entdeckt zu werden? Es war schwer genug gewesen, es in seinem Apartment zu installieren. Vielleicht wollte ihn Koll nur tiefer in die Falle locken. Quellen pre?te die Hande gegen die Schlafen und zitterte. Er mu?te den nachsten Morgen abwarten.

* * *

»Sie geben also zu, da? Sie Menschen in die Vergangenheit befordert haben?« fragte Quellen.

»Gewi?«, sagte der kleine Mann spottisch. Quellen starrte ihn an. Er spurte, wie ein unbegreiflicher Zorn in ihm hochstieg. Weshalb war der Kerl so ruhig? »Gewi?«, wiederholte Lanoy. »Fur zweihundert Credits befordere ich auch Sie.«

Leeward stand breitbeinig hinter dem kleinen Mann, und Quellen sah ihn uber den Schreibtisch hinweg an. Brogg war heute morgen nicht im Buro erschienen. Koll und Spanner horten von ihrem eigenen Buro nebenan zu. Das Gesicht des Mannes war wachsbleich und starr. Das kam von der Nacht, die er im Tank verbracht hatte. Aber er gab seine starre Haltung nicht auf.

»Sie sind Lanoy?« fragte Quellen scharf.

»So hei?e ich.« Er war klein, dunkel, wachsam. Irgendwie erinnerte er an ein Nagetier, besonders, da er die dunnen Lippen dauernd bewegte. »Naturlich bin ich Lanoy.« Er strahlte Selbstsicherheit aus. Mit jedem Moment schien er an Starke zu gewinnen. Jetzt sa? er mit uberkreuzten Beinen da und warf den Kopf zuruck.

»Die Methode, mit der Ihre Boys mich fingen, war ziemlich hinterhaltig«, sagte Lanoy. »Es war schlimm genug, da? ihr den armseligen Kerl dazu uberredet habt, meinen Aufenthalt zu verraten. Aber es war nicht notig, mich in den Tank zu sperren. Ich tue schlie?lich nichts Unrechtes. Eigentlich sollte ich Sie verklagen.«

»Nichts Unrechtes? Sie bringen die ganzen letzten funfhundert Jahre durcheinander.«

»Aber keineswegs«, erklarte Lanoy ruhig. »Keineswegs. Sie sind bereits durcheinandergebracht. Alles ist aufgezeichnet. Ich sorge lediglich dafur, da? die Geschichte so verlauft, wie sie verlaufen mu?. Hoffentlich verstehen Sie, wie ich das meine. Ich bin ein Wohltater der Menschheit. Was geschahe, wenn niemand die geschichtlichen Fakten erfullen wurde?«

Quellen blitzte den arroganten Mann an. Er drehte sich um und wollte auf und ab gehen, aber das Buro war zu klein. So setzte er sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Er kam sich merkwurdig schwach in Gegenwart dieses Halunken vor. Der Mann besa? Macht. »Sie geben zu, da? Sie Proleten zuruck in die Vergangenheit schicken«, sagte Quellen. »Weshalb?«

Lanoy lachelte. »Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich bin im Besitz einer sehr kostbaren Maschine, und ich hole aus ihr heraus, was ich kann.«

»Sind Sie der Erfinder der Zeitreisen?«

»Das behaupte ich nicht. Aber es ist auch nicht wichtig«, meinte Lanoy. »Ich beherrsche den Vorgang jedenfalls.«

»Wenn Sie aus der Maschine Geld herausholen wollen, konnen Sie doch einfach in die Vergangenheit zuruckgehen, etwas stehlen oder Wetten auf Tiere abschlie?en, wenn Sie den Ausgang der Rennen kennen. Sie holen sich das Geld und kommen wieder in die Gegenwart zuruck.«

»Das mit den Wetten ware eine Moglichkeit«, sagte Lanoy. »Aber der Zeitreisevorgang ist nicht umkehrbar. Ich konnte also mit meinen Gewinnen oder mit meinem Diebesgut nicht mehr zuruckkommen. Au?erdem gefallt es mir hier.«

Quellen kratzte sich am Kopf. Es gefiel ihm hier? Unwahrscheinlich, aber Lanoy meinte es offenbar ernst. Er gehorte wohl zu diesen verruckten Astheten, die selbst einen Misthaufen schon finden konnten.

»Sehen Sie, Lanoy, ich will ehrlich sein«, begann Quellen von neuem. »Man wird Sie bestrafen, weil Sie Ihr Unternehmen ohne Erlaubnis der Hohen Regierung betreiben. Kloofman hat Ihre Verhaftung angeordnet. Es steht mir nicht zu, schon jetzt etwas uber den Schuldspruch zu sagen, aber er konnte bis zur Ausloschung der Personlichkeit gehen. Es hangt ganz von Ihnen ab. Die Hohe Regierung mochte die Kontrolle uber Ihre Zeitmaschine. Ubergeben Sie das Ding meinen Leuten — nicht nur die Maschine, sondern auch die Bedienungsanweisung. Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, wird Ihre Strafe nicht sehr hoch ausfallen.«

»Tut mir leid«, erwiderte Lanoy. »Die Maschine ist Privateigentum. Sie haben kein Recht, sie mir wegzunehmen.«

»Das Gericht …«

»Ich tue nichts Illegales, und deshalb brauche ich mir auch wegen des Urteils keine Sorgen zu machen. Ich weigere mich, auf Ihren Vorschlag einzugehen. Meine Antwort lautet Nein.«

Quellen dachte an den Druck, der von Koll, Spanner und sogar Kloofman auf ihn ausgeubt wurde, und er wurde zugleich wutend und angstlich. »Wenn ich mit Ihnen fertig bin, Lanoy«, stie? er hervor, »werden Sie bereuen, da? Sie mit Ihrer Maschine nicht weit in die Vergangenheit zuruckgegangen sind. Wir konnen Ihre Zusammenarbeit erzwingen. Sie werden noch weich.«

Lanoys Lacheln blieb kuhl. Seine Stimme war beherrscht, als er sagte: »Aber, aber, Herr Kriminalsekretar. Sie beginnen die Fassung zu verlieren, und das ist immer unlogisch. Au?erdem gefahrlich.«

Quellen spurte, da? Lanoys Warnung stimmte. Er rang muhsam um Selbstbeherrschung, aber er schaffte es nicht, sich zu beruhigen. Sein Adamsapfel zuckte. »Ich lasse Sie in Ihrem Tank, bis Sie verschimmeln«, fauchte er.

»Und was bringt Ihnen das ein? Ich bin verschimmelt, und Sie konnen der Hohen Regierung dennoch nicht sagen, wie man in die Vergangenheit gelangt.« Der Mann zuckte mit den Achseln. »Konnten Sie ubrigens etwas mehr Sauerstoff hereinlassen? Ich bin am Ersticken.«

Quellen war uber die unverschamte Bitte so verblufft, da? er widerspruchslos den Hahn offnete. Leeward sah ihn uberrascht an. Zweifellos waren auch die Beobachter im Nebenraum von Quellens Reaktion erstaunt.

»Wenn Sie mich verhaften«, sagte Lanoy, »mache ich Sie fertig, Quellen. Ich habe meine Zulassung als Unternehmer. Da — sehen Sie her.« Lanoy hielt ihm eine ordnungsgema? abgestempelte Karte entgegen.

Quellen war hilflos. Lanoy hatte ihn vollig aus dem Gleichgewicht gebracht. Quellen bi? sich auf die Lippen, beobachtete den kleinen Mann scharf und wunschte sich nichts sehnlicher, als an den Flu? im Kongo fliehen zu durfen.

»Auf alle Falle werde ich diesem Zeitreisen-Geschaft ein Ende bereiten«, sagte Quellen schlie?lich.

Lanoy grinste. »Ich wurde es Ihnen nicht raten, Quellen.«

»Fur Sie immer noch Kriminalsekretar.«

»Ich wurde Ihnen nicht raten, mir Schwierigkeiten zu machen, Quellen«, wiederholte Lanoy. »Wenn Sie jetzt den Strom der Zeitreisenden aufhalten, verwirren Sie die Geschichte vollstandig. Es steht in den Geschichtsbuchern, da? so und so viele Leute zuruckgingen. Einige von ihnen heirateten und hatten Kinder, und die Nachkommen dieser Kinder leben heute.«

»Ich wei? das alles. Wir haben die Theorie lange genug diskutiert. In allen Einzelheiten.«

»Sie haben keine Ahnung, Quellen, ob Sie nicht der Nachkomme eines Zeitreisenden sind, den ich nachste Woche in die Vergangenheit schicken wollte. Und wenn dieser Mann nicht in der Vergangenheit auftaucht, verschwinden Sie wie eine Kerzenflamme, die man ausblast. Vermutlich ein hubscher Tod. Aber ich kann mir nicht vorstellen, da? Sie jetzt schon sterben wollen.«

Quellen starrte finster vor sich hin. Lanoys Worte kreisten in seinem Gehirn. Erst jetzt merkte er, da? dieser Fall ihn noch verruckt machen konnte. Marok, Koll, Spanner, Brogg, Judith, Helaine und jetzt Lanoy — sie alle waren fest entschlossen, Quellen zu Fall zu bringen. Es war eine Verschworung. Im stillen verfluchte er die Hunderte Millionen Einwohner von Appalachia. Wann wurde er einem Augenblick Einsamkeit und Stille genie?en konnen?

Er holte tief Atem. »Die Vergangenheit wird sich nicht andern, Lanoy. Wir werden Sie einsperren und Ihre Maschine beschlagnahmen; aber wir werden auch dafur sorgen, da? die Leute weiterhin in die Vergangenheit befordert werden. Wir sind keine Narren. Lanoy. Wir werden dafur sorgen, da? alles wie vorgesehen verlauft.«

Lanoy sah ihn einen Moment lang fast mitleidig an, wie man einen seltenen Schmetterling auf der Stecknadel betrachtet.

»Das haben Sie vor, Herr Kriminalsekretar? Glauben Sie wirklich, da? Sie das Geheimnis der Maschine entratseln konnen?«

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