Paaren klebriger Gliedma?en und einem Gesicht, das verriet, da? hier ein Geschopf war, das nur lebendes Fleisch a?. Die Tentakel zeigten scharfkantige, spiegelnde Knorpelschilde, die offensichtlich wie Messer alles zu durchtrennen vermochten. Das ganze Wesen, fast drei Meter lang, war auf seine Art ebenso eine Totungsmaschine wie der Hakazit — und im Gegensatz zu dem Hakazit schien es sehr in Ubung zu sein und nicht im geringsten zu bluffen.

»Ich kann nichts tun, wenn das gastgebende Land es verbietet«, zischte Sangh. »Aber Ihre unerprobte Armee wird sich der meinen noch stellen mussen, Fremdling. Denken Sie daran, ich bin der Feind, dem Sie eines Tages, und zwar bald, gegenuberstehen werden.«

»Jederzeit«, erwiderte Marquoz mit gespielter Lassigkeit. »Und fur den Fall, da? Sie mich unterschatzen, nun, Colonel Asam la?t die besten Gru?e ubermitteln.«

»Asam!« fauchte der Dhabi. »Euch zwei zu verschlingen wird das gro?te Vergnugen in meinem langen Leben sein!« Und damit schien Gunit Sangh sich zum Erstaunen beider Seiten in der Farbe zu milchigerem Wei? zu verandern; er wurde ein bi?chen weniger leuchtend, weniger korperhaft. Er klappte sich in seine geisterhafte Form zusammen und versank ohne ein weiteres Wort im Boden, als sei er Wasser.

Marquoz war hochzufrieden, obwohl die Truppen emport sein wurden, weil der Kampf erneut vermieden worden war. Er hatte sich gegen die Ambreza durchgesetzt und eine weitere, moglicherweise gefahrliche, Drohung ausgeschaltet, diese gro?e, multirassische Streitkraft lahmgelegt und den feindlichen Befehlshaber verachtlich behandelt, alles auf einmal. Er war besonders froh daruber, Colonel Asam zufallig in Zone kennengelernt zu haben; von dieser Geschichte hatte er sonst nichts erfahren…

Er wandte sich ab, nickte einem Untergebenen zu, und man feuerte grune Leuchtkugeln in die Luft. Die Armee setzte sich in Bewegung. Er und seine Adjutanten lie?en sie an sich vorbeimarschieren. Sie sah enorm bedrohlich und eindrucksvoll aus. Die Ambreza und ihre Verbundeten verdruckten sich rasch; die meisten waren wohl bestrebt, aus nahen Funkzelten die Nachricht weiterzugeben.

Einer seiner Hakazit-Adjutanten schob sich heran, als die Soldaten vorbeistampften.

»Sir?«

»Ja?«

»Diese Bomben — Superbomben oder wie immer. War das wirklich wahr?«

Er richtete sich zu seiner ganzen Gro?e auf.

»General, ich wurde sowenig bluffen wie eine Luge au?ern«, sagte er emport, und damit war der Fall erledigt.

Es dauerte naturlich eine Zeit, bis der General begriff, da? er im Grunde uberhaupt keine Antwort bekommen hatte.

Der Marsch durch Ambreza war rasch und muhelos vonstatten gegangen. Die Stra?en wurden fur sie geraumt, ja, man stellte sogar Fahrzeuge zur Verfugung. Sie mieden die gro?en Stadte, und die Ambreza und ihre Verbundeten, denen sie unterwegs begegneten, rissen nur die Augen auf, gafften und knipsten sie ab und zu sogar. Das kalte, frische Wetter lie? die Hakazit dampfen, und das verlieh allem ein noch unheimlicheres Aussehen. Marquoz freute sich daruber. Ein gutes Schauspiel.

Es war leicht zu sehen, wo Ambreza aufhorte und Glathriel anfing. In Ambreza war Winter, die Baume waren unbelaubt, der Boden gefroren. Aber dort, ein wenig schimmernd, lag vor ihnen eine uppige, grune Welt. Es war, als trete man durch einen unsichtbaren Vorhang aus dem Spatherbst in den warmsten Sommer. Glathriel war ein Tropen-Hex und, wie sie sahen, kein Land, wo man alles liegen- und stehenlie?, nur weil eine Armee durchmarschierte.

Sie waren uberall, diese Wesen, die der herrschenden Rasse des Kom-Gebietes so ahnlich sahen. Und warum auch nicht? Das waren die Prototypen, kleiner als der durchschnittliche Kom-Mensch, aber das mochte am Klima, an der Ernahrung oder an anderen Dingen liegen. Sie waren auch dunkelhautiger, trotzdem jedoch sehr ›menschlich‹. Die meisten waren nackt oder trugen nur Lappen oder Lendenschurze — das, und Halsbander.

Hier waren die gro?en Pflanzungen, von denen der Tabak Ambrezas kam, dazu gab es tropische Fruchte, und Manner, Frauen und Kinder arbeiteten auf den Feldern, muhten sich ab und rackerten; menschliche Sklaven, uberwacht von ihren Ambreza-Herren. Ab und zu horten sie zu arbeiten auf und glotzten die Horden an, die auf den Stra?en vorbeimarschierten, aber nicht sehr lange, und gewi? nicht, ohne sich vor Angst und Entsetzen zu ducken.

Uber tausend Jahre lang war ihnen die Aggressivitat ausgetrieben worden, sagte sich Marquoz, wahrend man ihnen die fur diese Arbeit erforderlichen Eigenschaften eingepragt hatte.

Voraus gab es ein Getummel, und Marquoz eilte hin, um den Grund zu erkunden. Zu seiner Uberraschung entdeckte er drei sehr junge Menschenfrauen, die scheinbar bettelten oder flehten und sich nervos umschauten. Sie waren nackt, trugen kupferne Halsbander und schienen sich von den anderen nicht zu unterscheiden — nur besa?en sie den Mut, sich der Marschkolonne zu nahern, von der niemand sie verstehen und auch nur zur Kenntnis nehmen wollte.

»Was hat das zu bedeuten?« brullte er.

Die Frauen reagierten, als waren sie plotzlich wahnsinnig geworden.

»Du kannst uns horen!« riefen sie. »Du kannst uns verstehen! Gott sei Dank!«

Sie nickten. Er wandte sich den Offizieren zu.

»Gebt das weiter: Alle Glathrieliten, die sich an uns wenden, werden unter unseren Schutz gestellt und von mir personlich in Augenschein genommen. Klar?«

Man gab den Befehl weiter. Sich nichts entgehen lassen, keine Soldaten abweisen, dachte er, gleichgultig, wie schwach oder klein sie aussahen. Au?erdem mochte einer davon Zigeuner sein — ah, Nathan Brazil. Man durfte ihn keinesfalls zurucklassen, nachdem man sich solche Muhe gemacht hatte, ihn abzuholen, dachte er spottisch.

Als man das Lager fur die Nacht aufgeschlagen hatte, lie? er sie zu sich bringen. Man hatte unterwegs noch einige mehr aufgenommen — vielleicht insgesamt zwanzig —, zwei Manner, die ubrigen Frauen. Sie waren naturlich wie alle anderen durch den Schacht gegangen und in Ambreza aufgewacht. Der Schacht berucksichtigte einen Hex-Tausch nicht, so da? Ambreza-Neuzugange im alten Ambreza oder Glathriel auftauchten, wahrend fur Menschen das Umgekehrte galt. Sie fielen dadurch naturlich auf und waren rasch ergriffen und nach Glathriel gebracht worden, wo man sie auf die Felder geschickt und ihnen die Halsbander angelegt hatte. Niemand konnte das schreckliche System fassen, und noch weniger begreiflich war die absolute Unterwurfigkeit der Einheimischen.

Sein Befehl hatte gelautet, die Nordwestkante von Glathriel zu erreichen und dort entlang zur Kuste zu marschieren, dann weiter nordlich in Ginzin einzudringen und weiterzuziehen, bis er mit Mavras Armee zusammentraf, die genau nach Westen unterwegs war. Seine Nachrichtenverbindungen waren gut; Jorgasnovarier, riesengro?e, ha?liche platte Wesen, die aus irgendeinem Grund wie die Vogel fliegen konnten, rasten oft Hunderte von Kilometern weit zu einem zuganglichen Zone-Tor, um Nachrichten zu beschaffen, dann kamen sie zuruck. Er erfuhr von der Schlacht in Olborn und dem Weitermarsch fast innerhalb von Stunden — und dort horte man jetzt von ihm.

Vor ihnen erhob sich am Meer von Turagin jetzt Ginzin. Und noch immer keine Spur von Brazil. Das absto?ende, hei?e, vulkanische Land war fur die meisten ihrer Art ungastlich, aber hier, wo Land und See zusammenstie?en, passierbar.

Er begann sich zu fragen, ob irgendein Fehler passiert war.

An der Kuste hinauf ging es langsam voran, und sie hatten besondere Schwierigkeiten mit ihrem schweren Gerat. Trotzdem hatte er damit gerechnet, da? Brazil inzwischen auftauchen wurde — oder vielmehr ein Brazil- Ebenbild, das er gut kannte, das aber fur alle anderen Brazil sein wurde. Wo blieb er?

Am letzten Abend in Ginzin kampierten sie schlie?lich, so gut sie konnten, am Strand hinauf und hinunter aufgereiht, und sahen die Sonne langsam untergehen. Er sa? da und beobachtete mu?ig das Spiel des Sonnenscheins auf den anlaufenden Wellen, als er drau?en etwas zu sehen glaubte. Er versuchte es zu erkennen. Ein Schiff — dort drau?en war ein Schiff! Waynir war hochtechnologisch, und er konnte den aus den Schornsteinen quellenden Rauch sehen, als das gro?e Schiff nach Nordwesten dampfte. Es schien jedoch der Kuste seltsam nahe zu sein und ein gewisses Risiko einzugehen; im Seichtwasser hier waren Riffs und Untiefen verborgen. Er griff nach seinem Feldstecher, einem schutzbrillenartigen Gerat, eigens fur seine eigenartigen Augen gebaut. Es war leistungsstark.

Er schaute hinaus und verfolgte, wie das geheimnisvolle Schiff, ohne die Fahrt zu verringern, ein kleines

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