Das war eine der wichtigsten Entdeckungen seit der Niederlassung in French-den. Man mu?te nur in den Stamm schneiden und erhielt einen ziemlich konzentrierten Saft, der durch weitere Verdunstung eine Art Zucker lieferte. Naturlich war dieser Extrakt dem Erzeugnis aus dem Zuckerrohr oder der Runkelrube nicht ebenburtig, aber was machte das schon, Hauptsache, man hatte endlich wieder Su?stoff.

»Jetzt, wo wir Zucker haben, konnen wir auch Likor herstellen.«

Moko zerstampfte die von der Reise mitgebrachten Trulca- und Algarrobekorner und lie? den gewonnenen Saft eine Zeitlang garen. Auch die Teeblatter wurden verlesen und ausprobiert, sie ahnelten im Geschmack sehr den duftigen Pflanzen aus China. Die Jungen versaumten deshalb nicht, von jedem Ausflug reichliche Vorrate dieser Stauden mitzubringen.

»Langsam machen wir uns«, sagte Briant, »wenn wir auch nichts im Uberflu? haben, so besitzen wir doch wenigstens das Notwendigste.«

»Nur Frischgemuse fehlt uns noch!«

In diesem Fall mu?ten sie sich mit den mitgebrachten Konserven begnugen. Briant hatte zwar versucht, die mittlerweile verwilderten Ignamen erneut anzubauen, doch das schlug fehl.

»Greifen wir auf die hier wachsenden Selleriestauden zuruck, etwas anderes bleibt uns jetzt nicht ubrig.«

Inzwischen hatte Baxter aus elastischen Eschenzweigen Bogen und aus dem Rohr Pfeile gefertigt, deren Spitzen mit Nageln versehen wurden; so konnten die Kolonisten auf Jagd gehen, ohne zu schie?en. Gordon lie? ohnehin keine Gelegenheit aus, um die Jager daran zu erinnern, wie sparsam sie mit der Munition umgehen mu?ten. Eines Tages jedoch, es war der 7. Dezember, nahm Doniphan Gordon zur Seite und sagte: »Gordon, wir werden hier von Schakalen und Fuchsen belagert. Sie kommen nachts in Scharen, zerstoren unsere Schlingen und rauben das darin gefangene Wild. Wir mussen was dagegen tun.«

»Konnen wir nicht Fallen aufstellen?« fragte Gordon, der genau wu?te, worauf Doniphan hinauswollte.

»Fallen? Du willst Fuchse in Fallen fangen. Nein, die sind viel zu schlau dafur. Wenn es sich nur um Schakale handeln wurde, ginge das vielleicht. Wenn wir nicht bald durchgreifen, wird von unserem Huhnerhof nicht mehr viel ubrigbleiben.«

»Gut, wenn es nicht anders geht, bewillige ich dir einige Dutzend Patronen, aber ziele genau.«

»Wem sagst du das. Ich werde ein solches Blutvergie?en an-richten, da? sich sobald kein Schakal und kein Fuchs mehr blicken la?t.«

Bei Einbruch der Nacht nahmen Doniphan, Briant, Baxter, Wilcox, Webb, Cro? und Service ihren Platz an der Seeseite nahe der Traps-woods ein, sie versteckten sich hinter mannshohen Strauchern. Die Nacht war stockfinster. Kein Lufthauch bewegte die Baume, alles war still. Kurz nach Mitternacht meldete Doniphan durch ein Handzeichen das Herannahen der Rauber. Die Jager warteten mit Ungeduld, bis etwa 20 beisammen waren. Plotzlich donnerte Doniphan los, die anderen folgten. Kein Schu? ging daneben, 5 bis 6 Tiere walzten sich in ihrem Blut, die anderen wurden angeschossen. Bei Tagesgrauen fand man 10 Tiere tot im Gras liegen.

Da diese Jagd in den folgenden Nachten wiederholt wurde, war French-den bald von diesen Raubern befreit, die den Bestand an Federvieh schmerzlich hatten dezimieren konnen. Au?erdem lieferten diese Jagden noch etwa 50 silbergraue Felle, die in der Hohle als Teppiche oder auch als Kleidungsstucke Verwendung fanden.

Am 15. Dezember fand eine gro?e Expedition zur Sloughi-Bai statt. Da das Wetter ausgesprochen schon war, erklarte Gordon, da? die ganze Truppe daran teilnehmen solle, was naturlich die Kleinsten am meisten freute.

»Hochstwahrscheinlich werden wir gegen Abend wieder zuruck sein, sollte etwas dazwischen kommen, konnen wir bei dem Wetter auch im Freien schlafen.«

Die Expedition sollte vor allem die schon lange geplante Robbenjagd ermoglichen. Wahrend der langen Wintermonate waren die Fettvorrate geschmolzen, die Kinder besa?en nur noch 2 bis 3 Dutzend Kerzen, auch das Ol in den Kanistern war schon fast verbraucht. Am Ufer der Wrack-coast tummelten sich Hunderte von Robben. Die Jungen hofften, mit einem Schlag ungeheure Mengen Fett erbeuten zu konnen. Die geplante Expedition war also von gro?er Wichtigkeit. Seit einiger Zeit hatten Service und Garnett die beiden Guanakos zu Zugtieren abgerichtet. Damit sie sich auch bequem vor den Wagen spannen lie?en, hatte Baxter, geschickt wie er war, aus trockenem Gras und Leinwandstucken Halfter angefertigt. Der Wagen wurde mit Munition, E?material, verschiedenen Geraten und mit 6 leeren Fassern, in die das erbeutete Robbenol gefullt werden sollte, beladen. Es empfahl sich namlich, die getoteten Tiere gleich an Ort und Stelle auszuweiden statt sie nach French-den zu schaffen, was viel beschwerlicher gewesen ware.

Mit Sonnenaufgang ging es los und wahrend der ersten Stunden kam die Truppe zugig voran. Dann wurde der Boden ziemlich uneben, der Wagen achzte, die Guanakos scheuten, alle hatten viel Arbeit, alles heil weiterzubringen. Schlie?lich machten Costar und Dole schlapp, sie wurden auf den Wagen gesetzt, damit sie sich etwas ausruhen konnten. Gegen 8 Uhr, das Gespann passierte gerade muhsam die Schlammlache, horte man von vorne, wo Webb und Cro? gingen, laute Rufe. Mitten im Morast walzte sich ein ungeheures Tier. Gordon hielt Doniphan zuruck, der bereits wieder die Flinte im Anschlag hatte.

»Was ist denn das fur ein Riesenvieh?« fragte Dole angstlich.

»Ein Hippopotamus«, belehrte ihn Gordon.

»Komischer Name!«

»Ubersetzt hei?t das: Flu?pferd.«

»Das sieht aber so wenig einem Pferd ahnlich wie ich einem gekochten Ei!«

»Dieses Tier sollte man lieber Porkopotamus, Flu?schwein, nennen«, schlug Service vor.

Gegen 10 Uhr betraten die Kinder das Vorland der Sloughi-Bai. Am Ufer des Rio machten sie halt, an derselben Stelle, wo sie nach der Zerstorung der Jacht ihren ersten Rastplatz gefunden hatten. Auf den Klippen tummelten sich uber 100 Robben und warmten sich in der Sonne, andere lagen ausgestreckt am Strand. Die Tiere spurten die ihnen drohende Gefahr nicht. Das Meer war vollkommen leer. Kein Segel, keine Rauchfahne zeigte sich am Horizont. Noch einmal erkannten die Jungen, da? diese Gegend ganz abseits der gebrauchlichen, oft befahrenen Wasserwege liegen mu?te. Und trotzdem: sie gaben die Hoffnung auf Rettung nicht auf! Vielleicht passierte doch einmal ein Dampfer oder Segelschiff die Insel Chairman. In diesem Fall ware allerdings ein standiger Beobachtungsposten, ausgerustet mit einer Signalkanone von der Sloughi, weit vorteilhafter als die unscheinbare Flagge am Mast.

»Aber was sollen wir denn machen? Etwa Tag und Nacht hier oben hocken und nach drau?en starren?«

»Das ist der sicherste Weg zum Wahnsinn!«

Nach einem kurzen Fruhstuck begann die Robbenjagd. Die Kleinsten, Iverson, Jenkins, Dole und Costar, blieben unter Aufsicht Mokos am Lagerplatz zuruck und bewachten die beiden Guanakos, auch Phann durfte an der gro?en Schie?erei nicht teilnehmen.

»Zunachst mussen wir versuchen, den Robben den Ruckzug von der Kuste ins Meer abzuschneiden«, sagte Doniphan, dem seine Kameraden gern die Leitung der Jagd uberlie?en.

»Folgen wir also dem Rio bis zur Mundung und von da aus zum inneren Klippengurtel. Dann haben wir das Vorland umzingelt.«

Dieser Plan wurde ausgefuhrt. Die Kinder bildeten im Abstand von 20 bis 30 Schritten einen Halbkreis zwischen Strand und Meer. Auf ein von Doniphan gegebenes Zeichen legten alle an und zogen ab. Jeder Schu? ein Treffer! Was nicht getroffen war, versuchte so schnell wie moglich ins Meer zu gelangen und unterzutauchen. Die Jager verfolgten diese Tiere noch mit Revolverschussen, wobei Doniphan wahre Wunder vollbrachte. Seine Zielsicherheit und Geschicklichkeit waren erstaunlich. Das Gemetzel dauerte nur wenige Minuten.

»Jetzt kommt der weniger angenehme Teil des Unternehmens«, sagte Gordon.

Er hatte recht. Zuerst mu?ten die auf und zwischen den Klippen getoteten Robben zum Strand geschafft werden, was bei den schweren, glitschigen Tieren nicht gerade einfach war. Wahrend der Jagd hatte Moko ein gro?es Metallgefa? uber einen von 2 Steinen getragenen Herd gesetzt. Hier hinein kamen die in 5 bis 6 Pfund schwere Stucke geschnittenen Robben, zusammen mit einigen Litern Su?wasser, das wahrend der Ebbe aus dem Rio geschopft worden war. Das Ganze wurde nun erhitzt, nach und nach bildete sich auf der Wasseroberflache Ol, das dann in die mitgebrachten Fasser abgefullt werden konnte. Diese Arbeit war mehr als widerlich. Der Pott und die So?e stanken wie Pest, die Jungen hielten sich mit Klammern die Nasen zu.

»Hier konnen wir heute nacht unmoglich schlafen, ziehen wir weiter hinunter.«

Gegen Ende des zweiten Tages hatte Moko mehrere 100 Gallonen Ol abgeschopft; das reichte furs erste

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