»Glaube ich«, sagte Briant, der herbeigeeilt war, »aber warum wirfst du auch so fest!«

»Wenn Jacques nicht mitspielt, braucht er auch nicht dazustehen!«

»Mach doch keine Witze, Briant«, mischte sich Doniphan ein, »das ist doch alles halb so schlimm!«

»Schon gut, aber deshalb kann ich trotzdem Cro? ermahnen, nicht noch einmal so fest zu werfen.«

»Komm, komm, er hat es ja nicht mit Absicht getan!« »Warum mischt du dich denn uberhaupt in eine Sache, die dich gar nichts angeht?«

»Das ist meine Sache! Dein Ton gefallt mir nicht!«

»Du suchst Streit!?«

»Mach halblang!«

»Wie du willst und wann du willst!« schrie Briant und kreuzte die Arme.

»Gut, dann aber sofort«, reagierte Doniphan. Da trat, gerade noch rechtzeitig, um eine Schlagerei zwischen den beiden Streithahnen zu verhindern, Gordon dazwischen. »Halte dich zuruck, Doniphan. Diese Sache ging nur Briant und Cro? was an, du hast dich da nicht hineinzumischen, merk dir das!«

Doniphan lie? den Kopf hangen und trottete verargert zur Hohle zuruck. Jeder wu?te, da? er sich bei der nachsten Gelegenheit rachen wurde.

48 Stunden schneite es ununterbrochen. Zum Vergnugen der Kleinsten bauten Service und Garnett einen riesigen Schneemann, den sie dann als Zielscheibe fur ihre Schneeballe benutzten.

Gegen Ende Juni mu?te man auf derlei Vergnugungen verzichten. Der Schnee lag mittlerweile so hoch, da? man kaum noch vor die Hohle treten konnte. Ware jemand auch nur 100 Schritte von French-den weggegangen, er hatte wahrscheinlich nicht wieder zuruckgefunden, denn die Landschaft hatte sich vollkommen verandert und die verschiedenen Erkennungspunkte lagen unter einer dicken Schneedecke versteckt. Die Jungen blieben also in der Hohle und forcierten den Unterricht. Das tagliche Programm wurde peinlich genau eingehalten, besonderen Spa? machten die Diskussionsabende, wo sich allen voran Doniphan mit seiner uberdurchschnittlichen Redegewandtheit auszeichnete. Warum trug er nur immer einen solchen Stolz zur Schau? Fuchste es ihn, da? er nicht zum ersten Oberhaupt der Kolonie ernannt worden war?

Obwohl man bis zum 9. Juli nicht ins Freie gehen konnte, litt die Gesundheit der Kinder nicht, denn die Frischluftzufuhr war durch die 4 Fensterchen gewahrleistet. Uberhaupt war ja die allgemeine Gesundheit das wichtigste Problem, denn wie hatte man schwerere Erkrankungen heilen sollen? Eine heikle Frage war auch die Beschaffung von frischem Wasser, wenn der Rio und der See zugefroren waren.

»Bauen wir doch eine unterirdische Leitung bis zur Hohle, die Rohre haben wir ja«, schlug Baxter, Gordons »Leibingenieur«, voi.

Nach verschiedenen mi?lungenen Versuchen gelang dieses schwierige Vorhaben. Nun war man also von der Au?entemperatur in punkto Wasser unabhangig.

Die Hohlenbeleuchtung war relativ einfach; man hatte genugend Olvorrate fur die Lampen und Laternen; spater konnte man aus den Fettbestanden Mokos Kerzen herstellen. Sorge bereitete Gordon die Ernahrung wahrend der Wintermonate, denn Jagd und Fischfang lieferten nicht wie sonst die gewohnte und einkalkulierte Ausbeute. Au?er Schakalen, die Doniphan mit gezielten Schussen totete oder vertrieb, kamen keine Tiere in die Nahe der Hohle. Kuchenchef Moko sah sich deshalb gezwungen, die Sloughi- Vorrate anzubrechen, denn immerhin mu?te er ja 15 Magen fullen. Das war keine einfache Aufgabe, wenn man den Appetit von 8- bis 14Jahrigen Jungen bedenkt.

Als Briant am 9. Juli einmal nach drau?en ging, konnte er beobachten, da? der Wind plotzlich nach Suden umgesprungen war. Der ungemein strenge Frost notigte ihn jedoch, so schnell wie nur moglich wieder in die Halle zuruckzukehren. »Der Wind ist umgesprungen«, sagte Briant zu Gordon. »Das war zu befurchten, ich mache mich sowieso auf weitere strenge Wintermonate gefa?t.«

»Das beweist aber, da? die Sloughi doch weiter als angenommen nach Suden verschlagen worden ist.«

»Schon moglich, aber trotzdem zeigt der Atlas keine Insel in der Antarktisnahe.«

»Seltsam, ich kann mir das nicht erklaren; und ich wu?te nicht, welche Richtung wir einschlagen sollten, wenn wir die Moglichkeit hatten, mit einem Boot die Insel zu verlassen.«

»Die Chairman-Insel verlassen? Glaubst du denn immer noch daran?«

»Jede Minute, Gordon! Hatte ich ein halbwegs seetuchtiges Boot, ich zogerte keinen Augenblick, die Insel zu verlassen.«

»Gut, gut, aber vergi? dabei nicht, da? wir hier noch eine Menge Aufgaben zu bewaltigen haben.«

»Denkst du denn nie daran, da? wir in Auckland noch Angehorige haben?«

»Alles in allem sind wir hier doch relativ gut dran, nicht wahr? Die Sache wird doch taglich besser, ich frage mich manchmal, was uns eigentlich noch fehlt.«

»Na, ich konnte mir einiges vorstellen, aber lassen wir das. Ubrigens geht das Brennholz zu Ende.«

»Alle Walder der Insel stehen uns zur Verfugung, wir mussen uns nur bedienen.«

»Schauen wir auf das Thermometer, vielleicht konnen wir gleich an die Arbeit gehen.«

Das Thermometer zeigte nur 5 Grad uber Null, obwohl in der Halle gut geheizt war. Briant nahm es mit nach drau?en.

»Eiskalt! 17 Grad unter dem Gefrierpunkt.«

Nach dem Fruhstuck wurde dennoch beschlossen, in den Traps-woods eine Ladung Holz zu holen.

»Ohne den Wind ware es ja auszuhalten!«

»Wir brauchen Skier, das ware halb so anstrengend. Wir sinken ja bis an die Huften ein.«

Da kam Moko ein guter Einfall.

»Nehmen wir doch den E?tisch, die Beine nach oben, und ziehen ihn uber den Schnee.«

»Gute Idee, wirklich!«

Zwischen Auckland-hill und dem Family-lake war alles gleichma?ig wei?. Die schneebedeckten Baume wirkten wie eine feenhafte Theaterdekoration. Uber dem See flatterten ganze Scharen von Vogeln; Doniphan und Cro? hatten ihre Flinten naturlich dabei.

»Schaut her, hier sind Jaguarspuren im Schnee zu erkennen!«

»Wahrscheinlich handelt es sich hier nur um Wildkatzen, sogenannte Paperos, aber auch die sind nicht gerade zahm«, erklarte Gordon.

»Na ja, wenn es nur Katzen sind«, sagte Costar achselzuckend.

»Aber Tiger sind auch nur Katzen«, rief Jenkins. »Sie fressen kleine Kinder wie Mause!«

Im Laufe des Vormittags konnten 2 Fuhren gemacht werden, Nach dem Essen ging die Arbeit bis um 16 Uhr weiter. Das Fallen der Baume war ziemlich anstrengend gewesen, deshalb wollte man den Rest auf morgen verschieben. In French-den zersagten die Jungen das Holz zu handlichen Scheiten, spalteten sie und schichteten sie in einer Ecke auf. Danach ging man schlafen.

Da man schon mal dabei war, entschied Gordon, die Arbeit gleich grundlich zu besorgen. 6 Tage lang fallten, sagten, spalteten und schichteten sie das Holz, um genugend Brennmaterial zu haben.

Am 15. Juli war Saint-Swithin-Tag, in England das Pendant zu unserem Siebenschlafer.

»Wenn es heute regnet«, erklarte Briant, »regnet es gleich 14 Tage lang.«

»Macht ja nichts, denn jetzt ist sowieso schlechtes Wetter. Im Sommer ware das allerdings argerlich!«

Der Wind sprang nach Sudosten um, der Regen horte auf, dafur aber trat Frost ein. Gordon untersagte jeden Ausgang. In der ersten Augustwoche sank das Thermometer auf 27 Grad unter Null. Die Tage in der Hohle wurden zusehends unangenehmer, die Jungen litten unter Bewegungsmangel. Briant sah nicht ohne Sorge die blassen Wangen der Kleinen. Doch abgesehen von Husten- und Schnupfenanfallen wurde niemand ernstlich krank. Moko servierte standig warmen Tee, in solchen Ausnahmesituationen die beste Medizin.

Am 16. August wurde das Wetter etwas besser, die Temperatur stieg an, der Wind hatte nachgelassen. Doniphan, Briant, Service, Wilcox und Baxter kamen auf den Gedanken, wieder einmal zur Sloughi-Bai hinunter zu gehen. Sie versprachen Gordon, noch am selben Abend zuruck zu sein.

»Schaut nach, was die Robben machen und uberpruft die Flagge oben am Steilufer«, empfahl Gordon der Truppe.

»Fur den Fall, da? Seeleute nach Entdeckung der Fahne dort landen sollten, bringen wir am besten eine Tafel an, die die Lage unserer Hohle angibt«, schlug Briant vor. Am Morgen des 19. August brachen die Gro?eren auf. Der Himmel war wolkenlos. Sie kamen schnell vorwarts. Die Schlammlache der Bogwoods brauchte nicht umgangen zu werden, sie war mit einer Eisschicht uberzogen, das kurzte den Weg wesentlich ab. Vor 9 Uhr

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