bleibenden Schaden hinterlassen hat. Ich hore Verstandigung zwischen verschiedenen Hoch-Tech-Rassen ab, aber alles scheint seinen normalen Gang zu gehen. Die Schacht-Welt wird aufrechterhalten.«

Auf der Schacht-Welt hatten die Schopfer die technologischen Fahigkeiten der sechseckigen Okospharen begrenzt, um Schwierigkeiten zu simulieren, denen die Rassen sich spater einmal auf ihren ›Heimat‹-Planeten gegenubersehen wurden. Manche davon konnten alle Energiequellen nutzen, andere waren auf Schie?pulver und Dampfkraft beschrankt, in wieder anderen arbeiteten nur Maschinen, die von Muskel- oder Spannkraft betrieben wurden.

Dieses scheinbar willkurliche System diente auch als Hemmnis fur Aggressionen. Eine Hoch-Tech-Zivilisation war hilflos in einem Nicht-Tech-Hex, wo das Militar ausgebildete Schwertkampfer und Bogenschutzen besa?; gleicherma?en erwies es sich fur ein Sechseck mit geringer oder gar keiner Technik als ausgeschlossen, eines zu uberfallen, das hochmoderne Waffen besa?.

»Obie — die Aufrechterhaltung der Schacht-Welt wird nicht vom Hauptcomputer geleistet, nicht?«

»Richtig. Irgend etwas mu? die Riesenmaschine schlie?lich antreiben. Allen Erkenntnissen zufolge scheint der Schacht-Welt-Computer in hervorragender Verfassung zu sein. Das hei?t, das Problem ist der Hauptcomputer — derjenige, der Sie und mich und alles andere aufrechterhalt. Ich spure jetzt die Diskontinuitat, die Fehlerhaftigkeit, aber ich wage keinen offenen Kontakt mit dem Schacht, wie Sie sicher verstehen werden.«

Das war der Fall. Vor langer Zeit, als sie das erstemal hierhergekommen waren, hatte Obie sich mit dem Hauptcomputer in Verbindung gesetzt und war nicht mehr in der Lage gewesen, sie abzubrechen.

»Meine Analyse, beruhend auf dem Energieaussto?, den ich messen kann«, fuhr der Computer fort, »ist die, da? etwas Grauenhaftes geschehen ist. Wie Sie wissen, entsteht die Energie zur Erhaltung der Naturgesetze unseres Universums auf der Schacht-Welt, und in der Regel ist das eine Einbahnstra?e. Jetzt allerdings nicht mehr. Ich stelle starke Ruckkopplung fest, die sich in den Schacht-Computer ergie?t. Der Schacht versucht das auszugleichen, scheint aber nicht ganz fahig dazu zu sein.«

Das klang bedrohlich.

»Was kann geschehen sein?«

»Schwer zu sagen. Ich vermute, da? jemand Zinders Prinzipien wiederentdeckt, eine gro?e Scheibe gebaut hat — was dumm ist, wenn man nicht begreift, womit man es zu tun hat —, sie dann mi?brauchte und diese Ruckkopplung hervorrief, die jetzt den Schacht der Seelen schadigt. Und der Energiepegel der Ruckkopplung nimmt zu.«

»Obie, der Computer ist alles, was zwischen uns und volliger Auflosung steht«, sagte Mavra bedruckt. »Kann er das Problem bewaltigen oder nicht?«

»Das wei? ich nicht, bis wir die Ursache ausgemacht haben. Nach den leichten Steigerungen, die ich feststelle, wurde ich eher sagen, nein. Mavra, der Schacht-Welt-Computer kann ein wei?es Loch beseitigen! Was kann geschehen sein, das uber seine Kraft hinausgeht, es zu korrigieren?«

»Stellen wir es fest«, sagte sie. »Wir verfolgen die Ruckkopplung zu ihrem Ursprung zuruck, aber geh nicht zu nah heran. Wir wollen nicht von ihr umgebracht werden.«

»Ich werde vorsichtig sein«, versprach Obie. Dabei gluhte die gro?e Schussel an seiner Unterseite auf, ein violettes Feld hullte den ganzen Planetoiden ein, und er verschwand.

Dolgritu

»Sekten machen mich nervos«, sagte Zigeuner unbehaglich.

Marquoz starrte stumm auf den Hauptplatz der riesigen Zentralstadt, vollgestopft mit, wie es schien, Millionen Menschen. Nur sein merkwurdiges Au?eres und sein Feueratem verhinderten, da? er vom Pobel umhergesto?en wurde.

»Und sich vorzustellen, da? das noch vor wenigen Monaten ein kleiner Verein von schrulligen Figuren mit wenig Anhangern war«, fuhr Zigeuner fort. »Kaum zu glauben.«

»Verzweifelte, von Umstanden, auf die sie keinen Einflu? haben, bedrangte Wesen wenden sich fast immer dem Ubernaturlichen zu«, knurrte der kleine Drache.

Die Gemeinde des Schachtes war in der Tat gro? geworden; sie stellte jetzt die gro?te religiose Gruppierung im Kom-Bereich dar. Die Sekte selbst hatte die gro?te Muhe, mit dem plotzlichen Erfolg fertigzuwerden; sie konnte ihre Anhanger nicht mehr schulen, stellte aber fest, da? sie mit Ubereifer beitraten und dabeiblieben.

Die Zinder-Vernichter waren zu ubersturzt entwickelt worden. Weder sie noch ihre Herkunft konnte lange verborgen bleiben. Als man die Daten mit ihren Zusammenhangen veroffentlichen mu?te, schien alles bestatigt zu werden, was die Sekte immer schon behauptet hatte. Sogar die nicht-menschlichen Rassen schienen interessiert zu sein, auch wenn sie die Vorstellung eines Gottes in Menschenform zuruckwiesen.

So hielten also ungeheuer viele Menschen Ausschau nach Nathan Brazil. Wenn er tatsachlich so echt war, wie Zigeuner behauptete, konnte Marquoz nur hoffen, da? er sich gut versteckt hatte.

Marquoz und Zigeuner waren nicht anwesend, um die Zeremonie zu beobachten oder die Reden zu verfolgen, sondern, um sich mit der Hohepriesterin zu treffen, die zur Menge sprechen sollte. Die Olympierinnen hatten den Rat um Zugang zu den neuerdings freigegebenen Computerarchiven gebeten. Marquoz war hier, um diesen Punkt zu besprechen.

Auch der Rat hatte Angst.

Zigeuner starrte die Menschenmassen bewundernd an.

»Was fur eine Masche!«stie? er hervor. »Was fur eine gro?artige Masche!«

»Warum wundert dich das?«fragte der Chugach belustigt. »In der Geschichte deiner Rasse hat niemand mehr Geld eingesackt oder mehr Menschen umgebracht als die Religion, und trotz des ganzen Mummenschanzes spricht fur diese hier mehr als fur die meisten. Wenn zwei Dutzend nuchterne Astrophysiker ernsthaft um die wahre Natur Gottes streiten, dann haben wir wahrlich alle den falschen Beruf ergriffen.«

Zigeuner lachte.

»Und wie kommen wir durch das Gedrange? Wir brauchen ein Jahr, um uberhaupt bis zum Staatshaus zu kommen.«

»Eine Religion deines Volkes kennt die Geschichte eines fliehenden Volkes mit dem Rucken zum Meer, bedrangt von einem feindlichen Heer. Im letzten Augenblick teilte sich das Meer. Das macht man so.«Der Drache zog eine Flasche aus seinem Gurtel, leerte sie und steckte sie wieder in die Halterung. Dann offnete er den gro?en Mund, atmete ein und blies den Atem langsam hinaus. Es roch nach Schwefel, und Feuer scho? wie eine lange Zunge heraus. Marquoz hatte keinerlei Schwierigkeiten, sich eine Gasse durch die Menschenmassen zu bahnen und Zigeuner mitzunehmen.

Ein gro?eres Hindernis war der Schwarm von Sicherheits-Akoluthen um die Eingange zu dem Gebaude, von dessen Treppenstufen aus die Hohepriesterin Yua zur Menge sprechen sollte. Ihre Elektrostabe und strengen Mienen verrieten, da? sie mit ein wenig Hollenfeuer nicht einzuschuchtern waren.

Zigeuner blickte nervos auf die Bewacher, die man eigens nach Gro?e und Schulterbreite ausgesucht hatte, aber Marquoz nahm sich den gro?ten, hartesten, am gefahrlichsten aussehenden Burschen und ging auf ihn zu. Der Elektrostab hob sich ein wenig.

»Keiner darf hindurch!«verkundete der Akoluth mit der tiefsten Stimme, die Zigeuner je gehort hatte. Zigeuner glaubte ihm.

»Geh beiseite, Mann!«erwiderte Marquoz, dessen Brummba?stimme keineswegs eingeschuchtert klang. »Wir vertreten den Kom-Rat.«

»Keiner darf hindurch!«wiederholte der Aufpasser und hob, um das zu unterstreichen, den Elektrostab ein wenig hoher.

»Habe ich nicht gesagt, da? wir vom Kom-Rat sind?«wiederholte Marquoz geduldig. »Ich bin von der Kom- Polizei, und jeder Versuch, mich an der Ausubung meiner Pflicht zu hindern, wird mit dem Tode bestraft.«

Der gro?e Mann war nicht beeindruckt.

»Keiner darf hindurch.«Diesmal fugte er hinzu:»Nicht einmal der Kom-Bund steht uber dem Willen Gottes.«

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