Leonards Mutter trifft am Flu?ufer ein. Es gelingt ihr nicht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn er platscht mit beiden Handen ins Wasser, da? die Boote meilenweit nach allen Seiten fliegen.
Dr. Freibourg ist es inzwischen gegluckt, eine Katze um die Halfte zu verkleinern, aber es gibt keinen Weg, die Dosis zu vervielfachen, ohne alle Laboratorien der Nation zu plundern. Er ist verzweifelt, denn er wei?, da? er dazu keine Zeit hat.
5 Uhr 15.
Da es keine andere Moglichkeit gibt, das Nahrungsproblem zu losen, versucht die Feuerwehr mit ihren Schlauchen Milch in Leonards Mund zu spritzen, wobei die Halfte danebengeht. Daruber ist er wutend und beginnt mit seinen Spielsachen um sich zu werfen.
Die National Guard, die gerufen wurde, als Leonard zum Flu? hinunterwatschelte, versucht das Kind mit leichter Artillerie in Schach zu halten.
Naturlich beginnt das Baby zu weinen.
5 Uhr 30.
Trotz der Bemuhungen seiner Mutter, ihn mittels Sprachrohr zum Schweigen zu bringen, trotz des Steiff- Nashorns, das mit einem Kran zu ihm hinaufgehoben wird, brullt Leonard noch immer.
Die obersten Polizeibeamten treffen ein und versuchen an Ort und Stelle eine Losung des Problems zu finden. Leonard fullt bereits das ganze Flu?bett aus, und seine Tranen haben den Wasserspiegel gehoben. Es besteht die Gefahr, da? der FDR Drive uberschwemmt wird. Nachdem die Platte »Chitty Chitty Bang Bang« in mehreren Lautsprecherwagen am Flu?ufer abgespielt worden ist, la?t Leonards Gebrull nach, und die Gefahr, da? die Gebaude in der Umgebung infolge der Erderschutterungen zusammenbrechen, ist vorerst gebannt. Doch die Schiffahrt hat nach wie vor betrachtliche Probleme, da Leonard mit Schleppkahnen und Hausbooten spielt und sich, wie alle Babies in seinem Alter, nie lange auf ein Spielzeug konzentrieren kann. Wenn ihn die Spielsachen langweilen, wirft er sie einfach in den Hafen, was katastrophale Folgen hat. Nun nimmt er den oberen Teil eines Gebaudes in die Hand und untersucht seinen Inhalt. Er sucht sich einzelne Teile heraus, die seinen Appetit anregen, und verschluckt sie. Nach einer kurzen Debatte kommen die Polizeichefs zu der Uberzeugung, da? der Einsatz von Nuklearwaffen in begrenzter Form erforderlich ist. Ein Betaubungsgeschutz ware wegen des Gro?enproblems wirkungslos und auch eine massive Dosis von Giften wurde nicht den gewunschten Erfolg erzielen. Die verzweifelte Mutter hat einen Teil der Diskussion mitangehort und tritt nun im Fernsehen auf, um einen Appell an die ganze Nation zu richten. Frauenvereine aus der ganzen Stadt rucken an und drohen mit massiven Vergeltungsma?nahmen, wenn dem Baby auch nur ein Haar gekrummt wird.
Nun wird das Problem der Wasserverunreinigung akut.
Die UN tagt rund um die Uhr.
Die Regierungschefs aller gro?erer Staaten haben Telegramme geschickt, um ihre Besorgnis auszudrucken und vorsichtige Hilfsangebote zu unterbreiten.
6 Uhr 30.
Leonard hat das letzte Stuckchen von seinem Wolkenkratzer verzehrt, hat keine Lust mehr, mit Schiffen zu werfen, und langweilt sich. Als die Panzerwagen die East 79th Street herabrumpeln und ihre Geschutze richten, als die SAC- Bomben aus dem geheimen Waffenlager geholt werden, richtet sich das Baby auf und watet ins Meer hinaus.
6 Uhr 34.
Das Baby hat das tiefe Wasser erreicht. SAC-Flieger berichten, da? Leonard glucklich auf den Wellen dahintreibt. Er geht nicht unter, weil er so fett ist. Zum Fruhstuck hat er einen Wal verzehrt.
Dr. Freibourg trifft am Schauplatz des Geschehens ein. »Ich habe das Gegenmittel gefunden, und ich habe auch eine ausreichende Dosis zur Verfugung.«
»Es ware immer noch zu wenig«, sagt Dilys Freibourg, »und es ist auch zu spat.«
»Aber unser Baby…«
»Er ist kein Baby mehr. Begriffe wie Alter und Zeit spielen in seinem Fall keine Rolle.«
Die Polizeichefs diskutieren uber verschiedene Moglichkeiten.
»Wir sollten uns um ihn kummern.«
»Das wurde ich an Ihrer Stelle nicht tun«, sagte Mrs. Freibourg.
Der Oberste Befehlshaber sieht die Mutter und dann seine Untergebenen an. »Jetzt ist er ohnehin schon in internationalen Gewassern.«
Die Beamten wechseln erleichterte Blicke.
»Dann ist das ja nicht mehr unser Problem.«
Dr. Freibourg blickt schuldbewu?t aufs Meer hinaus. »Ich frage mich nur, was aus ihm werden wird.«
»Wohin immer er auch geht, mein Herz wird mit ihm gehen«, sagt seine Frau. »Aber ich habe Angst, da? das viele Salzwasser seiner Haut schaden wird.«
DIE SCHONHEIT UND DIE BESTIE
von Henry Kuttner
Jared Kirth entdeckte den Meteor, als er unter den Fichten lag und zu den Sternen aufblickte. Er war schlafrig, und der Schlafsack, der seinen schlanken Korper umhullte, war weich und warm.
Kirth war sehr zufrieden mit sich selbst. Zum Abendessen hatte er sich eine Forelle gefangen, und er hatte noch eine Woche Ferien. Und so lag er reglos unter den Fichten, beobachtete den Nachthimmel, und der Meteor glitt in einem wei?gluhenden Bogen durch die Atmosphare.
Aber bevor er aus Kirths Blickfeld verschwand, schien sich der schimmernde Himmelskorper zu drehen. Das war seltsam – und noch seltsamer war die Form des Dings: ein langgestrecktes Ei. Kirth erinnerte sich vage, da? Meteore manchmal wertvolle Erze enthalten, und er pragte sich die Stelle ein, wo der flammende Blitz hinter einem Bergrucken verschwunden war. Am nachsten Morgen packte er seine Anglerausrustung zusammen und machte sich auf den Weg in jene Richtung.
Nach einer Stunde fand er das Wrack des Raumschiffs. Es lag zwischen hohen Fichten, ein zerbrochener Riese. Infolge der Hitzeentwicklung bei der Luftreibung war der Rumpf an vielen Stellen geschmolzen.
Kirths schmale Lippen pre?ten sich zusammen, als er auf das Raumschiff blickte. Er erinnerte sich, da? vor zwei Monaten ein Mann namens Jay Arden die Erde verlassen hatte und zum ersten interplanetarischen Flug aufgebrochen war.
Arden war im Weltraum verschwunden. Das hatten die Zeitungen berichtet. Aber nun war sein Raumschiff offensichtlich zur Erde zuruckgekehrt. Kirths mageres, von grauen Bartstoppeln bedecktes Gesicht verzerrte sich vor Aufregung, als er in die Senke hinablief, in der das Wrack lag. Er ging um das Raumschiff herum, stolperte uber Felsbrocken und fluchte ein paarmal, bis er die Einstiegsluke fand. Das Metall ringsum war geschmolzen, und er konnte die Luke nicht offnen. Die graue Masse widerstand auch seinen Axthieben. Kirths Neugier wuchs.
Er begann das Wrack genauer zu inspizieren. Die Sonne, die nun uber der ostlichen Bergkette aufging, enthullte ihm einen Faktor, den er bisher ubersehen hatte. Das Raumschiff hatte auch Fenster, runde Oberlichter, die durch den Schmelzvorgang so verformt waren, da? sie nun genauso undurchsichtig waren wie das graue Metall. Aber sie waren unverkennbar aus Glas oder aus einem ahnlichen Material.
Es war kein gewohnliches Glas. Es zerbrach nicht unter Kirths Axthieben. Aber ein kleiner Splitter loste sich, und Kirth hammerte weiterhin auf das undurchsichtige Material ein, bis ein kleines Loch entstanden war. Dampfe entwichen aus dem Loch, ubelriechende Dampfe. Kirth trat ein paar Schritte zuruck und wartete.
Dann nahm er seine Arbeit wieder auf. Aus irgendeinem Grund lie? sich das Glas nun leichter zerbrechen. Es dauerte nicht lange, bis Kirth ein Loch hineingeschlagen hatte, das so gro? war, da? er seinen schmalen Korper hindurchzwangen konnte. Als er im Inneren des Raumschiffs angelangt war, zog er seine kleine Taschenlampe aus dem Hosenbund und lie? den Lichtstrahl umherwandern.
Das Schiff hatte nur einen einzigen Innenraum, der sich in einem chaotischen Zustand befand. Zahllose Wrackteile lagen auf dem Boden verstreut. Aber die stinkenden Dampfe waren entwichen, und nirgends waren Anzeichen einer Gefahr zu erkennen.
So sah also ein Raumschiff von innen aus. Kirth erkannte den Raum nach den Zeitungsfotos wieder, die er