aufmerksam zu. Er wartete. Und als die ersten Drohnen mit gluhenden Schwertern in ihren unnaturlich geformten Klauen erschienen, war er bereit. Er wies mit dem Finger auf sie, und sie explodierten. Er sah sie auf eine bestimmte Art und Weise an, und Blut sprudelte aus ihren Mundern und Augen und Ohren. Er sprach bestimmte
Trotz ihrer uberwaltigenden Uberzahl waren die Drohnen ohne ihre radioaktiven Schwerter nichts gegen die Hollenmagie und die Drood-Rustung. Es stand eins zu null fur Harry und Roger und langsam, aber unausweichlich kampften sie sich uber den Platz in Richtung Turm. Jede Drohne im Nest kam durch die Stra?en der Stadt gelaufen oder gehupft oder herangeschlittert. Sie rotteten sich in engen Durchgangen zusammen, um den Zugang zum Turm zu sperren, aber die Geschwindigkeit der Kampfgruppe bremsten sie nicht. Die schnitt und hackte und hammerte sich ihren Weg durch die Drohnen und totete alles, was nicht zu ihr gehorte.
Harry blieb immer am Kopf seiner Leute und stellte wieder einmal unter Beweis, was fur ein hervorragender Kampfer er war. Die goldenen Klingen in seinen Handen schwangen mit ubernaturlicher Schnelligkeit auf und ab. Zu schnell fur das nicht unterstutzte menschliche Auge. Blut wusch uber seinen glanzenden Brustharnisch, spruhte uber seine goldene Gesichtsmaske und rann einfach daran herunter; es war nicht in der Lage, sich festzusetzen. Drohnen attackierten ihn einzeln und zu mehreren, aber sie bremsten sein Fortkommen nicht einmal ab. Er hatte alles gelernt, was der Todesjager ihm uber den Kampf mit den Klingen hatte beibringen konnen und nichts konnte ihn noch aufhalten.
Roger schlenderte neben ihm her, hie? seinen hollischen Aspekt willkommen und die Drohnen fielen tot um, einfach nur, weil sie ihm zu nahe kamen. Roger sah endlich aus wie das, was er wirklich war: ein Ding aus den Schwefelkluften, das arrogant und zugellos in der Welt der Menschen wandelte, und sie allein durch seine Gegenwart vergiftete. Wo immer er hinsah, explodierten Leichen und blieben in den Rinnsteinen liegen. Wenn er sprach, wandten sich die Drohnen gegeneinander und zerrissen sich gegenseitig.
Er lachelte ein teuflisches Lacheln: Endlich zu Hause.
Die Droods bahnten sich einen Weg hinter ihren Fuhrern und toteten alles, was in ihre Reichweite kam. Der Turm stand bedrohlich vor ihnen, eine Tur offnete sich am Fundament und eine ganze neue Armee von Drohnen stolperte und schlurfte heraus, mit Hunderten von gluhenden Schwertern. Roger sprach nur ein einziges schreckliches Wort, und sie alle explodierten in einem Flammenmeer, gluhende scharlachrote Flammen, die nach Schwefel und Blut stanken und die Drohnen schneller zerfra?en, als sie erscheinen konnten.
Harry platzierte die Bombe an der richtigen Stelle und setzte den Timer auf eine bequeme Zeit. Dann fuhrten er und Roger die Ihren durch die Ghoulstadt wieder zuruck zu Merlins Spiegel. Alle kletterten in den Lageraum und ich schloss das Portal hinter ihnen. Jeder im Raum flippte vollig aus. Harry und Roger umarmten einander, Rogers Hollenaspekt war nun wieder unterdruckt. Die Droods rusteten ab und schlugen sich auf die Schulter und auf den Rucken, und es gab sogar ein paar Kusse und Tranen.
Ein Sieg kann sich so gut anfuhlen. So lange er dauert.
Mr. Stich und der Seneschall fuhrten ihre Kampfgruppe in den nordindischen Pandschab. Es war ein enges, fruchtbares Tal inmitten der Auslaufer des Himalaya, in dem eine kleine Gruppe Menschen wohnte: das perfekte Versteck fur die Abscheulichen. Die ruhige Siedlung war zu einer Ghoulstadt geworden und keiner hatte es bemerkt: Immerhin handelte es sich um eine Gegend, in der ein Volksstamm sich nicht dazu herablie?, mit dem anderen zu reden. Und keiner von ihnen wurde mit Au?enstehenden sprechen, weil man Autoritaten generell niemals traute. Vielleicht wurden die ja wollen, dass man Steuern zahlte.
Als die Kampfgruppe durch Merlins Spiegel ging, stellte sich die Ghoulstadt als eine Sammlung von plumpen Hausern heraus. Sie waren von einer Vegetation uberwuchert, die sich langsam bewegte. Die andersdimensionalen Energien der Stadt hatten den Bewuchs mutieren lassen. Im nackten Felsboden hatten sich abgrundtiefe Risse gebildet, und das Licht war so hell, dass es die Details aus allem herauszuwaschen schien.
Es war eine Szene aus einer nackten, abstrakten Holle und Mr. Stich schien sich darin wie zu Hause zu fuhlen.
Die Drohnen warteten bereits auf den Angriff, aber diesmal spaltete sich die Masse, die auf die Invasions- Streitmacht zurannte im letzten Moment, als stunde ihnen ein unbewegliches Objekt im Weg. Sie sturmten um dieses Ding herum und taten ihr Bestes, es nicht zu beruhren, doch das tat der Gewalt, mit der sie wie ublich auf den Seneschall und die anderen Droods eindrangen, keinen Abbruch. Aber sie konnten Mr. Stich nicht beruhren - er war es, dem sie auswichen. Etwas in seiner nicht-mehr-menschlichen Natur schien ihnen Furcht einzujagen. Sie konnten seine Nahe nicht ertragen.
Also ging er einfach seinerseits in den tobenden Mob hinein und begann, mit einer eleganten Grazie zu toten. Er benutzte ein langes, schimmerndes Messer, das er aus dem Nichts gezogen hatte. Ohne auf Widerstand zu sto?en, bewegte er sich zwischen den kampfenden Drohnen und tat schreckliche, furchtbare Dinge mit ihnen. Doch sie konnten ihn nicht einmal beruhren. Mr. Stich lachelte leicht. Vielleicht erinnerte er sich an bessere Zeiten.
Der Seneschall sorgte schnell dafur, dass er hinter Mr. Stich kam, um ihn zu unterstutzen, und die Kampfgruppe half ihm dabei. Der Seneschall hatte noch nie viel fur Klingen und Schwerter ubriggehabt. Er bevorzugte es, Feuerwaffen in seiner Hand erscheinen zu lassen, eine Gabe, die ihm die Familie verliehen hatte. Er musste nur eine bestimmte Geste ausfuhren, und schon erschien eine bis zum Anschlag geladene Pistole in seiner Hand. Und der Seneschall benutzte diese Knarren, um jede Drohne mit einem gluhenden Schwert uber den Haufen zu schie?en, bevor sie auch nur irgendeinen Schaden anrichten konnte. Hatte die eine Pistole keine Munition mehr, dann warf er sie einfach beiseite und zauberte sich eine neue herbei. Die fortgeworfene Waffe verschwand irgendwo in der Luft. Es mangelte ihm nie an Nachschub.
Mr. Stich schlitzte die Drohnen auf, der Seneschall mahte sie nieder. Die Kampfgruppe bewegte sich unaufhaltsam in Richtung Turm weiter. Es sah beinahe einfach aus. Mr. Stich tanzte durch das Massaker, der Seneschall leerte eine Pistole nach der anderen und die gerusteten Droods warfen alles nieder, das in ihre Reichweite kam. So erreichten Sie schon bald das Fundament des Turms. Aus dem Inneren erschienen mehr Drohnen, die eine ganze Reihe komplett unbekannter Waffen trugen. Der Seneschall machte kurzen Prozess und erschoss sie alle aus der Ferne. Die paar, die sich von Kugeln nicht aufhalten lie?en, weil sie von seltsamen, gluhenden Rustungen oder Energiefeldern geschutzt wurden, wurden von einem lachelnden Mr. Stich erledigt.
Der Seneschall platzierte die Bombe, stellte den Zunder ein und brachte seine Kampfgruppe sicher wieder nach Hause zuruck. Wieder war ein Nest zerstort, ein weiterer Turm vernichtet - und das ganz ohne Verluste oder Opfer. Ich begann, mich zu entspannen. Wir hatten wohl doch nur einen schlechten Start gehabt. Es schien, als hatten wir jetzt den Dreh raus. Vielleicht konnten wir den Karren doch noch aus dem Dreck ziehen. Ich sagte so etwas zu Molly und sie nickte lachelnd.
Ich hatte es besser wissen mussen.
Callan und der Blaue Elf brachten ihre Kampfgruppe in eine kleine Siedlung nordlich von San Francisco. Theoretisch war der Blaue Elf als Freiwilliger dabei, um Callan zu unterstutzen und ihm den Rucken zu decken. Praktisch hatte ich ein stilles Gesprach mit Callan gehabt und ihm gesagt, dass er auf den Blauen Elf aufpassen musse. Ich war immer noch nicht bereit, Blue zu vertrauen.
Ihre Ghoulstadt war einmal ein wichtiger Bestandteil der Hippiezeit in den Sechzigern gewesen, ein Sammelbecken fur mehr Sex-, Drogen- und Rock 'n' Roll-Magie, als jede Wirklichkeit gut ausgehalten hatte. Heutzutage, wo alles viel verkopfter und materialistischer war, war die Kleinstadt Lud's Drum einfach nur noch ein Zufluchtsort fur schabige, alt gewordene Hippietypen und ausgebrannte Opfer des Drogenkrieges. Eine ganze Industrie hatte sich entwickelt, die darauf basierte, die unruhmliche Vergangenheit der Stadt zu vermarkten. Nur Leute wie wir hielten noch ein wachsames Auge auf Lud's Drum, weil die dimensionalen Barrieren in und um die Stadt gefahrlich schwach geworden waren, seit Timothy Leary dort einen heldenhaften LSD-und-Peyote-Trip geschmissen und versucht hatte, einen Fernexorzismus des Pentagon abzuhalten. Als Ergebnis seiner Geschichte hatten die Abscheulichen die Stadt ohne die geringste Anstrengung ubernehmen konnen. Lud's Drum war einer der wenigen Orte, wo Drohnen offen herumlaufen konnten, ohne Verdacht zu erregen. Jetzt war Lud's Drum eine Ghoulstadt und eines der letzten Uberbleibsel des Traums der Sechziger war zu einem lebendigen Albtraum geworden.