Endes als verantwortlich fur die Zerstorung des Herzens herausgestellt hat.«
»War ich nicht«, sagte eine ruhige und vernunftige Stimme aus dem Inneren des karmesinroten Leuchtens. »Zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch auf der Suche nach dem Herzen und wusste nicht einmal, dass es sich in dieser Dimension aufhalt. Ihr durft nicht vergessen: Das Herz hatte sich viele Feinde gemacht, Feinde aus allen Welten und Rassen, die es versklavt hatte, bevor es hierher kam. Manche dieser Feinde haben fast so lang wie ich nach dem Herzen gesucht.«
Das klang ziemlich einleuchtend, aber wenngleich ich der fremden Materie fur vieles zu danken hatte und sie immer das Richtige sagte, anderte das dennoch nichts an der Tatsache, dass sie nach wie vor ein nahezu ganzlich unbekannter Faktor war. Alles, was wir uber sie wussten, war das, was sie uns zu erzahlen beliebt hatte. Wenn sie hinter den anderen Angriffen gesteckt hatte, wurde sie das zugeben? Wir hatten kein Mittel, sie zu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Ich rieb mir die Stirn, als ein langsamer, qualender Kopfschmerz einsetzte. Paranoid zu sein ist sehr ermudend, aber wenn man ein Drood ist, ist es die einzige Moglichkeit, immer einen Schritt voraus zu bleiben.
»Fremde Materie …«, sagte ich.
»O bitte, nennt mich Ethel!«
»Wir werden dich nicht Ethel nennen!«, erklarte ich sehr bestimmt.
»Wieso nicht? Was ist an Ethel nicht in Ordnung? Das ist ein tadelloser Name. Ich mag ihn. Er ist ehrlich, bezaubernd, er ist … ich.«
»Wir werden dich nicht Ethel nennen!«
»Ist doch nichts verkehrt an Ethel«, meinte die fremde Materie. »Winston Churchill hatte einen zahmen Frosch, der Ethel hie?.«
»Nein, hatte er nicht!«
»Er konnte einen gehabt haben - das wei?t du nicht.«
»Ich werde dich Seltsam nennen«, sagte ich. »Das ist der einzige Name, der passt.«
»Du hast keinen Sinn fur Humor«, sagte Seltsam.
»Eigentlich …«, setzte Molly an.
»Scht!«, sagte ich schnell.
Der Waffenmeister produzierte einen weiteren seiner beeindruckenden Rausperer. »Wie bist du bei der Matriarchin vorangekommen, Eddie?«
»Nicht besonders«, gab ich zu. »Sie sagte mir, ich solle mich zum Teufel scheren. Sie wurde lieber die ganze Familie zusammenbrechen als mit mir an der Spitze gedeihen sehen.«
Der Waffenmeister nickte widerwillig. »Mutter konnte schon immer sehr stur sein. Aber du musst es weiter bei ihr versuchen, Eddie. Du brauchst sie auf deiner Seite, wenn du die ganze Familie dazu bringen willst, an einem Strang zu ziehen. Sie reprasentiert die Vergangenheit und die Tradition und all die Dinge, die der Familie das Gefuhl von Sicherheit und Geborgenheit geben.«
»Das wird nicht einfach werden«, prophezeite ich.
»Naturlich wird das nicht einfach werden, Eddie! Du hast ihren Lieblingssohn getotet, meinen Bruder James! Ich wei?, dass du keine andere Wahl hattest, und dennoch habe ich Schwierigkeiten, dir zu verzeihen. Der alte Graue Fuchs war der Beste von uns, so viele Jahre lang. Und vergiss nicht: Er hatte eine Menge Bewunderer auch au?erhalb der Familie. Alte Freunde und alte Feinde, denen es ganz und gar nicht gefallen wird, zu horen, dass er durch deine Hand gefallen ist. Sie konnten jederzeit hier auftauchen, bereit und willig, ihrem au?erordentlichen Missfallen Ausdruck zu verleihen. Und dann wirst du die ganze Familie zu deiner Unterstutzung brauchen.«
»Wir konnten sagen, dass James zum Vogelfreien geworden ist«, schlug Penny zaghaft vor.
»Wer wurde das glauben?«, fragte ich. »Der Graue Fuchs war immer der Beste von uns. Du solltest besser die Verteidigungsanlagen des Herrenhauses verstarken, Onkel Jack, fur alle Falle.«
Endlich kam ich zum wesentlichen Punkt des Treffens und berichtete ihnen vom Hinterhalt des MI5 vor meiner alten Wohnung. Der Waffenmeister und der Seneschall bestanden darauf, dass ich ihnen alles erzahlte, jede Einzelheit, an die ich mich erinnern konnte. Molly mischte sich hier und da ein, manchmal hilfreich und manchmal nicht. Der Waffenmeister und der Seneschall reagierten beide ausgesprochen heftig, als ich ihnen mitteilte, wer hinter dem Angriff steckte.
»Der Premierminister?«, fragte der Seneschall unglaubig. »Was glaubt er, wer er ist, dass er sich mit den Droods anlegt? Der Mann halt sich wohl fur etwas Besseres! Wir durfen ihn nicht ungestraft davonkommen lassen, Edwin; die Leute konnten denken, dass wir weich werden.«
»Ich habe ihm bereits eine sehr eindeutige Botschaft ubermitteln lassen«, entgegnete ich.
»Ein paar MI5-Agenten umzubringen wird ihn nicht storen«, sagte der Waffenmeister. »Soweit es ihn angeht, sind sie alle entbehrlich. Wir mussen ihn dort treffen, wo es wehtut!«
»Genau«, pflichtete der Seneschall ihm bei. »Wir konnen nicht zulassen, dass der Premierminister frech wird. Wir mussen ihm ordentlich eine verpassen, Edwin. Ein Exempel an ihm statuieren.«
Ich schuttelte bedachtig den Kopf. »Wir konnen es uns nicht leisten, die Karten jetzt schon aufzudecken, denn dabei wurden wir riskieren zu verraten, wie schwach wir in Wahrheit sind. Und au?er dem Minister scheint auch niemand anderen in einer Machtposition der Hafer zu stechen. Penny hat mich runter in den Lageraum mitgenommen; es war alles ganz ruhig.«
»Die Ruhe vor dem Sturm«, sagte Penny. »Unsere Forscher beobachten die Medien der ganzen Welt, offizielle und inoffizielle, um ein Gefuhl fur die Stimmung jeder Regierung zu bekommen. Und samtliche unserer Telepathen, Wahrsager und Hellseher arbeiten ganztags.«
Ich musste lacheln. Politiker glauben nur, sie konnten vor den Droods Geheimnisse bewahren.
»Bisher verhalten sich alle sehr vorsichtig, weil sie das Boot nicht zum Schaukeln bringen wollen, bis sie wissen, ob Haie im Wasser sind oder nicht«, erklarte der Waffenmeister. »Ich denke nicht, dass sie es sich zum gegenwartigen Zeitpunkt erlauben konnen, ihren eigenen Berichten daruber, wie schwach und desorganisiert wir sind, Glauben zu schenken. Aber das kann nicht lange andauern. Sie wissen, dass all unsere Frontagenten untergetaucht sind, und die meisten wissen auch vom Verschwinden der goldenen Torques oder vermuten es zumindest. Also wird fruher oder spater jemand etwas unternehmen, nur um zu sehen, was passiert. Um zu sehen, wie viel sie sich leisten konnen. Es konnte sogar zu einem direkten Angriff auf das Herrenhaus selbst kommen. Wisst ihr noch, wie die Chinesen versucht haben, uns mit Kernwaffen auszuradieren, damals in den Sechzigern?«
»Wir mussen etwas wegen des Premierministers unternehmen«, sagte der Seneschall bestimmt. »Etwas ausreichend Unangenehmes, um allen ubrigen Fuhrern der Welt eine klare Botschaft zukommen zu lassen.«
»Also schon«, stimmte ich widerstrebend zu. »Tischt mir ein paar Optionen auf, und ich werde mir sie ansehen.«
»Ich dachte, einer der Grunde, weshalb du die Leitung der Droods ubernommen hast, sei gewesen, die Welt von ihrer Kontrolle zu befreien«, meldete Molly sich zu Wort. »Ich erinnere mich genau daran, wie du etwas daruber sagtest, Politiker ihre eigenen Entscheidungen treffen zu lassen.«
»Das habe ich tatsachlich«, gab ich zu. »Nur stellt sich heraus, dass die Dinge nicht so einfach liegen.«
»Ist das nicht immer die erste Antwort eines jeden Diktators?«
»Hor zu, an erster Stelle Uberleben, an zweiter Politik, in Ordnung?«, sagte ich.
»Ich wollte nur, dass du dir daruber im Klaren bist, in was du dich da reinmanovrierst«, antwortete Molly liebenswurdig.
»Apropos Uberleben«, warf Penny ein. »Wir mussen dafur sorgen, so viele Familienmitglieder wie moglich so schnell wie moglich in die neuen Silberrustungen zu bekommen. So, wie die Dinge liegen, sind wir im Fall eines plotzlichen Angriffs einfach zu verwundbar.«
Ich nickte widerstrebend. »Also schon, ihr setzt euch zusammen und arbeitet eine Liste aus, die ich mir ansehen werde. Unterteilt sie in die Namen derjenigen, die ihre Torques sofort bekommen sollten, derjenigen, die sie zwar bekommen sollten, aber erst, nachdem sie bewiesen haben, dass sie ihrer wurdig sind, und derjenigen, denen nie wieder ein Torques anvertraut werden sollte.«
»Wie zum Beispiel?«, wollte Penny wissen und blickte mich mit ihren kuhlen Augen mit unverhohlener Herausforderung an.
»Jeder, der das Geheimnis der goldenen Torques kannte und es einfach hingenommen hat«, erklarte ich unnachgiebig. »Jeder reuelose Null-Toleranzler und jeder, bei dem es mehr als wahrscheinlich ist, dass er einen Torques benutzen wurde, um einen Bruderkrieg innerhalb der Familie zu beginnen. Geht nach eurem eigenen