»Deine Herrin hat mich rufen lassen«, erklarte Marquoz. »Deine Gruppe wunscht im Hinblick auf eure Suche unsere Mitarbeit. Wir waren so gutig, daruber diskutieren zu wollen, und deine Herrin hat diesen Ort als geeigneten Treffpunkt bestimmt. Nun ist es so, da? ihr etwas von uns wollt und nicht umgekehrt. Du kannst uns durchlassen und deiner Herrin sagen, da? wir hier sind, oder uns fortschicken. Wir werden ihr indirekt klarmachen, wer das Zusammentreffen verhindert hat. Ganz wie du willst. In zehn Sekunden gehe ich.«
Der kleine Drache hatte einen taktischen Fehler begangen. Er hatte dem Aufpasser eine Wahlmoglichkeit zuviel zugestanden. Er kannte sich nicht mehr aus und zog sich auf seine Befehle zuruck.
»Ich wei? von nichts und darf keinen hereinlassen«, erwiderte er.
»Nicht einmal Nathan Brazil?«fuhr ihn Marquoz an.
Der Aufpasser blinzelte ein paarmal.
»Aber — naturlich, wenn es der Herr ist —«
»Aha. Deine Befehle sagen aber,
Das war fur den Bewacher zuviel. Er wandte sich an einen jungeren Akoluthen.
»Bruder, sag der Herrin, hier sei eine Riesenechse, die sich fur einen Polizisten ausgibt und mit ihr sprechen mochte.«
Der Bruder nickte, drehte sich um und ging. Marquoz griff in sein Wams und zog ein silbernes Zigarrenetui mit einem sehr sonderbaren Wappen heraus. Er nahm eine Zigarre heraus und zundete sie auf die gewohnte Weise an. Der Aufpasser blinzelte fasziniert. Marquoz zeigte ein Grinsen mit sehr vielen, scharfen Zahnen und hielt ihm das Etui hin.
»Zigarre?«fragte er freundlich.
Der Aufpasser ri? nur die Augen auf. Der Chugach zog die Schultern hoch und steckte das Etui ein. Zigeuner verdrehte die Augen und beobachtete die Menschenmassen.
Schlie?lich kam der andere Akoluth zuruck und flusterte mit dem gro?en Aufpasser und einigen anderen Kollegen. Schlie?lich kam er herangeschlendert.
»Die Hohepriesterin empfangt euch«, erklarte er, »aber erst nach dem Gottesdienst, der in wenigen Minuten beginnen wird. Bitte, wartet bis dahin.«
Marquoz seufzte.
»Und wie lange wird der Gottesdienst dauern?«
»In der Regel zwei Stunden«, erwiderte der Akoluth. »Er ist sehr erhebend und sollte sich bei diesen Menschenmassen als ein Erlebnis erweisen, das Berge versetzt.«Seine Augen leuchteten. »Ich bin von Anfang an dabei, wissen Sie«, vertraute er ihm stolz an.
Der Drache schnaubte und wandte sich an Zigeuner.
»Ob es hier noch ein Lokal gibt, wo man etwas trinken kann?«
»Vermutlich nicht, aber versuchen konnen wir es«, meinte Zigeuner achselzuckend.
»Wir kommen wieder«, versprach Marquoz, »in zwei Stunden oder so.«
Sie hatten Gluck und fanden doch eine geoffnete Bar; der Besitzer war ein standhafter Materialist, der sich vor seinen einzigen beiden Gasten erbost daruber auslie?, da? der Sekte eine Verschworung der herrschenden Klassen zugrunde liege, die Massen noch mehr zu unterdrucken.
Der Drachen-Polizist und sein sonderbarer menschlicher Freund blieben in der Bar noch langer als eine halbe Stunde, nachdem sie die ersten Zuschauer den Platz hatten verlassen sehen, sitzen. Endlich stand Marquoz auf und ging zur Tur.
»Na, dann wollen wir mal«, sagte er heiter.
Der Mann hinter der Theke unterbrach seinen Vortrag.
»He, wartet mal! Ihr habt nicht bezahlt!«
Zigeuner drehte sich um und lachelte.
»Aber, Sir! Das wundert mich. Die Massen unterdrucken, indem man etwas so Gemeines und Abscheuliches wie Geld verlangt? Die Wurzel allen Ubels, wissen Sie.«
»Was seid ihr denn, Anarchisten?«fuhr ihn der Wirt an und griff unter die Theke. »Her mit dem Geld, oder die Tur bleibt zu, und wir warten auf die Polizei.«
Der Chugach griff in sein Wams und zog ein Ausweisetui heraus.
»Aber die Polizei bin ich
Sie waren im Freien, bevor der Wirt entscheiden konnte, ob er es riskieren sollte oder nicht.
Die Hohepriesterin war hochst aufgebracht, so da? ihre innere Wut unverkennbar blieb, obwohl sie sich um eine ausdruckslose Miene bemuhte.
»Ihr hattet langst hier sein sollen«, sagte sie emport und schenkte Zigeuner ihre Anfangsrugen.
Marquoz lie? sie eine Weile reden, und Zigeuner nahm die Vorwurfe hin, wahrend der kleine Drache sie genau betrachtete. Es war nahezu unmoglich festzustellen, ob sie dieselbe Person war, die er auf dem Frachtschiff kennengelernt hatte — sie hatte dieselbe Hautfarbung und war auch sonst ein genaues Abbild. Er kam endlich zu dem Schlu?, da? sie eine andere sein mu?te. Das Original hatte Zigeuner niemals mit ihm verwechselt.
Als sie endlich Atem holen mu?te, trat er vor.
»Burgerin Yua, wenn Sie damit fertig sind, meinen lieben Freund zu beschimpfen, der sonst weiter keine Verbindung zur Regierung hat, bin ich gerne bereit, die Fragen mit Ihnen zu besprechen.«
Die Olympierin zuckte zusammen.
»Wie konnen Sie es wagen, mich so zu behandeln?«brauste sie auf, und es hatte ganz den Anschein, als sollten Zigeuner und Marquoz eine Neuauflage der ersten Attacke erleben.
»Halten Sie den Mund und setzten Sie sich«, sagte Marquoz knapp.
»Mund halten und hinsetzen, habe ich gesagt.
Yua schluckte muhsam und sagte tonlos:»Nun gut, Sir. Wir sprechen als Gleichberechtigte miteinander.«Fur sie war das ein gewaltiger Kompromi?, aber Marquoz pa?te er nicht.
»O nein, Madame, wir sind keine Gleichberechtigten. Ich vertrete vierzehn Rassen auf mehr als tausend Welten. Ich vertrete die bestehende Macht, und zwar eine, die Sie zuruckgewiesen haben. Ihr Ratssitz ist nie eingenommen worden, sonst mu?ten wir dieses Gesprach nicht fuhren. Ich bin der Kom-Bund, Madame — uberzeugen Sie mich. Sagen Sie mir zuerst, was Sie wollen, und dann, warum ich es Ihnen geben soll.«
»Nun gut,
Marquoz nickte nachdenklich, sog an seiner Zigarre und blies einen dicken Rauchring in ihre Richtung.
»Gut, Sie glauben, Sie konnen Nathan Brazil darin finden. Gehen wir davon aus, da? das der Fall ware — weshalb sollten wir es zulassen? Er ist Kom-Burger, und wenn er sich vergraben will, geht Sie das nichts an.
»Oh, aber ER
Marquoz lie? sich auf seinem Schwanz nieder.
»Aber Sie mussen doch auch unsere Lage verstehen. Sie sind nur eine Religion unter Zehntausenden. Mehr noch, Sie sind eine