Raumfahrzeug mit funktionierenden Bremsraketen nicht, ich wiederhole, nicht in dieses Hospital bringen! Wenn diese Raketen namlich versehentlich gezundet werden, sprengen sie uns moglicherweise ein Loch in die Wand, das einen todlichen Druckabfall auf einem Dutzend Ebenen verursachen wurde — oder aber das Fahrzeug schie?t womoglich wie eine Bombe in den Zentralcomputer oder in das Gravitationskontrollzentrum!“
„Entschuldigen Sie kurz, Colonel“, erwiderte Conway etwas ungehalten. Dann wandte er sich zu Lieutenant Harrison um und fragte ihn: „Konnen Sie von der Fahre aus diese Bremsraketen zunden oder die Leitungen abtrennen?“
„Die Leitungen konnte ich wahrscheinlich nicht abtrennen, ohne die Raketen versehentlich auszulosen und mich selbst zu verkohlen“, antwortete Harrison nachdenklich, „aber ich konnte eine Relaisschaltung installieren, die. Ja, wir konnen die Dinger vom Kontrollraum aus zunden.“
„Auf geht’s, Lieutenant!“ entgegnete Conway erleichtert und drehte sich wieder zum Bild von Skempton. „Ich nehme an, Sir, Sie haben nichts dagegen einzuwenden, das Schiff ins Hospital zu lassen, sobald die Bremsraketen abgefeuert worden sind, oder? Und ich hoffe, Sie werden uns auch die Spezialausrustung liefern, die wir in der Frachtschleuse und auf der Chalder-Station benotigen.“
„Der Wartungsoffizier auf der betreffenden Ebene erhalt von mir umgehend die Anweisung, mit Ihnen zusammenzuarbeiten“, erwiderte Skempton knapp. „Viel Gluck, Doktor. Ende.“
Wahrend Harrison die Relaisschaltung installierte, uberwachte Prilicla die Emotionen des Patienten. Conway und Mannon berechneten die ungefahre Gro?e und das annahernde Gewicht des Wesens, wobei ihnen als Grundlage die Schiffsma?e und Conways kurzer optischer Eindruck des Aliens dienten. Diese Informationen wurde man dringend benotigen, sobald der Spezialtransporter und der sich drehende OP bereitstanden.
„Ich bin ubrigens immer noch da, Doktor, und ich hab auch noch eine Frage“, meldete sich O’Mara auf seine typisch unwirsche Weise erneut zu Wort. „Ihre Ansicht, da? dieses Wesen entweder naturliche oder kunstliche Schwerkraft zum Uberleben benotigt, kann ich ja eventuell noch nachvollziehen, aber es auf ein kompliziertes Karussell zu schnallen und.“
„Kein Karussell, Sir“, antwortete Conway. „Es wird senkrecht montiert, wie ein Riesenrad.“
O’Mara schnaufte heftig durch die Nase. „Ich nehme doch an, Sie wissen hoffentlich, was sie da vorhaben, Doktor, oder?“
„Absolut.“, begann Conway.
„Naturlich. was fur eine dumme Frage von mir“, stellte der Psychologe resigniert fest und unterbrach die Verbindung.
Fur die Installation der Relaisschaltung brauchte der Lieutenant langer, als er geschatzt hatte — bei diesem Auftrag dauerte anscheinend alles langer, als man geglaubt hatte! — , und Prilicla berichtete, der Zustand des Patienten verschlechtere sich rapide. Doch schlie?lich brannten die Bremsraketen, die das Alienschiff fur den Austritt aus seiner ursprunglichen Umlaufbahn benotigt hatte, innerhalb weniger Sekunden aus. Die Fahre hielt die ganze Zeit Schritt, und als der Schub aufhorte, wurde das Alienschiff durch entgegengesetzte Traktorstrahlen weitergedreht, damit der Insasse immer noch die von ihm benotigte Gravitation hatte.
Trotzdem traten weitere Komplikationen auf. Kaum hatten die Bremsraketen ausgesetzt, offnete sich in der Nase eine Klappe und der Landefallschirm scho? heraus und wickelte sich in Sekundenschnelle um das rotierende Schiff. Daruber hinaus hatten sich die Rumpfschaden durch die kurze Schubperiode verschlimmert.
„Es leckt jetzt wie ein Sieb!“ rief Conway aufgeregt. „Feuern Sie noch einen Magnetgreifer ab. Halten Sie die Rotation aufrecht, und bringen Sie uns schnell zu Schleuse drei?ig! Wie geht’s dem Patienten?“
„Er ist jetzt zwar bei Bewu?tsein“, antwortete der zitternde Prilicla, „aber nur schwach, und er strahlt ma?lose Angst aus.“
Das noch immer rotierende Fahrzeug wurde jetzt in die riesige Offnung von Schleuse drei?ig manovriert. Die im Innern der Schleusenkammer unter Deck befindlichen Schwerkraftgitter waren auf null Ge geschaltet worden, um die Schwerelosigkeit des Weltraums zu reproduzieren. Conways Schwindelgefuhle, die er bereits gehabt hatte, als ihm das Alienschiff/um erstenmal zu Augen gekommen war, wurden jetzt durch den Anblick des im geschlossenen Raum schwerfallig herumwirbelnden Flugkorpers noch verstarkt. Wahrend sich das Schiff drehte, verspruhte es nach allen Seiten kalte Wasserdampfstrahlen.
Als schlie?lich die Au?enluke der Schleuse drohnend zuschlug, bremsten die Traktorstrahlen die Drehung des Schiffs sanft ab, wahrend man gleichzeitig die kunstliche Schwerkraft auf dem Deck auf den Normalwert vom Fleischklo? einstellte. Binnen weniger Sekunden ruhte das Raumfahrzeug waagerecht auf dem Deck.
„Wie steht es mit dem Insassen?“ fragte Conway besorgt.
Prilicla antwortete: „Angst. nein, au?erste Besorgnis. Die Gefuhlsausstrahlungen sind jetzt ziemlich intensiv. Andererseits scheint es ihm gutzugehen oder zumindest besser.“ Der Empath machte dabei den Eindruck, als wurde er seinen eigenen Gefuhlen nicht trauen.
Das Alienschiff wurde behutsam angehoben und ein langer, flacher Transportwagen mit Ballonreifen daruntergerollt. Aus der Verbindungsschleuse, die in den angrenzenden, mit Wasser gefullten Hospitalabschnitt fuhrte, begann Wasser in die Kammer zu stromen. Prilicla lief die Wand hoch und an der Decke entlang, bis er sich an der richtigen Stelle ein paar Meter uber der Schiffsnase befand. Mannon, Harrison und Conway wateten und schwammen schlie?lich in die gleiche Richtung. Als sie die Schiffsnase erreichten, scharten sie sich um das Vorderteil, schnitten die dunne Au?enhaut auf und zogen sie vorsichtig ab. Technische Mitarbeiter spannten derweil riesige Gurte um den Schiffskorper, mit denen er am Rollwagen befestigt wurde, um ihn in den nahegelegenen Korridor der Wasseratmer befordern zu konnen.
Conway bestand bei diesem Unternehmen auf au?erste Sorgfalt, um eine etwaige Beschadigung des Lebenserhaltungssystems des Alienschiffs zu vermeiden.
Allmahlich war der vordere Teil nur noch wenig mehr als ein Gerippe, und der Astronaut kam zum Vorschein. Er sah aus wie eine lederne, braune Raupe, die mit dem Schwanz im Mund auf einem der innersten Zahnrader einer Riesenuhr hangengeblieben war. Das Alienschiff war mittlerweile vollig untergetaucht, und das Wasser wurde unaufhorlich mit Sauerstoff angereichert.
Laut Prilicla strahlte der Patient jetzt Gefuhle von au?erster Besorgnis und Verwirrung aus.
„Und ob er vollig verwirrt ist…“, zischte eine wohlvertraute Stimme gereizt, und Conway bemerkte, da? O’Mara plotzlich neben ihm schwamm. Auf seiner anderen Seite ubte sich Skempton in Hundepaddeln, sagte aber nichts. Der Psychologe fuhr fort: „Falls Sie es vergessen haben sollten, Doktor, handelt es sich hierbei um einen sehr wichtigen Patienten — deshalb unser gro?es personliches Interesse. Aber warum nehmen Sie diesen besseren Wecker jetzt nicht einfach auseinander und holen den Patienten da raus? Sie haben jetzt Ihre Theorie bewiesen, da? er zum Leben Schwerkraft benotigt, und mit der versorgen wir ihn ja mittlerweile, also konnen wir ihn auch.“
„Nein, Sir!“ widersprach Conway energisch. „Jedenfalls jetzt noch nicht.“
„Offenbar gleicht die Drehung des Wesens in der Kapsel die Schiffsrotation aus“, unterbrach ihn der Colonel, „und ermoglicht so dem Piloten eine feststehende Sicht auf die Au?enwelt.“
„Ich wei? es nicht“, entgegnete Conway verbissen. „Die Schiffsrotation entspricht nicht ganz der des Astronauten im Innern. Meiner Meinung nach sollten wir warten, bis wir ihn zu dem Riesenrad transportieren konnen, das die Kapselverhaltnisse fast genau simuliert. Ich hab so eine vage Ahnung, da? wir noch nicht aus dem Schneider sind.“
„Aber das ganze Schiff auf die Station zu transportieren, wenn man den Patienten in einem Bruchteil der Zeit dorthin bringen kann, ist doch.“
„Nein“, widersprach Conway dem Colonel.
„Er ist der Arzt“, warf O’Mara ein, bevor sich der Streit ausweiten konnte. Dann lenkte er die Aufmerksamkeit des Colonels unmerklich auf das System aus Schaufelradern, das die „Luftzirkulation“ des wasseratmenden Astronauten weiter aufrechterhielt.
Den riesigen Transportwagen, dessen Gewicht zu einem gro?en Teil von den luftgefullten Ballonreifen im Wasser getragen wurde, schob man recht unsanft die Korridore entlang in das gewaltige Becken, das eine Kombination aus OP und Krankensaal fur die wasseratmenden Patienten des Hospitals darstellte. Plotzlich trat eine weitere Komplikation auf.
„Doctor! Er kommt heraus!“
Einer der Manner, die um den vorderen Teil herumschwammen, mu?te versehentlich den Knopf fur den Auswurfmechanismus des Piloten betatigt haben, denn die schmale Luke sprang auf, und das System aus Getrieben, Zahnradern und Kettenantrieben rutschte in eine neue Lage. Etwas, das wie drei Reifen mit einem