ihn riechen, und ich konnte ihn atmen horen. Ich konnte horen, dass eines seiner Nasenlocher leicht verstopft war. Ich fragte mich, wovon er wohl traumte. Von Krebsen, vom Zirkus oder vielleicht von seiner Mutter? Manchmal tat er mir so unendlich Leid, aber ich konnte nicht mehr tun, als das, was ich fur ihn tat.

Ich schloss die Tur und ertastete meinen Weg zuruck. Ich hatte ins Badezimmer gehen und mir die Zahne putzen sollen, aber ich hatte keine Lust, noch langer durch die Dunkelheit zu stolpern. Liz lag bereits im Bett. Sie war nackt und sie wartete auf mich. Wenn sie sich keine Gedanken daruber gemacht hatte, ob sie sich die Zahne putzen sollte, warum sollte ich das dann machen? Trotzdem hasste ich den Geschmack von abgestandenem Soave.

Ich zog mich aus und glitt unter die Bettdecke. Liz kuschelte sich an mich, und ich konnte ihre Brustwarzen fuhlen, ihre Huften und ihr feuchtes Schamhaar. Sie kusste mich auf die Stirn, dann auf die Augen und schlie?lich auf die Nase. »Ich kann dich nicht sehen«, sagte sie glucksend. »Es ist hier so verdammt dunkel.«

Ich erwiderte ihre Kusse, und unsere Zahne schlugen aneinander. Die Geschehnisse in Fortyfoot House hatten uns zutiefst beunruhigt. Wir waren beide mude und ein wenig uberdreht. Ob die Gerausche und die Lichter von Geistern, Ratten oder Hausbesetzern stammten, war ganz egal. Auf jeden Fall waren sie Furcht erregend. Das Schlimmste war aber, dass wir nichts dagegen machen konnten, von einer Abreise einmal abgesehen. Die Polizei hatte schon nichts finden konnen, wie sollten wir da erfolgreicher sein?

Wir liebten uns schnell und heftig, weil wir fur ein paar Minuten an nichts anderes als an Sex denken wollten. Liz setzte sich wieder auf mich, so wie in der Nacht zuvor. Doch diesmal rollte ich herum, sodass sie unter mir auf dem Rucken lag.

Sie legte ihre Beine fest um meine Huften, wahrend ich in sie eindrang. Ich glaube, wir wussten beide, dass dies nichts mit Liebe zu tun hatte, nicht einmal mit Leidenschaft. Aber wir mochten einander. Und ich entdeckte etwas von mir in Liz, wahrend sie etwas von sich in mir sah. Ich glaube, dass wir auf unsere unterschiedliche Art beide eine Warnung fur den jeweils anderen waren.

Liz griff zwischen ihre Beine und zog ihre Schamlippen weit auseinander, damit ich noch tiefer eindringen konnte. Sie begann zu keuchen, was mich noch mehr erregte. Meine Sto?e wurden harter und harter, und dann begann das Bett zu quietschen, bis ich schlie?lich langsamer werden und die Position meines Knies verandern musste, weil mich das Gerausch so sehr storte.

»Warte ...«, flusterte sie. »Schhht...«

Sie druckte mich sanft zuruck, bis ich wieder auf dem Rucken lag. Sie kusste mich, auf meine Lippen, auf meine Brust und meinen Magen, und dann nahm sie meinen Penis in den Mund und begann gleichma?ig zu saugen. Gegen das Licht vom Fenster konnte ich den Umriss ihres Kopfes sehen, der sich auf und nieder bewegte. Ich sah die Umrisse ihrer Lippen, wie sie sich uber meinen steil in die Hohe ragenden Schaft schoben.

Einen Moment lang zogerte sie, und ich fuhlte ihre scharfen Zahne auf meiner Haut. Der Moment zog sich in die Lange, der Druck ihrer Zahne wurde fester, und einen Augenblick lang glaubte ich, dass sie mit dem Gedanken spielte, meine Eichel abzubei?en.

»Liz ...«, sagte ich leise, wahrend in mir Panik aufstieg. Doch dann horte ich sie mit vollem Mund lachen, und sie fuhr fort, meinen Schwanz mit ihrer Zungenspitze und ihren Lippen zu bearbeiten. Gegen meinen Willen spannten sich meine Muskeln an und ich kam zum Hohepunkt. Liz hielt die ganze Zeit uber ihren Mund fest um den Schaft geschlossen und schluckte alles, was mein Korper in dem Augenblick hergab. Als sie fertig war, setzte sie sich auf und gab mir einen Kuss. Ihre Lippen waren trocken.

»Vielleicht ein anderes Mal«, flusterte sie mir ins Ohr. »Auf jeden Fall aber an einem anderen Ort.«

Seite an Seite lagen wir in der fast volligen Dunkelheit. Liz schlief rasch ein, ich spurte ihren Atem auf meiner nackten Schulter. Ich fuhlte mich leer und traurig und fehl am Platz, so als habe mich die ganze Welt im Stich gelassen. So als wisse jeder Mensch auf der Welt von einem Geheimnis, das mir niemand verraten wollte. Ich horte die See, wie sie sich heimlich selbst etwas zuflusterte, und die Vogel, die in der Regenrinne stocherten. Ich dachte an das Foto von Fortyfoot House, das unten im Flur an der Wand hing. Und ich betete, dass der junge Mr. Billings nicht naher gekommen war.

Ich kam zu dem Entschluss, dass ich am Morgen noch einmal zum Strandcafe gehen und mich mit Doris Kemble unterhalten wollte. Vielleicht konnte sie mir etwas mehr uber den jungen Mr. Billings erzahlen, irgendetwas, das erklarte, warum er so unablassig immer wieder im Garten auftauchte. Die spirituelle Unruhe im Fortyfoot House schien in Bonchurch so zum Alltag zu gehoren, dass sie vielleicht vergessen hatte, mir etwas Wichtiges zu erzahlen.

Gegen zwei Uhr in der Nacht offnete ich die Augen. Der Mond war aufgegangen und tauchte das Zimmer in silbernes Licht. Liz presste sich noch immer an meine Schulter. Das Laken war verrutscht und machte aus ihrem nackten Rucken und ihrem wohlgeformten Po eine geschwungene erotische Landschaft, die wie die Dunen der Nefud-Wuste bei Nacht war. Ich lauschte, doch das Haus war ungewohnlich stumm. Kein Kratzen, kein Schlurfen. Keine knarrenden Holzbohlen. Vielleicht hatte das Etwas Harry Martin als Opfer angenommen und vielleicht war sein Hunger fur den Augenblick gestillt. In diesem Moment mitten in der Nacht war ich bereit, so ziemlich alles zu glauben.

Ich wunschte, ich hatte schlafen konnen. Ich war so verdammt mude. Ich versuchte, einen Ausweg zu finden, wie ich mit irgendeinem Job den Maklern das Geld zuruckzahlen konnte, damit ich Fortyfoot House endlich verlassen konnte, ohne ihnen etwas zu schulden. Ich uberlegte, wie ich an einen neuen Wagen kommen sollte. Vielleicht konnte ich bei Gro?mutter ein wenig Geld borgen. Das Problem war nur, dass sie 88 Jahre alt und fast blind war und ihr Vormund wie der scharfste Wachhund der Welt ihr Vermogen hutete. Ich besa? nichts, was ich hatte verkaufen konnen.

Ich versuchte, nicht an diese kleinen Zwerge zu denken, die raus-und reinkrochen.

Liz' Idee von den Besetzern, die sich im Haus versteckten, war weit hergeholt, aber nicht vollig abwegig. Es war niemand auf dem Dachboden. Detective Sergeant Miller hatte das erklart. Aber da war immer noch das abgetrennte Stuck unmittelbar darunter, gleich neben diesem Schlafzimmer.

Dieser Teil musste einmal ein Fenster aufgewiesen haben, das zur Westseite des Gartens und zu den Erdbeerbeeten zeigte, und er war gro? genug, um drei oder vier Menschen Platz zu bieten, vielleicht sogar mehr. Aber es gab keinen Zugang, weder von hier, vom Schlafzimmer, noch vom Dachboden aus, soweit ich das hatte erkennen konnen, und auch nicht von au?en.

Ich betrachtete die ungewohnlichen Winkel der Decke, die dadurch entstanden waren, dass man einen Teil dieses Zimmers abgetrennt hatte. Sie waren in keiner Weise symmetrisch. In nordliche Richtung schienen sie starker abzufallen als auf der nach Suden weisenden Seite. Und die Wand zur Westseite hin - die abgeteilte Wand - stie? in einer so irritierenden und betonten Diagonale auf sie, dass ich kaum glauben konnte, dass es sich dabei blo? um einen Zufall handeln sollte. Diese Wande waren so extrem schief, dass eine Absicht dahinterstecken musste. Jemand hatte sie aus einem bestimmten Grund so angeordnet. Vielleicht aus demselben Grund, aus dem auch die gesamte Dachkonstruktion des Fortyfoot House in einer Art und Weise errichtet worden war, dass sie sich den Gesetzen der Perspektive zu entziehen schien. Manche Hauser wurden nach einem schlechten Plan erbaut, aber so schlecht konnte kein Plan sein.

Ich starrte die Winkel an der Decke noch immer an, als mir bewusst wurde, dass sie auf mehr als nur zufallige Weise zusammenliefen. Es war sehr schwierig zu beschreiben, aber mir kam es so vor, als konne ich dahinterblicken, als konne ich diese Seite und die andere Seite der Decke gleichzeitig sehen. Ich rieb mir die Augen, aber als ich sie wieder offnete, war der Eindruck starker als zuvor. Ich hatte das untrugliche Gefuhl, dass ich durch die Decke hindurch in den abgetrennten Bereich sah.

In diesem Moment tauchte eine verschwommene Form auf, zu einer Seite geneigt. Sie flackerte ein wenig, so wie die Lichtreflexe eines Schwarzwei?fernsehers, durch den Wohnzimmervorhang betrachtet. Die Form befand sich in der sudwestlichen Ecke des Zimmers, dort, wo die Winkel zusammenliefen. Sie war der Decke naher als dem Boden und schwebte minutenlang auf einer Stelle, wahrend ich angsterfullt im Bett lag und uberlegte, was wohl als Nachstes geschehen wurde.

Allmahlich wurden die Konturen scharfer, obwohl ich noch immer nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. Eine Spiegelung? Ein Irrlicht? Ich hatte davon gehort, dass in alten Hausern manchmal Gas aus defekten Leitungen entwich. In der viktorianischen Zeit waren regelma?ig Haushalterinnen an den Folgen von ausstromendem Gas erkrankt und gestorben.

Einen Sekundenbruchteil lang glaubte ich zu erkennen, worum es sich bei der Form handelte. Sie sah aus wie eine Frau, die eine Haube mit wei?en Spitzen trug. Ich glaubte zu sehen, dass sie den Kopf drehte. Ich

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