Interesse an seinen Kleidern oder sonst was hat. Was fur Dinge sind denn sonst noch dabei?«

»Na ja, er hatte ein Diagramm in seinerTasche. Sieht aus wie eine Kirche oder vielleicht ein Kloster.«

»Aha.«

»Wissen Sie, warum er ein Diagramm eines Klosters in der Tasche hatte?«

»Nein, das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Aber um ehrlich zu sein, Dr. Traub war in letzter Zeit ein wenig merkwurdig. Seit dem Tod seiner Frau litt er an Depressionen. Sind Sie sicher, da? es ein Kloster ist?«

»Nein, bin ich nicht. Ich wei? nicht, was es ist. Wollen Sie dieses Diagramm zuruckhaben?«

»Wenn es Ihnen keine Muhe macht, es uns zu schicken.« »Und was ist mit diesem Keramikding?« »Was fur ein Keramikding?«

»Er hatte so ein Stuck Keramik. Ungefahr zweieinhalb Quadratzentimeter, und es steht >ITC< darauf.«

»Ach so. Okay. Das ist kein Problem.«

»Ich habe mich nur gefragt, was das sein konnte.«

»Was es sein konnte? Das ist eine Kennkarte.«

»So eine habe ich noch nie gesehen.«

»Es ist eine neue Art. Wir benutzen sie, um durch die Sicherheitsturen zu kommen und so weiter.«

»Wollen Sie die auch zuruck?«

»Wenn es Ihnen nicht zu viel Muhe macht. Wissen Sie was, ich gebe Ihnen unsere FedEx-Nummer, dann konnen Sie alles in einen Umschlag stecken und losschicken.«

Jimmy Wauneka legte auf und dachte: Blodsinn.

Er rief Father Grogan an, den katholischen Priester am Ort, und erzahlte ihm von dem Diagramm und der Abkurzung am unteren Rand: klo.ste.mere.

»Das durfte das Kloster Sainte-Mere sein«, erwiderte der Priester prompt.

»Dann ist es also wirklich ein Kloster.«

»Auf jeden Fall.«

»Wo?«

»Keine Ahnung. Es ist kein spanischer Name. >Mere< ist Franzosisch fur >Mutter<. Und heilige Mutter bedeutet die Jungfrau Maria.

Vielleicht liegt es in Louisiana.«

»Wie kann ich das herausfinden?« fragte Wauneka.

»Ich habe irgendwo ein Klosterverzeichnis. Geben Sie mir ein oder zwei Stunden Zeit, ich suche es heraus.«

»Tut mir leid, Jimmy. Ich sehe da nichts Ratselhaftes.«

Carlos Chavez war der stellvertretende Leiter der Polizei in Gallup und stand kurz vor der Pensionierung. Zu ihm konnte Jimmy Wauneka immer gehen, wenn er Rat brauchte. Jetzt lummelte Chavez in seinem Sessel,

die Fu?e auf dem Schreibtisch, und horte Wauneka mit sehr skeptischem Blick zu.

»Also folgendes«, sagte Wauneka. »Dieser Kerl wird drau?en beim Corazon Canyon gefunden, vollig durchgedreht und wirres Zeug plappernd, aber er hat keinen Sonnenbrand, keine Dehydration, absolut keine Expositionssymptome.«

»Dann wurde er ausgesetzt. Seine Familie hat ihn aus dem Auto geworfen.«

»Nein. Keine lebenden Verwandten.« »Okay, dann ist er selber da rausgefahren.« »Die Leute konnten kein Auto entdecken.« »Welche Leute?« »Das Paar, das ihn aufgelesen hat.«

Chavez seufzte. »Sind Sie selber zum Corazon Canyon rausgefahren und haben nach einem Auto gesucht?« Wauneka zogerte. »Nein.«

»Dann haben Sie sich also auf die Aussage dieser Leute verlassen.« »Ja. Schatze schon.«

»Sie schatzen. Das hei?t, das Auto konnte noch da drau?en sein.« »Vielleicht. Ja.«

»Okay. Was haben Sie als nachstes getan?« »Ich habe seine Firma angerufen, ITC.« »Und was haben die Ihnen gesagt?«

»Da? er Depressionen hatte, weil seine Frau gestorben war.« »Pa?t.«

»Ich wei? nicht recht«, erwiderte Wauneka. »Ich habe namlich in dem Wohnblock angerufen, wo Traub wohnte, und mit dem Verwalter gesprochen. Seine Frau starb vor einem Jahr.«

»Dann ist es also um ihren ersten Todestag herum passiert, richtig? Das ist genau die Zeit, wo so etwas passiert, Jimmy.« »Ich denke, ich sollte da ruberfahren und mit ein paar Leuten von ITC Research reden.«

»Warum? Die Firma ist uber vierhundert Kilometer von der Stelle entfernt, wo der Kerl gefunden wurde.« »Ich wei?, aber —«

»Aber was? Wie oft haben wir es mit Touristen zu tun, die drau?en in den Reservaten stranden? Drei-, viermal im Jahr? Und in der Halfte der Falle sind sie tot, nicht? Oder sterben danach, richtig?« »Ja...«

»Und es passiert immer aus zwei Grunden. Entweder sind es New-Age-Spinner aus Sedona, die hierherkommen, um mit dem Adlergott zu kommunizieren, und dann mit einem kaputten Auto liegenbleiben. Oder es sind Leute mit Depressionen. Das eine oder das andere. Und dieser Kerl hatte Depressionen.« »Angeblich ...«

»Weil seine Frau gestorben war. He, glauben Sie es einfach.«

Carlos seufzte. »Die einen sind deprimiert, die anderen zu euphorisch.« »Aber es gibt schon noch ein paar unbeantwortete Fragen«, sagte

Wauneka. »Wir haben da eine Art Diagramm und einen Keramikchip — «

»Jimmy. Es gibt immer unbeantwortete Fragen.« Chavez sah ihn prufend an. »Was ist denn los mit Ihnen? Wollen Sie diese hubsche kleine Arztin beeindrucken?«

»Welche kleine Arztin?«

»Sie wissen genau, wen ich meine.«

»Verdammt, nein. Fur sie ist an der ganzen Sache nichts dran.« »Sie hat recht. Vergessen Sie es.« »Aber —«

»Jimmy.« Carlos Chavez schuttelte den Kopf. »Horen Sie auf mich.

Vergessen Sie die Geschichte.«

»Okay.«

»Ich meine es ernst.«

»Okay«, erwiderte Wauneka. »Ich vergesse es.« Am nachsten Tag stoppte die Polizei in Shiprock eine Gruppe dreizehnjahriger Jungs, die in einem Auto mit Kennzeichen aus New Mexico eine Spritztour machten. Die Zulassung im Handschuhfach lautete auf den Namen Joseph Traub. Die Jungs gaben an, sie hatten das Auto hinter dem Corazon Canyon am Stra?enrand gefunden, mit den Schlusseln noch in der Zundung. Die Jungs hatten getrunken, und im Auto herrschte der reinste Saustall, alles klebte vor verschuttetem Bier. Wauneka machte sich nicht die Muhe, hinzufahren und es sich anzusehen.

Tags darauf rief Father Grogan ihn zuruck. »Ich habe fur Sie nachgeforscht«, sagte er, »und es gibt kein Kloster Sainte-Mere, auf der ganzen Welt nicht.«

»Okay«, sagte Wauneka. »Vielen Dank. Ich hatte schon so was erwartet. Noch eine Sackgasse.«

»Fruher gab es einmal ein Kloster mit diesem Namen in Frankreich, aber das wurde im vierzehnten Jahrhundert niedergebrannt.

Es ist jetzt nur noch eine Ruine. Die allerdings im Augenblick von Archaologen aus Yale und von der Universitat von Toulouse ausgegraben wird. Aber ich schatze, das bringt nicht viel.« »Aha ...« Doch dann erinnerte sich Jimmy an etwas, das der alte Mann vor seinem Tod gesagt hatte. Einen der Unsinnsreime. »Yale in Frankreich ist nicht glorreich.« So in der Richtung. »Wo ist das?« fragte er.

»Irgendwo im Sudwesten Frankreichs, am Flu? Dordogne.« »Dordogne? Wie schreibt man das?« fragte Wauneka.

DORDOGNE

Der Ruhm der Vergangenheit ist eine Illusion. Ebenso der Ruhm der Gegenwart.

Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату