Zahlung waren es einundsiebzig — stammen von verschiedenen Rassen, und wir haben sie auf unseren Reisen ubernommen. Ausgesto?ene mit unserer Zielbewu?theit, konnte man sagen.«

»Mir kamen sie sehr menschlich vor«, warf Yua ein.

Mavra lachelte.

»Obie hat eben gesagt, ich sei verwandelt worden. Ich war mi?gestaltet. Er behob das, machte mich zu dem, was ich gewesen war. Er erhalt mich jung und in bestem Zustand. Jeder von uns kann jede Gestalt annehmen, die Obie kennt oder sich vorzustellen vermag, mit allen Kraften oder Fahigkeiten, von denen wir meinen, wir brauchten sie.«

»Und welchem Anla? verdanken wir das Vergnugen dieses Besuches?«fragte Marquoz. »Und weshalb sind wir hier?«

»Warum gerade Sie es sind, nun, das ist eher Zufall«, erwiderte Mavra. »Ein Gluck, soviel ich sehen kann. Als Obie den Ri? im Raum-Zeit-Kontinuum spurte, sind wir namlich zuerst zur Schacht-Welt geflogen, um festzustellen, ob der Hauptcomputer beschadigt war.«

Yua hielt den Atem an.

»Sie haben den Heiligen Schacht der Seelen besucht?«

»Heilig hin, heilig her, ich habe auf dieser verruckten Welt viel zuviel Zeit verbracht.«

»War der Schacht nun beschadigt?«fragte Marquoz.

Sie nickte.

»Der Schacht-Computer war durch die eingesetzten, ungebremsten und unzureichend abgeschirmten Vernichtungsgerate beschadigt«, erlauterte Obie. »Jetzt ist das noch keine gro?e oder klaffende Wunde, aber der Ri? im Raum-Zeit-Kontinuum wachst. Der Schaden wird dadurch gro?er, da es das Loch und nicht der Schacht ist, der den naturlichen Zustand der Dinge darstellt. Der Schacht leistet Au?erordentliches, um die Ausbreitung zu behindern, aber ausschalten kann er sie nicht.«

»Als wir den Ursprung des Problems aufgespurt hatten, landeten wir hier«, fuhr Mavra fort, »und konnten den Grund schnell feststellen, obwohl es uns nicht gelang, allzu nah heranzukommen. Obie verspurte so nah an der Verwerfung starke Schmerzen. Deshalb sind wir jetzt etwas weiter hinausgegangen.«

»Aber das erklart uns nicht«, sagte Yua.

Mavra nickte.

»Darauf komme ich gleich. Nun, ich landete auf einer Grenzerwelt, um mich einzustimmen — seit damals hat der Kom-Bund sich wahrlich verandert —, und als erstes fragten mich ein paar Langberockte, ob ich Nathan Brazil sei. Es dauerte nicht lange, bis ich uber die Gemeinde des Schachtes und ihre Fuhrerinnen, die Olympierinnen, informiert war. Es fiel mir nicht schwer dahinterzukommen, wer die Olympierinnen sein mu?ten, obwohl ich schon ma?los uberrascht war. Ich hatte nicht damit gerechnet, da? sie in der Lage sein wurden, sich fortzupflanzen, schon gar nicht reinrassig.«

»Den Ersten Muttern wurden zwei mannliche Nachkommen geboren«, warf Yua ein. »Darauf haben wir unsere Rasse aufgebaut.«

Mavra nickte und fuhr fort:»Ich sagte mir jedenfalls, da? ich mehr uber diese Gemeinde wissen mu?te, und zwar schnell, weil wir sie brauchen.«

»Der Ri? im Raum-Zeit-Kontinuum erweitert sich sehr schnell«, sagte Obie erganzend. »Wenn man ihm nicht Einhalt gebietet, wird er den gesamten Kom-Bereich in hundertfunfzig Jahren verschlingen. Allerdings wird er schon in ungefahr hundert Jahren alles Leben vernichtet haben. Dann wird der Ri? weitergehen — immer schnell sich ausdehnend. Ich kann ihn nicht reparieren. Das liegt nicht nur au?erhalb meiner Krafte, sondern wahrend er sich erweitert, erzeugt er Storungen in der ganzen Wirklichkeit, wie wir sie kennen. Ich meine, nun, stellen Sie sich die ganze Wirklichkeit, das ganze Raum-Zeit-Kontinuum, als eine Art Bettlaken vor. Rei?en Sie es in der Mitte auf und fangen Sie an, von allen Seiten daran zu ziehen. Nicht nur erweitert sich der Ri?, sondern durch das ganze Laken laufen Krauselungen. Der Raum, die Zeit, die ganze Wirklichkeit werden verzerrt und verlieren ihre Stabilitat. Im Augenblick bemerken Sie diese Unbestandigkeiten noch kaum, aber sie werden, bevor es zu Ende geht, schlimmer werden, viel schlimmer.«

»Es gibt also nur eines, was wir tun konnen«, fuhr Mavra fort. »Wir mussen Nathan Brazil finden. Er hatte sofort, als sich das einstellte, zur Schacht-Welt gerufen werden mussen, um den Schaden zu beheben, aber das ist nicht der Fall gewesen. Entweder ist der Mechanismus beschadigt worden, oder er weigert sich aus irgendeinem Grund hinzugehen. Soviel wir wissen, ist er im ganzen Universum der einzige, der den Schacht- Computer reparieren kann. Entweder finden wir ihn, oder unsere Heimat hort auf zu existieren. So einfach ist das.«

Marquoz dachte nach. Er hatte an sich keinen Anla?, der Frau zu glauben, aber angesichts seiner Kenntnisse auch keinen, an ihren Worten zu zweifeln. Trotzdem, es blieben Fragen.

»Ich mu? wieder von vorne anfangen«, sagte er argwohnisch. »Weshalb sind wir drei hier? Warum nicht ein Mitglied des Prasidiums oder der Ratsprasident oder jemand von ahnlicher Bedeutung?«

Mavra Tschang lachelte.

»Zum Teil war es Zufall, Ihre Rolle, meine ich. Ich hatte es auf Yua abgesehen.«

Die Priesterin merkte noch starker auf, blieb aber stumm.

»Was wir am wenigsten kennen, ist die Geschichte der Gruppe, nachdem Obie und ich das Weite gesucht hatten«, erklarte Mavra. »Wir mu?ten also eine lebende Olympierin finden, und davon gibt es nicht viele. Wir zielten schlie?lich auf die Massenversammlung, um sie uns zu holen. Als sie ganz entrustet zuruckkam, lauschte ich und kam dahinter, da? sie den Kom-Bund um Hilfe ersuchte, Brazil zu finden. Ich beschlo?, auf Sie zu warten.«

Marquoz nickte. Es ergab Sinn.

»Ich mochte mehr uber Sie wissen«, sagte er zu Mavra. »Ich mochte wissen, wer Sie sind, und was Sie meinten, als Sie sagten, Sie waren Brazils Urenkelin.«

»Mich interessiert das auch«, fugte Yua hinzu.

Mavra lehnte sich zuruck.

»Ich war fruher eine Art Madchen fur alles, gegen Geld zu haben, fur anstandige Dinge, versteht sich. Ein Frachterkapitan, der Nebenauftrage ubernahm. Ratin Alaina heuerte mich an, bei Treligs Vorfuhrung dabeizusein. Das tat ich, und wir fanden uns plotzlich alle auf der Schacht-Welt wieder. Ich brauchte mehr als zwolf Jahre, um von dort fortzukommen. Was die Frage angeht, ob ich Brazils Urenkelin bin, handelt es sich in erster Linie darum, wie man das betrachtet. Ich war die Enkelin von Leuten, die Brazil zum Kom-Bereich zuruckbrachte, nachdem sie auf der Schacht-Welt gewesen waren; er gab ihnen in neuen Korpern ein neues Leben. Als die Heimatwelt meiner Eltern totalitaren Kraften anheimfiel, holte Brazil mich heraus — meine Gro?eltern, inzwischen alt geworden, waren auf die Schacht-Welt zuruckgekehrt — und brachte mich zu einem Frachterkapitan. Durch chirurgische Eingriffe bekam ich Ahnlichkeit mit ihm.«Sie sah, wie Yua die Augen aufri?, und fugte hinzu:»Ich war damals noch ganz klein, und es war das einzige Mal, da? ich ihn sah.«

Sie richtete den Blick wieder auf Marquoz. »Nun, auf der Schacht-Welt traf ich auf meine Gro?eltern in neuer Gestalt. Sie gehorten zu den Leuten, die unseren Kampf mit Ben Yulin uberlebten. Er verwandelte die ganze Gruppe in seine Traumfrauen — die Schweife waren ein nachtraglicher Einfall, seine Art von Humor — meine Gro?eltern eingeschlossen. Sie wurden die Grunderinnen von Olympus, eure Ersten Mutter doch wohl.«

Yua war ein wenig besturzt uber die beilaufige Weise, in der man uber ihren Glauben und die verehrten Ersten Mutter sprach, sagte aber nichts. Zigeuner dagegen war mit seinem Essen fertig und machte sich nun sorglos uber das von Yua und Mavra Unberuhrte her.

Marquoz schwieg nachdenklich. Was sie sagte, war logisch, und er ware der letzte gewesen, sich darauf zu versteifen, da? die Zinder-Vernichter nicht alles verpfuscht hatten. Das Loch wuchs ganz entschieden weiter, und sie waren alle machtlos, es zu stopfen.

»Sagen Sie, Yua«, meinte er bedachtig, »mit einem Minimum an Frommigkeit und Religion etcetera, woher wissen Sie denn, da? Nathan Brazil Gott ist?«

Die Olympierin wirkte ein wenig uberrascht, als sie sich plotzlich im Mittelpunkt sah.

»Aber zwei der Ersten Mutter — sie seien gepriesen — haben das gesagt. Sie erklarten, sie waren mit Nathan Brazil auf dem Planeten des Schachtes gewesen, und ER hatte ihnen nicht nur erklart, ER sei Gott, sondern ihnen das auch durch SEINE Werke gezeigt.«

»Ah, meine Gro?eltern«, sagte Mavra. »Versteht sich.«

Der Chugach wandte sich der kleinen Frau zu.

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