entstehen, alle sollen den Wirt stark genug machen, einem Embryo der Abscheulichen ein Heim geben zu konnen, der sich formt. Und wahrend dieser im Wirt selbst wachst, frisst er sich in den Verstand und die Seele, andert die Gedanken und die Personlichkeit seines menschlichen Wirts, der sich fuhlt, als wurde er wahnsinnig und zu etwas Fremdem - aber dennoch nicht in der Lage ist, das zu stoppen oder auch nur den Vorgang zu verlangsamen. Wir konnen nur vermuten, welche Holle diese armen Unglucklichen durchmachen. Gedanken, Gefuhle, Traume, alles das andert sich - bis nichts mehr ubrig ist au?er einer neuen Drohne der Abscheulichen. Der Mensch ist fort, er wurde ersetzt.«

»Also im Wesentlichen«, sagte ich, »hei?t das, die Opfer sterben nach und nach, Tag fur Tag, sind sie einmal infiziert. Dabei verlieren sie jedes Bisschen ihrer selbst, bis sie eines Tages zu dem werden, das sie infiziert hat. Noch mehr Drohnen fur die Eindringlinge. Richtig, das ist es. Totet die armen Bastarde, wenn ihr sie seht. Wir tun ihnen einen Gefallen.«

»Das wirklich Beunruhigende«, sagte William, »ist, dass es eine geringe, aber doch definitive Wahrscheinlichkeit dafur gibt, dass ein paar, wenn nicht sogar alle, die die Schlacht auf der Nazca-Ebene uberlebt haben, selbst infiziert wurden. Und jetzt zu Verratern der Familie werden. Moglicherweise wissen sie es nicht einmal selbst. Sie konnten dazu gebracht worden sein, es zu vergessen. Die Drood-Rustung hatte eigentlich Schutz genug sein mussen, aber wir haben nicht genug Daten daruber, ob die silbernen Torques genauso sicher sind wie die alten goldenen.«

Harry verzog das Gesicht. »Sollten wir mit unserer Sicht nicht erkennen konnen, wer infiziert ist? Oder durch unsere Maske hindurch?«

»Das sollten wir«, sagte William. »Aber die Aufzeichnungen sagen nein. Es scheint, als ware diese Infektion einfach zu … anders.«

Ich sah den Waffenmeister an. »Wir brauchen einen Test, irgendetwas, um die Wahrheit herauszufinden. Etwas, das eine infizierte Person entdecken kann. Wir mussen sicher sein, wer wer ist. Und was was.«

»Ich mache mich sofort an die Arbeit«, sagte der Waffenmeister.

»Wir brauchen einen Test, den man an der ganzen Familie anwenden kann«, meinte Harry. »Wir mussen wissen, wem wir vertrauen konnen.«

»Ich konnte nicht einverstandener sein, Harry«, sagte ich und sah ihn direkt an. »Noch etwas, William?«

»Der nachste logische Schritt fur die Abscheulichen ware eine komplette Beschworung«, sagte William bedruckt. »Wenn erst einmal genug der Turme fertig sind, werden sie versuchen, die Hungrigen Gotter in unsere Welt zu bringen. Um alles zu verschlingen, was lebendig ist. Ich denke, wir konnen annehmen, dass die Zerstorung des Turms auf der Nazca-Ebene ihnen gezeigt hat, wie gefahrlich es ist, sich dabei nur auf eine isolierte Struktur zu verlassen. Also sollte uns das etwas Zeit verschaffen. Aber wie viel …«

»Seid ihr bereit fur noch mehr schlechte Nachrichten?«, fragte Callan. »Der Geheimdienst ist sich dank abgehorter Kommunikation ziemlich sicher, dass die Abscheulichen uns zu den Sundenbocken machen wollen. Sie haben einen Deal mit Truman und seinem Manifesten Schicksal gemacht: Fur Geld, technische Geratschaften, Tarnung und sowas. Offenbar glaubt Truman, dass er die Eindringlinge benutzen, die Kontrolle uber die Welt erlangen und sie dann wieder abschieben kann. Der Idiot glaubt tatsachlich, dass er sie benutzt!«

»Das zeigt, wie verzweifelt er ist«, sagte ich. »Nun, wir wollten eine gro?e Schlacht, um der Welt unsere erneuerte Kraft und Macht zu demonstrieren. Und jetzt steht uns der gro?te Kampf unseres Lebens bevor, wahrend die ganze Welt zusieht und auf dem Spiel steht. Bedenke wohl, worum du bittest … Aber gut. Das war's. Jeder in der Familie bekommt einen neuen Silber-Torques. So bald wie moglich, ohne Ausnahme. Ich habe schon mit Seltsam gesprochen, und er sieht keine Probleme. Er wartet nur darauf, gefragt zu werden. Wenn diese Familie in den Krieg zieht, will ich uns alle gerustet haben. Weil wir jeden Kampfer brauchen, den wir kriegen konnen. Seneschall, du musst das Training allein ubernehmen, jedenfalls solange, bis Janitscharen Jane wieder auftaucht. Ich muss sagen, ein paar haben sich auch ohne Rustung schon ganz prima gemacht.«

»Die Familie wird bereit sein«, meinte der Seneschall. »Ich werde dafur sorgen, Edwin. Keiner dieser verdammten kosmischen Parasiten kann hoffen, gegen die Drood-Familie und ihre Rustung zu bestehen.«

»Das ist ja alles ganz ruhrend«, meinte Harry. »Aber meine Frage ist, ob das klug ist. Uns alle in eine Rustung zu stecken, bevor der Waffenmeister Zeit hatte, seinen Test fur mogliche Verrater in der Familie zu entwickeln? Willst du wirklich einem moglichen Verrater oder Attentater eine Rustung geben?«

»Vorhin klang das noch ganz anders«, sagte ich, nur wenig amusiert. »Erst heute Morgen hast du mir jedes Schimpfwort unter der Sonne an den Kopf geworfen, weil ich die Rustung eben noch nicht jedem habe zukommen lassen.«

»Das war heute Morgen«, sagte Harry. »Aber jetzt ist es anders. Und ich bin sowieso nicht uberzeugt, dass wir rechtzeitig so viele Leute ordentlich trainieren konnen. Der Seneschall kann sehr … inspirierend sein, aber untrainierte Agenten im Feld konnen eine Gefahr fur sich selbst und ihre Kameraden sein; vom Feind mal gar nicht zu reden.«

»Die Familie hat mehr Ausbilder und Tutoren zur Hand als jemals zuvor, dank mir«, sagte ich. »Und wir werden nicht wieder angreifen, bevor ich nicht sicher bin, dass wir gewinnen konnen. Ich werde nicht noch mehr gute Frauen und Manner verlieren. Glucklicherweise habe ich einige … Arrangements getroffen, um noch mehr Expertenhilfe zu bekommen. Tutoren, was die Kunst und die Praxis des Krieges angeht.«

»O Gott«, sagte der Waffenmeister. »Ich kenne diesen Ausdruck auf deinem Gesicht. Du glaubst, du hast etwas richtig Schlaues angestellt. Was hast du getan, Eddie? Und warum wei? ich jetzt schon, dass ich es nicht guthei?en kann?«

»Vielleicht, weil du mich so gut kennst, Onkel Jack«, erwiderte ich. »Ihr habt alle gesagt, ich hatte nicht die notige Erfahrung, um diese Familie in den bevorstehenden Krieg zu fuhren und ihr hattet recht. Aber da auch niemand sonst in der Familie diese Erfahrung hat, war ich gezwungen, weiter weg zu gehen, um Jemanden zu finden, der diese Erfahrung und dieses Fachwissen hat. Ich habe Merlins Spiegel gebeten, mir die zwei passendsten Familienmitglieder zu zeigen; einen aus der Vergangenheit, und einen aus der Zukunft. Und das hat der Spiegel getan.«

»Du hast das gemacht, ohne zuerst den Inneren Zirkel zu fragen?«, fragte Harry. »Wie kannst du das wagen!«

»Ich habe es nicht getan, weil ich wusste, dass ihr versuchen wurdet, es mir auszureden«, sagte ich ruhig. »Und ich wollte mir das nicht ausreden lassen. Au?erdem hat es funktioniert. William, lass Rafe doch unseren Besucher herbringen, damit jeder ihm Hallo sagen kann.«

»Ich hatte ihn hier neben mir stehen«, sagte William murrisch. »Ich wusste, dass du das wahrscheinlich so haben wolltest.«

Der lebende Jacob trat neben ihn ins Sichtfeld und lachelte frohlich auf die verblufften Gesichter vor ihm. Er hatte ein Glas Wein in einer Hand und er musste etwas zu essen gefunden haben, weil er die Halfte davon auf sein Wams gekleckert hatte. »Meine edlen Abkommlinge - Gott zum Gru?e! Ich bin Jacob Drood, Soldat, Philosoph und Lebemann!«

Der Waffenmeister und der Seneschall, die beide Jacob den Geist nur zu gut kannten, sahen beide gleich geschockt und entsetzt aus. Harry, Roger und Callan erkannten zumindest den Namen und sahen mich aufmerksam an. Der Seneschall war, nicht uberraschend, der Erste, der seine Worte wiederfand.

»Bist du jetzt vollig und total ubergeschnappt? Wei? er von …?«

»Nein, tut er nicht«, sagte ich schnell. »Und ich glaube wirklich nicht, dass du ihm das jetzt sagen solltest. Darauf sollte man schonend vorbereitet werden.«

»Mir was sagen?«, fragte Jacob sofort misstrauisch.

»Wei? der andere Jacob davon?«, fragte der Waffenmeister. »Wie nimmt er es auf?«

»Er wei? es«, sagte ich. »Und er nimmt es so gut auf, wie man erwarten konnte. Aber er ist einverstanden. Er sagt, es ist … notwendig.«

»Welcher andere Jacob?«, fragte der Lebende. »Edwin, verheimlicht Ihr mir etwas?«

»Oh, eine ganze Menge«, sagte ich. »Du wei?t ja, wie das in der Familie so ist.«

Jacob schnaubte und leerte sein Weinglas.

Ich wich dem Blick des Waffenmeisters und des Seneschalls nicht aus. »Merlins Spiegel hat diesen Mann ausgewahlt, als den besten und passendsten Kandidaten aus der Familienvergangenheit. Das sollte euch zu denken geben. Jacob, wir werden dich uber alles aufklaren, wenn es an der Zeit ist. Bitte, stell dich jetzt vor.«

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