man an der Seite bis zum Boden herunterfallen lie?. Unter das durch Stricke befestigte Zeltdach schaffte man das Bettzeug, die notwendigsten Gerate, die Waffen sowie Munition und Proviant. Da das Flo? aus den Bruchstucken der
Das Wetter war trocken, zuweilen wehte ein schwacher, erfrischender Wind von der Landseite her, die Arbeit ging gut voran.
Um den 15. April war die Fracht des Schoners fast vollstandig geloscht, die schweren Gegenstande konnte man erst nach der Zerstorung des Schiffes bergen, so die als Ballast dienenden Bleibarren, die Wassertonnen im unteren Schiffsraum, das Gangspill und die Herdeinrichtung. Das ganze Takelwerk, der Fockmast, die Raaen, die Wanten, ferner Ketten, Wurfanker, Kabel, Taue, Kabelgarn und dergleichen, war schon in die Nahe des Zeltes geschleppt worden.
Bei all dieser Arbeit durfte aber die Beschaffung von Nahrungsmitteln nicht vernachlassigt werden. Doniphan, Webb und Wilcox widmeten jeden Tag einige Stunden der Jagd auf Felstauben und anderes Federvieh, die Kleinen sammelten Schaltiere, sobald die Ebbe den oberen Teil der Klippenbank freigelegt hatte. Gordon hielt ihnen ofters eine Strafpredigt, wenn sie in total durchna?ten Kleidern zuruckkamen, Briant hingegen entschuldigte sie, so gut er konnte. Die Arbeit ging ganz nach Wunsch vor sich, Gordons Methode schnellster Arbeitsbewaltigung bewahrte sich vorzuglich; auch Doniphan unterwarf sich willig den Ratschlagen des jungen Amerikaners. In der kleinen Welt dieser Kinder herrschte vollkommene Eintracht. Man mu?te sich jedoch sehr beeilen. Die zweite Halfte des April war weniger schon, die mittlere Temperatur sank betrachtlich, mehrmals stand das Thermometer am fruhen Morgen auf 0 Grad. Der Winter meldete sich an, bald schon wurden Hagel-, Schnee- und Sturmschauer uber Meer und Insel hinwegfegen. Aus Vorsicht mu?ten sich die Gro?en und Kleinen warmer kleiden, man brauchte nur in Gordons Notizbuch schauen, um zu wissen, in welchem Ballen sich die diesbezuglichen Kleidungsstucke befanden. Wiederholt mu?ten Dole und Costar im Zelt bleiben und einen beginnenden Schnupfen auskurieren. Moko versorgte sie dann mit einem Teeaufgu?, die Apotheke der Jacht lieferte vorerst noch die benotigten Heilmittel.
Nachdem die Jacht ausgeraumt worden war, zerlegte man den in allen Fugen auseinandergefallenen Rumpf. Die Kupferbleche des Beschlages wurden sorgfaltig abgelost, um in French-den Verwendung zu finden. Das Abtrennen der Planken war ein schweres Stuck Arbeit fur die Kinder, aber am 25. April kam ihnen ein sturmischer Wind zu Hilfe. Trotz der inzwischen eingetretenen kalten Jahreszeit zog in dieser Nacht ein heftiges Gewitter auf, das sich bereits durch die Trubung des Sturmglases angemeldet hatte. Grelle Blitze zuckten durch die Atmosphare, das Donnergrollen tobte unausgesetzt von Mitternacht bis Tagesanbruch. Zum Gluck regnete es nicht, dennoch war es mehrmals notig, das Zelt zu halten und es gegen die peitschenden Sturmwinde zu schutzen. Dieses Unwetter vollendete die von den Kindern mit Zangen und Mei?eln begonnene Zerstorung der einst so stolzen, seetuchtigen
Am Abend des 28. April war alles, was von der
»Morgen beginnen wir mit dem Bau unseres Flo?es«, sagte Gordon.
»Ja, und um uns das Zuwasserlassen des Flo?es zu erleichtern, schlag ich vor, es gleich auf dem Rio selbst zu bauen«, uberlegte Baxter.
»Das durfte nicht gerade bequem sein«, sagte Doniphan.
»Egal, wir versuchen es, dann brauchen wir es nicht kompliziert vom Stapel laufen zu lassen.«
Die vom Schoner losgelosten Planken, der in 2 Stucke zerbrochene Kiel, der Fockmast, das Bodenstuck des Gro?mastes, die Kreuzholzer und das sogenannte Eselshaupt, der Bugspriet, die Gro?raa des Focksegels und verschiedene andere Teile waren von den Kindern an eine Stelle des Ufers geschafft worden, die von der Flut zur Zeit des hochsten Wasserstandes erreicht wurde. Man wartete diesen Zeitpunkt ab, um nach Eintritt der Flut die gro?ten Stucke neben und auf die zuvor bereits zurechtgelegten Grundbalken des Flo?es, das ziemlich gro? bemessen werden mu?te, um alles aufnehmen zu konnen, zu zimmern. So erhielt man eine Grundlage von etwa 3 m Lange und 1,5 m Breite. Den ganzen Tag uber wurde eifrig gearbeitet, noch vor Einbruch der Dunkelheit war das Flo? fertig. Briant vertaute es aus Vorsicht noch an einigen Uferbaumen, denn mit der zuruckflutenden Ebbe hatte es leicht ins Meer getrieben werden konnen. Erschopft von dieser schweren Arbeit a?en die Jungen zur Nacht und legten sich sofort schlafen.
Am Morgen des 30. April ging die Arbeit in vollem Tempo weiter. Jetzt mu?te auf der Flo?grundlage eine Plattform errichtet werden, hierzu dienten die Planken der Bordwand und der Schanzkleidung der
»Wir durfen mit der Abfahrt nicht langer als bis zum 6. Mai warten«, sagte Briant.
»Und warum?« fragte Gordon.
»Ubermorgen ist Neumond, die Gezeiten treten also starker auf als gewohnlich; je gro?er die Flutwellen, um so mehr Chancen, schneller und bequemer nach French-den zu kommen. Denk doch, Gordon, wir haben Bergfahrt vor uns, mit Schlepptauen und ohne Unterstutzung der Stromung ist das kaum zu schaffen.«
»Du hast recht, in 3 Tagen mussen wir spatestens aufbrechen.«
Am 3. Mai wurde das Flo? beladen, am Nachmittag des 5. Mai war jeder Gegenstand an seinem Platz verstaut. Die Ballen waren so geschickt verteilt, da? das Flo? genau im Gleichgewicht lag. Jetzt brauchten also nur noch die Taue gelost werden, wenn der Eintritt der Flut sich an der Riomundung bemerkbar machte.
Schon wollten sich die Kinder, erschopft und kalt gefroren, schlafen legen, da machte Gordon noch einen Vorschlag.
»Liebe Freunde, wir entfernen uns jetzt etwas vom Meer, wir werden es nicht mehr so gut uberwachen konnen wie bisher; sollte sich ein Schiff nahern, waren wir nicht imstande, Signale abzufeuern. Es erscheint mir deshalb ratsam, jetzt noch einen Mast auf dem Steilufer zu errichten und dort fur immer eine unserer Flaggen auf zuziehen.«
Dieser Vorschlag wurde einstimmig gutgehei?en. Die zur Herstellung des Flo?es nicht verwendete Fockmaststenge des Schoners wurde zum Steilufer geschleppt und oben tief in den Boden gerammt. Baxter hi?te an einer Zugleine die Flagge Gro?britanniens, Doniphan scho? mit der Flinte Salut.
»Aha«, sagte Gordon zu Briant, »Doniphan nimmt im Namen Englands von dieser Insel Besitz.«
»Sollte mich nicht wundern, wenn sie ihm schon gehorte.«
Am folgenden Morgen waren alle Kinder schon fruh auf den Beinen. Sie beeilten sich, das Zelt abzubrechen und das Bettzeug auf das Flo? zu schaffen. Von der Witterung brauchten sie augenblicklich nichts zu befurchten.
Um sieben Uhr waren die Vorbereitungen beendet. Die Plattform war so eingerichtet, da? sie notigenfalls fur 3 Tage als Aufenthaltsort dienen konnte. Was an Nahrungsmitteln gebraucht wurde, hatte Moko gesondert verstaut. Um 8 Uhr waren alle Kinder auf dem Flo?. Die Gro?en hielten Bootshaken und Stangen bereit, um eventuell wirkungsvolle Steuermanover durchfuhren zu konnen. Kurz vor 9 Uhr machte sich die Flut bemerkbar.
»Achtung, aufgepa?t!« riefen Briant und Baxter. Beide standen an den Tauen.
»Wir sind fertig!« rief Doniphan, der mit Wilcox auf dem vorderen Flo?teil stand.
»Loslassen!« rief Briant.
Das Flo? trieb langsam und sicher zwischen den beiden Ufern hin, im Schlepptau schaukelte die Jolle.
Gegen 11 Uhr setzte schon wieder die Ebbe ein, das Flo? wurde schnell verankert, damit es nicht wieder dem Meere zugetrieben werden konnte. Es ware zwar theoretisch moglich gewesen, die nachste Flutwelle wieder auszunutzen, aber man hatte dann in der Dunkelheit fahren mussen, und das war den Kindern zu gefahrlich.
»Ich meine, es ware unklug; wir wurden uns nur unnotig Gefahren aussetzen, die unser Flo? und alles darauf befindliche Material zerstoren konnten. Warten wir bis morgen!« Gordons Vorschlag wurde gebilligt. Zwar brauchte man so 24 Stunden langer, aber die Sicherheit ging vor. Die Kinder blieben also den halben Tag und die Nacht uber an dieser Stelle am rechten Rioufer. Doniphan und seine Jagdbegleiter gingen an Land und schossen 4
