Gelegenheiten und an seiner grimmigen Miene konnte man ablesen, dass er das wusste. Und um ihn herum starben die Droods.
Ein paar brachen aus und versuchten, zu fliehen. Die Drohnen in der Stadt uberschwemmten sie und rissen sie zu Boden. Sie hielten sie fest, bis die Drohnen mit den Schwertern sie erreichen konnten.
Das letzte halbe Dutzend Droods, sechs von zweihundert, die dem Todesjager gefolgt waren, formierten sich zu einem engen Kreis um ihn herum und brullten ihm zu, endlich seine Arbeit zu beenden, wahrend sie die Drohnen abhielten. Giles nickte widerwillig, steckte sein Schwert in die Scheide und kniete sich neben die Bombe, um sich auf den Timer zu konzentrieren. Die Droods kampften grimmig, und hielten die bewaffneten Drohnen mit schierer Kraft und Geschwindigkeit in Schach, aber wir alle wussten, dass die Rustung dieses Level der Beanspruchung nicht lange halten konnte.
»Er wird es nicht schaffen«, meinte die Matriarchin. »Sie werden ihn kriegen, bevor er die Sache zu Ende bringen kann. Waffenmeister, konnen wir die Bombe von hier aus zunden?«
»Aber ja«, erwiderte der Waffenmeister. »Aber er hat ja immer noch eine Chance. Schreib ihn noch nicht ab. Wir mussen ihm jede Gelegenheit geben.«
Ich ging auf Merlins Spiegel zu. Das alles war meine Idee, mein Plan gewesen. Ich konnte Giles nicht dort sterben lassen, wenn ich die Moglichkeit hatte, ihn zu retten. Aber genau in dem Augenblick, in dem ich mich bewegte, rannte Molly an mir vorbei und warf sich durch das Portal des Spiegels. Ich schrie auf, aber sie war schon weg. Sie erschien auf den Displays, mitten in der neuseelandischen Ghoulstadt, und flog mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die grelle, unertragliche Luft. Sie schoss in einem Augenblick uber die Stadt und fiel wie ein Racheengel aus dem drauenden Himmel. Die Erschutterung ihrer Landung zerriss den Boden vor dem Turm. Hunderte von Drohnen kippten in alle Richtungen. Sie erhob sich, um ihre Hande zuckten und wirbelten Blitze, die jede Drohne umpusteten, die sie ansah. Sie explodierten, als die Blitze sie trafen, und verteilten ihr verrottetes Fleisch und Korperteile in hundert verschiedene Richtungen. Die belagerten Droods schrien begeistert auf bei ihrem Anblick und sie grinste fies zuruck.
Giles stand abrupt auf. »Fertig! Wir haben zehn Minuten, um verdammt nochmal hier rauszukommen.«
»Du erlaubst?«, fragte Molly. Sie hob Giles und die sechs ubrig gebliebenen Droods mit ihrer Magie auf und flog mit ihnen durch die schmerzhaft grelle Luft davon, in Richtung des Portals, das Merlins Spiegel offenhielt.
Hinter ihnen fielen die Drohnen uber die Bombe her und versuchten, sie auseinanderzurei?en, aber das Werk des Waffenmeisters hielt stand. Sie schlugen mit ihren verfaulenden Fausten darauf ein und hieben ihre gluhenden Schwerter danach, aber der Waffenmeister hatte wie immer zu gut gearbeitet. Auf dem Deckel des Kastchens lief der Countdown in leuchtend roten Zahlen unerbittlich herunter auf Null.
Molly flog Giles Todesjager und die sechs Droods uber die Ghoulstadt zuruck, ihr Gesicht eine Maske verzweifelter Konzentration. Sie ging direkt vor dem frei in der Luft hangenden Portal herunter und flog sie dann alle hindurch in den Lageraum. Molly landete sanft neben mir und sah mich stolz, beinahe triumphierend an, als wollte sie sagen: Siehst du? Ich bin immer noch ich, und ich bin immer noch auf der Seite der Engel. Du kannst mir immer noch vertrauen. Ich lachelte sie an und nickte. Was hatte ich sonst tun konnen? Allerdings war mir sehr wohl bewusst, dass der Aufenthalt in der Ghoulstadt ihr nichts hatte anhaben konnen. Sie hatte nicht einmal wegen des grellen Lichts blinzeln oder in der unertraglichen Luft husten mussen.
Der Kommunikationsoffizier schrie jetzt, dass die Bombe explodiert und dass die Ghoulstadt Heron's Reach zerstort war. Wir alle lie?en so etwas wie Jubel horen. Es fuhlte sich aber nicht wie ein Sieg an, mit so vielen Toten auf Seiten der Droods.
Arzte und Schwestern brachten die sechs Uberlebenden zu den vorbereiteten Ambulanzen, um dort die Schocks zu behandeln und Strahlungswerte zu uberprufen. Ein paar von ihnen meinten, sie seien fit genug, um weiterzukampfen, bei den anderen Nestern, aber man konnte sehen, dass das Angebot nicht von Herzen kam. Die Matriarchin befahl ihnen, sich zuruckzuziehen und ich glaube, sie waren insgeheim dankbar. Ich wusste, wie sie sich fuhlten. Ich erinnerte mich an das Gemetzel auf der Nazca-Ebene. Es ist schwer, einen unmenschlichen Feind mit ausschlie?lich menschlichen Mitteln bekampfen zu mussen.
Harry Drood und Roger Morgenstern nahmen ihre zweihundert gerusteten Droods und gingen nach Sibirien. Tunguska, um genau zu sein, wo 1908 etwas in die Erde gekracht war. Der Einschlag war so verheerend gewesen, dass er Hunderte von Meilen im Umkreis alle Baume flachgelegt hatte. Das Licht, das beim Einschlag entstand, war so hell gewesen, dass man in den Stra?en von London um Mitternacht eine Zeitung hatte lesen konnen. Es gibt eine Menge Theorien uber das, was Tunguska vor all den Jahren getroffen hat, und alles, angefangen von einem Meteor bis hin zu einem havarierten Alienraumschiff, war dabei - aber keiner wei? irgendetwas sicher. Au?er uns. Wir wissen alles, erinnern Sie sich?
Nach allem, was uns bekannt war, war die Anwesenheit der Abscheulichen in Tunguska reiner Zufall. Sie hatten keine Ahnung von dem, was dort immer noch schlief, in den tiefsten Tiefen unter dem Permafrost und wir waren alle froh daruber, dass die Dinge so blieben, wie sie waren.
Die Abscheulichen hatten eine geheime sowjetische Wissenschaftsstadt, X37, erobert - eine jener hochgeheimen Forschungsgemeinden, die man gegrundet hatte, um die Art von Experimenten durchfuhren zu konnen, von denen die UdSSR wusste, dass der Rest der Welt ihnen dafur keinen Beifall spenden wurde. Deshalb waren sie in Sibirien gebaut worden, damit - wenn etwas wirklich mies liefe - kaum jemand verletzt werden konnte. X37 war auf keiner offiziellen Karte zu finden, damals nicht und heute auch nicht, und sie war in den letzten Jahren von den Wissenschaftlern und ihren Familien verlassen worden, nachdem die staatlichen Forderungen eingestellt worden waren.
Als die Drohnen gekommen waren, hatte es dort nur noch einen einzigen Trupp russischer Soldaten gegeben. Sie waren fur eine Handvoll Wissenschaftler da, die an einer neuartigen Form von Lebensmittelaroma arbeiteten. Sie hatten keine Chance gehabt. X37 wurde zu einer Ghoulstadt und niemand hatte es gemerkt. Au?er uns.
Harry, Roger und ihre Kampfgruppe gingen durch Merlins Spiegel und kamen auf einem gro?en, offenen Platz in der Mitte der geheimen Stadt an. Die umgebenden Gebaude schienen sich entwickelt zu haben, schienen sich selbst auf eine unheimliche und organische Weise transformiert zu haben. Drahte und Kabel wanden sich durch die Wande, schlangelten sich durch Ziegel und Steine wie pochende Venen. Noch mehr Kabel hingen uber den Stra?en wie Spinnennetze oder wie offene Nervenbahnen und pulsierten langsam in der uberhellen Luft. Seltsame Kombinationen von Technologie und lebenden Dingen hingen aus aufgebrochenen Turen und zerbrochenen Fenstern heraus, als waren die Innereien des Gebaudes zu gro? gewachsen. Und uber allem lag das uberhelle, grelle Licht, wahrend die Luft so von nicht atembaren Elementen geschwangert war, dass es aussah, als lage die ganze Stadt unter Wasser. Die Rustung schutzte Harry und die Droods, Roger schien die kranke Atmosphare gar nicht zu bemerken.
Sie konnten den Turm von ihrem Ankunftspunkt aus sehen; er stand hoch und grotesk, aber ebenfalls trotzig uber der reinen Funktionalitat der alten Sowjetarchitektur. Seltsame Energien blitzten die volle Lange des Turms herauf und herunter, als ob sie versuchen wurden, ihn zu wecken.
Harry und Roger sahen sich schnell um, als Horden von Damonen aus allen Richtungen gleichzeitig auf sie zugerannt kamen. Sie waren durch den Angriff auf die neuseelandische Ghoulstadt alarmiert worden und waren bereit. Aber hier, in diesem Nest, waren alle Drohnen Freaks und Monster. Ob es nun ein Erbe der alten, verbotenen Wissenschaften war, an denen in X37 wahrend des Kalten Krieges geforscht worden war, oder vielleicht die seltsame Strahlungen, die von dem Ding ausgingen, das unter dem Permafrost lag: Jede Drohne hier war ubergro? und monstros. Furchterlich deformiert waren sie: mit gro?en Knochen und langen Muskelstrangen, mit langgezogenen Gesichtern, mit geschlitzten Mundern voller Haifischzahne, mit Augen-Clustern und selbst mit winkenden, klauenartigen Antennen. Sie waren vielleicht einmal menschlich gewesen, aber das lag lange hinter ihnen. Die Drohnen drangen mit ihren Fangen und ihren Klauen und auch improvisierten Waffen vor, und Harry und Roger und die Droods sturmten auf sie zu.
Fange und Klauen waren den goldenen Rustungen nicht gewachsen, und die verstarkte Kraft und Geschwindigkeit der Droods machte sie jedem Monster uberlegen. Harry trug Gold und kampfte an der Seite seiner Leute. Er schlug seine Feinde mit brutaler Effizienz nieder. Roger blieb hinter dem Hauptkampffeld zuruck und sah