Nahe ein Felsblock herabgesturzt. Die stoppligen Wande der Schlucht begannen zu dampfen, eine schwarze Wolke kroch aus ihnen hervor und sturzte sich mit irrsinniger Geschwindigkeit auf die Kolonne.

Rohan hatte die gro?en Transporter vor seiner Amphibie hindurchgelassen und wartete nun darauf, da? der letzte vorbeifuhr; da sah er plotzlich aus den Hangen der Schlucht schwarze Schwaden hervorbrechen und einen riesigen Feuerschein an der Spitze des Zuges, wo der vordere Energoboter, der bereits au?erhalb des Felsentores war, das Feld eingeschaltet hatte, an dem die angreifenden Wolkenballen verbrannten. Doch ein gro?er Teil erhob sich auch uber die Flammen und fiel uber alle Maschinen zugleich her.

Er schrie Jarg zu, sofort den hinteren Energoboter einzuschalten und dessen Feld mit dem vorderen zu verbinden, denn in dieser Situation war die Gefahr eines Bergrutsches bedeutungslos. Jarg versuchte es, aber das Feld lie? sich nicht einschalten. Wahrscheinlich waren — wie spater der Chefingenieur feststellte — die Elektronenrohren der Apparatur uberhitzt. Hatte der Techniker einige Sekunden lan— ger Stromimpulse auf sie einwirken lassen, so ware das Feld zweifellos „angegangen“, aber Jarg verlor den Kopf und sprang, statt den Versuch zu wiederholen, aus dem Fahrzeug. Rohan bekam ihn noch am Skaphander zu pakken, aber Jarg ri? sich los, wahnsinnig vor Entsetzen, und fluchtete schluchtabwarts. Als Rohan selbst an die Apparatur sturzte, war es bereits zu spat.

Die Manner, die in den Gelandefahrzeugen uberrascht worden waren, sprangen hinaus und liefen in alle Richtungen, kaum zu erkennen in den wallenden Wolkenschwaden.

Es war ein so unwahrscheinlicher Anblick, da? Rohan nichts mehr unternahm. Das ware im ubrigen auch unmoglich gewesen, weil er, hatte er das Feld eingeschaltet, sie alle umgebracht hatte, denn sie kletterten sogar die Hange hinauf, als suchten sie Zuflucht in dem Metalldickicht. Er stand jetzt reglos in der verlassenen Maschine und wartete nur darauf, da? ihn das gleiche Geschick ereilte.

Hinter ihm feuerte Terner, der sich mit dem Oberkorper aus seinem Schutzenluk lehnte, mit Kompressionslasern, aber das war sinnlos, denn der gro?te Teil der Wolke war schon ganz nahe. Nicht mehr als sechzig Meter trennten Rohan von den anderen. In diesem Umkreis warfen und walzten sich die Unglucklichen auf dem Boden, wie von den schwarzen Flammen erfa?t. Sie schrien sicherlich, aber ihr Schreien ging wie jeder andere Laut in dem anhaltenden, tiefen Drohnen der Wolke unter — so auch das Getose des vorderen Energoboters, an dessen Kraftfeld fortwahrend in zuckenderGlutMyriaden angreifenderTeilchenverbrannten.

Noch immer stand Rohan da, halb aus seinem Amphibienfahrzeug herausragend, und machte keine Anstalten, in Deckung zu gehen. Das war nicht Mut der Verzweiflung, wie er spater selbst sagte, sondern er kam einfach nicht auf diesen Gedanken, er dachte gar nicht.

Das Bild, das er nicht vergessen konnte — die Leute unter der schwarzen Lawine —, wandelte sich plotzlich erstaunlich.

Die Opfer horten auf, sich auf den Steinen zu walzen, zu fliehen und in das Drahtgestrupp zu kriechen. Sie blieben stehen oder setzten sich hin, und die Wolke, die sich in zahlreiche Trichter aufgeteilt hatte, bildete uber jedem der Manner eine Art ortlichen Strudel, umschwirrte den Korper oder auch nur den Kopf, streifte ihn kurz und wich dann aufgewuhlt und tosend immer hoher die Wande der Schlucht hinauf, bis sie das Licht des Abendhimmels verdeckte, kroch dann mit verebbendem Rauschen zwischen die Felsen, versank in dem schwarzen Dschungel und war verschwunden. Und nur die winzigen schwarzen Punkte, die hier und da zwischen den reglosen Gestalten verstreut lagen, zeugten von dem, was wenige Augenblicke zuvor tatsachlich geschehen war.

Rohan konnte noch immer nicht glauben, da? er verschont geblieben war, und er begriff nicht, welchem Umstand er seine Rettung zu verdanken hatte. Mit dem Blick suchte er Terner. Aber das Schutzenluk war leer, der Bootsmann war wohl hinausgesprungen — unerklarlich, wann und wie. Rohan sah ihn ein wenig abseits mit den Laserwerfern liegen, deren Kolben er nach wie vor an sich pre?te; er starrte mit toten Augen vor sich hin.

Rohan stieg aus und lief von einem zum anderen. Sie erkannten ihn nicht. Keiner sagte ein Wort. Die meisten machten einen ruhigen Eindruck; sie lagen oder sa?en auf den Steinen, und zwei oder drei standen auf, gingen zu den Fahrzeugen hin und tasteten wie Blinde langsam und mit ungelenken Fingern die Wandungen ab.

Rohan beobachtete, da? Jargs Freund Genlis, ein ausgezeichneter Funker, wie einer, der zum erstenmal in seinem Leben eine Maschine sieht, mit halboffenem Mund den Klappengriff an einem Transporter zu bewegen versuchte.

Im nachsten Augenblick sollte Rohan erfahren, was das runde Brandloch in einer der Trennwande in der Steuerzentrale des „Kondors“ zu bedeuten hatte. Als er niederkniete, um Dr. Ballmin an den Schultern zu packen und verzweifelt zu rutteln, als w: Ire er uberzeugt, da? es ihm auf diese Weise gelange, ihn zu Bewu?tsein zu bringen, schlug unmittelbar neben seinem Kopf knallend eine violette Stichflamme hoch. Einer der etwas weiter entfernt sitzenden Manner hatte seinen Weyr-Werfer aus der Schutzhulle gezogen und versehentlich auf den Ausloser gedruckt.

Rohan rief ihn an, aber der Mann beachtete ihn gar nicht.

Vielleicht hatte ihm der Lichtstrahl gefallen wie einem kleinen Kind ein Feuerwerk, denn er scho? nun wie wild um sich und verbrauchte das ganze Atommagazin des Werfers, so da? die Luft vor Hitze zischte und Rohan, der zu Boden gesturzt war, sich zwischen die Steine verkriechen mu?te.

Da horte er heftiges Stampfen und sah Jarg atemlos, mit schwei?glanzendem Gesicht, aus einer Biegung hervorlaufen.

Er rannte geradenwegs auf den Wahnsinnigen zu, der sich damit vergnugte, den Weyr-Werfer abzufeuern. „Halt!

Deckung! Deckung!“ schrie Rohan aus Leibeskraften, doch ehe Jarg verwirrt stehenblieb, traf eine furchtbare Entladung seinen linken Arm. Rohan erblickte sein Gesicht, als die abgerissene Schulter hochgeschleudert wurde und das Blut aus der entsetzlichen Wunde spritzte. Der Schutze schien das gar nicht zu bemerken, und Jarg sah ma?los erstaunt erst auf den blutenden Stumpf, dann auf den abgefetzten Arm, wankte und sank zu Boden.

Der Mann mit dem Weyr-Werfer stand auf. Rohan beobachtete, da? der unablassige Feuerstrahl aus dem erhitzten Werfer nach Kieselerde riechende Funken aus den Steinen schlug. Der Mann taumelte vorwarts. Er bewegte sich wie ein Saugling, der eine Spielzeugklapper in den Handen hielt. Die Flamme durchzuckte die Luft zwischen zwei nebeneinander sitzenden Mannern; sie schlossen vor dem blendenden Strahl nicht einmal die Augen. Noch eine Sekunde, und einer von ihnen wurde die ganze Ladung ins Gesicht bekommen.

Rohan ri? den eigenen Weyr aus der Hulle — es war eine reine Reflexhandlung — und scho? ein einziges Mal. Der Mann schlug sich mit beiden Armen heftig an die Brust, seine Waffe knallte auf die Steine, und er selbst sturzte mit dem Gesicht darauf.

Da fuhr Rohan hoch. Die Dammerung brach herein. So rasch wie moglich mu?ten alle abtransportiert werden. Er hatte nur seinen kleinen Amphibienwagen, und als er ein Gelandefahrzeug startfertig machen wollte, stellte sich heraus, da? zwei von ihnen an der schmalsten Stelle des Felsentores zusammengesto?en waren und nur mit Hilfe eines Kranes hatten getrennt werden konnen. So blieb nur der hintere Energoboter, der hochstens funf Leute aufnehmen konnte, und er hatte neun — lebende, die nicht bei Sinnen waren. Er hielt es fur das beste, alle zusammenzuholen, sie zu fesseln, damit sie weder fluchten noch sich etwas antun konnten, zu ihrem vorlaufigen Schutz die Felder der beiden Energoboter einzuschalten und selbst Hilfe herbeizuschaffen.

Er gedachte keinen mitzunehmen, weil sein kleiner Wagen vollig wehrlos war und er im Falle eines Angriffs lieber nur die eigene Haut riskieren wollte.

Es war bereits stockfinster, als er mit seiner unheimlichen Arbeit fertig war. Die Manner hatten sich ohne jeden Widerstand fesseln lassen. Er steuerte den hinteren Energoboter zuruck, um mit seinem Amphibienfahrzeug freie Bahn zu haben, stellte die beiden Emitoren auf, schaltete von weitem das Schutzfeld ein, lie? alle Gefesselten in seinem Bereich und machte sich auf den Weg.

So war am siebenundzwanzigsten Tag nach der Landung schon fast die halbe Besatzung des „Unbesiegbaren“ au?er Gefecht gesetzt.

Die Niederlage

Wie jede wahre Geschichte, so klang auch Rohans Erzahlung merkwurdig und ungereimt. Warum hatte die Wolke weder ihn noch Jarg angegriffen? Warum hatte sie Terner nicht angeruhrt, bevor er das Amphibienfahrzeug verlie??

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