neuen Torques, zerstoren so viele Eklige wie moglich und rei?en alles nieder, was wir dort finden. Ich habe gesagt, dass wir einen Krieg gegen die Abscheulichen fuhren werden und das wird ein hervorragender Beginn sein. Penny, sag' der Familie, dass wir bereit sind, die ersten funfzig Rustungen auszugeben. Wir werden eine zunftige Zeremonie daraus machen. Die neuen Ritter in den Rustungen der Drood-Familie.«

»Willst du nicht erstmal die Namen prufen?«, fragte Penny.

»Nein«, antwortete ich. »Ich vertraue deinem Urteil. Ist denn einer dabei, bei dem ich Einwande haben konnte?«

»Nur einer«, erwiderte Molly. »Harry.«

»Ich ware uberrascht gewesen, wenn er nicht auf der Liste gewesen ware. Er ist ein erfahrener Frontagent. Und James' Sohn.«

»Aber du vertraust ihm nicht«, meinte Penny.

»Naturlich nicht. Er ist James' Sohn.«

Wir hielten die gro?e Torques-Ubergabezeremonie im Sanktum ab, um die Verleihung von funfzig neuen Rustungen an verdiente Familienmitglieder zu feiern. Das Sanktum war von einer Wand zur anderen mit aufgeregten Familienangehorigen vollgepackt, die Schulter an Schulter standen. Noch mehr waren drau?en im Gang. Wir mussten im ganzen Herrenhaus Videoschirme aufstellen, damit jedes Familienmitglied das Ereignis sehen konnte. Das war der Beginn einer neuen Ara fur die Droods und ich wollte, dass jeder sich als Teil davon fuhlte. Selbst die Matriarchin und ihr Fu?volk sahen von ihrer Suite aus zu. Ich sah nach. Seltsam sandte sein wohltuendes Licht uber uns alle, und ubertrug sogar passende Musik, komplett mit Trompeten und Fanfaren an den richtigen Stellen.

Einer nach dem anderen kam nach vorne und kniete vor dem scharlachroten Leuchten - alle funfzig, die wenigen Auserwahlten, die neuen Ritter der Familie - und aus dem Nichts erschienen silberne Reifen um ihren Hals. Fur jeden Namen erklang gro?er Jubel, und die Familienmitglieder applaudierten, bis jedem die Hande wehtaten. Uberall gab es Lacheln und Tranen und eine Menge Getrampel. Jeder schien zu denken, dass diese Torques etwas Besonderes waren, weil sie sich die Rustungen verdient hatten.

Am Ende schubste mich der Innere Zirkel nach vorn, damit ich ein paar passende Worte sagte. Ich wollte das eigentlich nicht, aber jeder schien das von mir zu erwarten. Ich bekam ordentlich Applaus, als ich vortrat, wenn auch vielleicht keinen so gro?en wie die auserwahlten Funfzig, und er erstarb auch schnell, als ich meine Hande hob und mit einer Geste um Ruhe bat.

»Das ist der Beginn eines neuen Tages«, sagte ich. »Fur die Familie und die Welt. Wir sitzen nicht mehr herum und erwarten die Gefahren, um erst dann darauf zu reagieren. Wir werden den Feind bekampfen. Und wir werden damit anfangen, die Abscheulichen zu schlagen! Ich werde eine Kampfgruppe gegen ihre neue Operationsbasis anfuhren, funfzig Manner und Frauen mit Rustungen und zweihundert Freiwillige, die mit dem Allerbesten ausgerustet werden, das die Waffenmeisterei hergibt. Begru?t diese Krieger! Die Droods ziehen in den Krieg und die Abscheulichen sind Geschichte! Merkt euch diesen Tag, meine Familie, meine Freunde. Es ist an der Zeit, der Welt zu zeigen, dass die Droods wieder jemand sind!«

Danach fragte mich Molly: »Wer hat dir blo? gesagt, dass du eine Rede halten kannst?«

»Es ist ein dreckiger Job«, sagte ich. »Aber irgendjemand muss ihn tun!«

Wir flogen mit der Familienflotte von Black Hawks nach Sudamerika. Gro?e schwarze Biester im Himmel, elegant und schnittig und angetrieben von kraftvollen Maschinen, die wir aus einem Alien-Raumschiff geborgen haben, das 1947 in einem Feld bei Wiltshire eine Bruchlandung hinlegte. Funf Flugzeuge, die funfzig Manner und Frauen mit ihren Rustungen transportierten, zweihundert Freiwillige, mich selbst, Molly, Janitscharen Jane und Mr. Stich - und Harry und Roger Morgenstern. Ich ware auch ohne Letzteren ausgekommen, aber Harry hatte ohne ihn nicht gehen wollen. Molly und ich waren dabei, weil ich es so gewollt hatte, Janitscharen Jane, weil sie die Leute trainiert hatte und mehr uber die Bekampfung von Damonen wusste, als wir anderen zusammengenommen, und Mr. Stich, weil … na ja, hauptsachlich, weil ich einen teuflischen, ubernaturlichen Serienkiller auf meiner Seite haben wollte, falls irgendetwas schiefgehen sollte.

Und weil ich ihn in meiner Nahe haben wollte, wo ich ein wachsames Auge auf ihn haben konnte.

Mr. Stich hatte sich dem Rest von uns nicht angeschlossen, als wir die Rustungen im Sanktum vergeben hatte, aber ich hatte das auch nicht erwartet. Er war nicht gerade ein geselliger Mensch. Also schickte ich nach der Zeremonie Penny zu ihm, um ihm von dem bevorstehenden Angriff auf die Abscheulichen zu erzahlen. Als sie nicht in einem angemessenen Zeitraum zuruck war, war ich schon ein bisschen beunruhigt. Ich fand eine stille Ecke, schloss die Tur ab, stellte Merlins Spiegel entsprechend ein und befahl ihm, nach Penny und Mr. Stich zu suchen, egal, wo sie sich befanden. Mein Spiegelbild verschwand und die beiden erschienen darin, eintrachtig im Park spazierend. Einfach nur herumschlendernd und schwatzend. Penny schien in Mr. Stichs Gegenwart vollig entspannt, selbst nachdem ich mich selbst ubertroffen hatte, ihr zu beschreiben, was er war und was er getan hatte. Ihre Stimmen waren fur mich klar zu horen.

»Ich hatte nicht gedacht, dass Sie der Typ fur Frischluft und offene Landschaften sind«, sagte Penny. »Ich hatte Sie als Stadtmensch eingeschatzt.«

»Ich bin lieber hier drau?en«, sagte Mr. Stich.

»Ist das Zimmer, das wir Ihnen gegeben haben, nicht bequem genug?«

»In all den Jahren habe ich eine Menge Zimmer kennengelernt«, sagte Mr. Stich. Er hatte seinen Blick geradeaus gerichtet und sah Penny nicht an. »Sie sind eigentlich immer gleich. Einfach Orte, an denen ich fur eine Weile bleiben kann, bevor ich weiterziehen muss. In der letzten Zeit habe ich ein kleines Notizbuch bei mir, um mich daran zu erinnern, wo ich ubernachte und welchen Namen ich gerade verwende. Fur mich gibt es kein Heim, nicht mehr. Das ist eins der vielen menschlichen Dinge, die ich aufgeben musste, um zu werden, was ich bin. Mein Zimmer hier ist absolut passend. Sogar luxurios. Aber nein, ich fuhle mich nicht wohl hier im Herrenhaus. Mir wird nicht gestattet, zu toten und die Versuchung ist gro?. Das ist wider meine Natur. Es nagt an meiner Seele, bis ich nichts anderes als Blut sehen kann. Und deshalb verbringe ich so viel Zeit in Ihrem gro?en Park, fort von der … Versuchung.«

»Ich glaube, ich habe Sie noch nie so viel auf einmal sagen horen«, meinte Penny. »Sie sind ein sehr interessanter Mann, Mr. Stich.«

Er sah sie das erste Mal an. »Sie haben keine Angst vor mir?«

»Ich bin eine Drood«, erwiderte Penny. »Es braucht schon einiges, uns Angst einzujagen. Au?erdem sind Sie bald in Sudamerika, um gegen die Abscheulichen vorzugehen. Da wird es selbst fur Sie genug zum Toten geben, wissen Sie.«

»Das ist nicht dasselbe«, sagte Mr. Stich. »Ich muss morden, das Fleisch zerschneiden und Blut vergie?en, um das Leid in den Augen der Opfer zu sehen. Das tue ich. Es ist alles, was ich habe.«

»Und Sie toten immer nur Frauen?«

»Ja. Weil es nunmehr die einzige Form der Intimitat ist, die ich kenne. Meine Strafe und meine Belohnung.«

»Ist es wahr, … dass Sie all die Dinge getan haben, die man Ihnen nachsagt?«

»Aber ja. All das und mehr. Machen Sie keinen Fehler, Penny: Ich habe schreckliche Dinge getan und darin geschwelgt. Ich habe meine Arme tief in die Eingeweide des Schreckens versenkt und rot tropfend bis zum Ellbogen wieder herausgezogen. Sie haben mich Jack the Ripper genannt und das war ich. Die Dinge, die ich Marie Kelly in diesem kleinen verlassenen Zimmerchen antat … Ich habe sie wie ein Buch geoffnet und ihre Geheimnisse gelesen. Ich habe einmal der Presse einen Brief geschickt, und habe ihnen meine Adresse gegeben - aus der Holle stand darauf. Und das war erst der Anfang.«

»Und Sie … mussen toten? Sie sind gezwungen dazu?«

»Ja.«

»Dann …, wenn Sie keine Wahl haben, dann ist es doch gar nicht Ihre Schuld, oder?«

»Doch, das ist es, Penny. Ich habe diese sechs Frauen aus freiem Willen getotet. Ich habe die Agonie und den Schrecken in ihren sterbenden Augen genossen und ihre letzten Atemzuge wie den feinsten Wein gekostet. Und wenn diese besondere Form der Unsterblichkeit auch nicht das ist, was ich nach der Schlachtzeremonie erwartet hatte, es ist die Holle, die ich fur das Bose bekommen habe, damals in diesem ungewohnlich warmen Herbst 1888.«

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