Dschungel, um in der Lichtung der Astarte Gummipflanzen einzusetzen. Er trieb die Eingeborenen brutal an, und wahrend sie sich fur ihn abrackerten, lag er im Schatten des Turms und schuttete Rum in sich hinein.

An diesem Abend kam seine Frau zu meiner Hutte – allein. Wir sa?en drinnen, denn die Nachtluft war kalt und feucht. Als sie sich im Schein der Lampe zu mir beugte, sah ich neue Spuren seiner Brutalitat in ihrem Gesicht und an ihrem Hals.

»Ich – habe Angst«, flusterte sie. »Er trinkt mehr denn je. Und einige unserer schwarzen Diener hat er so geprugelt, da? sie nicht mehr gehen konnen.«

»Hat er Sie auch geschlagen?« fragte ich sanft.

Sie wich meinem Blick aus, und ich sah, da? ihr das Blut in die Wangen stieg. Ich griff nach ihrer Hand. »Es wird Arger geben«, sagte ich seufzend. »Sie haben mir erzahlt, da? er seine Diener geschlagen hat. Aber noch kein Eingeborener ist zu mir gekommen, um sich zu beschweren. Das ist merkwurdig. Normalerweise kommen sie mit allen ihren Problemen zu mir, seit ich diesen Posten angetreten habe. Dieses Schweigen kann nur bedeuten, da? sie die Angelegenheit auf eigene Faust regeln wollen.«

»Und Sie konnen gar nichts tun?«

»Ich werde mein Bestes tun. Kodagi kommt morgen zu mir, um sich seine Wunden frisch verbinden zu lassen. Ihr Mann hat brutal nach ihm getreten, und ich furchte, der Medizinmann hat auch innere Verletzungen.«

Unwillkurlich pre?te Lucilia eine Hand auf ihre Rippen, sie stohnte und unterdruckte einen Schmerzensschrei, als ihre Finger eine verborgene Verletzung beruhrten. Nun wu?te ich, da? nicht nur Kodagi Betts’ Stiefel zu spuren bekommen hatte, und eine dumpfe Wut stieg in mir auf. O Gott – wenn ich ihn dabei erwische, wenn er Lucilia Fu?tritte versetzte…

»Wei? er, da? Sie hier sind?« fragte ich.

»Nein. Er ist in den Dschungel gegangen – allein. Ich wei? nicht genau, wohin. Er ist immer betrunken – und mi?gelaunt. Ich wage es nicht, ihm Fragen zu stellen.«

Ich ballte die Hande, sah, da? sie weinte, und zog sie an mich. Sie legte den Kopf an meine Schulter.

»Warum ha?t er Sie, Lucilia?« fragte ich leise.

»Weil – weil er soviel trinkt. Und weil er eifersuchtig auf Sie ist. Sie sind so, wie er gern sein mochte. Stark und voller Selbstvertrauen…«

»Wenn ich wirklich stark ware, wenn ich Mut hatte«, sagte ich bitter, »dann wurde ich ihm seine Frau wegnehmen.«

Langsam hob sie den Kopf.

»Ich wunschte, Sie wurden es tun«, flusterte sie.

Ich widerstand der Versuchung. Sie war seine Frau. Ich war ein zivilisierter Wei?er, trotz der Wildnis, die mich umgab. Ich konnte ihn toten – ich wurde ihn toten, wenn ich mit ansehen mu?te, da? er sie mi?handelte. Aber ich durfte sie nicht lieben, trotz der Gefuhle, die sie in mir geweckt hatte. Es gab einen Unterschied zwischen Schutz und Diebstahl.

Ich begleitete sie durch das Dorf, durch den Regen.

Die Hutte, in der sie wohnte, war leer. Betts war noch nicht zuruckgekommen. Flusternd verabschiedete ich mich von Lucilia, dann ging ich langsam und mit schwerem Herzen nach Hause, zu meinem trostlosen Heim am anderen Ende des Dorfes.

Am nachsten Nachmittag kam Kodagi zu mir. Er humpelte und stutzte sich auf die Schultern zweier Zapo Zaps. Sorgfaltig verarztete ich seine Wunden. Dann lud ich den Medizinmann und seine beiden Begleiter in meine Hutte ein, um mich seiner Freundschaft zu versichern. Ich schenkte ihnen Zigaretten und ein paar wertlose Gegenstande, die sie entzuckt in Empfang nahmen. Ich erlaubte ihnen auch, durch das Mikroskop zu blicken, das auf dem Tisch stand – ein Ding, das schon immer ihre Neugier erregt hatte.

Kodagi beugte sich minutenlang uber das Instrument, dann trat er zuruck, um seinen Gefahrten Platz zu machen. Dankbar grinste er mich an. Ich versuchte ihm das Geheimnis eines Mikroskops zu erklaren. »Durch diese Linse betrachtet, wirkt alles gro?er, als es in Wirklichkeit ist, und…«

Ich brach ab, als die Tur hinter mir aufflog, und wirbelte herum. Betts stand schwankend vor mir.

Er war betrunkener als je zuvor. Mit ausgestreckten Handen sturzte er sich auf mich.

»Hier sind Sie also -hier… Sie…« Er verfluchte und beschimpfte mich mit den schlimmsten Ausdrucken, die ich je gehort hatte.

»Was wollen Sie?« fragte ich kurzangebunden. Kodagi und seine beiden Begleiter waren vom Tisch zuruckgetreten und beobachteten mich gespannt.

»Das wissen Sie verdammt gut!« brullte er. »Meine Frau kommt zu Ihnen, wenn ich im Dschungel bin, nicht wahr? Lucilia und Sie…«

Nur eine einzige Antwort war moglich. Ich packte ihn und schleuderte ihn zur Tur. »Sie sind betrunken. Wenn Sie noch ein Wort sagen – bei Gott, Betts, Sie sind ja gar nicht in der Lage, mit einer Frau zusammenzuleben. Wenn Sie nicht aufhoren, zu trinken und die Eingeborenen zu verprugeln, werde ich Sie zur Kuste zuruckschicken, Sie – Sie Bastard!«

Er war quer durch den Raum getaumelt wie ein fieberkranker Ochse. Sekundenlang starrte er mich an, und auch Kodagi und die beiden Zapo Zaps mu?ten den Ha? gesehen haben, der in seinen Augen gluhte. Und dann umklammerte er mit einem wilden Fluch den Griff des Revolvers, der in seinem Gurtel steckte.

Er war betrunken genug, um einen Mord zu begehen. Glucklicherweise zitterten seine schwei?nassen Finger. Bevor es ihm gelungen war, die Waffe hochzurei?en, hatte ich mich auf ihn gesturzt. Meine Fauste trafen sein Kinn, er stolperte nach hinten, griff haltesuchend um sich, dann brach er bewu?tlos zusammen.

Kodagi und die beiden Zapo Zaps gingen lautlos durch die offene Tur hinaus. Sie sagten nichts, sie verschwanden wie Geister. Ich war allein mit der reglosen Gestalt, die verkrummt auf dem Boden lag.

Minutenlang stand ich neben dem Tisch und wu?te nicht, ob ich ihn einfach liegenlassen oder ob ich versuchen sollte, ihn ins Bewu?tsein zuruckzurufen. Doch dann sagte ich mir, da? er betrunken war, da? er nicht gewu?t hatte, was er tat. Ich kniete neben ihm nieder und wischte ihm das Blut vom Kinn.

In diesem Augenblick horte ich, wie sich die Verandatur offnete und schlo?, horte zogernde Schritte. Ich wandte mich um und sah Lucilia auf der Schwelle stehen. »Haben Sie ihn getotet?« flusterte sie.

»Nein. Aber er hatte mich beinahe umgebracht.«

Sie stie? einen erstickten Schrei aus, starrte in Betts’ Gesicht, und im gleichen Moment schlug er die Augen auf.

Wir schwiegen, alle drei. Es war ein Schweigen, das eine Ewigkeit zu dauern schien. Schlie?lich rappelte sich Betts auf, stand schwankend vor uns und grinste hohnisch. »Du freust dich wohl«, sagte er zu seiner Frau. »Es macht dir Spa?, da? Varicks mich zusammengeschlagen hat, was?«

»Ja«, erwiderte sie schlicht.

»Ja? Das wirst du noch bereuen.«

Er wandte sich ab, taumelte davon. Die Verandatur fiel hinter ihm ins Schlo?. Ich war allein mit Lucilia.

»Warum sind Sie zu mir gekommen?« fragte ich. »Sie wissen doch, da? Sie ihn damit nur noch wutender machen.«

»Ich mu?te kommen, Lyle. Er war vollig von Sinnen, als er aus unserer Hutte rannte. Ich hatte Angst, er konnte Sie toten.« Sie umklammerte meinen Arm, ihr Gesicht war leichenbla?. »Ich habe Angst, Lyle. Er ist zum Tier geworden. Beim leisesten Gerausch fahrt er herum und starrt hinter sich. Er geht auf Zehenspitzen, unterhalt sich nur noch im Flusterton mit mir, auch wenn wir allein sind. Manchmal murmelt er unverstandliche Worte vor sich hin und greift in die Luft, als wollte er Fledermause abwehren.«

»Vampire«, sagte ich unwillkurlich.

»Was?«

»Ach, nichts. Sie sollten jetzt zuruckgehen. Sie durfen ihn nicht noch mehr reizen. Wenn etwas passiert, kommen Sie sofort zu mir.«

»Oh, ich wunschte, ich konnte hier bei Ihnen bleiben.«

»Das wunsche ich mir auch. Aber es ist unmoglich.« Mit schleppenden Schritten ging sie hinaus. Ich sah ihre gebeugten Schultern, den gesenkten Kopf, spurte ihre Angst. Aber ich konnte nichts tun – noch nicht. Ich konnte ihr nur nachstarren, mu?te sie gehen lassen.

Als ich allein in meiner Hutte war, versuchte ich, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Eine Stunde lang beschaftigte ich mich mit meinen Insekten, spie?te sie auf Nadeln und versah sie mit Schildchen. Aber meine

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