entgegen. Einige hatten Klauen oder spitze Finger. Einige hielten auch Axte, um sie als Waffen zu benutzen. Sie alle trugen den gleichen, fremdartigen Ausdruck auf den Gesichtern, als sie die golden gerusteten Gestalten uberrannten und versuchten, sie durch ihre schiere Uberzahl zu erdrucken.

Giles fuhrte seinen Trupp an und schwang das lange Schwert mit beeindruckendem Konnen und Kraft. Die schwere Klinge hieb Kopfe ab, drang in Brustkorbe und schnitt durch Fleisch und Knochen, ohne auch nur langsamer zu werden. Er zerschnitt Drohnen oder stie? sie beiseite, immer nach vorn sturmend, dabei mit blutigen Stiefeln uber Leichen trampelnd. Golden gerustete Manner und Frauen sturmten hinter ihm her, schlugen die Drohnen mit schweren Fausten oder ausgefahrenen goldenen Klingen nieder. Blut spritzte durch die Luft, Innereien platschten auf die Stra?e. Die Drohnen schrien nicht, wenn sie fielen, und sie baten auch nicht um Gnade. Sie kamen nur immer weiter, bis ihre Korper ihnen den Dienst versagten. Selbst dann versuchten sie, nach goldenen Beinen und Fu?en zu greifen, bis sie endgultig starben. Giles hackte und schnitt und stach und schwang sein gro?es Schwert in todlichen Bogen, so als hatte es kein Gewicht. Er lachte und schrie glucklich auf, wahrend er totete. Blut trankte seine Rustung und spritzte auf sein grinsendes Gesicht. Der Todesjager war ein Krieger. Er tat, wozu er geboren worden war und liebte jede Minute davon.

Nicht alle in seiner Kampfgruppe empfanden das genauso. Obwohl die meisten mit den im Training erworbenen professionellen Fahigkeiten kampften und sich auf das Ziel der Mission konzentrierten - einige brachten es einfach nicht uber sich. Sie waren einfach keine Killer und kein noch so intensives Training hatte sie dazu machen konnen. Sie taten, was sie konnten und wandten sich dann von der Metzelei ab und kamen nach Hause. Keiner sagte etwas, als sie durch den Spiegel zuruckgeschlichen kamen. Die Sanitater standen schon bereit und brachten sie auf die Krankenstation. Wir verstanden das.

Einige schafften es nicht. Drohnen schwirrten um sie herum, sobald sie die Kampfgruppe verlie?en, begruben sie durch schiere Uberzahl und schlugen mit deformierten Fausten auf sie ein.

Die Kampfgruppe konnte sich nicht zuruckziehen, um sie zu retten. Geschwindigkeit war die Grundlage der Operation. Sie mussten den Turm erreichen und die Bombe des Waffenmeisters dort anbringen, bevor Drohnen mit irgendeiner fremdartigen Waffe eingriffen, um sie aufzuhalten, wie sie das in der Nazca-Ebene getan hatten. Also rein, den Job erledigen und wieder raus. Nichts sonst durfte eine Rolle spielen. Die Droods preschten vor, toteten alles, was nicht zu ihnen gehorte und schutzten sich gegenseitig die Flanken und Rucken.

Wir konnten am anderen Ende der Stadt den Turm sehen. Uber drei?ig Meter hoch und hoher, kantig und asymmetrisch, nach fremdartigen Spezifikationen gebaut, mit seltsamen Technologien und organischen Komponenten. Er stand gro? und arrogant und stolz vor einem wei?gluhenden Himmel und erstrahlte in unnaturlichen Lichtern. Er sah lebendig und wachsam aus, als wusste er, dass wir kamen und versuche jetzt, seine ekelhafte Funktion zu erfullen, bevor wir ihn aufhalten konnten: Die Hungrigen Gotter herholen, uns zum Trotz.

Die Drohnen der Abscheulichen verstopften mittlerweile Schulter an Schulter die Stra?en, als sie nach vorn sturmten, um die Droods anzugreifen. Giles und seine Leute mussten einen Pfad durch sie hindurch schneiden und hacken, als schlugen sie sich durch einen dichten Dschungel. Blut und Leichen bedeckten den Boden und verlangsamten das Vorankommen der Kampfgruppe nur noch mehr: Aber Giles ging immer noch voran, irgendetwas beinahe Unmenschliches lag in seiner grimmigen Weigerung, sich aufhalten zu lassen. Er feuerte seine Leute mit Schlachtrufen aus der fernen Zukunft an, die ihnen nichts bedeuteten, aber trotzdem das Blut in Wallung brachten. Sie standen direkt hinter ihm und rangen den Feind mit verbissener Entschlossenheit nieder.

Die Drohnen bekampften uns mit allen Waffen, die sie nur hatten finden konnen, angefangen bei Werkzeugen und Axten, die sie aufs Geratewohl aufgehoben hatten, uber ihre eigenen spitzen, klauenartigen, verformten Hande bis hin zu einer Hand voll Gewehren und Schrotflinten. Nichts davon konnte etwas gegen die Drood-Rustung ausrichten und Giles war einfach zu gut in dem, was er tat, als dass man ihn hatte verletzen konnen. Klingen konnten das Gold nicht durchdringen, Kugeln wurden einfach absorbiert und Klauen kratzten nutzlos uber goldene Gesichtsmasken. Aber als Giles endlich in Sichtweite des Turms war, anderte sich alles.

Von Nahem sah der Turm plotzlich so aus, als sei er lebendig geworden; ein riesiges Monster, das aus einem langen Winterschlaf erwachte und Mord im Sinn hatte. Machtvolle Energien zuckten um ihn her, als wurden andersdimensionale Aspekte der Konstruktion sich von au?en in unserer Realitat manifestieren. Der Turm sah … realer aus als seine Umgebung. Realer als die Droods. Einige der goldenen Gestalten mussten sich abwenden, sie waren nicht in der Lage, dem Geschehen ins Auge zu sehen. Giles jedoch hielt stand. Nichts in der Ghoulstadt hatte ihn bisher aus der Fassung gebracht, obwohl er keine der in die Rustung eingebauten Schutzmechanismen besa?. Ich fragte mich, ob der Todesjager fernfuturistische Technologie implantiert hatte, und sich nur nicht die Muhe gemacht hatte, uns davon zu erzahlen.

Giles sah den Turm hinauf, griff in seine gepanzerte Jacke und zog die Bombe heraus, die der Waffenmeister fur ihn gemacht hatte. Sie sah nicht gerade nach viel aus - nur ein Stahlkastchen mit einer einfachen, in den Deckel eingebauten Zeitschaltuhr. Giles schwang das Kastchen in Richtung des Turms und schuttelte es heftig, als wolle er ihn verspotten und jeder im Lageraum verzog das Gesicht. Es war niemals sehr schlau, etwas zu schutteln, das der Waffenmeister gebaut hatte. Aber gerade als Giles sich gebuckt hatte, um die Bombe zu positionieren, musste er sich wieder aufrichten, denn plotzlich kam eine ganze Armee neuer Drohnen aus einer offenen Luke am Fundament des Turms, die vor einer Sekunde noch gar nicht dagewesen war.

Um diese Drohnen war etwas Neues, Anderes. Sie waren eindeutig tot, das Fleisch verrottete und fiel von ihnen herab, als sie ruckartig angesturmt kamen, nur bewegt von dem fremden Willen, der sie beherrschte. Ihre Gesichter waren weggefressen und einige hatten nicht einmal mehr Augen, aber alle kamen unbeirrt auf Giles und seine Leute zu. Jede der Drohnen hielt ein grobes Schwert aus einem unbekannten Metall in der Hand, das selbst in dem grellen Licht der Ghoulstadt beunruhigend leuchtete.

»Wir kriegen hier gerade Langstrecken-Scans dieser Schwerter rein«, sagte der Kommunikations-Offizier. »Sie geben massive Mengen an Strahlung ab, aber nichts, was wir einfach so identifizieren konnten. Wahrscheinlich stammt das Metall der Schwerter aus der gleichen Dimension wie die Eindringlinge. Der Strahlungslevel steigt dramatisch an, allein, dass sie den Schwertern so nahe sind, zerfrisst die Drohnenkorper schon.«

»Wird die Rustung unsere Leute beschutzen?«, fragte die Matriarchin direkt wie immer.

»Unbekannt, Matriarchin. In technischer Hinsicht, immerhin ist die seltsame Materie der neuen Rustung ebenfalls andersdimensionalen Ursprungs, …«

»Wenn du es nicht genau wei?t, dann erlaube ich dir, das auszusprechen«, sagte die Matriarchin nicht unfreundlich.

»Wir wissen es nicht«, sagte der Kommunikationsoffizier. »Aber der Todesjager hat keinen Schutz. Wir sollten ihn da rausholen.«

»Nein«, sagte die Matriarchin sofort. »Er muss die Bombe platzieren. Er kannte die Risiken vorher.«

»Und es ist ja nicht so, als gehore er zur Familie«, murmelte Molly.

Wir sahen auf die Bildschirme. Die ganze Kampfgruppe war vorgetreten, um sich zwischen den Todesjager und die Drohnen zu stellen, damit er sich darauf konzentrieren konnte, die Bombe abzulegen und den Timer zu stellen. Die erste Drohne, die einen Drood erreichte, schwang das gluhende Schwert mit grobem, ungeubtem Bogen. Als der Drood einen goldenen Arm hob, um den Schlag abzublocken, fuhr das Schwert direkt durch ihn hindurch. Die Rustung bremste den Schwung nicht einmal. Der Drood kreischte schrill auf, als sein abgetrennter Arm vor ihm auf den Boden fiel. Fur einen Moment spritzte Blut aus dem Stumpf, bevor die Rustung sich automatisch daruber schloss und die Wunde versiegelte. Der Drood taumelte zuruck, stammelte zusammenhanglos und die Drohnen ruckten weiter vor.

Die Droods versuchten, mit ausgefahrenen goldenen Klingen zu fechten, aber die gluhenden Schwerter hieben mitten durch sie hindurch. Die Droods passten sich schnell an und nutzten ihre uberlegene Starke und Geschwindigkeit, um den Schwerthieben zu entgehen. Sie naherten sich den Drohnen, um sie niederzuringen. Sie rissen Arme und Kopfe aus ihnen heraus, aber mehr und immer mehr bewaffnete Drohnen drangen aus dem Fundament des Turms und uberschwemmten die Droods. Ein Drood nach dem anderen fiel, niedergeschlagen von Toten mit Alien-Schwertern.

Giles arbeitete so schnell er konnte, aber er musste die Bombe immer wieder sich selbst uberlassen, um sich zu verteidigen. Seine Fahigkeiten mit dem Langschwert waren bei Weitem ausreichend, um die Drohnen eine Armeslange von sich fernzuhalten, aber es war deutlich zu sehen, dass er langsam mude wurde. Trotz all seiner Fahigkeiten war er nur ein Mann, ohne eine Rustung, die ihn unterstutzte. Er wurde langsamer, verpasste

Вы читаете Krieg der Wachter
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату