wir darauf achten, da? kein Wasser durchsickert, sonst ware alle Muhe vergebens.«

Wahrend der nachsten 3 Tage ging die Arbeit gut voran. Die Kalkmasse lie? sich fast mit dem Messer schneiden. Der Abraum wurde sofort nach drau?en geschafft. Der Stollen war bereits 1,60 m weit gebohrt, als sich am Nachmittag des 30. Mai etwas Unerwartetes ereignete.

Auf dem Boden liegend wie ein Minenarbeiter, der einen Sprengschacht ausgrabt, glaubte Briant im Innern der Gesteinsmasse einen dumpfen Laut gehort zu haben. Sofort unterbrach er seine Arbeit, um besser lauschen zu konnen. Wieder horte er dasselbe Gerausch. Briant wand sich zu Gordon und Baxter zuruck und erzahlte ihnen von seiner Entdeckung.

»Tauschung«, meinte Gordon.

»Nimm du meinen Platz und lege das Ohr an den Stein«, schlug Briant ihm vor.

Gordon kroch hinein, nach einigen Minuten kam er wieder heraus.

»Stimmt, du hast dich nicht getauscht! Ich habe ein Knurren gehort.«

Nun wiederholte auch Baxter die Probe, auch er stimmte der Entdeckung Briants zu.

»Was in aller Welt kann das sein?«

»Kann ich mir nicht erklaren. Benachrichtigen wir besser auch Doniphan und die anderen.«

»Nur die Kleinen nicht, sonst gibt es hier ein Theater!«

Eben kamen alle zum Mittagessen zuruck, so lie? es sich nicht vermeiden, da? auch die Kleinen von dem Vorfall erfuhren, was sie naturlich sehr erschreckte. Nacheinander begaben sich Doniphan, Wilcox, Webb und Garnett in den Stollen. Aber jetzt hatte das Gerausch aufgehort; sie horten nichts.

»Habt ihr euch wieder einmal getauscht«, sagte Doniphan selbstherrlich.

Jedenfalls wurde beschlossen, die Arbeit nicht zu unterbrechen; nach dem Essen schlupfte Briant wieder in den Stollen. Im Laufe des Nachmittags lie? sich kein weiteres Gerausch vernehmen, bis endlich gegen 21 Uhr erneut das Knurren deutlich durch die Wand zu horen war. Da sturzte Phann wutend in den Schacht hinein, kam jedoch sofort wieder mit gestraubtem Fell hervor.

Die Kleinsten hatten jetzt eine furchterliche Angst, sie glaubten sofort an irgendwelche Waldgeister, an Gnomen und Gespenster. Briant versuchte sie zu beruhigen, befahl ihnen, ihren Lagerplatz aufzusuchen und einzuschlafen. Gordon und die anderen diskutierten noch lange uber die seltsame Erscheinung in der Felswand, die auch spater noch andauerte. Endlich waren auch sie zum Umfallen mude, alle au?er Moko und Briant legten sich schlafen.

Am folgenden Morgen war die ganze Gesellschaft bereits sehr fruh wieder munter; Baxter und Doniphan krochen wieder in den Stollen, aber kein Gerausch war horbar. Auch Phann hatte sich beruhigt.

An die Arbeit! « befahl Briant.

»Man kann immer noch aufhoren, wenn sich das Gerausch vernehmen la?t«, sagte Baxter.

»Konnte das Gerausch nicht von einer Quelle herruhren«, uberlegte Doniphan.

»Dann mu?te man es ja immer horen, aber das ist nicht der Fall«, erwiderte Wilcox richtig.

»Ich wurde es eher vom Wind herleiten, der sich in einer Spalte der Anhohe fangt«, sagte Gordon.

»Steigen wir doch hinauf und untersuchen den Boden«, schlug Service vor.

50 Schritte in Richtung Ufergelande fanden sie einen Weg, der zum oberen Teil der Felsen fuhrte. Auf dem Kamm des Hohenruckens aber fand sich kein Spalt, durch den Luft oder Wasser hatte eindringen konnen. Die Arbeit wurde also bis zum Abend ohne Unterbrechung fortgesetzt. Da sagte Gordon plotzlich:

»Phann ist weg!«

Man rief nach ihm, aber er tauchte nicht auf, man horte auch kein Bellen.

Gordon trat nach drau?en und rief — alles still! Doniphan und Wilcox liefen zum Rio und zum Seeufer — keine Spur von Phann. Man suchte die ganze Umgebung von French-den nach Phann ab, aber der Hund blieb verschwunden. Offenbar war Phann nicht in Horweite, denn auf Gordons Stimme hatte er sofort reagiert. Da? er sich verirrt haben konnte, schien wenig plausibel. War er von einem Raubtier verschleppt worden?

Es war jetzt etwa 21 Uhr. Uber dem Steilufer und dem See lag tiefe Dunkelheit. Die Kinder mu?ten sich wohl oder ubel entschlie?en, die Suche nach Phann fur heute aufzugeben, wollte man sich nicht selbst noch verirren. Alle gingen sehr bedruckt uber das Verschwinden ihres Hundes zuruck nach French-den. Die einen legten sich auf die Matratzen, die anderen setztest sich um den Tisch, jeder fuhlte sich einsamer, jeder entmutigt.

Plotzlich horten sie dumpfe Laute. Briant eilte sofort zum Stolllen.

»Das kommt von hier!«

Alle hatten sich erhoben, keiner sprach ein Wort.

Briant kam wieder aus dem engen Stollengang heraus. »Dort mu? eine Hohle sein, deren Eingang sich wohl am Fu? der Gesteinsmasse befindet.«

»Wahrscheinlich ein Unterschlupf fur Tiere!«

»Vielleicht! Das werden wir morgen fruh klaren!«

Da horten sie ein lautes Gebell aus dem Innern des Felsens.

»Ist Phann womoglich da drin?!«

Briant ging also noch einmal in den Gang, legte das Ohr lange an den Stein, aber umsonst. Kein Gerausch war zu horen. Hinter der Wand mu?te sich eine Hohle befinden, aber wo war Phann?

Die Nacht verging, ohne da? die Kinder ein Geheul oder Gebell geweckt hatte.

Mit Tagesgrauen untersuchten die Kinder das Gestrupp an der See- und Uferseite, ohne etwas zu finden. Phann hatte, obwohl Gordon ihn mehrmals angerufen hatte, keinen Laut von sich gegeben. Briant und Baxter nahmen abwechselnd die Arbeit am Stollen wieder auf. Von Zeit zu Zeit hielten sie inne, aber nichts war zu horen.

»Wir werden bald die Wand durchschlagen, fuhrt deshalb die Kleinen zum Ufer, vielleicht befindet sich ein Raubtier in der Hohle. Ladet auch die Flinten und Revolver durch, damit wir uns wehren konnen, falls es notig sein sollte.«

Briant dachte an alles, das reizte Doniphan zur Wut.

Gegen 14 Uhr stie? Briant einen lauten Schrei aus. Seine Spitzhacke hatte die gleich weiter nachsturzende Kalkwand durchbrochen. Briant trat einige Schritte zuruck und stellte sich neben Doniphan, Wilcox und Webb.

Noch bevor sie sich umschauen konnten, horten sie etwas an der Stollenwand hinstreifen und mit einem gewaltigen Satz sprang ein Tier durch die Offnung. Es war Phann!

Nach dem ersten Schrecken und der anschlie?enden Freude, Phann wieder bei sich zu haben, kletterte Briant, gefolgt von Gordon, Baxter, Wilcox und Moko, mit einer Laterne durch die Felsoffnung. Hier war also eine zweite Hohle, ebenso hoch und breit wie French-den, allerdings wesentlich tiefer. Da stie? Wilcox mit dem Fu? an einen schweren, kalten Korper. Briant kam sofort mit der Laterne. »Ein toter Schakal!«

»Den mu? Phann erlegt haben!«

»Das also ist die Erklarung fur die Gerausche in der Wand.«

Nachdem man wieder nach French-den zuruckgeklettert war, untersuchte Briant das Steilufer an der Seeseite. Gleichzeitig gab er laute Schreie von sich, worauf andere Rufe aus dem Innern der Hohle antworteten. So gelang es Briant, zwischen dem Gestrupp dicht am Boden eine enge Offnung zu entdecken, durch die Phann und der Schakal eingedrungen waren. Phann hatte den Kindern eine schwere Arbeit erspart. Da lag fix und fertig eine zweite Hohle neben French-den, von der Frangois Baudoin nichts geahnt hatte. Man mu?te nur den zweiten Eingang weiter offnen und den engen Stollen zu einem begehbaren Gang ausbauen, dann war dieses Problem gelost. Die zweite Hohle wurde »Halle« getauft, sie sollte als Schlaf- und Arbeitsraum dienen, wahrend French- den als Kuche, Speisekammer und E?zimmer benutzt wurde. Die Einrichtung der zweiten Hohle dauerte fast 14 Tage, 2 Schie?scharten und eine Tur wurden angebracht, die Schlafplatze symmetrisch angeordnet, Sofas, Lehnstuhle, Tische und Schranke hinubergeschafft. Fur den eingefangenen Nandu richtete man im Winkel der Vorratskammer ein Platzchen ein, bis man ihm im Freien ein Gehege bauen konnte. Gordon ging jetzt, nachdem man sich jetzt vollends eingerichtet hatte, an die weitere Ausarbeitung eines Programms.

Am Abend des 10. Juni sa?en alle Kinder am Tisch neben dem knisternden Ofen. Wie zufallig kam man darauf, die verschiedenen Punkte der Insel mit Namen zu versehen, damit man sich rascher verstandigen konnte.

»Wir wollen aber nur schone Namen aussuchen!«

»Wie es die wirklichen und erfundenen Robinsons tun.«

»Ja, wir sind ja augenblicklich selbst welche.«

»Ein gro?es Pensionat von Robinsons.«

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