. Was ist mit den Flugzeugen?“ fragte Rohan seinerseits.
„Ich habe keine Nachricht.“
„Und die Wolke?“
„Ich habe heute morgen eine Dreierpatrouille ausgesandt.
Vor einer Stunde ist sie zuruckgekommen. Dort ist keine Spur von der Wolke zu sehen.“
„Nichts? Gar nichts?“
„Nichts.“
„Auch nicht die Flugzeuge?“
„Nichts.“
Laudas Hypothese
Dr. Lauda klopfte an die Kabinentur des Astrogators. Als er eintrat, sah er ihn etwas in eine fotogrammetrische Karte einzeichnen.
„Was gibt's?“ fragte Horpach, ohne den Kopf zu heben.
„Ich wollte Ihnen etwas sagen.“
„Eilt es? In funfzehn Minuten starten wir.“
„Ich wei? nicht. Wie es scheint, begreifen wir allmahlich, was hier vorgeht“, sagte Lauda.
Der Astrogator legte die Zirkel aus der Hand. Ihre Blicke trafen sich. Der Biologe war nicht junger als der Kommandant, merkwurdig, da? man ihm noch erlaubte zu fliegen. Offensichtlich war ihm besonders daran gelegen. Er glich mehr einem alten Mechaniker als einem Wissenschaftler.
„Wie scheint es, Doktor? Ich hore.“
„Im Ozean ist Leben vorhanden“, antwortete der Biologe.
„Im Ozean ist Leben, und auf dem Festland nicht.“
„Wieso? Auf dem Festland hat es auch Leben gegeben, Ballmin hat doch Spuren gefunden.“
„Ja, aber sie sind mehr als funf Millionen Jahre alt.
Spater wurde alles, was auf dem Festland lebte, ausgerottet.
Was ich sage, Astrogator, klingt phantastisch, und ich habe eigentlich so gut wie keine Beweise, aber… es war so: Stellen Sie sich vor, da? einstmals, eben vor Jahrmillionen, hier eine Rakete aus einem anderen System gelandet ist, vielleicht aus den Regionen einer Nova.“
Er sprach jetzt schneller, aber ruhig.
„Wir wissen, da? vor der Explosion der Zeta der Leier vernunftbegabte Wesen den sechsten Planeten des Systems bewohnt haben. Sie hatten eine hockentwickelte, technische Zivilisation. Nehmen wir an, ein Aufklarer der Leierbewohner ist hier gelandet, und es hat eine Havarie gegeben oder ein anderes Ungluck, dem die ganze Besatzung zum Opfer gefallen ist — sagen wir, eine Reaktorexplosion, eine Kettenreaktion… Jedenfalls hatte das Wrack, als es auf der Regis aufsetzte, nicht ein einziges lebendes Wesen mehr an Bord. Unversehrt waren nur die Automaten. Nicht solche wie unsere, keine menschenahnlichen. Die Leierbewohner waren wahrscheinlich auch nicht menschenahnlich.
Die Automaten blieben also unversehrt und verlie?en das Schiff. Es waren hochspezialisierte homoostatische Mechanismen, fahig, unter den schwierigsten Bedingungen zu uberdauern. Sie hatten jetzt niemanden mehr uber sich, der ihnen hatte befehlen konnen. Die Automaten, die in ihrer geistigen Struktur den Leierbewohnern am nachsten standen, versuchten vielleicht, das Schiff zu reparieren, obwohl das in dieser Situation sinnlos war. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Ein Reparaturroboter wird stets alles reparieren, was zu seinem Aufgabenbereich gehort, ganz gleich, ob es von Nutzen ist oder nicht. Dann gewannen jedoch die anderen Automaten die Oberhand. Sie machten sich von den anderen unabhangig. Vielleicht versuchte die einheimische Fauna, sie anzugreifen. Hier lebten echsenahnliche Reptilien, es gab also auch Raubtiere, und bestimmte Raubtiere greifen alles an, was sich bewegt. Die Automaten nahmen den Kampf mit ihnen auf und besiegten sie. Fur diesen Kampf mu?ten sie gewappnet sein. Sie wandelten sich also, um sich so gut wie moglich den planetaren Bedingungen anzupassen.
Wesentlich war dabei meines Erachtens, da? diese Automaten imstande waren, je nach Bedarf andere Automaten zu produzieren. Sagen wir also fur die Bekampfung fliegender Echsen wurden Flugmaschinen gebraucht. Naturlich kenne ich keinerlei konkrete Einzelheiten. ich stelle mir nur eine ahnliche Situation unter den Bedingungen der naturlichen Evolution vor. Vielleicht gab es hier gar keine Flugechsen, sondern unterirdisch lebende Wuhlreptilien.
Ich wei? es nicht. Jedenfalls pa?ten sich die Mechanismen auf dem Festland im Laufe der Zeit den Bedingungen ausgezeichnet an, und es gelang ihnen, alle Formen des Lebens auf dem Planeten zu besiegen. Das pflanzliche ubrigens auch.“
„Die pflanzlichen auch? Wie erklaren Sie sich das?“
„Ich wei? nicht recht. Ich konnte mehrere Hypothesen aufstellen, aber ich will es lieber nicht tun. Im ubrigen habe ich das Wichtigste noch nicht erwahnt. Im Laufe ihres Bestehens auf dem Planeten, Hunderte Generationen spater, horten die nachfolgenden Mechanismen auf, jenen ahnlich zu sein, von denen sie ausgegangen waren, das hei?t den Produkten der Leierzivilisation. Verstehen Sie? Damit begann eine tote Evolution, eine Evolution von