dass ich verruckt bin.«

»Oh David, nun hor schon auf! Du bist nicht verruckt! Du kampfst gegen deinen Stress an und versuchst, die Kontrolle uber dein Leben zu wahren. Warum fahren wir nicht mit dem Bus nach St. Lawrence und gehen ins Buddle Inn, um dort zu essen. Ich liebe das Buddle Inn.«

Am Fu? der Treppe wartete auch Danny auf mich. Auf eine sehr erwachsene Weise nahm er meine Hand und begleitete mich nach drau?en auf die Veranda.

»Geht es dir gut, Daddy?«

»Ja, naturlich, mir geht es gut.«

Er stand neben mir und hatte die Hande hinter dem Rucken verschrankt wie der Prince of Wales, wahrend er uber den Rasen hin zu den alten Eichen und der zerfallenen Kapelle blickte, als sei alles sein Besitz.

»Glaubst du, dass wir auch mal so ein Haus haben werden?«, fragte er mich.

»Ich wei? nicht. Wenn alles richtig verlauft, dann vielleicht ja.«

»Ich wunschte, Mom ware hier.«

»Ja, das glaube ich dir.«

»Du auch?«

Ich schuttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich glaube, das liegt jetzt alles hinter mir. Mom scheint mit Raymond viel glucklicher zu sein. Vielleicht sollte ich versuchen, mit Liz glucklicher zu sein.«

»Ich mag Liz«, sagte Danny. Das wiederum gefiel mir.

»Liz ist witzig«, verkundete er dann.

»Ja?«

»Liz hat mein Bild tanzen lassen.«

Ich sah ihn an. Wieder spurte ich das kalte vertraute Gefuhl einer Furcht, die sich langsam uber meinen Rucken nach oben vorkampfte. »Was meinst du damit?«

»Sweet Emmeline und der Mann mit dem Schornsteinhut. Sie hat sie tanzen lassen.«

»Wie hat sie das denn gemacht?«

Danny schuttelte den Kopf. »Ich wei? nicht.«

Ich wollte ihn gerade fragen, wie er das nun gemeint hatte, als Liz auf die Veranda kam. Sie trug eine gefahrlich enge Stretchjeans und ein rotes T-Shirt, das keinen Zweifel daran lie?, dass sie darunter keinen BH trug.

»Bist du so weit?«, fragte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange, die keine Kratzer aufwies.

Ich hatte keine Ahnung, welchen Gesichtsausdruck ich in diesem Moment hatte, aber er musste besorgt genug gewesen sein, sodass sich Liz bei mir unterhakte, mich nochmals

kusste und sagte: »Um Himmels willen, David. Wir gehen nur zum Lunch. Beeil dich, sonst verpassen wir den Bus.«

Wir sa?en wahrend des Essens drau?en im Sonnenschein -frisch frittierter Schellfisch mit Fritten, dazu Ruddles Beer. Wahrend ich Danny dabei beobachtete, wie er seine Fritten ins Ketchup tauchte, kam ich mir sehr englisch und normal vor, fast wieder wie ein Vater mit seiner Familie.

Nach dem Lunch kehrten wir nach Bonchurch zuruck, wahrend uber Godshill und Whiteley Bank ein schweres Gewitter niederging. Als wir aus dem Bus ausstiegen, roch die Luft nach Ozon, und Regentropfen, so gro? wie 10-Pence-Stucke, uberzogen die Stra?e.

Liz und ich gingen Arm in Arm, wahrend Danny vorauslief. Ihre Bruste wippten schwer und warm gegen meine Hand. Ich hatte noch immer Schwierigkeiten zu glauben, dass meine Ausfluge ins Jahr 1886 nichts weiter als Einbildung gewesen waren. Das Ungewohnliche daran war aber, dass ich viel weniger Schwierigkeiten damit hatte, zu glauben, dass es nicht geschehen war. Es war' viel einfacher, alles fur Albtraume zu halten.

Wie sollte das auch alles wahr sein? Wie konnten die Alten Wirklichkeit sein? Wie sollte Liz mit Samen, Speichel und Blut befruchtet werden, um drei Kreaturen das Leben zu schenken, die nicht menschlich waren? Ich konnte sie an meiner Seite fuhlen: Sie war zart, vollbusig, madchenhaft und sie roch nach selbst gebackenen Biskuits und herbem Body-Shop-Parfum. Sie war echt, alles andere war Wahnsinn.

Ein verheerender Donner zerriss formlich den Himmel. Der vorausgegangene Blitz hatte das Dach und die Schornsteine des Fortyfoot House wie in einem Gruselfilm erhellt. Der Regen prasselte mit: einem Mal auf uns nieder, und wir rannten los, um so schnell wie moglich die vordere Terrasse zu erreichen, wo Danny bereits ungeduldig auf uns wartete, weil er zur Toilette musste.

»Beeil dich, Daddy!« Ich schloss die Tur auf und wir gingen ins Haus, wo es sehr duster und feucht war und nach Vernachlassigung roch. Ich hangte meine nasse Jacke auf, ging in die Kuche und warf einen Blick in den Kuhlschrank.

»Wie war's mit einem Glas Wein?«, fragte ich Liz. »Da ist noch ein Rest von dem bulgarischen Zeugs ubrig.«

»Igitt. Aber auch gut.«

Sie kam zu mir und legte ihre Arme um meinen Hals. Ihr Haar war nass und klebte ihr auf der Stirn. Ich gab ihr einen Kuss und kam zu dem Schluss, dass ich sie mochte.

»Ich sollte mich mal wieder um meine Arbeit kummern«, sagte ich.

»Also bleibst du?«

»Ich glaube schon. Jedenfalls fur den Augenblick. Ich habe das Gefuhl, Fortyfoot House will mich nicht gehen lassen.«

»Ich glaube, es ist hier gar nicht so schlimm. Ich habe mich eigentlich schon sehr gut an das Haus gewohnt.«

Danny kam in die Kuche, immer noch mit dem Rei?verschluss seiner Hose beschaftigt. »Kann ich zum Strand gehen?«, fragte er.

»Es regnet.«

»Macht nichts, ich ziehe meine Badehose an.«

Ich sah aus dem Kuchenfenster. Drau?en war es warm, und uber dem Kanal klarte es bereits auf. »Na gut«, sagte ich. »Aber bleib bei den Felsen am Strand. Geh nicht ins Wasser. Wir kommen spater zum Strand, um nach dir zu sehen.«

Danny zog sich um und verlie? in seiner leuchtenden blaugelben hawaiianisch aussehenden Badehose und mit Eimer und Schaufel bewaffnet das Haus.

»Ich glaube, er ist genauso verruckt wie du«, sagte Liz und grinste breit.

Ich reichte ihr ein Weinglas und erwiderte: »Zum Wohl. Auf den Wahnsinn, egal, in welcher Gestalt er auftaucht.«

Sie stie? mit mir an, dann kusste sie mich. »Warum gehen wir nicht nach oben?«, fragte sie. »Im Bett schmeckt Wein immer viel besser.«

Ich sah sie uber den Rand meines Glases hinweg an. Der Regen schlug sanft gegen das Fenster und wurde vom Wind in die Kuche getragen. In der Ferne grollte Donner. Drei Sohne, davon hatte der junge Mr. Billings gesprochen. Ein Sohn des Samens, ein Sohn des Speichels, ein Sohn des Blutes. Hatte ich das wirklich nur getraumt?

Liz ging mir auf der Treppe voraus und drehte sich zwei-oder dreimal um, lachelte mich an und wollte sicher sein, dass ich ihr auch folgte. Als wir das Schlafzimmer erreicht hatten, schien die Sonne wieder, und das ganze Zimmer war von strahlendem Licht erfullt. Liz stellte ihr Glas neben das ungemachte Belt, zog unvermittelt ihre Jeans aus, kniete sich aufs Bell und streckte mir ihre Arme entgegen. Durch das strahlende Wei? ihres Slips konnte ich ihre dunklen Schamhaare hindurchschimmern sehen.

Ich zog Hemd und Hose aus und gesellte mich zu ihr aufs Betl. Wir knieten da und sahen uns an wie die beiden Liebenden auf dem Titelbild von The Joy of Sex, kussten uns und erkundeten jeder den Mund des anderen. Liz schmeckte nach Wein und nach einer undefinierbaren, aber betorenden Su?e, die mich an einen Geschmack erinnerte, der lange zurucklag und den ich nicht naher bestimmen konnte.

Ich zog ihr T-Shirt hoch und nahm ihre Bruste in meine Hande, um sie zu kussen und an ihren Brustwarzen zu knabbern. Sie fuhr mit ihren Fingern durch mein Haar und sang immer und immer wieder: »David, ic h liebe dich, David, ich liebe dich.« Es klang fast wie ein Lied, wie ein ritueller Gesang.

Unbeholfen schob ich ihren Slip nach unten, druckte sie sanft auf den Rucken, damit ich ihre Beine anheben und ihren Slip ausziehen konnte. Im Licht der Nachmittagssonne gluhte ihr Schamhaar wie Golddrahte. Ihre

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