gefallen war.
Truman hatte es fur sich gewonnen und die Technologie der Abscheulichen benutzt, um es als Waffe zu benutzen: als Seelenkanone. Er hatte einen Weg gefunden, die Energie der Seele in kleinen Ausbruchen loszulassen und alles, was im wutenden Licht der Seele gebannt war, wurde direkt aus dieser Realitat herausgeschleudert.
Die Droods, die wir verloren hatten, wurden nicht wiederkommen.
Harry und Roger riefen verzweifelt um Hilfe. Es wurde langsam still im Lageraum, als alle die Matriarchin ansahen und danach mich, und auf Befehle warteten. Martha stand sehr still da und rang mit starrem Blick auf den Bildschirm und ihre Hande. Ich dachte fieberhaft nach. Und wahrend ich noch dachte, ging die Seelenkanone wieder los. Roger hatte es wohl gespurt, weil er sich plotzlich aufrichtete und Harry hinter sich schob. Das furchtbare Licht flammte auf und zerriss die Nacht, ein Leuchten so ubermachtig, dass es jenseits aller Farben stand, etwas, das man eher mit Verstand und Seele begriff, als mit den Augen. Aber Roger stellte sich dem Licht entgegen und rang es nieder. Er stand zwischen dem Licht und dem Mann, den er liebte und bekampfte das Seelenlicht mit jedem Quantchen Kraft, das er noch besa?. Die Seelenkanone feuerte und Roger begegnete seiner grausamen Macht mit unbeugsamem Willen.
Uberlebenswillen hatte nicht ausgereicht, ebenso wenig wie Furcht oder Wut, aber das hier war Liebe. Und am Ende erlosch die Seelenkanone als Erste.
Das Licht ging plotzlich aus und Roger fiel wie ein Toter auf der Erde. Harry schlang die Arme um seinen reglosen Korper und wog ihn hin und her, als beruhige er ein Kind. Im Lageraum sah mich jeder an. Ich holte tief Luft.
»Giles, Molly, ihr kommt mit mir. Martha, finde heraus, wo Mr. Stich und der Seneschall sind und hol sie her. Und irgendjemand soll U-Bahn-Ute finden. Wir gehen in Trumans Bunker, um den Turm auszuschalten und dafur brauchen wir den Weg der Verdammnis.«
Kapitel Funfzehn
Reisen enden mit einem Treffen von Feinden
Und alles hatte so gut geklappt - na ja, relativ gut. Jetzt sah es so aus, als waren all unsere Erfolge zuvor umsonst gewesen und ich musste eines meiner chancenlosen As-im-Armel- und
Wettlauf-mit-der-Zeit-und-hol-die-verdammte-Kuh-vom-Eis-Wunder wirken. Ich wunschte, die Leute wussten zu schatzen, wie unglaublich viel mich so etwas kostet.
Auf dem gro?en Hauptbildschirm half Harry Drood einem verwirrten und zitternden Roger Morgenstern auf die Fu?e. Roger hatte gerade erst Harrys Leben gerettet, indem er seines aufs Spiel gesetzt hatte und es war schwer zu sagen, welcher der beiden mehr uberrascht oder schockiert aussah. Sie lehnten sich erschopft aneinander und sprachen eine Weile miteinander, aber wir konnten nicht horen, was sie sagten. Die Leute von der Kommunikation arbeiteten, angetrieben vom bosen Blick der Matriarchin, fieberhaft daran, die Audioubertragung wiederherzustellen, allerdings erfolglos. Offenbar hatte die Seelenkanone mit ihrem Feuer den Ather mit andersdimensionalen Energien ubersattigt. Wir hatten Gluck, dass wir immer noch uber ein Bild verfugten, auch wenn der Kommunikations-Offizier genug Verstand hatte, das mit dem Glucksfaktor der Matriarchin eher anzudeuten als offen zu sagen. Auf dem Bildschirm stolperten Harry und Roger unsicher uber die Wiese in Richtung Stonehenge, hochstwahrscheinlich auf der Suche nach Trumans unterirdischem Bunker.
Nur die beiden gegen Truman und all seine Armeen. Ich schatze, die Leute konnen einen immer uberraschen, besonders wenn einer von ihnen ein halber Damon ist.
Ich versuchte, sie zu rufen und ihnen zu sagen, dass Verstarkung auf dem Weg sei, aber sie konnten mich nicht horen. Ich versuchte sogar, sie uber Seltsam zu erreichen, aber er konnte mir auch nicht helfen.
»Es ist der Turm«, sagte er und klang merkwurdig kleinlaut. »Er ist fertig, Eddie und beinahe bereit, aktiviert zu werden. Er lebt und ist wachsam, wenn auch nicht in einer Art, die du erkennen konntest. Und ich kann ihn denken horen. Er wei?, dass ich zusehe. Er kommt von einem noch fremderen Ort als ich, einer noch hoheren Dimension. Die pure Macht, die in diesem Ding steckt, ist beangstigend. Die Eindringlinge, die Vielwinkligen, die Hungrigen Gotter kommen - und ich habe Angst, Eddie.«
»Du konntest abhauen«, sagte ich. »Aus unserer Welt verschwinden und dich in deine eigene Dimension zuruckziehen.«
»Und dich und deine Familie schutzlos zurucklassen? Nein. Das ist nicht die Art von andersdimensionalem Wesen, das ich bin. Ich mag diese Welt, und euch, und eure komische Art, Dinge zu tun. Ihr seid spa?ig. Die Hungrigen Gotter wurden euch nur verschlingen und nicht einmal wissen, was sie da zerstoren. Sie sind verschlagene, bose, und genau genommen sogar ziemlich dumme Gotter. Ich werde dich und deine Familie nicht verlassen, Eddie. Einige Dinge sind es wert, das man um sie kampft, einfach nur so aus Prinzip.«
»Danke, Ethel.«
»Ach, zum Teufel«, sagte Seltsam. »Wozu hat man denn Freunde?«
In diesem Moment kam U-Bahn Ute in den Lageraum gerannt. Sie hatte sich Muhe gegeben, sich zu saubern, sogar neue Klamotten trug sie, die allerdings eindeutig fur jemanden Gro?eres gedacht waren. Dennoch sah sie immer noch keinesfalls vertrauenerweckend aus und Stress und Anstrengung lie?en ihr Gesicht zwanzig Jahre alter aussehen. Zu ihrer Ehrenrettung musste man aber sagen, dass sie versuchte, nicht allzu triumphierend in die Runde zu sehen, weil sie recht gehabt hatte und wir sie jetzt brauchten.
»Ich hatte schon das Gefuhl, dass ihr mich noch brauchen wurdet«, sagte sie. »Also, hier bin ich. Gehe ich recht in der Annahme, dass alle eure Plane in die Hose gegangen sind und der Weg der Verdammnis die einzige brauchbare Alternative ist?«
»Perfekt zusammengefasst«, meinte Molly.
»Verdammt«, meinte U-Bahn Ute. »Dann sitzen wir wirklich tief in der Schei?e.«
Molly nahm Ute zur Seite, um sie auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen und zu erklaren, wie tief wir wirklich in der Schei?e steckten und ich nutzte den Moment, um daruber nachzudenken, wen genau ich mitnehmen wollte. Molly naturlich, aus einem ganzen Bundel von Grunden. Nicht den Waffenmeister. Onkel Jack wurde hier gebraucht werden, wenn wir das wieder vermasselten. Giles Todesjager, weil er der beeindruckendste Kampfer war, den ich jemals getroffen hatte. Und Mr. Stich, weil er … nun mal das war, was er war und weil er so verdammt schwer zu toten war. Ich hatte auch gerne Callan dabei gehabt, aber er war immer noch au?er Gefecht. Also wurde der Letzte dieses kleinen Ewiger-Ruhm-oder-Tod-Teams der Seneschall sein mussen. Einerseits, weil ich jemanden dabeihaben wollte, bei dem ich mich darauf verlassen konnte, dass er Befehle befolgte und andererseits, weil ich jemanden brauchte, auf den ich mich verlassen konnte, dass er bis zum letzten Blutstropfen kampfen wurde, fur die Familie. Jemanden, … der verzichtbar war.
Ich hatte nie so gedacht, bevor ich zum Familienoberhaupt geworden war.
Ich sah hinuber zu Molly und Ute, die schnatterten und kicherten wie die besten Freundinnen, die sie waren, und es war ein netter Zug von Normalitat in einer ernsthaft verruckt gewordenen Welt. Es hob meine Lebensgeister ein wenig, zu sehen, dass solche kleinen Freuden noch moglich waren. Aber ich war immer noch nicht sicher, was ich von Utes Weg der Verdammnis halten sollte. Der Name weckte wirklich nicht gerade Vertrauen. Aber wenn er uns direkt in Trumans Bunker fuhrte - nun, ein kraftiger Erstschlag konnte immer noch den Turm ausschalten und dem Ganzen ein Ende machen. Keine Nester mehr, keine Turme mehr, keine Abscheulichen mehr.
Au?er dem einen, der noch in Molly lebte. Sich immer noch in ihren Korper, ihren Verstand und ihre Seele fra?. Was war gut daran, die Welt zu retten, wenn ich die Frau nicht retten konnte, die ich liebte? Wenn es Molly nicht mehr gab, dann wurde ich nur noch meine Familie haben, und ein Leben voller kalter Pflichten und Verantwortlichkeiten. Es musste einen Weg geben, sie zu retten. Es musste einfach. Weil ich in einer Welt, in der es Molly nicht gab, nicht leben wollte.
Sie sah sich um, sah, wie ich sie ansah und lachelte strahlend. Ich lachelte zuruck. Sie umarmte Ute schnell und kam zu mir. Sie umarmte mich und ich hielt sie fest. Ich wollte sie nie wieder gehen lassen, aber ich tat es doch. Ich konnte nicht riskieren, dass sie erfuhr, was ich dachte.
»Du sahst so aus, als konntest du einen gro?en Knuddler brauchen«, sagte Molly rundheraus. »Zum Teufel, beinahe jeder hier sieht so aus. Aber so eine bin ich nicht. Ich habe gerade mit Ute gesprochen. Sie sagt, sie kann