hinter sich her zog! Die Bootsleine war an seinem Halsband befestigt, und er schwamm ruhig und stetig schnurstracks nach Storholmen hinuber, wahrend Tjorven und Pelle im Boot sa?en und wie die Prinzen fuhren, ohne auch nur eine Flosse zu ruhren. Oh, was fur ein Hund! Tjorven fand es sicher gar nicht so aufsehenerregend, aber Pelle sa? im Kahn und war von einer solchen Liebe zu Bootsmann erfullt, da? sein Herz schier brechen wollte.

»Er ist kluger als irgendein Mensch«, sagte Pelle. Aber in der nachsten Sekunde entdeckte er etwas, was ihn ausrufen lie?: »Guck mal, da sind die Riemen!«

Wahrhaftig, da lagen sie ganz ruhig und schwappten in der Dunung, nah bei einer kleinen Felseninsel.

»Was fur ein Gluck«, sagte Tjorven, als sie sie geborgen hatte. »Knutte ware ganz schon wutend geworden, wenn wir ohne Riemen nach Hause gekommen waren.«

Dann umdusterte sich plotzlich ihre Miene. Man hatte meinen konnen, die Furcht vor dem Gewitter sei wieder zuruckgekehrt.

»Ich wei? noch jemanden, der jetzt wutend ist: Onkel Jansson.«

Er war jahzornig, das wu?te sie, denn sie kannte alle Menschen auf dieser Inselgruppe recht gut. Onkel Jansson konnte ebenfalls wie das Gewitter donnern, wenn er bose wurde, und Tjorven wurde ihm jetzt am liebsten nicht begegnen.

»Aber er ist sicher langst nach Saltkrokan zuruckgefahren«, sagte Pelle, »und das ist auch nicht besser.«

Sie legten am Storholmsteg an. Tjorven band Bootsmann los und machte den Kahn fest. Als Bootsmann das Wasser abgeschuttelt hatte, schaute er Tjorven mit seinen klugen, ein wenig traurigen Augen an, als ob er sagen wollte: »Hummelchen, soll ich noch mehr fur dich tun?«

Da nahm Tjorven seinen gro?en Kopf zwischen ihre Hande und sah ihm tief in die Augen.

»Bootsmann, wei?t du was«, sagte sie, »du bist mein einziger kleiner Nodelhund.«

Kein Mensch war zu sehen. Knutte nicht und Onkel Jansson nicht. Aber die Kuhfahre lag noch immer da, das konnte nur bedeuten, da? Onkel Jansson auch noch auf der Insel war und vermutlich herumrannte wie ein Tobsuchtiger und sie suchte.

Sie standen auf dem Anleger und fuhlten sich ganz elend. Da sahen sie plotzlich jemanden den Abhang von Ostermans heruntergesturmt kommen. Es war Onkel Jansson, oh, und wie schnell er kam! Tjorven machte angstlich die Augen zu. Jetzt hie? es nur, die Schelte hinzunehmen.

Als Onkel Jansson am Landungssteg anlangte, japste er so, da? er kaum sprechen konnte.

»Ihr armen Dinger«, sagte er, »da steht ihr und wartet! Oje, oje, aber seht ihr, ich mu?te zuerst noch einen Zaun ausbessern, und dann fing es an zu regnen, und dann bin ich zu Ostermans gegangen, und da bin ich hangengeblieben. Ihr armen Kinderchen, habt ihr lange gewartet?«

»Oooch nein, nicht so schlimm«, sagte Tjorven. »Und es macht gar nichts!«

Nach vier Stunden ununterbrochener Arbeit stulpte Melcher zufrieden die Haube uber seine Schreibmaschine und ordnete die Manuskriptseiten auf dem Tisch. Da erschien Pelle drau?en vor seinem Fenster. »Sieh einer an, da ist ja schon der kleine Pelle mit der Milch«, sagte Melcher. »Das ist aber schnell gegangen!«

Melcher irrte sich. Es war nicht der kleine Pelle mit der Milch, es war der kleine Pelle ohne die Milch. Die Milchflasche stand noch immer an der Ecke von Janssons Stall. Aber Pelle hatte etwas anderes mitgebracht, und das hielt er unterhalb des Fenstersimses verborgen, so da? Melcher es nicht sehen konnte.

»Papa, du hast doch gesagt, ich wurde jetzt bald ein Tier bekommen, nicht wahr?«

Melcher nickte.

»Ja, ja, wir wollen uns das mal in aller Ruhe uberlegen.«

Da setzte Pelle sein Kaninchen vor ihm auf den Tisch, und Jocke wischte erschrocken die Manuskriptseiten in alle Windrichtungen.

»Was sagst du dazu?« fragte Pelle.

Malin hatte auch einiges dazu zu sagen, als Pelle und Tjorven in die Kuche kamen und Jocke vorzeigten.

»Mein lieber Pelle, wir fahren doch in einer Woche in die Stadt. Wo sollen wir dann mit Jocke hin?«

Deswegen brauchte sie sich aber keine Sorgen zu machen. Onkel Jansson hatte versprochen, da? Jocke in seinem Stall wohnen durfte, bis Pelle im nachsten Sommer wiederkame.

Es war ein gro?er Augenblick in Pelles Leben. Er war so stolz auf sein Kaninchen, da? es um ihn herum leuchtete, und noch mehr Spa? hatte er, als Johann und Niklas und Teddy und Freddy in die Kuche gesturzt kamen und es sich ansehen wollten. Selbst Tjorven wurde ein wenig neidisch.

»Ich mochte auch ein Kaninchen haben«, sagte sie.

»Du kannst ein Stuckchen von meinem abkriegen«, sagte Pelle. »Das eine Hinterbein kannst du kriegen.«

»Wo hast du denn das ergattert?« fragte Johann eifrig. Er hatte sicher auch gern ein Kaninchen gehabt.

»An einem Ort – wo ich gewesen bin«, sagte Pelle.

Niemand au?er Knutte Osterman und Rulle auf Lillasken wu?te etwas von ihrer Unternehmung mit dem Boot, und Pelle und Tjorven hatten klugerweise vereinbart, da? sie es vor dem Rest der Menschheit geheimhalten wollten. Wenn es auch ein schwerer Entschlu? war. Auf diese Weise konnte Tjorven ja mit Teddy und Freddy nicht ihr Gesprach uber geheime Hutten haben, auf das sie sich schon so sehr gefreut hatte.

Jetzt kauerte sie auf der Holzkiste in der Kuche des Schreinerhauses und sah zu, wie sich die vier Geheimen um Pelles Kaninchen drangten. Pelle war vollig davon in Anspruch genommen, es vorzufuhren, sonst hatte er das gefahrliche Blitzen in Tjorvens Augen bemerkt und ware vielleicht unruhig geworden.

»Hoho, jaja«, machte Tjorven plotzlich. »Haltet alles geheim!«

»Was meinst du denn damit?« fragte Teddy.

Tjorven lachelte niedertrachtig.

»Seid ihr jetzt nie mehr in eurer geheimen Hutte?«

Die vier Geheimen sahen einander an – die Hutte, die hatten sie fast vergessen! Augenblicklich hatten sie mit dem Wrack drau?en an der Landzunge zu tun. Wer hatte da noch Zeit, an Hutten zu denken? Johann erklarte es Tjorven.

»Dann, finde ich, konnt ihr doch verraten, wo eure Hutte ist«, sagte Tjorven.

Aber Freddy beteuerte, diese Hutte solle fur alle Ewigkeit geheim bleiben, und niemand, der nicht zwolf Jahre alt und mit im geheimen Klub sei, konne jemals erfahren, wo sie war.

Tjorven nickte nachdrucklich.

»So ist's recht! Haltet nur alles geheim!«

Dann starrte sie aus dem Fenster. Es war, als sahe sie etwas in weiter, weiter Ferne.

»Es gibt viele Walderdbeeren in diesem Jahr«, sagte sie. »Ich mochte mal wissen, ob es auf Knorken auch welche gibt.«

Die vier Geheimen wechselten einen raschen Blick, und in ihre Augen trat eine gewisse Unruhe. Allerdings versuchten sie, diese auch geheimzuhalten, aber Tjorven entging sie nicht, und das genugte ihr, um mit ihrem Tag ganz zufrieden zu sein.

Pelle sah nichts anderes als sein Kaninchen. Von ihm konnte sie jetzt nichts weiter erwarten. Und au?erdem war es Zeit fur sie, nach Hause zu gehen.

Aber unten bei Sodermans Hutte sah sie Stina. Die fuhr ihren neuen Puppenwagen spazieren. So feine Sachen hatte nur jemand, dessen Mama kalte Mamsell in Stockholm war.

Tjorven lief schnell zu ihr hin.

»Fahrst du Lovisabet aus? Soll ich dir ein bi?chen helfen?«

Stina strahlte sie an.

»Ja, du kannst gern mal schieben.«

Und Tjorven schob den Puppenwagen. Hin und her und auf den Anlegesteg hinaus so weit, wie sie kommen konnte. Hier nahm sie die Puppe hoch.

»Lovisabetchen, du mochtest doch sicher gern mal raus und dich ein bi?chen umgucken«, sagte sie und setzte Lovisabet bequem hin mit dem Rucken gegen einen Poller.

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