Regierung veranla?t, sich mit uns zusammenzutun; wir brauchen Ihr Volk fur die eigentliche Arbeit. Wollen Sie mit uns zusammenwirken? Werden Sie die Zusammenarbeit befehlen?«
Nikki schien in Gedanken versunken zu sein. Schlie?lich sagte die Stimme:»Ja, Mavra, Ihr werdet erhalten, was Ihr braucht. Die einzige Bedingung ist, da? Olympierinnen zugegen sind, wenn Nathan Brazil gefunden wird.«
»Damit konnen wir einverstanden sein, glaube ich«, erwiderte Mavra. »Wir halten es fur moglich, da? die Sekten-Gemeinde ihn verschreckt hat, also mussen wir, wenn wir ihn finden, sehr vorsichtig sein, damit wir ihn nicht wieder verlieren. Ich gebe Ihnen aber mein Wort, da? Ihre Leute Zugang zu ihm haben werden.«
»Das genugt«, sagte die Stimme. »Gehen Sie jetzt. Der Befehl ist bereits erteilt.«
Eine Aufzugtur offnete sich. Mavra drehte sich um und ging darauf zu, dann blieb sie stehen und blickte uber die Schulter in den leeren Raum.
»Leb wohl, Nikki«, flusterte sie und betrat den Lift. Die Tur schlo? sich.
Auf der anderen Seite offnete sich ein zweiter Aufzug, und zwei Athenen stiegen in ihren scharlachroten Priesterinnengewandern aus. Sie knieten nieder und erwarteten Befehle.
»Mit einem Computer wie Obie, den Kom-Archiven und unseren eigenen Anhangerinnen wird Nathan Brazil bald gefunden sein«, erklarte Nikki Zinder. »Aber seid vorsichtig. Habt Ihr gesehen, wie behext die Hohepriesterin Yua und die Erzpriesterin Tala sind?«
»Wir haben es gesehen, Heilige Mutter«, erwiderten sie.
»Unsere Rasse entstammt Obie, aber auf den Befehl des Bosen«, sagte Nikki. »Wir wissen nicht, was der Bose getan hat, wahrend er Obie beherrschte, aber wir konnen sicher sein, da? er der letzte gewesen ist, der die Schopfung meines Vaters beherrscht hat. Es ist also mehr denn wahrscheinlich, da? Obie immer noch den Willen des Bosen ausfuhrt, denn als Maschine hat er keine andere Wahl. Mavra Tschang wurde beim Sturm auf den Bosen verwandelt und getotet; das wei? ich, weil ich zugegen war. Was wir gerade gesehen haben, war eine Konstruktion von Obie, und, wenn von ihm stammend, auch unter dem Bann des Bosen. Verge?t nie, da? wir es mit dem Teufel in Menschengestalt zu tun haben; sorgt dafur, da? keine anderen unter den Bann geraten, der unsere beiden Schwestern erfa?t hat. Wir brauchen sie, um Nathan Brazil zu finden. Wir haben einen Pakt mit dem Bosen, aber der Teufel wird sein Wort nur halten, solange das seinen Bedurfnissen entspricht. Es gibt keine Ehre in ihm, kein Vertrauen, keine Gute. Uberwacht das Unternehmen; tut, was verlangt wird, aber entzieht Euch der Beherrschung durch den Bosen, vertraut keinem, der ihr unterliegt, und sorgt dafur, da?, wenn Nathan Brazil gefunden ist, wir allein zu ihm gelangen. Ist das klar?«
»Ja, Heilige Mutter.«Sie standen auf und betraten den Lift.
Nikki Zinder, eingeschlossen in ihren Computer, war wieder allein. Trotzdem tonte die unheimliche Stimme weiter und lachte bruchig.
»O Boser!«sagte sie zu niemand. »Du willst Gott, den HERRN, gefangennehmen, damit du das Universum zerstoren kannst! Aber das wird dir nicht gelingen. So, wie dein Ebenbild mich im mannlichen Kind heimsucht und qualt, so erscheinst du nun selbst, um mich zu uberlisten! Das lasse ich nicht zu, niemals, niemals…«
Kurze Zeit herrschte in der Kammer Stille, dann sagte die geisterhafte Stimme im verlorenen, klagenden Ton eines ganz kleinen Madchens:»O Papa, Papa! Ich sehn’ mich so nach dir…«
Kwangsi
Marquoz zundete sich eine Pfeife an, indem er in den Kopf hineinblies. Er sog ein paarmal am Mundstuck und blies bei?ende Rauchwolken in alle Richtungen. Schlie?lich sagte er:»Das Problem ist naturlich, den Kom-Bund herauszuhalten. Ich mu? schon lugen, da? die Zahne knacken, nur um soviel Zugang fur uns zu erreichen.«
Mavra Tschang zog die dunnen, schwarzen Brauen in die Hohe.
»Sie glauben, man wird aufmerksam?«fragte sie.
Er nickte.
»Ich glaube, es ist den Leuten klar, da? mehr dahinterstecken mu?, als wir erzahlt haben. Sie sind ja nicht dumm. Im Augenblick kommt man, weil Olympus wirtschaftlich gro?en Einflu? besitzt, einer kleinen Interessengruppe entgegen, aber man macht sich Sorgen, weil alle sich plotzlich so unsektiererhaft verhalten. Sie wissen, da? eine derart machtige Gruppe eine ernste Bedrohung darstellen kann.«
Mavra lie? sich zurucksinken, steckte eine kleine Zigarre in den Mund, lehnte das Angebot von Marquoz, sie anzuzunden ab, und kam zur Sache.
»Wie nah sind wir denn dran? Obie schluckt riesige Mengen Daten, aber alles stammt aus zweiter Hand. Sie wissen, da? wir es nicht wagen konnen, ihn so nah nach Suba und zum Rat zu bringen.«
Ein Lautsprecher knackte.
»Hallo, Mavra«, sagte der Computer uber seine kleine Direktverbindung. »War nicht zu vermeiden, da? ich mithorte. Wollen Sie einen Sachstandsbericht?«
»Bitte.«
»Er ist gut versteckt, soviel kann ich Ihnen sagen«, erklarte Obie. »Niemand kann in den Computern ganz geloscht werden, das wissen Sie, aber wenn Ihnen jemand erzahlt, keiner konnte etwas tun, ohne da? Computer es wissen und melden, ist er grundlich im Irrtum.«
»Du hast Schwierigkeiten gehabt, Daten uber Nathan Brazil zu finden?«
»Nein, nein, das nicht, Mavra. Trotz sehr guter Tarnung war es ziemlich leicht, die Fakten seines Lebens uber zweitausend Jahre zuruckzuverfolgen — bis zur alten Erde. Er ist an mindestens drei Dutzend Orten geboren und ofter noch gestorben.«
»Wie denn das?«fragte Marquoz.
Obie lachte. Es war unheimlich, eine Maschine so menschlich wirken zu horen, noch dazu eine so machtige und absolute wie Obie.
»O ja. Schlie?lich werden ja wirklich Aufzeichnungen gefuhrt. Wenn man keine logische Vergangenheit hat, mu? jemand aufmerksam werden. Ich mu?te einem sehr klugen Gehirn nachspuren, das eben dies nicht wollte, und wenn nicht drei Faktoren gewesen waren, hatte ich es nicht schaffen konnen, das sage ich Ihnen.«
»Drei Faktoren?«fragte Mavra interessiert.
»Ja. Erstens scheint er nicht in der Lage gewesen zu sein, sein Aussehen zu andern, nicht einmal chirurgisch, so da? das angehalten hatte. Versucht hat er es. Da er nicht Teil der markovischen Wirklichkeit ist, sondern vom vor-markovischen Urzustand des Universums herruhrt, jenem Zustand, der sie geschaffen hat, ist er offenbar unzuganglich fur Veranderungen durch alles, was vom Schacht der Seelen aufrechterhalten wird. Einmal, vor langer Zeit, gelang es ihm auf der Schacht-Welt selbst, die Korper tatsachlich zu wechseln, als der seinige schwer verletzt wurde. Er kann anscheinend alles regenerieren und nicht getotet werden, auch wenn man ihn verletzen kann, sogar sehr qualvoll. Aber selbst als er seinen alten Korper zurucklie?, tauchte er spater ganz ohne Veranderung im Kom-Bereich auf. Sehr seltsam — er besteht nur aus Widerspruchen. Man konnte sagen, seine jetzige Erscheinung war seine ursprungliche. Das ist der Grund, weshalb er immer wieder zu ihr zuruckkehrt. Alle Daten zeigen aber an, da? er dem Ursprung der Menschheit vorausgeht.«
Mavra dachte nach.
»Ich habe mir oft Gedanken gemacht. Ich begreife nicht, wie ein Gott verletzt oder dazu gebracht werden kann, das Gedachtnis zu verlieren; oder auch, sich an eine bestimmte Erscheinungsform zu klammern. Unter anderem. Er wirkt arg gewohnlich, Obie, wenn er soviel Macht besitzt, wie du es darstellst.«
»Da stimme ich zu. Er besteht nur aus Fragen ohne Antworten. Und die Antworten wurde ich zu gern finden, Mavra.«
»Wir versuchen es ja.«
»Du hast von drei Faktoren gesprochen«, meinte Marquoz. »Formbestandigkeit ist nur einer.«
»Gewi?. Der zweite besteht darin, da? er Raumfahrer ist, fruher Seemann war. Auf der alten Erde hat er mindestens ein Schiff befehligt, das einen Wasserozean besegelte, und er hat derartige Schiffe, angetrieben wie auch immer, auf einer Reihe von Welten gefuhrt. Die Kombination von Formbestandigkeit und Beruf macht es leichter, ihn aufzuspuren.«
»Und der dritte Faktor?«fragte Mavra.
»Seine Religion. Es ist mehr als sonderbar, da? er uberhaupt eine hat, geschweige denn ihr anhangt,