vertragen konnt. Ich sage dir das nur beilaufig und hoffe, das du dir das mal uberlegst.«
Nach der Entladung des Flo?es mu?te man jetzt nur noch die Plattform und die Grundlage auseinandernehmen, um deren Einzelteile in der Hohle weiterverwenden zu konnen. Leider hatte nicht alles Material in der Hohle selbst Platz gefunden, man wurde also bald einen Schuppen bauen mussen. Auf Gordons Rat wurden neue Gegenstande in einem Winkel der Uferhohe verstaut und mit geteerten Leinensrucken abgedeckt. Wahrend der folgenden Wochen konnten Doniphan, Webb, Wilcox und Cro?, denen sich noch Garnett und Service anschlossen, nach Herzenslust jagen. Eines Tages gingen sie durch einen Birken- und Buchenwald, wo sie an manchen Stellen deutlich Spuren menschlicher Arbeit entdeckten, so angehobene und mit Zweigen uberdeckte Gruben, gerade tief genug, um Tiere zu fangen. Ihr Zustand lie? erkennen, da? sie schon sehr alt sein mu?ten, eine der Gruben enthielt noch Uberreste eines Tieres, dessen Art man freilich nicht mehr bestimmen konnte.
»Jedenfalls stammen die Knochen von einem ziemlich gro?en Tier«, sagte Wilcox, der in die Grube geklettert war und einige Knochen mit nach oben brachte.
»Ein vierfu?iges Tier, wie man unschwer erkennt.«
»Wenn nicht sogar ein funffu?iges«, scherzte Service.
»Bloder Spruch!«
»Seit wann ist denn das Lachen verboten?«
»Das Tier mu? einmal sehr kraftig gewesen sein«, sagte Doniphan, »seht hier nur, wie dick der Kopf und die mit Hakenzahnen versehene Kinnlade ist. Wenn sich ein solches Tier noch auf der Insel befindet, wird Service schon das Scherzen vergehen.«
»Glaub ich auch«, antwortete Cro?, der alles goutierte, was sein Vetter sagte.
»Du meinst also, es handelt sich um ein Raubtier?« fragte Webb.
»Ja, ganz sicher!«
»Einen Lowen oder Tiger?!«
»Vielleicht einen Jaguar oder Cuguar.«
»Dann ist alle Achtung geboten!«
»Dann konnen wir also nicht mehr so sorglos durch die Walder der Insel streifen wie bisher!«
Die Jager wollten gerade umkehren, als Wilcox sagte: »Halt, da kommt mir noch ein Gedanke. Wenn wir die Fallgrube mit frischen Zweigen bedecken, verfangt sich vielleicht eines jener gro?en Tiere darin.«
»Wie du willst«, reagierte Doniphan, »ich bin ja mehr dafur, sie auf freier Wildbahn zu jagen, das hier sieht so ein bi?chen nach Mord aus.«
Trotzdem aber halfen alle Wilcox, die Zweige uber der Grube auszuwechseln. Um die Stelle auch wiederzufinden, knickte Wilcox am Waldrand verschiedene Aste ab, dann kehrten sie schnell nach French-den zuruck.
Ein unerwarteter Zwischenfall ereignete sich am 17. Mai. Briant und einige Kameraden waren an diesem Tag zum Wald in der Nahe des Steilufers gegangen, um nach einer weiteren Hohle zu suchen, in der man das restliche Material aufbewahren konnte. Nahe der Grube horten sie ein heiseres Geschrei. Briant und Doniphan schlichen mit durchgeladenen Gewehren heran, keiner wollte dem anderen den Vortritt lassen. 20 Schritte vor der Grube sahen sie die eingebrochene Zweigdecke.
»Vorwarts, Phann!« rief Doniphan.
Der Hund sprang bellend, aber ohne gro?e Unruhe voraus. Briant und Doniphan liefen hinter Phann her, erreichten die Grube und beugten sich vorsichtig uber die Einbruchsstelle.
»Kommt nur her!« riefen beide.
»Kein Jaguar?« »Und auch kein Cuguar?«
»Nein, keine Angst, es ist nur ein Strau?.«
»Also ein Stuck vortreffliches Fleisch fur unseren Gaumen!«
»Den mussen wir lebend bekommen!« rief Wilcox.
»Au ja, lebend!« jubelte Service.
»Aber das durfte ziemlich schwierig sein!«
»Versuchen wir es!«
Der Vogel gehorte zu der in den sudamerikanischen Pampas haufig auftretenden Gattung der Nandus.
Wilcox lie? sich in die Grube hinabgleiten, auf die Gefahr hin, einige kraftige Schnabelhiebe abzubekommen. Doch es gelang ihm rechtzeitig, dem Tier seine Wolljacke uber den Kopf zu stulpen. Die Fu?e band er mit ein paar aneinandergeknupften Taschentuchern fest, so gelang es, den Vogel mit vereinten Kraften nach oben zu hieven.
»Wir haben ihn!« rief Webb.
»Schon, aber was fangen wir mit ihm an?«
»Das ist einfach«, antwortete Service seinem Kameraden Cro?, »wir bringen ihn nach French- den, futtern ihn und benutzen ihn als Reittier. Ich werde das schon machen, genau wie mein Freund Robinson.«
Ob das gelingen wurde, war mehr als zweifelhaft, aber Service lie? sich durch nichts von seinem Vorschlag abbringen. Er bestimmte sogar schon, wer auf ihm reiten durfte. Die Kinder bestaunten ihn als Helden, der es wagte, ein wildes Tier zu zahmen und abzurichten.
Seit die Kinder French-den bewohnten, hatten Gordon und seine Kameraden eine regelma?ige Lebensordnung eingefuhrt. Gordon schlug vor, da? jedem ein bestimmtes Ressort ubergeben werden sollte, besonders die Kleinen durfte man sich nicht selbst uberlassen. Warum sollte man nicht den in der Pension Chairman begonnenen Unterricht hier auf der Insel fortsetzen?
»Wir haben ja Bucher, mit denen wir lernen konnen!«
»Ganz recht«, antwortete Briant, »da es uns vielleicht irgendwann gelingen wird, diese Insel zu verlassen und unsere Familien in Auckland wiederzusehen, sollten wir unsere Zeit hier nicht vergeuden.«
Es wurde also eine Art Schulprogramm entworfen und von allen gebilligt. Wahrend der Wintermonate konnte man ja sowieso nicht so oft nach drau?en gehen, also mu?te man drinnen nach einer Beschaftigung suchen. Der Unterricht schien dafur am geeignetsten.
12
Wahrend der letzten Ausfluge hatten die Jungen wiederholt das Steilufer nach einer zweiten Hohle oder Grotte abgesucht, allerdings erfolglos. Man mu?te also doch auf Briants ersten Plan zuruckgreifen und French-den von innen her ausbauen. Bei der vorliegenden Kalksteinmasse konnte es nicht sehr schwierig sein, die Wande zu durchbrechen. Axt und Spitzhacke waren vorhanden, und Zeit spielte keine Rolle. Zu Sprengstoff brauchte man sicherlich nicht zu greifen, denn es hatte sich ja schon bei der Bohrung eines Loches fur das Ofenrohr gezeigt, wie gut der Kalkstein bearbeitet werden konnte. Inzwischen hatte Baxter den Hohleneingang erweitert und eine Tur von der
Seit einer Woche war endgultig Winter. Heftige Sturme brausten uber die Insel hinweg, doch French-den lag geschutzt. Regenschauer und Schneegestober gingen uber dem Steilufer nieder, nur in Seenahe konnte man uberhaupt noch einigerma?en erfolgreich jagen. Enten, Bekassinen, Kiebitze, Wiesenlaufer und Wasserhuhner wurden erlegt und in Mokos Pfanne gehauen.
Am 27. Mai begannen die Kinder mit den Erweiterungsarbeiten in der Hohle.
»Zuerst die rechte Wand«, sagte Briant, »versuchen wir zur Seeseite hin einen Durchbruch, dann gewinnen wir zudem noch einen zweiten Hohlenzugang. Somit konnten wir auch die Umgebung besser uberwachen.«
»Aber achtgeben, damit nichts einsturzt«, ermahnte Gordon seine Kameraden.
Von innen aus gerechnet, trennten die Hohle hochstens 15m von der ostlichen Au?enwand. Mit Hilfe des Kompasses bestimmte man die Richtung.
»Treiben wir erst einen Stollen hinein«, riet Baxter, »wir konnen dann immer noch beliebig erweitern und erhohen. Die beiden moglichen Raume waren dann durch eine Art Vorsaal getrennt, der an beiden Enden total abgeschlossen ist.«
»Einverstanden«, sagte Briant, »dabei konnen wir auch die Gesteinsmasse untersuchen ; au?erdem mussen
