strahlte wieder Licht, kunstliches Licht. Sie waren in einer Art Laboratorium aufgetaucht, genau in der Haltung, die sie in Yuas Zimmer eingenommen hatten.

Marquoz ri? die Augen auf; Zigeuner begann wieder zu atmen; Yua starrte die kleine Frau in Schwarz an.

»Willkommen auf Nautilus, Burger«, sagte die Frau. »Ich bin Mavra Tschang.«

Nautilus — Unterseite

Es dauerte einige Zeit, bis jemand das Wort ergriff. Schlie?lich sagte Zigeuner kaum horbar:»Habt ihr Patente fur diese Transportmethode?«

Mavra Tschang lachte.

»Nein, und ich furchte, die wird auch nie jemand bekommen.«Sie sah zu Marquoz hinuber. »Ihre Energiepistole konnen Sie behalten. Auf Nautilus funktioniert sie nicht. Nur unsere eigenen Waffen tun das.«

Marquoz schaute sich um. In Wahrheit hatte er Angst, obwohl er das nicht einmal Zigeuner gegenuber erkennen lie?. Er stand plotzlich vor dem vollig Unbekannten und kam sich vor wie ein Kind unter den weisesten Erwachsenen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.

»Hier ist noch jemand«, erklarte Zigeuner plotzlich. »Und mit dem Unsichtbarkeitstrick hat das auch nichts zu tun. Da ist jemand, uberall um uns, etwas ganz Unheimliches.«

Marquoz und Yua spurten es ebenfalls — eine fast ubernaturliche Prasenz, in der Luft schwebend.

Mavra Tschang gab ihren Leuten einen Wink. Sie steckten ihre Waffen ein und gingen.

Mavra, Marquoz, Zigeuner und Yua standen auf einer erhohten Plattform in der Mitte eines ovalen Raumes. Uber ihr hing ein gro?er Parabolspiegel. Die Plattform hatte unter der Antenne gelegen — oder was das sein mochte, wenn sie hinausgedreht und ganz ausgezogen worden ware. Mehrere Meter daruber verlief ein Balkon im Kreis um den Raum; eine Metalltreppe gegenuber fuhrte zu ihm hinauf. Schiebeturen mochten vom Balkon hinausfuhren, aber es war zu schwierig, Umrisse zu unterscheiden, und ein starker Sicherungszaun und ein Gelander behinderten die Sicht ohnehin. Es herrschte Stille, abgesehen von einem leisen Summen, als lage der ganze Raum im Inneren einer gigantischen Maschine.

»Sind Sie wirklich mit Nathan Brazil verwandt?«fragte Yua schlie?lich.

Mavra Tschang lachelte schwach.

»In gewisser Weise ja. Das liegt naturlich viele, viele Jahre zuruck. Es ist lange her, seit wir in menschlichen Gebieten gewesen sind.«

»Was ist das hier?«fragte Marquoz.

»Sie sind auf einem Planetoiden weit drau?en im Weltraum, au?erhalb normaler Handelswege und jeder Behausung«, erwiderte sie. »Dies ist in der Tat ein vollig autarkes Fahrzeug. Wir sind tief im Inneren, und unterhalb des Aquators. Die nordliche Halbkugel ist, wie Sie sehen werden, der Erde nachgebildet worden und sehr schon. Meine Besatzung und ich leben dort die meiste Zeit.«

»Das ist Zinders Computer, nicht wahr?«sagte Marquoz mit einem Blick in die Runde.

Mavra reagierte erstaunt.

»Hmmm… Ja, so ist es. Ich sehe schon, wir sollten Sie nicht unterschatzen.«

Marquoz schien sich gefangen zu haben. Er sah zu der noch immer betaubt wirkenden Yua auf.

»Ich vermute, da? Sie hier auf heiligem Boden stehen, meine Liebe. Ich mochte wetten, da? vor uber siebenhundert Jahren an eben dieser Stelle Ihre Vorfahrinnen geschaffen worden sind.«

Yua blickte fassungslos von einem zum anderen.

»Horen Sie, ich vergesse ganz, auf meine Manieren zu achten«, sagte Mavra Tschang. »Bitte, steigen Sie von der Plattform herunter. Ein, zwei Meter genugen, wenn Sie sich nicht hinuberbeugen.«Sie gehorchten, und Mavra rief zufrieden:»Obie, wie war’s mit einem Tisch und Stuhlen und vielleicht etwas Gutem zu essen?«

Es kam keine Antwort. Alles, was sie horten, war ein leises Surren uber sich, als die kleine Parabolschussel sich uber die Plattform hinausschwang. Ein purpurnes Leuchten, dann fuhr der Parabolspiegel zuruck.

Ein Bankettisch, uberhauft mit Speisen aller Art, war aufgetaucht, umgeben von gepolsterten Stuhlen, einer davon offenbar Yua angepa?t, die auf ihren Schweif Rucksicht nehmen mu?te. An einer Stelle gab es keinen Stuhl; Chugach pflegten auf ihren Schwanzen zu sitzen.

Zigeuner war als erster am Tisch; er war zu dem Schlu? gekommen, man werde ihn nicht umbringen, und da er Hunger hatte, fand er sich mit der Situation einfach ab.

»Mensch, seht euch das an! Ein Festmahl fur einen Konig!«sprudelte er hervor, dann sah er Mavra Tschang ein wenig angstlich an. »Ist das alles echt?«

Sie lachelte und nickte.

»Hundertprozentig. Nicht einmal kunstlich hergestellt. Nach der Kunstnahrung, die Sie Ihr ganzes Leben gewohnt waren, wird Ihnen vielleicht nicht alles schmecken, aber versuchen Sie es.«

Es gab keine andere Moglichkeit, und sie naherten sich alle dem Tisch. Marquoz war ba? erstaunt, an seinem Platz einen gro?en Braten vorzufinden.

»Takliss!«sagte er entgeistert. »Gebratener Takliss! Ihr wi?t nicht, wie lange das her ist!«

Wahrend sie a?en, erklarte ihnen Mavra verschiedenes.

»Lassen Sie sich als erstes erklaren, wie wir hergekommen sind«, begann sie. »Wir hatten haufig anderswo zu tun, zuletzt in M51, und nachdem wir vor ein paar hundert Jahren vorbeigeguckt und gesehen hatten, wie der Kom-Bund mit seinen nicht-menschlichen Rassen zurechtgekommen war und da? alles glatt zu verlaufen schien — wir waren hochst uberrascht, darf ich Ihnen sagen —, beschlossen wir dahinzugehen, wo wir gebraucht wurden. Da waren wir noch, wenn Obie nicht gespurt hatte, da? etwas nicht stimmte. Sehen Sie, wir hatten hier tatsachlich ein kleines Beben — wie praktisch jeder Ort im Universum.«

»Obie?«fragte Marquoz.

»Guten Abend, Burger.«Eine angenehme Tenorstimme tonte aus der Leere. »Mein Name ist eigentlich ein Akronym, aber die Worter sind so veraltet, da? sie ihren Sinn verloren haben. Mavra, ich dachte schon, Sie stellen mich uberhaupt nicht vor!«rugte er.

»Tut mir leid«, sagte sie achselzuckend. »Ich dachte, du mochtest sie dir erst ansehen, bevor sie wissen, da? du hier bist.«

»Ich hab’ es gewu?t«, warf Zigeuner kauend ein.

»Richtig«, sagte Obie. »Sie haben manches Interessante an sich, Sir.«

Yua machte einen immer verbluffteren Eindruck, und Marquoz sagte beruhigend:»Er ist ein Computer, meine Liebe. Praktisch befinden wir uns in seinem Inneren.«Er grinste. »Da ich die Aufzeichnungen uber die Vernichtung von Neu Pompeii gesehen habe, finde ich das alles naturlich sehr uberraschend.«

Mavra Tschang nickte.

»Sie kennen also die Geschichte von Trelig?«

»Wie die meisten heutzutage. Manche Historiker verdanken der Sache ihren Ruf.«Er berichtete kurz von Tortoi Kais Forschungen und dem Grund fur die Aufhebung der Geheimvorschriften.

Mavra schuttelte den Kopf, als sie von den Dreel und den Zinder-Vernichtungsgeraten horte.

»Wir wu?ten, da? gegen einen au?eren Feind eine Waffe eingesetzt worden war — wir haben viele Funkgesprache abgehort und in den letzten Tagen viele Computeranlagen angezapft. Mit Ihrer Hilfe konnen wir die letzten Lucken schlie?en.«

»Aber gern«, sagte Marquoz. »Sagen Sie, wer waren Sie, und woher kommen Sie und alle diese Leute?«

»Obie hat seinen eigenen Untergang naturlich nur vorgespiegelt«, erklarte Mavra. »Die Explosionen, die ihn von Ben Yulins Kontrolle befreiten, haben ihm vollige Alleinkontrolle verliehen. Er ist von allen unabhangig. Als die anderen fortgingen, beschlo? ich zu bleiben.«

»Beschlossen hast du zu sterben«, sagte Obies Stimme. »Sie war vom Schacht umgewandelt worden und hatte au?er als Mi?geburt im Kom-Bereich keine Aussichten, deshalb blieb sie. Sie lie? die anderen in dem Glauben, sie sei tot, weil sie wu?te, da? der Kom-Bund mich sprengen wurde, bevor er das Risiko lief, da? ich unkontrollierbar wurde. Ich holte uns heraus, dann schlossen wir uns zusammen. Die anderen — bei der letzten

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