zuzubinden. Ich musste sichergehen, versteht ihr, denn alle unsere Problemkinder tragen
normalerweise Pantoffeln - ein Mann; der wirklich Selbstmord begehen will, kann das mit
Schnursenkeln tun, das wissen wir alle.« Sie nickten.
»Er nahm den Schuh auf den Scho? und kreuzte die Enden der Schnursenkel, aber dann
wusste er nicht weiter. Er sagte, er sei sich ziemlich lange her, jemand habe ihm gezeigt, wie das
geht, als er ein Kind war - vielleicht sein Vater oder einer der Freunde seiner Mutter, nachdem sein
Vater abgehauen war -, aber er kriegte es nicht mehr hin.«
Dean ergriff das Wort.
»Mir geht es wie Brutal - ich verstehe nicht was dein Schuh mit der Frage zu tun hat, ob Coffey die
Detterick-Zwillinge ermordet hat oder nicht«
So ging ich die Geschichte der Entfuhrung und Ermordung der Madchen noch einmal durch - was ich
an jenem hei?en Tag in der Gefangnisbucherei gelesen hatte, wahrend mein Unterleib gekocht und
Gibbons in der Ecke geschnarcht hatte, und alles, was mir Hammersmith, der Reporter, spater erzahlt
hatte.
»Der Hund der Dettericks war kein gro?er Bei?er, aber Weltklasse als Beller«, sagte ich. »Der Mann,
der die Madchen entfuhrte, hielt den Hund ruhig, indem er ihn mit Wurstchen futterte. Er kroch jedes
Mal, wenn er ihm ein Wurstchen gab, ein bisschen naher, stelle ich mir vor, und wahrend der Koter
das letzte Wurstchen fra?, packte er ihn am Kopf und brach ihm das Genick
Als man Coffey spater fand, entdeckte der Deputy, der die Posse fuhrte - Rob McGee war sein Name -
eine Wolbung in der Brusttasche des Overalls, den Coffey trug. McGee argwohnte zuerst, dass es sich
um eine Waffe handeln konnte.
Coffey sagte, es sei sein Mittagessen, und das war es dann auch - ein paar belegte Brotchen und eine
Gewurzgurke, eingewickelt in eine Zeitung und zugebunden mit Bindfaden von einem Metzger. Coffey
konnte sich nicht erinnern, wer es ihm gegeben hatte. Er wusste nur noch, dass es eine Frau mit einer
Schurze gewesen war.«
»Brotchen und eine Gurke, aber keine Wurstchen«, sagte Brutal.
»Keine Wurstchen«, bekraftigte ich.
»Naturlich nicht«, sagte Dean. »Die hat er an den Hund verfuttert.«
»Nun, das sagte der Anklager beim Prozess«, stimmte ich zu, »aber wenn Coffey sein Mittagessen
aufgebunden und ausgewickelt hat, um die Wurstchen an den Hund zu verfuttern, wie hat er die
Zeitung mit den anderen Dingen wieder mit diesem Bindfaden verschnurt? Ich wei? nicht, wann er
dazu uberhaupt Gelegenheit hatte, aber lassen wir das im Augenblick mal ausgeklammert. Dieser
Mann kann nicht mal einen einfachen Altweiberknoten binden.«
Es folgte langes verblufftes Schweigen, das schlie?lich von Brutus gebrochen wurde. »Schei?e«, sagte
er leise. »Warum hat keiner das beim Prozess zur Sprache gebracht?«
»Niemand hat daran gedacht«, sagte ich und dachte wieder an Hammersmith, den Reporter,
Hammersmith, der in Bowling Green das College besucht hatte, Hammersmith, der sich als aufgeklart
bezeichnete, Hammersmith, der mir gesagt hatte, dass Bastardhunde und Neger ungefahr das gleiche
waren, dass beide einen plotzlich grundlos anfallen konnten. Er nannte sie eure Neger, als waren sie
immer noch Besitz ..., aber nicht sein Besitz. Nein, nicht seiner. Niemals seiner. Und zu dieser Zeit war
der Suden voller Hammersmith. »Keiner hatte das geistige Rustzeug, sich daruber Gedanken zu
machen, Coffeys Verteidiger eingeschlossen.«
Aber
zusammen.« Er klang spottisch und ehrfurchtig zugleich.
Nun ubertreib mal nicht«, sagte ich. »Ich hatte auch nicht daran gedacht, wenn ich mir nicht
zusammengereimt hatte, was er Deputy McGee an jenem Tag sagte und was er sagte, als er meine
Blaseninfektion heilte, und was er nach der Heilung der Maus sagte.« Was?« fragte Dean.
»Als ich in seine Zelle ging, war ich wie hypnotisiert. Ich hatte das Gefuhl, dass ich tun musste, was er
wollte, dass ich es nicht aufhalten konnte, auch wenn ich es versucht hatte.«
Das gefallt mir nicht«, sagte Harry und bewegte sich unbehaglich auf seinem Platz. Ich fragte ihn, was
er wollte, und er sagte: »Nur helfen.«
Ich erinnere mich daran sehr deutlich, und als es voruber war und ich mich besser fuhlte, wusste er
das. >Ich habe geholfen<, sagte er. >Ich habe geholfen, nicht wahr?<«
Brutal nickte. »Wie bei der Maus. Du sagtest: >Du hast geholfen<, und Coffey plapperte es nach
wie ein Papagei. >Ich habe Dels Maus geholfen.< Hast du es in diesem Augenblick gewusst, Paul?
Das war der Zeitpunkt, nicht wahr?«
Ja, das nehme ich an. Ich erinnerte mich an das, was er sagte, als McGee ihn fragte, was geschehen
war. Es stand fast in jeder Story uber die Morde.
>Ich konnte nichts dafur. Ich wollte es zuruckhalten, aber es war
Ein Mann, der das so oder ahnlich sagt und zwei tote Madchen auf den Armen halt, wei?e und blonde
Madchen, ein riesiger Schwarzer wie er, wird leicht falsch verstanden. Sie horten, was er sagte, in
Ubereinstimmurig mit dem, was sie sahen, und was sie sahen, war ein Schwarzer. Sie glaubten, er
legte ein Gestandnis ab, dass er unter dem Zwang gestanden hatte, die Madchen zu entfuhren, zu
vergewaltigen und zu toten. Dann war er zur Vernunft gekommen und hatte versucht,
es aufzuhalten ...«
»Aber da war es zu spat«, murmelte Brutal. »Ja. Aber in Wirklichkeit versuchte er ihnen zu sagen,
dass er die Madchen gefunden und versucht hatte, sie zu heilen - sie ins Leben zuruckzuholen -, und
keinen Erfolg gehabt hatte. Sie waren zu lange tot«
»Paul, glaubst du das?« fragte Dean. »Glaubst du das, bei Gott, wirklich?«
Ich prufte ein letztes Mal mein Herz, so gut ich konnte, und dann nickte ich.
Nicht nur, dass ich es jetzt wusste; ein intuitiver Teil von mir hatte gewusst, dass etwas mit John
Coffeys Lage von Anfang an nicht stimmte, als Percy ihn in den Block gezerrt und aus Leibeskraften
>Wandelnde Leiche< gebrullt hatte. Ich hatte ihm die Hand geschuttelt, nicht wahr? Ich hatte nie
zuvor einem Mann, der zur Green Mile gekommen war, die Hand geschuttelt, aber Coffey hatte ich die
Hand gegeben.
»Allmachtiger!« stie? Dean hervor. »Dein Schuh ist die eine Sache«, sagte Harry. »Was ist die
andere?« »Kurz bevor die Posse Coffey und die Madchen fand, kamen die Manner aus dem Wald am
Sudufer des Trapingus River. Sie fanden eine Stelle mit plattgetretenem Gras, viel Blut und dem Rest
von Cora Dettericks Nachthemd. Die Hunde waren eine Zeitlang verwirrt. Die meisten wollten nach
Sudosten, flussabwarts am Ufer entlang. Aber zwei davon - die schlauen Hunde - wollten
stromaufwarts laufen. Bobo Marchant fuhrte die Hunde, und als er die schlauen Hunde an dem
Nachthemd schnuffeln lie?, anderten sie mit den anderen die Richtung.«
»Die schlauen Hunde wurden verwirrt, nicht wahr?« fragte Brutal. Ein sonderbares kleines Lacheln
spielte um seine Mundwinkel. »Sie sind genau genommen keine Spurhunde, und sie wussten nicht
mehr, was sie tun sollten.«
»Ja.«
»Ich kapiere das nicht«, sagte Dean.
»Die schlauen Hunde verga?en, was Bobo ihnen zu Beginn der Jagd unter die Nase gehalten hatte«,
sagte Brutal. »Als sie zum Flussufer gelangten, verfolgten sie den
kein Problem, solange der Morder und die Madchen zusammen waren, aber ...«
Dean dammerte es, das sah ich an seinen Augen. Harry hatte bereits kapiert
»Wenn man daruber nachdenkt«, sagte ich, »fragt man sich, wie jemand, selbst eine Jury, die einem
herumziehenden Schwarzen das Verbrechen anhangen will, auch nur eine Minute glauben konnte,
dass John Coffey der Tater war. Allein der Gedanke, den Hund mit Futter ruhig zu halten, bis er ihm
das Genick brechen konnte, geht uber Coffeys Verstand hinaus.
Ich nehme an, er war nie naher an der Detterick-Farm als bis zum Sudufer des Trapingus. Sechs oder
noch mehr Meilen entfernt. Er gammelte herum, wollte vielleicht zur Eisenbahnlinie, um mit einem