weil er auf dem Ruckweg von der Detterick-Farm bei Mrs. Price vorbeifuhr und das uberprufte - das zeigt, wie verunsichert er war. »Aber es gibt kein Gesetz, das einem verbietet, im Wald zu schlafen, Mr. Edgecombe«, fugte McGee hinzu. »Ich habe das auch schon mal getan.« Der angeheuerte Mann schlief nicht in Dettericks Haus, aber er a? zweimal mit ihnen zu Abend. Er hat Howie kennen gelernt. Er hat die Madchen, Cora und Kathe, kennen gelernt. Er hat ihr Geplapper gehort, und einiges davon drehte sich darum, wie sehr sie sich auf den Sommer freuten, denn wenn sie brav waren und das Wetter gut war, lie? ihre Mama sie manchmal auf der Veranda schlafen, wo sie Pionierfrauen spielen und so tun konnten, als durchquerten sie in Conestoga-Planwagen die Great Plains.

Ich kann ihn dort am Tisch sitzen sehen, wie er Brathahnchen mit Mrs. Dettericks Roggenbrot a?,

zuhorte und seine Wolfsaugen gut verschleierte, nickte, ein wenig lachelte und sich alles genau

merkte.

»Das klingt nicht nach dem Wilden, von dessen Ankunft auf der Meile du mir erzahlt hast, Paul«,

sagte Janice zweifelnd. »Kein bisschen.«

»Sie haben ihn nicht im Krankenhaus in Indianola gesehen, Ma'am«, sagte Harry. »Wie er da mit

offenem Mund stand und sein nackter Hintern aus der Pyjamahose hing. Er lie? sich von uns

anziehen. Wir dachten, er ist entweder high oder blode. Nicht wahr, Dean?«

Dean nickte.

»Am Tag, nachdem er die Scheune fertig angestrichen hatte und gegangen war, uberfiel ein

maskierter Mann das Frachtburo in Jarvis«, erzahlte ich weiter. »Entkam mit siebzig Dollar. Er nahm

auch einen Silberdollar aus dem Jahr 1892 mit den der Mann vom Frachtburo als Glucksbringer bei

sich trug. Dieser Silberdollar befand sich bei Wharton, als er festgenommen wurde, und Jarvis ist nur

drei?ig Meilen von Tefton entfernt«

»Du meinst, dass dieser Rauber ... dieser Wilde ... einfach drei Ruhetage eingelegt hat, als er Klaus

Detterick beim Anstreichen seiner Scheune half«, sagte meine Frau. »Dass er mit ihnen zu Abend

gegessen hatte und wie ein hoflicher Mann die Schussel mit den Erbsen weiterreichte?«

»Das Unheimlichste an Mannern wie ihm ist ihre Unberechenbarkeit«, sagte Brutal. »Er hat vielleicht

geplant, die Dettericks zu toten und ihr Haus nach Beute zu durchsuchen, und sich dann anders

entschieden, weil eine Wolke zum falschen Zeitpunkt die Sonne verdunkelte oder ihm sonst etwas

nicht passte. Vielleicht wollte er sich auch nur ein paar Tage ducken, um nicht aufzufallen. Aber

wahrscheinlicher ist, dass er bereits ein Auge auf die beiden Madchen geworfen hatte und seine

Ruckkehr plante. Meinst du nicht auch, Paul?«

Ich nickte. Naturlich meinte ich das. »Und dann ist da der Name, den er Detterick nannte.«

»Welchen Namen?« fragte Jan.

»Will Bonney.«

»Bonney? Ich wei? nicht...«

»Das war Billy the Kids richtiger Name.«

»Oh.« Dann weiteten sich ihre Augen. »Oh! So kannst du also John Coffey retten! Gott sei Dank Du

brauchst Mr. Detterick nur ein Foto von William Wharton zu zeigen ... Sein Kopfbild aus dem

Verbrecheralbum sollte reichen ...«

Brutal und ich tauschten unbehaglich einen Blick. Dean wirkte ein bisschen hoffnungsvoll, aber Harry

starrte auf seine Hande, als sei er auf einmal brennend an seinen Fingernageln interessiert.

»Was ist los?« fragte Janice. »Warum blickt ihr so belammert drein? Gewiss wird dieser McGee ...«

»Ich halte Rob McGee fur einen aufrechten Mann, und ich glaube, er ist ein guter Gesetzeshuter«,

unterbrach ich sie, »aber er hat kein Gewicht im Trapingus County. Die Macht dort hat Sheriff Cribus,

und an dem Tag, an dem er den Detterick-Fall auf Grund dessen, was ich herausgefunden habe, neu

aufrollt, wird es in der Holle schneien.«

»Aber ... wenn Wharton dort war ... wenn Detterick ihn auf dem Foto identifizieren kann und sie

wissen, dass er dort war...«

»Dass er im Mai dort war, hei?t nicht, dass er im Juni zuruckkehrte und die Madchen ermordete«,

sagte Brutal. Er sprach mit ruhiger, freundlicher Stimme, wie man mit jemandem redet, dem man

sagt, dass es einen Todesfall in der Familie gegeben hat »Einerseits gibt es diesen Typen, der Klaus

Detterick geholfen hat die Scheune anzustreichen, und der dann weggegangen ist. Es stellt sich

heraus, dass er in der ganzen Gegend Verbrechen begangen hat aber in den drei Tagen im Mai, an

denen er in der Nahe von Tefton war, liegt nichts gegen ihn vor. Andererseits gibt es diesen gro?en

Schwarzen, diesen riesigen Neger, der am Flussufer gefunden wurde und die beiden toten und

nackten Madchen auf den Armen hielt«

Brutal schuttelte den Kopf.

»Paul hat recht Jan. McGee mag seine Zweifel haben, aber er zahlt nicht. Der einzige, der diesen Fall

neu aufrollen kann, ist Cribus, und Cribus will sich nicht verderben, was er fur ein Happy-End

halt - >Es war ein Nigger«, denkt er, >und auf keinen Fall einer von uns.< Wunderbar. Ich fahre nach

Cold Mountain, genehmige mir ein Steak und ein Bier bei Ma's, schaue zu, wie Coffey brat, und dann

hat die Sache ein Ende.«

Janice horte sich all dies mit zunehmend entsetzter Miene an und wandte sich dann an mich.

»Aber McGee glaubt es, nicht wahr, Paul? Das konnte ich dir am Gesicht ansehen. Deputy McGee

wei?, dass er den falschen Mann festgenommen hat. Wird er da nicht gegen den Sheriff

aufbegehren?«

»Dadurch kann er nur seinen Job verlieren«, sagte ich. »Ja, ich nehme an, dass er im Herzen wei?,

dass Wharton der Tater war. Aber er sagt sich, wenn er den Mund halt und mitspielt, bis Cribus

entweder in Pension geht oder sich zu Tode frisst, bekommt er den Posten. Und dann andern sich die

Dinge. Ich kann mir vorstellen, dass er sich das sagt, um ruhig zu schlafen.

Und er unterscheidet sich in einem Punkt vermutlich nicht so sehr von Homer Cribus. Er wird sich

sagen: >Es ist schlie?lich nur ein Neger. Es ist ja nicht so, dass sie einen Wei?en hinrichten.<«

»Dann musst du zu ihnen gehen«, sagte Janice, und ich frostelte bei dem entschiedenen Tonfall, der

keinen Einwand gelten lie?. »Geh und sag ihnen, was du herausgefunden hast«

»Und was sollen wir ihnen sagen, wie wir es herausgefunden haben, Jan?« fragte Brutal wieder mit

dieser sanften Stimme. »Sollen wir ihnen sagen, dass Wharton sich John schnappte, wahrend wir ihn

aus dem Gefangnis brachten, damit er ein Wunder an der Frau des Direktors bewirken konnte?«

»Nein ... naturlich nicht, aber ...« Sie sah, auf welch dunnem Eis sie sich bewegte, und suchte ein

anderes, das tragen wurde. »Dann lugt«, sagte sie. Sie schaute Brutal trotzig an und wandte sich

wieder mir zu. Ihr Blick war hei? genug, um ein Loch in eine Zeitung zu brennen.

»Lugen?« fragte ich. »Wobei sollen wir lugen?«

»Bei dem, was du zuerst im Purdom County und dann unten im Trapingus herausgefunden hast. Sag

diesem fetten alten Sheriff Cribus, dass Wharton dir gestanden hat, dass er die Detterick-Madchen

vergewaltigt und ermordet hat, dass er ein richtiges Gestandnis abgelegt hat« Sie wandte den hei?en

Blick kurz zu Brutal. »Sie konnen ihn unterstutzen, Brutus. Sie konnen sagen, Sie waren dabei, als

Wharton gestand, Sie haben es ebenfalls gehort Ha, Percy hat es vermutlich auch gehort, und deshalb

drehte er durch. Er erschoss Wharton, weil er nicht den Gedanken ertragen konnte, was Wharton

diesen kleinen Madchen angetan hatte. Da verlor er den Verstand. Einfach ... was ist los? Was, in

Gottes Namen, ist los?«

Nicht nur Brutal und ich, auch Harry und Dean starrten sie entsetzt an.

»Wir haben so etwas nicht gemeldet Ma'am«, sagte Harry. Er sprach, als redete er mit einem Kind.

»Als erstes wurden die Leute fragen, warum wir das nicht gemeldet haben. Wir sollen alles melden,

was unsere Zellen-Babys uber vorangegangene Verbrechen sagen. Ihre oder die anderer.«

»Nicht dass wir ihm geglaubt hatten«, warf Brutal ein. »Ein Mann wie Wild Bill Wharton lugt bei allem,

Janice. Bei Verbrechen, die er angeblich begangen hat bei hohen Tieren, die er gekannt hat bei

Frauen, mit denen er geschlafen hat bei sportlichen Rekorden auf der High School und sogar beim

Wetter.«

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