haben uns auch erlaubt, Sie im Geburtstempel anzumelden. Ein zusatzlicher Service des Hotels«, fugte er hinzu, und seine Stimme klang beinahe stolz. »Es ist jetzt nullachtnull Uhr; Ihr Termin ist auf nullzehnnull Uhr bestimmt. Holen Sie die Karte beim Empfang ab und nehmen Sie Tram einssiebenundachtzig. Vielen Dank.«Er loste sich vom Serviertisch und rollte hinaus.

Die Tur schlo? sich automatisch hinter ihm.

»Die unterstellen aber allerhand, wie?«sagte Mavra verstort.

»Was wollt Ihr tun?«fragte Yua. »Man wird sehr argwohnisch werden, wenn wir den Termin nicht einhalten.«

Mavra nickte. Verdammt, bin ich wild! dachte sie. Sie freute sich beinahe darauf! Aber Yua hatte naturlich recht. Nicht hinzugehen, mochte Argwohn erregen und ihre Aufgabe erschweren. Die Prozedur wurde ohnehin ziemlich sachlich ablaufen und schnell vorbei sein; anschlie?end konnten sie den Muttertempel aufsuchen.

Yua schien die Aussicht zu erregen. Mavra seufzte und setzte sich an den Tisch. Das Essen war mit Aphrodisiaka stark versetzt, aber was macht das schon, dachte sie. Heute erfahre ich wenigstens, wo die Manner sind.

* * *

Wenn eine Rasse bis zum nten Grad korperlich identisch ist, fallt es ausgebildeten Biochemikern leicht, beliebige physiologische Merkmale, die gewunscht werden, massenweise hervorzubringen. Die Tatsache, da? an der Bevolkerung von Olympus so wenige Modifikationen vorgenommen worden waren, mu?te man ihrer Fuhrung gutschreiben, wenn es eine solche gab. Bei der Fortpflanzung uberlie? man dem Zufall jedoch nur wenig. Eine Kombination von Anregungsmitteln, abgestimmt auf den olympischen Korper, hatte Mavra und Yua genau in den erwunschten korperlichen und gefuhlsma?igen Zustand versetzt. Bis sie den Geburtstempel erreichten, war den beiden Frauen kaum ein nicht-sexueller Gedanke moglich, und der innere korperliche und geistige Druck war schier unertraglich.

Man hatte sie offensichtlich erwartet, und sachliche Techniker fuhrten sie ohne lange Umschweife hinein. Sie wurden zu getrennten Liften gefuhrt, deren Kabinen jeweils nur eine Person aufnehmen zu konnen schienen. Die Tur schlo? sich hinter beiden, und sie sanken, wenn auch langsam, hinunter. Mavra kam sich vor, als nahme man eine ungeheure Last von Korper und Geist.

»Tut mir leid, Mavra«, drang Obies Stimme zu ihr. »Ich mochte Sie nicht gegen Ihren Willen dazu drangen.«

Obie! dachte sie erbost. Was, zum Teufel…

»Ich bin an Ihr Gehirn und das zentrale Nervensystem angeschlossen, versteht sich«, erwiderte der Computer. »Es tut mir leid. Sie mussen verstehen, das sind meine Kindeskinder. Ich habe sie geschaffen — mu? Bescheid wissen.«

Die ganze Sache mit der Geburt — das hast du veranla?t! Du hast es auf irgendeine Weise arrangiert!

»Damit geht nicht viel Zeit verloren«, entschuldigte sich Obie. »Ich mu? sehen, wie die Manner sind. Ich habe nichts einprogrammiert, um sie anders zu machen.«

Nun, wenn sie nicht kunstlich befruchten, was ich nicht glaube, werde ich binnen Sekunden einem wildgeilen Mann gegenuberstehen, und das verdanke ich dir. Hol mich hier heraus!

»Ich bin uberzeugt davon, da? Sie damit fertig werden.«

Obie — mach so etwas ohne mein Wissen oder meine Erlaubnis ja nicht wieder, horst du? Sie war von kalter Wut erfullt.

Es gab eine Pause, dann erwiderte die ferne Maschine ein wenig zerknirscht: »Gut, Mavra.«

Sie hatte solche Gedankenverbindungen schon oft erlebt, aber nie unter vergleichbaren Umstanden, und nicht, wenn sie nicht vollstandige Kontrolle uber sich hatte.

Die Tur offnete sich auf ein Schlafzimmer; der ganze Boden war das Bett. Schon eingerichtet, mit sanfter, indirekter Beleuchtung ausgestattet, leise Musik, su?er Duft, und uberall Kissen. Auf der anderen Seite lag ein olympischer Mann.

Er sah aus, wie sie und Obie erwartet hatten — die Verkorperung der Mannlichkeit, unglaublich gutaussehend und dazu noch muskulos, genau so, wie Obie vor so vielen Jahrhunderten nach Ben Yulins Anweisungen den Entwurf ausgefuhrt hatte.

Sie ging wachsam auf den Mann zu und versuchte, einen Weg zu finden, der die Situation bereinigte.

»Hallo«, gru?te er sanft und mit sinnlicher Stimme. »Bitte, komm her und leg dich zu mir.«

»Ihr Hypnomittel wirkt bei Olympiern«, versicherte ihr Obie.

Sie waren dank Obie gegen fast jedes Gift immun, aber da er sie geschaffen hatte, wu?te er naturlich, wie seine eigenen Ma?nahmen zu umgehen waren.

Sie bewegte kleine Muskeln in den Fingerspitzen und spurte, wie das Toxin aus winzigen Drusen in die nadelartigen Rohrchen quoll, die Obie unter ihre Fingernagel praktiziert hatte. Das gab ihr Sicherheit; sie konnte wieder Herrin der Lage sein.

Nervos, als stunde sie immer noch unter dem Einflu? der Aphrodisiaka, ging sie zu ihm, legte sich hin und umschlang ihn mit den Armen, wie er es erwartete. Sie schob kleine Nadelspitzen in seinen Rucken, ohne da? er es auch nur bemerkte. Innerhalb von Sekunden war er in Trance. Sie lie? ihn los, setzte sich auf und befahl ihm, dasselbe zu tun. Er gehorchte.

»Wie hei?t du?«

»Doney«, erwiderte er langsam, die Augen geschlossen.

Mavra nickte zufrieden.

»Wie lange bist du schon hier, Doney?«Sie versuchte, ihre eigene Neugier ebenso zu befriedigen wie die von Obie.

»Ich wei? nicht«, antwortete er. »Lange Zeit.«

»Wie alt bist du?«

Er wu?te es nicht.

»Tust du au?er dieser Sache noch etwas anderes?«

Er war trotz der Hypnosedroge uberrascht.

»Was tun Manner sonst? Dafur kommen wir auf die Welt.«

Der Rest des Verhors legte das Verhaltensschema fur die olympischen Manner ziemlich klar. Sie wurden vom Tempel aufgezogen, nur zu einem einzigen Zweck. Von der Au?enwelt wu?ten sie uberhaupt nichts, ja, nicht einmal, da? es eine solche gab. Sie hatten eine sorgenfreie, wenn auch abgeschiedene Kindheit, voller Spielsachen, Spiele, Sport und wenig anderem. Man brachte ihnen Lesen und Schreiben nicht bei, nicht einmal die einfachsten Rechenarten. In der Pubertat lehrte man sie die fur ihre Tatigkeit erforderlichen Kenntnisse. Ansonsten blieben sie Kinder, trieben Sport und Spiel in einem gro?en Spielplatz mit Turnanlagen. Selbst ihr Wortschatz wurde sorgfaltig kleingehalten; jeder ihrer wachen Augenblicke war vom Tempel programmiert. Sie stellten nichts in Frage, machten sich nie uber irgend etwas Gedanken. Die Uberlegenheit der Frauen in allen Beziehungen wurde nie in Zweifel gezogen; Manner existierten zum Dienen und Bedienen, zu nichts anderem.

Mavra fand das absto?end. Obie versuchte, die Situation zu analysieren.

»Vergessen Sie nicht, da? Ihr Gro?vater eine Frau war, die Frauen schatzte, um durch Nathan Brazil dann zu einem Mann und vom Schacht wiederum zu einer Yaxa gemacht zu werden — zum Mitglied einer Schmetterlingsrasse, die ausschlie?lich weiblich war und Manner nur als hirnlose Sexmaschinen kannte. Die Fruhkultur hier war ausnahmslos weiblich, die dominierenden Personlichkeiten sind dank der Schacht-Welt extrem weiblich orientiert gewesen. Und die beiden mannlichen Kinder waren naturlich wichtig; sie mu?ten geschutzt werden. Leicht zu sehen, wie so ein System entstehen konnte.«

Ich finde das abscheulich, gab Mavra zuruck. Das ist nicht anders als in den Prostitutions-Hausern der Partei, in denen Frauen als Huren gro?gezogen wurden.

»O gewi?«, bestatigte Obie. »Ich habe das nicht gebilligt, sondern nur festgestellt, wie ein derartiges System sich unter den Umstanden der Grundung dieses Planeten logisch entwickeln konnte. Aber faszinierend ist das doch.«

Wir sollten etwas dagegen tun! dachte Mavra entrustet.

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