Bewegungsrichtung, seine Form und Gestalt und die Haufigkeit der inneren Impulse andern, und nach dieser Anderung kehrten sich die Vorzeichen des Feldes um, so da? sich die Metallkristalle nicht mehr anzogen, sondern trennten und einem individuellen Zerfall unterlagen.

Au?er dem Steuersystem fur diese Bewegung trug jeder schwarze Kristall ein zweites Verbindungssystem in sich oder, besser gesagt, ein Bruchstuck davon, anscheinend den Teil eines gro?eren Ganzen. Dieses ubergeordnete Ganze, das wohl erst bei der Vereinigung einer riesigen Menge von Elementen entstand, war der eigentliche Antriebsmotor fur die Aktionen der Wolke. Hier waren die Wissenschaftler mit ihrer Weisheit allerdings am Ende. Sie wu?ten nichts uber die Wachstumsmoglichkeiten dieser Leitsysteme, und das Problem ihres „Intellekts“ blieb vollig im dunkeln.

Kronotos nahm an, da? sich um so mehr Elemente zu einer gro?en Einheit zusammenschlossen, je schwieriger die Aufgabe war, die sie zu losen hatten. Das klang ziemlich einleuchtend, aber weder den Kybernetikern noch den Spezialisten fur Informationstheorie war eine damit vergleichbare Konstruktion bekannt, das hei?t ein beliebig wucherndes „Gehirn“, das seine Ausma?e dem Umfang seiner Absichten anpa?t.

Einige der Gebilde, die Rohan mitgebracht hatte, waren beschadigt. Andere jedoch zeigten typische Reaktionen. Der einzelne Kristall konnte herumflattern, aufsteigen und fast unbewegt in der Luft stehenbleiben, herabfallen, sich der Reizquelle nahern oder sie meiden. Zudem war er vollig ungefahrlich, selbst bei Vernichtungsgefahr — die Forscher versuchten sie mit chemischen Mitteln, durch Kraftfelder, Hitze— und Strahleneinwirkung zu vernichten — sandte er keinerlei Energie aus, und man konnte ihn wie den jammerlichsten Erdenkafer zerquetschen, allerdings mit dem Unterschied, da? der kristalline Metallpanzer nicht so leicht zu knacken war. Aber sobald sich die „Insekten“ zu einem verhaltnisma?ig kleinen Aggregat zusammenschlossen, erzeugten sie, wenn man sie der Wirkung eines Magnetfeldes aussetzte, ein Gegenfeld, das das andere aufhob. Bei Erhitzung versuchten sie, die Warme durch Infrarotstrahlung abzuschutteln. Weitere Versuche waren nicht moglich, da die Wissenschaftler nur uber eine Handvoll Kristalle verfugten.

Im Namen des Chefs antwortete Kronotos dem Astrogator auf seine Frage. Die Wissenschaftler verlangten Zeit fur weitere Untersuchungen, vor allem aber wunschten sie eine gro?ere Menge von Kristallen. Sie schlugen deshalb eine Expedition in das Innere der Schlucht vor, die nach den Verschollenen forschen und gleichzeitig einige Zehntausend Pseudoinsekten mitbringen sollte.

Horpach willigte ein. Er war jedoch der Ansicht, da? kein Menschenleben mehr gefahrdet werden durfte. Er ordnete an, eine Maschine in die Schlucht zu schicken, die bisher nicht an Aktionen teilgenommen hatte. Es war ein achtzig Tonnen schweres, automatisches Spezialfahrzeug, das sonst nur bei starker radioaktiver Verseuchung, hohem Druck und hohen Temperaturen eingesetzt wurde. Dieses Gerat, das allgemein Zyklop genannt wurde, war tief unten, auf dem Grunde des Raumkreuzers, an den Tragern der Ladeluke befestigt. Normalerweise wurden solche Gerate auf Planeten nie benutzt, auch der „Unbesiegbare“

hatte seinen Zyklopen bisher nie gebraucht. Die Situationen, die diesen au?ersten Schritt erforderlich gemacht hatten, waren in der gesamten Raumflotte an den Fingern abzuzahlen. Den Zyklopen nach etwas aussenden hie? bei den Raumfahrern soviel wie dem Teufel eine Aufgabe ubertragen. Von der Niederlage eines Zyklopen hatte bisher keiner gehort. Das Fahrzeug wurde mit Kranen aus dem Schiffsleib gehoben und auf der Rampe abgesetzt, wo sich Techniker und Programmierer seiner annahmen. Es besa? au?er dem ublichen System der Diracs fur die Erzeugung des Kraftfeldes einen Kugelantimateriewerfer, konnte daher in beliebiger Richtung oder nach allen Seiten zugleich Antiprotonen abschie?en. Ein in die Panzerwanne eingebauter Auswerfer ermoglichte es dem Zyklopen sogar, sich dank der Interferenz der Kraftfelder einige Meter uber die Bodenoberflache zu erheben; er war also weder vom Bodenrelief abhangig noch auf Rader oder Raupenketten angewiesen.

Vorn hatte er einen gepanzerten Russel, und aus dessen Uffnung schob sich ein Inhaustor, eine Art Teleskophand, die an Ort und Stelle Bohrungen vornehmen, Mineralproben aus der Umgebung hereinholen und andere Arbeiten verrichten konnte. Der Zyklop war zwar mit einer starken Funk— und Fernsehanlage ausgestattet, aber er war auch dank einem Elektronengehirn, das ihn steuerte, fur selbstandige Aktionen eingerichtet. Die Techniker im Operativstab des Ingenieurs Petersen hatten diesem Gehirn ein vorbereitetes Programm eingegeben, denn der Astrogator rechnete damit, da? er die Verbindung mit der Maschine verlor, sobald sie in der Schlucht sein wurde.

Das Programm sah als erstes vor, die Vermi?ten aufzufinden und aufzunehmen; der Zyklop sollte zunachst sie und sich selbst mit einem zweiten, von seinem Feld aus gesehen au?eren Kraftfeld umgeben und erst unter dessen Schutz den Zugang zu dem inneren Kraftfeld offnen, das ihn selbst deckte. Dann sollte das Gerat eine moglichst gro?e Anzahl der angreifenden Kristalle mitbringen. Der Antimateriewerfer sollte nur im au?ersten Notfalle, wenn das Kraftfeld eingedruckt zu werden drohte, angewandt werden, weil die Annihilationsrekation zwangsweise zu einer Strahlenverseuchung des Gelandes fuhren wurde. Das konnte fur die Vermi?ten, die sich vielleicht in der Nahe der Kampfstatte aufhielten, Lebensgefahr bedeuten.

Der Zyklop war acht Meter lang und entsprechend „breit in den Schultern“ — der Durchmesser seines Gehauses betrug mehr als vier Meter. Sollte sich ein Felsspalt fur ihn als unzuganglich erweisen, so konnte er die uffnung dadurch erweitern, da? er entweder seine stahlerne Teleskophand gebrauchte oder das Gestein beiseite fegte und mit dem Kraftfeld zermalmte. Aber ihm konnte auch nichts geschehen, wenn das Feld ausgeschaltet wurde, denn sein Keramik— Vanadium-Panzer war hart wie Diamant.

Im Innern des Zyklopen war ein Automat installiert, der sich der Manner annehmen sollte, wenn sie gefunden waren; auch Betten standen fur sie bereit. Als alle Einrichtungen uberpruft waren, glitt der Panzerkolo? schlie?lich sonderbar leicht die Rampe hinunter, passierte, wie von einer unsichtbaren Kraft getragen — er wirbelte, selbst wenn er schnell fuhr, keinen Staub auf —, die mit blauem Licht markierten Durchgange im Kraftfeld des „Unbesiegbaren“

und geriet den am Heck versammelten Mannern bald aus den Augen.

Etwa eine Stunde lang funktionierte die Funk— und Fernsehverbindung zwischen dem Zyklopen und der Steuerzentrale einwandfrei. An dem gro?en Obelisken, der aussah wie ein umgekippter Kirchturm und der teilweise die Sicht auf die Felswande versperrte, erkannte Rohan den Eingang der Schlucht wieder, wo der Angriff stattgefunden hatte.

Auf der ersten, mit gro?en Gesteinsbrocken ubersaten Gerollhalde verringerte sich die Geschwindigkeit ein wenig.

Die Manner an den Bildschirmen horten sogar den Bach platschern, der unter den Felstrummern verborgen war — so lautlos arbeitete der Atomantrieb des Zyklopen.

Die Nachrichtenleute konnten bis zwei Uhr vierzig Bild und Ton aufrechterhalten, dann hatte der Zyklop den flachen und gangbaren Teil der Schlucht durchquert und war im Labyrinth des rostigen Gestrupps angelangt. Dank den Anstrengungen der Funktechniker gelang es, noch vier Meldungen durchzugeben und zu empfangen, aber bereits die funfte war derart verstummelt, da? sie sich den Inhalt zusammenreimen mu?ten: Das Elektronengehirn des Zyklopen teilte mit, da? er einwandfrei vorankomme.

Da startete Horpach vom „Unbesiegbaren“ aus genau nach Plan eine mit einem Fernsehrelais ausgerustete Flugsonde.

Sie stieg steil zum Himmel auf und war in wenigen Sekunden verschwunden. Dafur empfing die Zentrale ihre Signale. Gleichzeitig tauchte, aus einer Meile Hohe gesehen, eine malerische Landschaft auf: lauter zerkluftete Felsen, mit rostroten und schwarzen Buschstreifen uberzogen.

Minuten spater entdeckten sie in der Tiefe muhelos den Zyklopen, der sich auf dem Grunde der gro?en Schlucht vorwartsschob und wie eine stahlerne Faust glanzte. Horpach, Rohan und die Leiter der Spezialistengruppen standen an den Bildschirmen in der Steuerzentrale. Der Empfang war gut, aber sie hatten im voraus einkalkuliert, da? er sich verschlechterte oder unterbrochen wurde, deshalb waren weitere Sonden startklar, die als Ubertragungsstationen dienen sollten. Der Chefingenieur war fest uberzeugt, da? die Verbindung mit dem Zyklopen im Falle eines Angriffs abrei?en wurde, und mit Hilfe der Sonden wurden sie wenigstens seine Operationen beobachten konnen.

Die vor den Bildschirmen versammelten Manner beonerkten in dem weiten Blickfeld, das sich dank dem hohen Flug der Telesonde vor ihnen auftat, da? die Maschine nur noch einige hundert Meter von den Transportern im Felsentor entfernt war, die den weiteren Weg versperrten — die Elektronenaugen des Zyklopen konnten das nicht sehen. Nach Losung seiner Aufgaben sollte der Zyklop auf dem Ruckweg zwei Raupenfahrzeuge abschleppen, die infolge eines Zusammenpralls ineinander verklemmt waren.

Die verlassenen Transporter sahen von oben wie kleine, grunliche Schachteln aus. Neben einem war eine

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