Stooges« hergejagt. Ihr habt meine Alptraumgestalt
Ich bin komisch. Gorillas sind ja so komisch.
Ich werde euch zeigen, wie komisch ich bin.
Dieser Affe kann denken. Er kann Schlosser aufbrechen und eine M-16 benutzen. Los, Kong, beeil dich, sonst schnappen sie dich.
Vorsichtig! Ich laufe fast geduckt. Das darf ich nicht.
Nicht auf allen vieren. Das ist gegen das Gesetz.
DER ANGRIFF DES RIESENBABYS
von Kit Reed
Dr. Jonas Freibourg ist bei seinem Experiment mit Elektrolyten, gewissen Schimmelpilzen und menschlichen Zellen an einem besonders delikaten Punkt angelangt. Au?erdem mu? er auf das Baby Leonard aufpassen, da seine Frau Dilys einen Kochkursus besucht. Dr. Freibourg ist mit seinem Sohnchen von New Jersey nach New York gefahren, und nun sitzt Leonard auf einer rosa Decke in einer Ecke des Laboratoriums. Das vierzehn Monate alte Baby wurde mit einer Keksschachtel und ein paar Plastikrasseln versorgt und soll nun moglichst ruhig spielen, wahrend Daddy arbeitet.
9 Uhr 20.
Leonard hat die Kekse aufgegessen, und die Rasseln interessieren ihn nicht mehr. Er verla?t die Decke und kriecht auf dem Boden des Laboratoriums umher. Statt sich auf allen vieren vorwartszubewegen, zieht er sich mit den Armen nach vorn, verlagert das Gewicht auf die Hande und nimmt eine halb sitzende Position ein.
9 Uhr 30.
Dr. Freibourg schabt die unbefriedigende Kultur aus dem Behalter. Er merkt nicht, da? ein Teil der Masse nicht in den dafur vorgesehenen Mulleimer, sondern daneben fallt.
9 Uhr 30 1/2.
Leonard findet die Teile, die neben dem Abfalleimer gelandet sind und steckt sie wie jedes aufgeweckte Baby, das unbekannte Objekte erforscht, in den Mund.
9 Uhr 31.
Auf dem Ruckweg vom Dampfkochtopf tritt Dr. Freibourg auf das Baby. Leonard schreit, und Dr. Freibourg hebt ihn hoch.
»Was ist denn, Lenny? Was hast du denn? Oh, was hast du denn da im Mund?«
Irgend etwas knirscht.
»Spuck das aus, Lenny. Mach schon Aaaaaaa. Aaaaaa…«
Das Baby imitiert seinen Vater. »Aaaaaaa…«
»Du bist aber ein guter Junge. Komm, spuck es Daddy in die Hand. Ja, du bist ein sehr guter Junge. Wunderbar.« Dr. Freibourg kratzt die Reste der Kultur von der Babyzunge. »Ach, das sind ja nur Kekse. Willst du noch eine Schachtel?«
»Ggggg. Nnnn. Kkkkk…« Das Baby hat den Gro?teil der braunen Masse geschluckt, fa?t nach der Nase seines Vaters und versucht, sie in den Mund zu stecken.
Dr. Freibourg verzichtet darauf, weiter an seinen Experimenten zu arbeiten. Er verfrachtet Leonard im Kinderwagen und schiebt ihn durch die Halle zum Aufzug. Sie fahren nach unten. Obwohl das Laboratorium nur einen Hauserblock vom Riverside Park entfernt liegt, will Dr. Freibourg den schonen Tag ausnutzen. Und so geht er ein paar Blocks weiter, um sich zu den anderen Eltern und Babies zu gesellen, die den Sonnenschein auf den Banken des Central Parks genie?en.
10 Uhr 15.
Die Freibourgs kommen im Park an. Dr. Freibourg hat einige Schwierigkeiten, als er Leonard aus dem Wagen hebt, merkt aber noch nichts. Er setzt das Baby ins Gras. Leonard packt einen weggeworfenen Tennisball, und es gelingt ihm fast, ihn in den Mund zu stecken.
10 Uhr 31.
Leonard hat sich deutlich vergro?ert. Die Kleider werden ihm zu eng, das T-Shirt, die Strickjacke, die Strampelhose. Aber wenn man nur fluchtig hinsieht, merkt man nichts. Sein Vater ist in ein angeregtes Gesprach mit einer hubschen geschiedenen Frau vertieft, die zwei Zwillingspudel besitzt. Ab und zu wirft er einen Blick zu Leonard und stellt zufrieden fest, da? es dem Baby gutgeht.
10 Uhr 35. Leonard entdeckt etwas Helles im Gebusch auf der anderen Seite der Lichtung. Er kriecht hinuber, um sich das glanzende Ding naher anzusehen. Ein Sonnenstrahl spiegelt sich im Schutzblech eines davonrollenden Fahrrads, und weil sich das Rad immer weiter entfernt, mu? auch Leonard weiterkriechen.
10 Uhr 37.
Leonard ist verschwunden. Vielleicht ist das gut so, denn sein Vater wurde sicher erschrecken, wenn er das standig wachsende rosa Fleisch unter dem platzenden T-Shirt und der bereits gerissenen Strampelhose sehen konnte.
10 Uhr 50.
Dr. Freibourg unterbricht seine Unterhaltung mit der geschiedenen jungen Frau, blickt sich nach Leonard um und entdeckt, da? das Baby verschwunden ist. Er ruft: »Lennie! Lennie!«
10 Uhr 51.
Leonard kommt nicht.
10 Uhr 52.
Dr. Freibourg entschuldigt sich bei seiner Gesprachspartnerin und macht sich auf die Suche nach Leonard.
11 Uhr 52.
Nachdem Dr. Freibourg eine Stunde lang vergeblich nach seinem Sohn gesucht hat, kommt er zu dem Schlu?, da? Leonard nicht einfach davongekrabbelt sein kann. Er mu? entfuhrt worden sein. Dr. Freibourg bittet die Parkpolizei um Hilfe.
13 Uhr.
Leonard ist immer noch verschwunden.
In einem anderen Teil des Parks geht ein kleiner Gangster zu seiner Lieblingswiese. Er sieht etwas gro?es, rosa Schimmerndes darauf sitzen. Es fullt beinahe die Halfte der kleinen Lichtung aus, Bevor er davonlaufen kann, richtet sich das rosa Ding auf, packt einen Tannenzweig, um sich daran festzuhalten, stolpert, fallt um und setzt sich auf den Mann.
13 Uhr 45.
Unerklarliche Gerausche im Wald erschrecken ein Liebespaar, das Gerausch laut knackender Zweige, ein dumpfes Drohnen, begleitet von einem gellenden, unverstandlichen Gebrabbel. Das Liebespaar ergreift die Flucht, als das Ding naherkommt, erzahlt atemlos einem unglaubigen Polizisten, was es erlebt hat. Der Beamte halt die beiden fest, bis ein Krankenwagen kommt, der sie ins Bellevue-Hospital bringt.
Als eine Familie einen ohrenbetaubenden Larm hort, den sie fur Donnergrollen halt, kehrt sie zu ihrem Picknick-Platz zuruck und entdeckt, da? alle Teller mitsamt dem Essen verschwunden sind. Sie nehmen an, da? ein Dieb mit einem Fahrrad am Werk war, und sind sehr erstaunt, als sie am Tatort einen rosa Fetzen finden – einen Streifen von einem Babyhemd, vollig zerdehnt, als sei es von einer wutenden, kraftigen Faust zerrissen worden.