sauberen, seifigen Geruch. Das Einzige, was mir noch immer nicht ganz klar war, betraf die Frage, wie sie wirklich uber mich dachte und warum sie hier blieb. Manchmal war sie unnahbar und ungeduldig, dann wieder rucksichtslos kritisch, mal witzig, mal leidenschaftlich. Aber stets kam es mir so vor, als wurde sie uber einen Witz lachen, den ich nicht richtig verstanden hatte. Und als wurde sie Sex nur in ihrem eigenen Kopf erleben, ohne ihre Gefuhle mit mir zu teilen.
Sie hatte mir inzwischen einmal einen geblasen, als ich noch im Halbschlaf war. Sie hatte dabei den Kopf weggedreht und alles geschluckt, ohne eine Spur von Lust oder wenigstens Vergnugen zu zeigen.
»Denk morgen druber nach«, sagte sie.
»Ich habe daruber nachgedacht, und au?erdem
»Und was wird aus mir?«
»Ich finde schon eine Unterkunft fur dich.«
»Und aus uns?«
»Ich wei? nicht. Wir sollten uns damit beschaftigen, wenn es so weit ist. Ich mochte erst Fortyfoot House hinter mich bringen.«
Sie drehte sich um und sah mich ohne zu blinzeln an. In der Iris ihres linken Auges bemerkte ich einen winzigen orangenen Funken. »Ich bin nicht sicher, dass ich das so gemeint habe, als ich dir gesagt habe, du solltest entschlussfreudiger sein.«
»Unangenehme Probleme machen unangenehme Losungen notwendig.«
»Hmm«, sagte sie und wandte mir demonstrativ den Rucken zu.
Ich griff nach ihrem Buch und las laut vor: »Eines Tages zeigte sie ihm ihre Bruste. Schuchtern offnete sie ihr Mieder, um ihn die kleine wei?e Frucht sehen zu lassen, die darunter verborgen war.«
»Ich wusste, dass du die versauten Stellen sofort finden wurdest«, sagte Liz.
Sie drehte sich wieder um zu mir. Der orangene Punkt in ihrer Iris funkelte wie ein Feuer. »Ubersturz nichts, David. Ich mache mir etwas aus dir.«
»Wenn das so ist, dann wirst du mir helfen.«
Ich traumte einen finsteren, anziehenden Traum, in dem ich wie ein Drache uber einen abfallenden Strand glitt. Das Meer unter mir war schwarz und gallertartig, eher ein Sirup als ein Meer. Ich wusste, dass das Meer voller Taschenkrebse war, Millionen und Abermillionen, die unablassig umherkrabbelten. Der Himmel war schwarzbraun, und ein drohnender Gong lie? mich fast taub werden.
Ich war noch nicht allzu weit auf die offene See geweht worden, als ich erkannte, dass ich allmahlich an Hohe verlor. Ich versuchte, die Beine anzuziehen, damit meine Fu?e nicht das Wasser beruhrten, aber der Wind wurde immer schwacher, wahrend ich standig tiefer sank. Schlie?lich tauchten meine Fu?e ins Wasser ein, dann meine Beine, bis ich bis zu meiner Leistengegend eingetaucht war. Das Wasser war eisig kalt, und ich konnte die Taschenkrebse spuren, die auf meinen Fu?en, meinen Beinen und meinem Bauch umherkrabbelten.
Ich schrie auf, und im nachsten Moment war ich wach. Mir wurde plotzlich klar, dass ich mir in meine Pyjamahose gemacht hatte, aber zum Gluck nicht ins Bett. Schwitzend und zitternd kletterte ich aus dem Bett, um ins Badezimmer zu gehen, wo ich mich auszog und wusch. Im Spiegel sah mein Gesicht verzerrt und hager aus, als habe jemand das Glas zerschlagen.
Wahrend ich mich abtrocknete, vernahm ich wieder das schlurfende, kratzende Gerausch in den Wanden und dann uber den Boden des Speichers. Ich hielt inne, um das Gerausch genauer horen zu konnen, doch im gleichen Augenblick war es schon wieder verstummt. Nur noch das leise Pfeifen des Windes, das Rascheln der Baume und das murrische Rauschen der See waren zu horen.
Ich trank zwei Glaser kaltes Wasser und verlie? das Badezimmer. Danny und Charity waren inzwischen wohl eingeschlafen, jedenfalls konnte ich sie nicht reden horen. Ich wollte eigentlich nach ihnen sehen, doch die Tur zu ihrem
Zimmer knarrte so laut, dass ich sie vermutlich aufgeweckt hatte.
Gerade wollte ich die Tur zu
Wieder horte ich ein Kratzen und Schlurfen, woraufhin mir ein Schauder uber den nackten Rucken lief, der mir wie ein leichter Stromschlag vorkam.
Anstatt ins Schlafzimmer zu gehen, kniete ich mich vor die Tur und warf einen Blick durch das Schlusselloch. Der Luftzug lie? mein Auge tranen, aber trotzdem konnte ich die dunklen Umrisse des Betts erkennen, Liz' Kopf auf dem Kissen und einen Teil des Fensters.
Erneut flackerte das Licht, aber es war ganz sicher kein Blitz. Die Lichtquelle befand sich
Ich wusste nicht, was diese Worte bedeuten sollten, aber sie wurden auf eine so beharrliche, beschworende Weise gesungen, dass sie in mir eine irrationale Furcht auslosten, die fast an Panik grenzte. Jemand oder etwas wurde ins Fortyfoot House gerufen - aber wer oder was, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich war nicht mal sicher, ob ich es mir uberhaupt vorstellen
Diesmal flackerte das Licht sehr grell. Ich war erstaunt, dass es Liz noch nicht geweckt hatte. Ich beschloss, die Tur zu offnen, doch als ich meine Hand um den Turgriff legte, kam die Lichtquelle in mein Blickfeld, und ich blieb wie erstarrt stehen.
Die Schwester oder Nonne, die ich uber mir hatte schweben sehen, hatte mitten im Raum Form angenommen. Eine gro?e schimmernde Gestalt mit einem weiten Schleier und gehullt in ein blaues Licht, das sich wie eine phosphoreszierende Reihe verblassender Eindrucke auf und ab bewegte.
Der Gesang hielt an.
Die Nonne glitt uber den Fu? des Bettes, hielt einige Zeit inne und schien die schlafende Liz zu beobachten. Dann lehnte sie sich uber das Bett. Sie beugte sich nicht vor, sondern
Ich sah, dass Liz sich umherwalzte. Ich wusste nicht, wie gefahrlich diese Erscheinung war und was sie wollte, aber mir war klar, dass ich nicht langer untatig zusehen konnte. Ich riss die Tur mit solcher Gewalt auf, dass sie mit Wucht gegen die Wand schlug - nicht so sehr, um die Gestalt zu erschrecken, sondern um mir selbst Mut zu machen. Als ich dann aber splitternackt vor dem Bett stand, zog sich meine
Kehle zusammen und erlaubte mir nicht mehr als ein heiseres, hohes: »Aaahh!«
Mit einem donnernden Getose begann sich die Gestalt uber dem Bett umzudrehen, und unter dem Schleier konnte ich ein
Ich horte ein Gerausch, das so klang, also wurden sich tausende Liter Wasser auf einmal aus einer riesigen Zisterne ergie?en, ein rauschendes, donnerndes,
Dann kehrte Ruhe ein, unheimliche Stille. Sogar der Wind gab keinen Laut mehr von sich, und das Meer