Helaine zu und streckte Pomrath beide Hande entgegen. Pomrath druckte auf die Kontrollen des Butlers, und die Maschine beschaffte einen Liegestuhl fur den Gast. Wahrend sich Danton niederlie?, besorgte ihm der Butler etwas zu trinken. Helaine legte sich in ihrer Nahe auf den Bauch und nahm ein Sonnenbad.

»Ich komme wegen Kloofman«, sagte Danton ruhig. »Es wird hochste Zeit …«

Pomrath wachte auf. Er hatte einen schlechten Geschmack im Mund.

So war es immer, dachte er traurig. Wenn die Halluzination wirklich spannend wurde, lie? die Wirkung der Droge nach. Hin und wieder hatte er das doppelte bezahlt, um den Traum langer genie?en zu konnen. Aber selbst dann wurde er meist mitten aus den Halluzinationen hochgerissen. FORTSETZUNG FOLGT konnte man auf jeder Maske lesen. Aber was erwartete er? Eine hubsch abgerundete Episode mit Anfang, Hohepunkt und Schlu?? Er schob sich von der Liege hoch und ging zur Theke, wo er die Maske abnahm.

»War er gut, Norm?« fragte Jerry.

»Schrecklich. Ich wurde zu Klasse Zwanzig degradiert und mu?te in ein Massenquartier ziehen. Dann fanden sie fur mich eine Stelle als Sanitats-Roboter-Assistent, und ich mu?te die Einlaufpumpen bedienen. Spater bekam ich dann Krebs im Ohr …«

»He, hor auf zu schwindeln! Das hast du tatsachlich getraumt?«

»Naturlich«, erklarte Pomrath. »Ist doch nicht schlecht fur so wenig Geld, oder?«

»Du hast einen verdammten Sinn fur Humor, Norm. Ich wei? nicht, wie du immer auf solche Witze kommst.«

Pomrath lachelte dunn. »Es ist ein Geschenk des Himmels. Mehr wei? ich auch nicht. Es kommt einfach so, wie Krebs im Ohr. Wiedersehen, Jerry.«

Er ging hinaus und nahm den Lift nach oben. Es war spat, schon fast Zeit zum Abendessen. Er ware gern zu Fu? gegangen, aber er wu?te, da? Helaine Krach schlagen wurde, wenn er so lange trodelte. Also ging er auf die nachste Schnellbootrampe zu. Als er sie betrat, sah Pomrath eine schabige Gestalt auf sich zukommen. Pomrath versteifte sich. Soll er nur kommen, dachte er, ich werde mich vorsehen.

»Lesen Sie das«, murmelte der Mann und druckte ihm einen zerknitterten Zettel in die Hand.

Pomrath rollte das zahe, gelbliche Kunststoffpapier auf. Die Botschaft war einfach. Sie stand in roten Lettern mitten auf dem kleinen Zettel.

KEINE ARBEIT? FRAGEN SIE NACH LANOY

Das ist interessant, dachte Pomrath. Offenbar sieht man mir jetzt schon an, da? ich keine Arbeit finden kann. Aber wer zum Teufel ist dieser Lanoy?

5

Martin Koll ordnete umstandlich die Papiere auf seinem Schreibtisch, um vor Quellen seine Verwirrung zu verbergen. Der Kriminalsekretar hatte Koll soeben einen sehr beunruhigenden Vorschlag gemacht, einen Vorschlag, der weitreichende Folgen haben konnte. Koll wiederum mu?te ihn der Hohen Regierung zur Beurteilung vorlegen. Am liebsten hatte er Quellen an einem rostigen Nagel aufgespie?t, um sich fur diese unangenehme Sache zu rachen. Zugegeben, es war ein kluger Vorschlag. Aber Klugheit pa?te gar nicht zu Quellen. Der Mann war grundlich, systematisch und einigerma?en geschickt, aber das war doch noch lange kein Grund, seinem Vorgesetzten mit einer derartig zweischneidigen Sache zu kommen.

»Mal sehen, ob ich Sie recht verstehe«, sagte Koll, der nur allzu gut verstand. »Ihre Nachforschungen in der Zeitreise-Affare haben ergeben, da? sich unter den Aufgezeichneten ein Mann namens Mortensen befindet, der nachsten Monat die Reise machen soll. Diesen Mann gibt es tatsachlich. Und Sie schlagen nun vor, ihn zu beschatten und zu seinem Kontaktmann zu verfolgen. Man soll ihn von der Reise in die Vergangenheit abhalten, indem man zuvor diejenigen verhaftet, die das Reisegeschaft betreiben.«

Quellen nickte. »Jawohl.«

»Sie sind sich doch im klaren daruber, da? das ein direktes Eingreifen in die Vergangenheit ist, etwas, das man bisher noch nie gewagt hat?«

»Ich wei?«, sagte Quellen. »Deshalb kam ich auch her, um mir Ihre Erlaubnis zu holen. Ich stehe zwischen zwei Befehlen: den Mann zu fangen, der die Zeitreisen organisiert, und den Geschichtsablauf nicht zu verandern. Offensichtlich steht Mortensen mit dem Verbrecher in Kontakt, wenn der vierte Mai das tatsachliche Abreisedatum ist. Wenn wir also jemanden auf ihn ansetzen …«

»Ja«, sagte Koll trocken, »das sagten Sie bereits. Ich kann mir Ihre Schwierigkeiten vorstellen.«

»Haben Sie irgendwelche Instruktionen fur mich?«

Koll blatterte wieder nervos in seinen Papieren. Er hatte den Verdacht, da? Quellen das absichtlich tat, da? er sich freute, ihn festnageln zu konnen. Koll erkannte sehr wohl die Einmaligkeit der Situation. Seit zehn Jahren lie? er nun Quellen nach seiner Pfeife tanzen. Er gab ihm eine hei?e Sache nach der anderen und sah mit Vergnugen zu, wie Quellen seine begrenzten Fahigkeiten zur Losung der Probleme einsetzte. Koll mu?te zugeben, da? er Quellen sogar mit etwas Sadismus behandelte. Es war nicht unfair. Koll durfte seine personlichen Fehler wie jeder andere haben, und es erschien ihm durchaus in Ordnung, da? er seine Aggressionsgefuhle an dem ruhigen Quellen auslie?. Dennoch, es war unangenehm, da? Quellen sich jetzt auf diese Weise rachte.

Nach einem Augenblick peinlichen Schweigens erklarte Koll: »Ich kann Ihnen noch keine Instruktionen geben. Ich mu? die Sache mit Spanner besprechen. Und hochstwahrscheinlich mussen wir uns noch von anderer Stelle beraten lassen.«

Damit meinte er die Hohe Regierung. Koll entging das kleine Lacheln nicht, das einen Augenblick uber Quellens Zuge huschte. Kein Zweifel, Quellen machte der Auftritt Spa?.

»Ich werde nichts weiter unternehmen, bis ich Ihre Zustimmung habe, Sir«, sagte der Kriminalsekretar.

»Das ware anzuraten«, erwiderte Koll.

Quellen ging. Koll grub die Fingernagel in die Handflachen, bis seine Hande schmerzten. Dann druckte er mit schnellen Bewegungen auf die Knopfe, die die Spule aus dem Tonband losten. Spanner sollte sich seine Unterhaltung mit Quellen anhoren. Und danach …

Spanner war im Augenblick nicht da. Er ging irgendeiner Beschwerde einer anderen Abteilung nach. Koll schwitzte. Er wollte, Quellen hatte sich fur diesen Mortensen-Unsinn eine Zeit ausgewahlt, in der Spanner zugegen war. Aber zweifellos gehorte auch das zu Quellens teuflischem Plan. Koll war wutend, da? ihn dieser kleine Sekretar so verfolgte. Er schlo? die Augen und sah Quellens Bild vor sich: lange gerade Nase, bla?blaue Augen, flie?endes Kinn. Ein gewohnliches Gesicht, das man leicht verga?. Manche mochten es sogar ein hubsches Gesicht nennen. Martin Koll hatte noch niemand hubsch genannt. Andererseits war er kluger. Weit kluger als dieser armselige Quellen. Wenigstens hatte das Koll bis zum heutigen Nachmittag geglaubt.

Eine Stunde spater kam Spanner zuruck. Als er sich hinter seinem Schreibtisch niederlie?, glich er einem Raubtier, das eine reichhaltige Mahlzeit hinter sich hat. Koll gab ihm die Spule.

»Spielen Sie das ab. Und dann sagen Sie mir, was Sie davon halten.«

»Konnen Sie mir keine Zusammenfassung geben?«

»Spielen Sie es lieber ab. Es ist einfacher«, meinte Koll.

Spanner tat ihm den Gefallen und benutzte den Kopfhorer. Koll war erleichtert, da? er nicht alles noch einmal anhoren mu?te. Als die Spule abgelaufen war, sah Spanner auf. Er zupfte sich am Kinn und meinte: »Eine gute Moglichkeit, die Leute zu erwischen, nicht wahr?«

Koll schlo? die Augen. »Uberlegen Sie einmal wie ich: Wir halten Mortensen fest. Er macht den Sprung in die Vergangenheit nicht. Er hat nicht die funf Kinder, die man ihm zuschreibt. Drei dieser funf Kinder haben, sagen wir, bedeutende geschichtliche Richtungen eingeleitet. Einer von ihnen wird meinetwegen der Vater des Morders von Generalsekretar Tse. Einer von ihnen wird der Gro?vater des Madchens, das die Cholera nach San Franzisko einschleppte. Einer von ihnen schafft die Linie, die bei Flaming Bess endet. Wenn nun Mortensen nie sein Ziel in der Vergangenheit erreicht, wird keiner von den dreien geboren.«

»Sehen wir es anders«, sagte Spanner. »Mortensen geht in die Vergangenheit. Er hat funf Kinder. Zwei der

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