vervollstandigen.«

Nach dem Fruhstuck wurde dieser Kustenabschnitt besichtigt. An e?barem Wild gab es hier soviel wie anderswo auch. Briant scho? so nebenbei gleich einige Tinamus furs Abendbrot. Das charakteristische Merkmal dieser Kuste waren die machtigen Granitblocke, die chaotisch durcheinandergewurfelt herumlagen, eine Art Feld von Carnac. Eine Kleinigkeit, sich hier einzunisten! Briant uberlegte sich naturlich, warum der schiffbruchige Franzose Frangois Baudoin nicht hier gehaust hatte. Da? er diesen Teil der Insel besucht haben mu?te, ging eindeutig aus der von ihm gefertigten Karte hervor. Der Verlauf der Kuste war exakt eingezeichnet. Vielleicht hatte er bereits seine Wohnung in French-den aufgeschlagen, ehe ihn seine Nachforschungen hierher fuhrten. Dazu kam noch, da? French-den trotz allem viel geschutzter lag als jede dieser 20 Aushohlungen.

Gegen 14 Uhr, als die Sonne ihren hochsten Stand schon uberschritten hatte, schien der Moment gunstig, das Meer genauer zu beobachten. Briant, Jacques und Moko erkletterten den hochsten Felsen am Strand, von hier aus konnte man weit hinausschauen. Briant richtete sein Fernrohr zum ostlichen Horizont, der sich klar vom Himmel abhob. Nichts war zu sehen, nichts als das endlose Meer, das der Himmel in einer nicht enden wollenden Linie begrenzte. Eine ganze Stunde lang beobachteten die 3 Jungen ohne Unterbrechung das Meer. Plotzlich packte Moko Briant am Arm.

»Was ist denn das da drau?en?« fragte er, die Hand nach Nord-Osten ausgestreckt.

Briant griff hastig zum Fernrohr und richtete es auf den von Moko bezeichneten Punkt.

Tatsachlich! Dort glanzte, ein wenig uber dem Horizont, ein wei?licher Fleck! Ware der Himmel augenblicklich nicht so wolkenlos gewesen, man hatte diesen Punkt leicht mit einer Wolke verwechseln konnen. Auch blieb der Fleck, wie sich alle uberzeugen konnten, unbeweglich.

»Ich habe dafur keine Erklarung. Ist es ein Berg? Aber ein Berg wurde anders aussehen.«

Da die Sonne bereits mehr und mehr im Westen versank, war der wei?e Fleck bald ganz verschwunden. War er eine Widerspiegelung des Sonnenlichts auf dem Wasser? Oder Land? Eine Insel? Ein Segel? Die 3 konnten sich daruber nicht klar werden«

Sie stiegen ratlos zur Mundung des East-river hinunter, in dessen naturlichem Hafen die Jolle vertaut lag. Jacques sammelte unter den Baumen durres Holz und zundete ein Feuer an, Moko grillte darauf die Tinamus.

Gegen 19 Uhr gingen Briant und Jacques noch ein wenig am Strand spazieren, um sich die Zeit bis zur nachsten Flut zu vertreiben. Moko seinerseits stieg das linke Rioufer hinauf, um noch einige Fruchte der Zirbelfichte zu pflucken. Als er zur Jolle zuruckkam, waren die beiden Bruder noch nicht wieder zuruck, obgleich es langst dunkel geworden war und die Zeit drangte. Plotzlich horte er ein Schluchzen und gleichzeitig eine laute Stimme; das war Briant. Waren die Bruder bedroht von irgendwelchen Eingeborenen? Moko zogerte keinen Augenblick und eilte zum Strand hin. Doch dann blieb er stehen. Jacques lag vor Briant auf den Knien! Er schien ihn anzuflehen, schien ihn um Gande zu bitten! Moko wollte sich abdrehen und zur Jolle zuruckgehen, aber da war es bereits zu spat. Er hatte schon alles gehort, er wu?te nun, was Jacques bedruckte, was 'er sich hatte zuschulden kommen lassen.

»Was?!! Du hast das getan? Du bist es gewesen?« rief Briant.

»Verzeihung, Bruder, ich bitte dich instandig um Verzeihung!«

»Deshalb also hieltest du dich von den Kameraden fern, du hattest Angst vor ihnen! Oh, wenn sie es erfahren! Nein, kein Wort daruber! Zu niemandem ein Wort!«

Moko hatte viel darum gegeben, nicht gegen seinen Willen in dieses abscheuliche Geheimnis eingeweiht worden zu sein. Nun konnte er sich nicht mehr unwissend stellen. Deshalb sagte er zu Briant, als sich alle wieder zur Jolle begeben hatten

»Herr Briant, ich habe alles mit angehort!«

»Was?! Du wei?t, da? Jacques .. .!«

»Tut mir leid! Herr Briant, verzeihen Sie Ihrem Bruder.«

»Wurden die anderen ihm auch verzeihen?«

»Vielleicht, ich wei? nicht genau. Auf jeden Fall ist es besser, sie erfahren uberhaupt nichts von der Angelegenheit. Ich werde schweigen, darauf gebe ich mein Wort.«

»Danke, Moko«, sagte Briant geruhrt und schuttelte dem Schiffsjungen lange die Hand.

Wahrend der nachsten 2 Stunden und bis zur endgultigen Abfahrt der Jolle sprach Briant kein einziges Wort mit seinem Bruder. Jacques blieb auf einem Felsen sitzen, wie er sich fuhlen . mu?te, war nicht schwer zu erraten. Er war niedergeschlagen und zugleich befreit, dem Drangen Briants nachgegeben zu haben. Gegen 22 Uhr nahm die Flut merklich zu. Briant, Jacques und Moko bestiegen die Jolle, losten die Vertauung und lie?en sich von der Stromung den East-river hinauftreiben. Im fahlen Mondlicht war die Strecke leidlich zu erkennen, so da? die manchmal heruberhangenden Baume keine Gefahr bildeten. Moko war ja ein gewandter Steuermann, dem man sich ruhig anvertrauen konnte. Um halb ein Uhr setzte die Ebbe ein.

»Halten wir an und warten wir die nachste Flut ab, das wird das beste sein.«

»Wann geht's dann weiter?«

»Voraussichtlich um 6 Uhr!«

Um 6 Uhr legte die Jolle vom Ufer wieder ab und trieb glucklich bis zum Family-lake. Moko hi?te die Segel, unter einer leichten Brise steuerte er die Jolle in Richtung French-den. Kurz nach 18 Uhr meldete Garnett die Ankunft der 3 Ausflugler. Wie immer, wenn die Kameraden von einer Expedition nach French-den zuruckkamen, war der Empfang uberaus herzlich.

18

Nach der von Moko zufallig beobachteten Szene hielt es Briant fur gut, niemandem, auch nicht Gordon, davon etwas mitzuteilen. Was den Ausflug zur Kuste betraf, so erzahlte er den in der Halle versammelten Kolonisten alle Vorkommnisse ausfuhrlich.

»Also auch dort kein Land. Sicherlich war der von uns dreien gesehene wei?liche Fleck nur eine Tauschung. Wir mussen jetzt als sicher annehmen, da? die Insel Chairman weit entfernt von jeglicher Kuste oder einer anderen benachbarten Insel liegt.«

Die anderen Jungen horten dieser Schlu?folgerung stumm und sehr enttauscht zu. Also keine Hoffnung mehr, da? sie doch noch gefunden wurden!

»Nehmen wir den Kampf ums Dasein wieder auf«, erklarte Gordon, »es bleibt uns keine andere Wahl, wir mussen auch ohne die Hoffnung auf baldige Rettung versuchen, so lange wie moglich zu uberleben, d. h. so lange wie moglich so gut wie moglich zu leben.«

»Versuchen wir, uns besser als im Vorjahr auf den kommenden Winter vorzubereiten.«

Briant widmete sich dieser Aufgabe mit noch gro?erer Anstrengung als bisher - aber es fiel auf, da? er seit der Ruckkehr vom East-river weniger mitteilsam geworden war und gleich seinem Bruder schweigsamer. Er hielt sich ofter als zuvor von den Vergnugungen der anderen fern. Gordon beobachtete, wie Briant seinen Bruder Jacques uberall, wo er nur konnte, in den Vordergrund schob, da? er ihn fur besonders schwere und Mut erfordernde Arbeiten auswahlte, wozu Jacques immer und spontan bereit war.

»Irgend etwas ist zwischen den beiden vorgefallen, aber was?« fragte sich Gordon.

Der Februar verstrich unter gewohnlichen Arbeiten. Als Wilcox die Ruckkehr der Lachse zum Su?wasser des Family-lake meldete, spannten die Jungen ein gro?es Netz quer durch den Rio Sealand und fingen eine ungeheure Anzahl Fische. Damit sie konserviert werden konnten, brauchte man sehr viel Salz. Deshalb unternahmen Baxter und Briant mehrere Ausfluge zur Sloughi-Bai, wo sie einen kleinen Salzsumpf anlegten. Durch Verdunsten des Wassers kristallisierte sich aus dem Meerwasser Salz heraus, das dann nur noch eingesammelt und nach French- den gebracht werden mu?te.

Uberhaupt waren die Jungen wahrend der ganzen Zeit damit beschaftigt, die Vorrate an Wild, Fett, Gemuse und Brennmaterial zu vervollstandigen, damit sie wahrend der Wintermonate nicht aus der Hohle herausmu?ten.

Gordon achtete darauf, da? auch die Programmpunkte wie Sport und Unterricht in Mathematik, Erdkunde und Geschichte peinlich genau eingehalten wurden. Doniphan prahlte wahrend der zweimal wochentlich angesetzten Diskussionsabende so offensichtlich mit seiner unbezweifelbaren rhetorischen Begabung, da? er sich dadurch viele Freunde verdarb. Dennoch rechnete er fest damit, nach Ablauf der Amtsperiode Gordons zum

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