holen? Warum der lange Weg?«
»Vor allem deshalb, weil ich nicht mit ihm reden kann, bis ich darin stehe. Er halt mich fur einen Techniker, also schickt er mich dorthin, wo ich hingehore — in das menschliche Sechseck. Von da aus mu? ich anfangen. Schlimmer noch, die Machtigen auf der Schacht-Welt, vor allem jene, die Zugang zu ausfuhrlichen Unterlagen haben, wissen das. Sie werden versuchen, mich daran zu hindern, da? ich den Schacht erreiche — und sie wissen, in welchem Sechseck ich bin. Das ist ein Nachteil fur mich.«
»Weshalb sollten sie Sie aufhalten wollen?«fragte Yua. »Obie hat gesagt, da? die Schacht-Welt Ihr Eingreifen uberstehen wird.«
»Das wird sie, vor allem deshalb, weil sie von einem eigenen Computer aufrechterhalten wird. Aber mein Eingreifen wird eben das ganze zivilisierte Universum ausloschen. Eine oder zwei — vielleicht auch mehrere — Rassen werden uberleben, jene, die sich auf naturliche Weise entwickelt haben, statt durch den Schacht. Aber alle ubrigen — dahin. Das Universum wird ein ganz schon abgestorbener Ort sein. Ich ziehe also den Stopsel heraus. Ich repariere die gro?e Maschine — oder vielmehr, ich lasse zu, da? sie sich selbst repariert, und helfe, wo ich kann.«Er sah die anderen an. »Also, wen nehme ich, um dieses Universum neu zum Keimen zu bringen?«
Sie schwiegen. Langsam begriffen alle, einer nach dem anderen, bis auf Yua, die etwas verwirrt wirkte.
»Sie brauchen die Schacht-Welt, um neue Keime auszubringen«, flusterte Mavra.
Er nickte.
»Das wissen
»Aber Sie sind unsterblich«, stellte Mavra fest. »Das mu?ten sie wissen. Sie konnen Sie nicht ewig festhalten.«
»Das brauchen sie auch gar nicht, aber sie waren bereit dazu«, erwiderte er. »Denken Sie an das, was man mit Ihnen gemacht hat. Das konnte man mit mir auch tun. Mich in ein Tier oder in irgendeine Pflanze verwandeln. Mich drogenbetaubt in einer Zelle festhalten, aus der ich nicht heraus kann. Gewi?, irgendwann konnte ich vielleicht ausbrechen, aber das wurde Jahre dauern — Hunderte, vielleicht Tausende von Jahren. Zu spat, als da? es unserem Vorhaben noch nutzen wurde. Nein, es gab schon das letztemal Schuftigkeit genug, als sie nicht wu?ten, wer ich war, sondern nur, da? wir in den Schacht gehen wurden. Diesmal wird es die Holle werden.«
»Sie meinen, es wird niemanden geben, der uns hilft?«sagte Yua gepre?t. »Alle werden gegen uns sein?«
Er schuttelte den Kopf.
»Manche werden helfen, entweder, weil sie das Problem begreifen, oder weil sie uns vertrauen. Andere werden heftigen Widerstand leisten. Der Rest wird zuschauen, sich aber den Gegnern dann anschlie?en, wenn sich unser Erfolg abzeichnet. Die Durchschnittsgeschopfe werden naturlich besonders verangstigt sein. Damit wird der Weg zur Avenue also noch langer, weil ich kaum geradeaus gehen kann — und au?erdem werde ich viel Unterstutzung brauchen, um durchzukommen.«
Selbst Yua begriff, was er meinte.
»Die Gemeinde.«
Er nickte.
»Genau. Wenn wir bei jedem Schritt Verbundete und Kampfer brauchen, mussen wir dafur sorgen, da? wir sie auch dort, wo wir sie brauchen, haben. Das wird der ›Heilige Kreuzzug‹ der Olympier sein — und ihr vier werdet helfen und, wie ich hoffe, fuhren. Ohne diese Verbundeten wurden wir das Uberraschungselement verlieren. Zone wird einen ganzen Schwarm von Leuten durch den Schacht trampeln sehen, und man wird erfahren, worum es geht. Sie konnen sich darauf verlassen, da? man mir auflauern wird. Wir konnen sie bestenfalls in Atem halten und aus dem Gleichgewicht bringen. Der Schacht neigt dazu, Neuankommlinge gleichma?ig um jene Halbkugel zu verteilen, wo sie eintreffen. Wir kommen alle in den Suden, weil wir auf Kohlenstoff aufgebaut sind. Da gibt es also siebenhundertachtzig Sechsecke voll intelligenter Rassen — Pflanzen, diverse Tiere, Wasserwesen, Insektenwesen und Wesen, die nichts davon sind. Es gibt zwar gro?e Unterschiede, beruhend auf der Gro?e der Bewohner und den Moglichkeiten des Sechsecks, aber wir konnen in jedem Sechseck von ungefahr einer Million Insassen ausgehen. Das sind im Suden rund siebenhundertachtzig Millionen Leute.«Er sah Yua an. »Und wie viele Olympier gibt es?«
Ihr Mund rundete sich.
»Uber eine Milliarde«, stie? sie hervor.
»Eben. Und wenn wir nur die entschiedenen Anhanger der Gemeinde dazunehmen, jene, auf die wir uns verlassen konnen? Nichts von dem Drill-Quatsch — sie mussen es wirklich glauben, weil der Schacht alle kunstlichen Hemmungen beseitigt.«
»Vielleicht noch eine Million, vielleicht mehr«, gab sie achselzuckend zuruck.
»Gut. Nehmen Sie dazu noch bestimmte andere, die ich einlade und zulasse. Ich glaube, wir konnen eineinhalb Milliarden Leute auf die Schacht-Welt schaffen. Das ist weit mehr, als sie auf Dauer verkraften kann, aber kurzfristig sollte es keine Probleme geben. Wenn alle durchkommen, sind wir den Einheimischen zwei zu eins uberlegen — und die Uberlebenden werden die prototypischen Seelen fur die Neuausbreitung sein. Wir bieten ihnen einen Teil des Erhofften — die Chance, sich ein eigenes Paradies zu schaffen.«
»Die Einheimischen sind sicher nicht dumm«, sagte Zigeuner unvermittelt.
»Wie?«Brazil zog die Brauen hoch.
»Nun, angenommen, Sie sind ein Potentat der Schacht-Welt, Sie horen von der Geschichte und waten plotzlich in fanatisch Bekehrten. Ich wei? nicht, was
Brazil lehnte sich zuruck, zundete sich eine Zigarette an und dachte daruber nach.
»Ich werde wohl weich. Auf den Gedanken bin ich gar nicht gekommen. Sie haben naturlich recht. Dagegen konnen wir aber wenig tun. Was zu unseren Gunsten spricht, ist, da? sie einander noch weniger vertrauen als uns. Es wird eine Weile dauern, bis sie begreifen, noch langer, bis sie sich zusammentun und sich fur ein logisches Vorgehen entscheiden, und au?erdem brauchen sie eine Mehrheit der Zone-Rassen, um die Regeln aufzuheben und dort eine bewaffnete Streitmacht zu halten. Das wird Zeit in Anspruch nehmen. Sie werden von Neuzugangen uberflutet sein, bevor sie wirksame Ma?nahmen ergreifen, und dann konnte es schon zu spat sein, um uns aufzuhalten. Aber den Tatsachen mussen wir ins Gesicht sehen. Die ha?lichste davon ist, da? das Vorgehen Pogrome auslosen wird. Man wird alle Neuzugange toten, sobald sie in den jeweiligen Landern auftauchen. Dazu bedarf es keiner Abstimmung.«Er seufzte. »Ich habe nicht behauptet, da? das Unternehmen leicht durchzufuhren sei. Wir mogen durchaus scheitern. Das einzige, was ich sagen kann, ist, da? wir das Ganze entweder sofort abblasen oder es jetzt versuchen. Ihr seid der Rat fur dieses Vorhaben. Auf euch wird der Gro?teil der Verantwortung lasten. Was sagt ihr? Yua?«
»Dafur«, sagte sie sofort.
»Zigeuner?«
»Ich sterbe lieber im Kampf, als von einem irren Ri? im Weltraum ausgeloscht zu werden.«
»Marquoz?«
»Das fangt langsam an, interessant zu werden, eine echte Herausforderung«, antwortete der kleine Drache. »Ich wurde um keinen Preis der Welt darauf verzichten.«
»Mavra?«
Sie seufzte. »Bringen wir es hinter uns. Wenigstens werde ich nicht als Rhone sterben mussen.«
»Also gut. Ihr vier geht als erste hinein. Obie hat angedeutet, er verfuge uber eine Moglichkeit, die Auswahl des Schachtes zu beeinflussen. Ich kann also davon ausgehen, ihr vier werdet so placiert, da? ihr mir und euch am