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Kurz nach Sonnenaufgang kletterten Gordon und seine Begleiter auf eine 200 Schritte von ihrem Schlafplatz an der Bucht entfernte Dune, die einen guten Ausblick versprach. Wenn die ode Wuste sich bis zum Ufer hin fortsetzte, wie es die Karte erkennen lie?, so mu?te es unmoglich sein, deren Ende ausfindig zu machen, denn der Horizont lag ja dann 18 km nach Norden und uber 11 km nach Osten zu. Es schien also unnotig, noch weiter nach Norden vorzudringen.
»Was nun?«
»Gehen wir zuruck!«
»Aber erst kommt das Fruhstuck!«
»Einverstanden.«
»Wenn wir schon zuruckkehren mussen, dann schlagen wir wenigstens einen anderen Weg ein«, schlug Doniphan vor.
»Versuchen konnen wir es.«
»Wir sollten um das rechte Ufer des Sees herum wandern.«
»Das durfte etwas weit sein«, sagte Gordon.
»Der Karte nach hatten wir 45 bis 50 km zuruckzulegen, das wurde 4, 5 Tage dauern, immer vorausgesetzt, wir kommen gut voran. Die anderen in French-den wurden sich angstigen, und ich denke, wir sollten ihnen das ersparen.«
»Fruher oder spater kommen wir um diesen Marsch nicht herum.«
»Sicher!«
»Ich mu? Doniphan recht geben«, sagte Cro?, »in jedem Fall sollten wir einen anderen Weg zuruckgehen.«
»Ich auch, aber jetzt bitte nicht diesen Gewaltmarsch«, bat Gordon, »gehen wir zum Stop- river zuruck, von da aus zur hohen Uferwand.«
»Aber da sind wir ja hergekommen!«
»Ich wurde vorschlagen«, unterbrach Doniphan seine stillen Uberlegungen, »quer durch die Sandebene zu gehen, dann zu den Traps-woods, die ja nur 5 bis 6 km sudwestlich von hier liegen.«
»Uberqueren wir den Stop-river an jener Stelle, wo wir ihn schon einmal genommen haben, das ist sicher. Kein Mensch wei?, wie die Stromungsverhaltnisse weiter unten sind«, sagte Gordon.
»Oh, wie klug und weise«, brummte Doniphan.
»Warum nicht, besser als in die Hosen machen!«
Nach dem Fruhstuck, Zwieback mit kaltem Wildbraten, rollten sie ihre Decken zusammen, hangten sich ihre Gewehre und Revolver um und gingen den gestern eingehaltenen Weg zuruck. Das Wetter war prachtig, eine leichte Brise krauselte die Wasseroberflache des Sees, keiner der Jungen kam ins Schwitzen. Gegen 11 Uhr kamen sie an jene Stelle, wo sie zuvor den Stop- river im Boot uberquert hatten. Wieder mu?ten sie sich dem Fahrmanover unterziehen.
»Endlich wieder im Wald«, sagte Gordon nach einer Weile, »ich hoffe, da? Baxter bald einmal sein Lasso durch die Luft schleudert und was fangt.«
»Bis jetzt hat dieses Ding ja noch nichts gezeigt«, sagte Doniphan, der derlei Fanggerate nicht gelten lie?, verachtlich.
»Soll ich denn Vogel fangen«, gab Baxter zuruck.
»Deine Fangmethode taugt nichts, gib's doch zu.«
»Nein, taugt nichts«, echote Cro?, der seinem Vetter wieder einmal willig zustimmte.
»Wartet doch ab, bis sich eine gunstige Gelegenheit bietet«, sagte Gordon beschwichtigend, »eines Tages werden wir keine Munition mehr haben, dann sind wir ausschlie?lich auf das Lasso und die Bolas angewiesen.«
»Verflucht sei der Tag!«
Nach der Karte mu?te der Stop-river jenseits des Vorgebirges False-sea-point in den Stillen Ozean munden. Gordon schlug vor, das Ufer zu verlassen und durch die Traps-woods zu den Auslaufern des Auckland-hill zu gehen. Nachdem sich Gordon mit dem Kompa? orientiert hatte, wandte er sich direkt nach Westen. Gras und Busche wucherten hier bei weitem nicht so wild, wie an anderen Stellen der Insel, die Wanderer kamen deshalb auch gut und schnell vorwarts.
Im Lauf des Nachmittags, kaum einen halben Kilometer vom Fu? des Auckland-hill, machten die Jungen 2 wichtige Entdeckungen. Sie stie?en auf Trulcabeerstauden, aus denen sich ein feiner Likor destillieren lie?. Etwas spater erkannte Gordon mehrere Pernettia unter den Pflanzen.
»Alles mitnehmen, soviel wir konnen, daraus machen wir einen wunderbaren Tee!«
Spater, sehr viel spater vielleicht, wenn die Sloughi-Vorrate einmal aufgebraucht sein wurden, waren sie auf solche Pflanzen angewiesen. Gegen 16 Uhr erreichten sie den Auckland-hill.
»Diese Wand ist zu steil, machen wir den Umweg zum Rio Sealand.«
3 km weiter ertonte ein Platschern.
»Mu? der Rio sein.«
»Der durch den Plattenweg fuhrt?«
»Ja, deshalb haben wir ihn ja Dike-creek getauft.«
»Es ist schon 16.30 Uhr. Machen wir hier Rast. Morgen abend werden wir hoffentlich wieder in French-den sein.«
Service bereitete das Abendbrot, Geflugelbraten mit Zwieback. Inzwischen waren Gordon und Baxter mit den Lassos und Bolas noch einmal kurz in den Wald gegangen, und war es auch nur deshalb, um Doniphans Einwande gegen die Wurfseile zu entkraften.
Beide waren etwa 100 Schritte durch das Dickicht gegangen, als Gordon Baxter zu sich winkte.
»Hier, schau mal dieses Rudel an!«
»Wie? .. . Ziegen?«
»Wei? nicht, aber sie ahneln den Ziegen zumindest frappant.«
»Wird sich herausstellen.«
»Versuchen wir, 'ein Tier zu fangen.«
»Lebend?«
»Naturlich, was denkst denn du. Ein Gluck, da? Doniphan nicht dabei ist, er hatte die Tiere schon mit dem Gewehr vertrieben.«
Die 6 Tiere hatten noch keine Witterung bekommen, sie grasten ruhig. Plotzlich pfiff etwas durch die Luft. Baxter hatte die Bolas geworfen und getroffen, die anderen Tiere verschwanden im Wald. Gordon und Baxter sprangen auf die Ziege zu, die sich nicht mehr aus dem Seil befreien konnte. Da entdeckten sie noch 2 Jungtiere, die sich anscheinend bei ihrer Mutter aufgehalten hatten und nicht geflohen waren.
»Hurra! Sind denn das auch wirklich Ziegen?«
»Ich tippe eher auf das peruanische VigogneSchaf.«
»Geben die auch Milch?«
»Klar, wie die Ziege.«
»Dann ist ja alles geritzt. Likor, Tee, und jetzt noch Milch, unsere Reise lohnte sich.«
»Ziehen wir die beiden Kleinen noch mit auf, dann haben wir eine ganze Molkerei.«
Man kann sich den Empfang vorstellen, als Gordon das Vigogne-Schaf an der Leine und Baxter die beiden jungen Tiere unterm Arm zum Rastplatz brachten. Doniphan bedauerte naturlich, nicht dabeigewesen zu sein, aber Gordon konnte ihn schlie?lich uberzeugen, da? es in diesem Fall Unfug gewesen ware, Schusse abzufeuern. Nach dem wiederum reichlichen Abendessen legte sich die Gesellschaft schlafen. Aber diese Nacht verlief nicht so ruhig und ungestort wie die voraufgegangenen. Gegen 3 Uhr wurden die Schlafenden durch ein nahes und furchterliches Gebrull geweckt. Doniphan hatte sofort den Finger am Abzug seiner Flinte
