unserem Brunnen fuhrt.
»Noch nicht«, sagte Melcher. »Ich warte auf diesen Mattsson. Er hat versprochen, bald mal herauszukommen.«
Und wahrend sie auf Mattsson warteten, richteten Melchersons ihr Schreinerhaus fur den Sommer her. Sie harkten das Laub auf dem Grundstuck zusammen, sie klopften Teppiche und lufteten das Bettzeug, sie putzten Fenster und scheuerten die Fu?boden und steckten saubere Gardinen auf. Niklas wichste den eisernen Kochherd, und Johann strich die Kuchenstuhle blau an, Melcher tischlerte ohne Blutvergie?en ein Bucherbord fur die umfangreiche Sommerlekture der Familie, und er hangte Bilder, die er aus der Stadt mitgebracht hatte, uber dem frischgetunchten Kamin im Wohnzimmer auf. Malin bezog das zerschlissene Polster des Kuchensofas neu mit rotkariertem Baumwollstoff. Pelle ging nur umher und geno? das Treiben. Allzu ha?liche und schabige Mobel kamen in den Schuppen, und da drau?en stellte Pelle sie zu einem ha?lichen kleinen Raum auf, nur damit sie merken sollten, da? sich noch immer jemand etwas aus ihnen machte, und au?erdem hatte er vor, hier mit Jocke zu sitzen, wenn es drau?en regnete.
»Es ist ein Gefuhl, als erschaffe man etwas«, sagte Malin und sah sich in ihrem sommerfeinen Haus um. »Jetzt mochte ich nur noch haufenweise Blumen haben.«
Und sie holte die alten Preiselbeerkruge der frohlichen Schreinersfrau aus dem Schuppen, staubte sie ab und fullte sie mit Flieder und bluhenden Holzapfelzweigen, und schlie?lich wanderte sie in Janssons Kuhwaldchen hinaus, wo Maiglockchen in verschwenderischem Uberflu? wuchsen, und pfluckte einen ganzen Arm voll.
Auf dem Heimweg begegnete sie Tjorven und Stina, die unter lebhaftem Geschnatter zwischen den Birken angetrottet kamen. Sie verstummten, als sie Malin entdeckten, und sahen sie liebevoll und bewundernd an. Sie war ja ihre Malin, und sie war hubsch mit den Maiglockchen im Arm. »Du siehst aus wie eine Braut«, sagte Tjorven.
Sofort blitzte es in Stinas Augen auf, und ein lieber alter Gedanke erwachte in ihr.
»Willst du dir denn nie einen Brautikamm anschaffen, Malin?«
Tjorven lachte aus vollem Hals. »Brautikamm, was ist das denn?«
»Das ist etwas, was man zur Hochzeit braucht«, sagte Stina unsicher.
Malin versicherte, da? sie mit der Zeit gern einen Brautikamm haben wolle, aber vorlaufig sei sie noch ein bi?chen zu jung, sagte sie. Tjorven starrte sie an, als traute sie ihren Ohren nicht.
»Zu jung! Du! Du bist ja so alt, wie man gar nicht glauben kann!«
Malin lachte. »Man mu? doch zuerst einen finden, den man so richtig gern mag. Das versteht ihr wohl?«
Tjorven und Stina mu?ten zugeben, da? passende Brautikamme auf Saltkrokan knapp waren.
»Aber du konntest einen verwunschenen Prinzen kriegen«, sagte Stina eifrig.
»Gibt's denn so etwas?« fragte Malin.
»Klar, die ganzen Graben voll«, sagte Stina. »Alle Frosche sind verwunschene Prinzen, sagt Tjorven.«
Tjorven nickte. »Du ku?t einfach einen, und – peng – dann steht da ein Prinz!«
»Was, so einfach ist das?« sagte Malin. »Dann werde ich wohl versuchen, mir einen anzuschaffen.«
Tjorven nickte wieder.
»Jaaa – ehe es zu spat ist.« Und sie fuhr fort: »
»Einen verwunschenen Prinzen?« fragte Malin.
»Nee, ich will einen Rohrleger haben«, sagte Tjorven. »Die verdienen namlich heutzutage so unanstandig viel Geld, sagt Papa.«
Stina wollte auch einen Rohrleger haben, und sie beeilte sich, das zu erzahlen. »Denn ich will genau dasselbe haben wie Tjorven.«
»Ja, dann wird es mindestens zwei Rohrleger geben, die ihren Spa? haben werden«, sagte Malin, und dann ging sie.
»Seht ihr irgendwo einen verwunschenen Prinzen«, rief sie, »dann sagt ihm, ich ware auf meinen alten Beinen nach Hause gewankt.«
Worauf Tjorven Stina bei der Hand nahm und mit ihr zwischen den Birken davonhupfte und aus vollem Halse sang:
Ich hatt' so gern 'nen Brautigam,
brauch Schuh ich an den Fu?en dran.
Die gibt mir erst mein Mutterlein,
bleib ich des Nachts zu Hause fein.
Sie wollten Maiglockchen pflucken, genau wie Malin. Bevor sie aber noch angefangen hatten, geschah etwas Merkwurdiges: Sie fanden einen verwunschenen Prinzen fur Malin! Man stelle sich das vor, sie fanden einen Frosch! Er sa? am Rande des Tumpels und schaute nachdenklich drein.
»Der hat hier sicher die ganze Zeit gesessen und auf Malin gelauert«, sagte Tjorven und betrachtete mit Entzucken den kleinen Frosch, der in ihren hohlen Handen japste. »Komm, wir mussen hinter Malin her, sie soll ihn kussen!«
Aber Malin war verschwunden. Ganz bis zum Schreinerhaus liefen sie mit dem Frosch, und als sie dort ankamen, sagte Melcher, Malin sei gerade zu Soderman gegangen, um Stromlinge zu kaufen.
»Dann gehen wir zu uns nach Hause«, sagte Stina. Aber dort war auch keine Malin. Sie hatte ihre Stromlinge gekauft und war wieder gegangen. »Wir setzen uns auf den Bootssteg und warten«, sagte Tjorven. »Wenn sie aber nicht bald kommt, mu? sie ohne Prinz bleiben. Ich hab jetzt bald genug von diesem Frosch.«
Es stellte sich heraus, da? der Frosch mindestens ebenso genug von Tjorven hatte, denn als sie vorsichtig die Hand offnete, um Stina ein bi?chen gucken zu lassen, machte der Frosch einen langen Satz auf den Steg und ware uber die Stegkante gefallen, wenn Stina ihn nicht im allerletzten Augenblick wieder eingefangen hatte.
Am Bootssteg lag ein fremdes Segelboot. Aber es war kein Mensch zu sehen, weder an Bord noch sonstwo. Die Sonne gluhte, es war hei? und langweilig, hier zu sitzen und zu warten, fand Tjorven. Sie hatte nie viel Geduld, und sie war es gewohnt, Auswege zu finden.
»Ich wei? was«, sagte sie, »wir konnen den Frosch ja genausogut kussen, ist doch klar. Es kommt wohl auf jeden Fall ein Prinz, verstehst du, und den hetzen wir auf Malin. Dann mu? er wohl selber auch ein bi?chen tun.«
Stina fand, das klinge vernunftig. Es war allerdings unangenehm, Frosche zu kussen, aber fur Malin tat sie alles. Der Frosch fand diese Kusserei offenbar auch nicht angenehm. Er zappelte wie wild, um freizukommen, aber Tjorven hielt ihn ganz fest, und Stina holte Luft und machte die Augen zu.
»Tu's«, sagte Tjorven.
Und da tat Stina es. Sie ku?te den Frosch. Aber das alberne Vieh dachte nicht daran, sich in einen Prinzen zu verwandeln.
»Bah, jetzt ich«, sagte Tjorven. Sie verlieh ihrem Ku? etwas mehr Kraft, aber es gelang trotzdem nicht. Noch immer sa? derselbe japsende Frosch in ihrer Hand.
»Der dumme Prinz, er will nicht«, sagte Tjorven. »Dann hau ab!«
Sie setzte den Frosch auf den Steg, und er machte, froh uber seine unverhoffte Freiheit, einen Satz. Geradewegs uber die Stegkante, und geradewegs in das Segelboot hinunter.
Und jetzt komme mir einer und sage, Frosche seien keine verwunschenen Prinzen! Peng, schon stand er da! Genau wie im Marchen! Er kam aus der Kajute des Segelbootes geschossen und sprang auf den Steg und stand dicht vor Tjorven und Stina mit einem kleinen braunen jungen Hund im Arm.
Nicht moglich! Tatsachlich ein Prinz! Tjorven und Stina starrten ihn an mit Augen, die immer runder wurden. Er war keineswegs so angezogen, wie es sein mu?te, dieser Prinz, er trug ein gewohnliches Hemd und einen gewohnlichen Pullover und gewohnliche blaue Leinenhosen, sonst aber sah er wirklich ganz prinzlich aus mit