nutzlichsten seid. Ich wei? nicht, ob Obie dabei hundertprozentig erfolgreich sein wird, aber ich rechne damit, da? ihr, bis ich hinkomme, eure Neuzugangs-Armeen um euch geschart habt. Nachdem ich euch Zeit genug gelassen habe, euch an eure neuen Korper und Umwelten anzupassen, schicke ich die Horden los. Das Geschrei wird von Anfang an riesengro? sein. In jedem Vorgarten wird ein neues Wesen hocken. Ihr werdet merken, wann es soweit ist. Teilt es euch richtig ein — schlagt nicht zu fruh los, sonst kommen euch die Einheimischen auf die Schliche, bevor ihr stark genug seid, sie zum Teufel zu schicken. Dann, und erst dann, erhebt ihr euch, gebt euch zu erkennen und sammelt die Neuzugange um euch. Spatere Neuzugange werden uber einen verfeinerteren Zeitplan verfugen. Dafur werde ich meine nicht-menschlichen Freunde einsetzen. Selbst wenn sie angefangen haben, alle Amazonen abzuschie?en, die sie sehen, werden sie andere wohl eher passieren lassen. Sammelt euch und fuhrt eure Truppen moglichst schnell zusammen. Zieht nach Ambreza, wo ich, wie jeder wei?, auftauchen werde.«

»Aber Ambreza ist das Sechseck der gro?en Biber«, wandte Mavra ein. »Soviel wei? ich noch.«

»Sie vergessen aber, da? sie einen Krieg mit den Menschen gefuhrt haben, den die Menschen verloren, und da? sie die Sechsecke tauschten«, gab Brazil zuruck. »Ich werde also als Mensch im modernen Ambreza auftauchen.«

»Klingt fur meine Ohren ein bi?chen merkwurdig«, meinte Zigeuner. »Durch die Richtung unseres Vorsto?es sagen wir doch jedem, wann und wo Sie erscheinen werden.«

Brazil grinste.

»Sieht so aus, nicht? Aber Sie werden gar nicht wissen, wo ich bin oder wann ich durchkomme. Wenn ich Sie brauche, melde ich mich, aber sonst wissen Sie nichts. Ich konnte fruh, in der Mitte oder am Ende erscheinen. Ihr ganzes Marschieren und Kampfen und alles Drum und Dran wird das gro?e Schauspiel sein, der au?ere Schein. Inzwischen werde ich mich zur Avenue hinschleichen.«

»Mit anderen Worten, wir wissen nicht einmal, ob sie Erfolg gehabt haben — jedenfalls solange nicht, bis die Neuzugange rund um uns verschwinden?«sagte Mavra fassungslos.

Er lachte leise.

»Ach, das wird schon vorher jeder wissen. Ich wunsche mir, da? es so glatt gehen moge, aber das wird nicht der Fall sein. Ich werde vor dem Ende Feuerkraft brauchen — ich hoffe nur, nicht, bis wir fast dort sind. Und ich werde alle einweihen mussen — es ist nicht ganz so einfach, ein Universum neu zum Keimen zu bringen, vor allem dann, wenn man so wenige Rassen hat, mit denen man arbeiten kann. Ich werde die Nordlander vor die Wahl stellen, die Halfte ihrer Bevolkerung zu verlieren oder im Regen stehen zu bleiben — bei manchen konnte das genugen. Aber ihr werdet es merken.«Er sah Mavra Tschang an. »Vor allem Sie. Wenn Sie noch am Leben sind, werden Sie mit mir im Inneren des Schachtes sein, und Sie werden mir den Befehl geben, den Saft abzudrehen. Wenn Sie nicht durchkommen, Mavra, wird es einer von euch vier anderen sein. Und einer von euch sollte besser durchkommen — weil ich den Schacht nur dann abschalte, wenn mir jemand anderer den Auftrag dazu gibt. Die Verantwortung wird nicht die meine sein.«Er schaute sich in der Runde um. »Alles klar? Gut, dann fangen wir an. Wir haben viel vorzubereiten, eine ganze Bevolkerung zu instruieren, und das wird Zeit und Muhe kosten. Los!«

Serachnus

Die Fahrrakete landete ohne Aufsehen. Niemand war zur Stelle, keine Militarkapellen, keine Begru?ungskomitees, niemand. Es war eine tote Welt von nacktem Gestein, zernarbt von unzahligen Meteortreffern.

Es war auch eine Geisterwelt; das konnten sie sehen, als die Landschaft langsam auf ihren Bildschirmen vorbeiglitt, wahrend Nathan Brazil die Bremsen anzog. Sprengungen durch hohe Berge und undeutliche Spuren von Stra?enbau zeigten sich; alles Aonen zuruckliegend. Ab und zu flogen sie uber eine tote Stadt hinweg: fremdartig aussehende Orte mit sechseckigen Hauptplatzen und sonderbaren, verkrummten Gebauden und Turmen. Alles tot, alles seit zehn Milliarden Jahren oder langer ausgestorben.

»Hier wuchs einmal Grun«, sagte Brazil beinahe wehmutig. »Die Luft war lieblich, das Klima warm und behaglich, und in diesen Stadten lebten mehrere Millionen Leute.«

»Markovier, meinen Sie«, sagte Mavra. »Nicht Leute.«

Er nickte eifrig.

»Leute. Geformt wie gro?e, ledrige Herzen mit sechs Saugnapf-Tentakeln und allen moglichen, unappetitlichen Beigaben, aber trotzdem Leute. Im Grund von uns gar nicht so verschieden, vermute ich, wenn man bedenkt, wie ahnlich sich unsere Zivilisationen entwickelt haben. Wir sind ihre Kinder, verge?t das nicht. Da unten haben sie gelebt und gelacht und gespielt und gearbeitet und gedacht, wie die Menschen das seit einer halben Ewigkeit tun, und da unten haben sie sich die Kopfe zerbrochen und sich entschieden und sind gegangen. Zur Schacht-Welt, um ihre Unsterblichkeit fur unsere Art von Dasein hinzugeben.«

»Sie scheinen ziemlich sicher zu sein, da? wir auf dieselbe Art hinkommen konnen«, stellte Marquoz fest. »Es gibt eine Art Transportsystem, sagten Sie?«

»Ein Schacht-Tor«, sagte Brazil. »Es offnet sich, wenn man das wunscht, und bringt einen zu einem bestimmten Ort, wenn man dort wirklich hinwill. Die Markovier haben ihre Maschinen zu gut gebaut; der Computer, der einmal eine Zivilisation in einem materialistischen Utopia aufrechterhalten hat, lebt immer noch, wartet noch immer auf Anweisungen. Wenn jemand dem Schacht-Tor befiehlt, sich zu offnen, dann reagiert es und tut das — und schickt einen zur Schacht-Welt. Ihr seid alle genau eingeweiht, ihr kennt die Fakten.«

»Es ist eben schwer zu glauben«, erwiderte der Chugach. »Ich meine, alle diese Computer, und niemand hat sie je veranlassen konnen, irgend etwas zu tun, obwohl man sich alle Muhe dazu gegeben hat. Nicht einmal zur Entdeckung des Schacht-Tores, wie Sie es nennen, konnte man sie bewegen.«

»Schacht-Tore sind entdeckt worden«, gab Brazil zuruck. »Leute, die sie finden wollten, fanden eines — und es verschluckte sie und fuhrte sie zur Schacht-Welt. Andere, nun es gibt uberall Tore, selbst auf Asteroiden, wo fruher markovische Welten gewesen sind, fangen die Gelangweilten ein, die Phantasierenden, die Mochtegern-Selbstmorder — die Leute, die ihr Leben satthaben und sich ernsthaft einen neuen Anfang wunschen. Die Computer betrachten das als Abart der markovischen Geisteshaltung. So sind Leute wie Ortega auf die Schacht-Welt geraten. So kamen Mavras Gro?eltern nicht nur einmal, sondern sogar zweimal hin.«

»Glauben Sie, da? einer von ihnen noch lebt?«fragte Mavra.

»Das bezweifle ich sehr. Die Zeit ist zu lang. Manche Lebensformen der Schacht-Welt leben schrecklich lange, aber keine ganz so lang.«

»Ortega«, sagte sie nur.

»Ein Sonderfall. Aber Ihr Name sollte einem Gro?teil der Schacht-Welt von den Kriegen her noch bekannt sein. Wenn von Ihren Verwandten, die durchgekommen sind, noch jemand lebt, bin ich ziemlich sicher, da? Sie sie leicht finden werden. Sie werden zu ihnen kommen.«

Er setzte das Boot auf einer oden Ebene ab.

»Weiter geht es nicht«, sagte er. »Ich kann nicht einfach hinein- oder am Tor vorbeifliegen; es wurde mich vermutlich mi?rei?en, und ich darf noch nicht gehen. Ich kann aber horen, wie es nach mir schreit. Also, zieht Eure Druckanzuge an, und dann raus mit euch!«

Sie zogen sich schnell an, fast vollig stumm. Brazil betatigte den Schalter, der die Kabine des Pilotspahers vom ubrigen Schiff isolierte.

Er druckte auf eine Sprechtaste.

»Mavra, verlassen Sie sich bei Ortega auf Ihr eigenes Urteil! Was die ubrigen von euch angeht — ihr kennt euch nicht einmal.«

»Keine Sorge«, knurrte Marquoz. »Und wiederholen Sie das Selbstverstandliche nicht dauernd. Wenn Sie uns bei der ganzen Sache nicht trauen, hatten Sie uns nicht ausschicken sollen.«

Er lachelte nur, dann starrte er vor sich hin. Nicht zum erstenmal zerbrach er sich den Kopf uber Obie. Konnte der Computer wirklich beeinflussen, was sie werden wurden? Und hatte er in dieser Beziehung sein Bestes geleistet? Wenn sie alle unbeweglich oder Gro?gehirne oder Wasseratmer wurden, konnten sie ihm nicht helfen, sobald es zur Entscheidung kam.

Er blickte auf die Schirme.

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