getonte Scheiben, so da? die Detectives nicht befurchten mu?ten, sie konnten gesehen werden.
An manchen Abenden verbrachten die Uberwachungsteams lange Stunden vor Doils Stammlokalen. Das eine war das Pussycat Theatre, eine Bar mit Stripteasevorfuhrungen, das andere der Harlem Niteclub. Beide waren der Polizei gut als Stammlokale von Drogendealern und Prostituierten bekannt.
»Jesus!« sagte Dion Jacobo nach der dritten Regennacht in einem gegenuber dem Pussycat geparkten Uberwachungsfahrzeug. »Kann der Kerl nicht wenigstens einmal ins
Selbst nach fast drei Wochen ununterbrochener Uberwachung hatte keiner der Detectives etwas Verdachtiges oder auch nur Ungewohnliches feststellen konnen. Ainslie, der die wachsende Frustration seiner gelangweilten Leute spurte, versuchte immer wieder, sie mit neuen Informationen aufzumuntern, die hauptsachlich von Detective Ruby Bowe stammten.
Bowe begann ihre Nachforschungen beim Social Security Office in Miami, wo sie Elroy Doils Sozialversicherungsunterlagen einsehen konnte. Sie beschrankte sich auf die beiden letzten Jahre und stellte fest, da? Doil bei funf Firmen in Miami und Umgebung gearbeitet hatte: Overland Trucking, Prieto Fast Delivery, Superfine Transport, Porky's Trucking und Suarez Motors & Equipment. Doil, der seine Arbeitgeber haufig wechselte, hatte bei jedem mehrmals fur kurze Zeit gearbeitet. Bowe suchte diese Firmen nacheinander auf.
Als besonders hilfsbereit erwies sich Alvin Travino, der Chef der Spedition Overland Trucking. Mr. Alvino, ein kleiner, wei?haariger Mann Ende Sechzig, entschuldigte sich mehrmals fur seine »schlampige Buchfuhrung«, die in Wirklichkeit tadellos war. Er hatte keine Muhe, alle Fahrten Elroy Doils in den vergangenen zwei Jahren mit Datum, Zeit, Strecke und Spesenabrechnung zu belegen. Damit Ruby Bowe sich nicht muhsam Notizen machen mu?te, lie? er ihr die Unterlagen von seiner Sekretarin kopieren.
Travino sprach bereitwillig uber Elroy Doil. »Soviel ich wei?, hat er fruher Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt, aber das hat mich nicht gestort, solange er hier keine Dummheiten machte - und das hat er nie getan. Okay, es hat ein paar Vorfalle gegeben, aber die haben sich nie auf seine Arbeit ausgewirkt. Entscheidend war immer, da? er ein verdammt guter Fahrer ist. Er rangiert mit seinem Sattelschlepper zugig wie kein anderer, was wirklich nicht einfach ist. Und er ist ein sicherer Fahrer. Hat nie einen Unfall gebaut, hat nie ein Fahrzeug beschadigt zuruckgebracht.«
»Diese >Vorfalle<, die Sie erwahnt haben«, sagte die Kriminalbeamtin. »Worum ist es dabei gegangen?«
Alvin Travino schmunzelte. »Lauter verruckte Sachen; mir tut's fast leid, da? ich sie erwahnt habe. Nun, manchmal haben wir in den Fahrerkabinen seiner Wagen nach der Ruckgabe seltsame Dinge entdeckt - zum Beispiel sechs oder sieben tote Vogel, einmal einen Hund, ein andermal zwei tote Katzen.«
Ruby machte gro?e Augen. »Wow, das
»Nun...« Der kleine Spediteur zogerte. »Einmal haben wir deswegen richtig Streit bekommen.«
»Wirklich? Was ist passiert?«
»Anfangs habe ich vermutet, die toten Tiere hatten irgendeine religiose Bedeutung. Sie wissen schon - wie Ziegen bei Haitianern. Aber dann hab' ich mir uberlegt, da? ich solchen Schei? nicht in meinen Fahrzeugen haben will, und Elroy entsprechend belehrt.«
»Und?«
Travino seufzte. »Mir war's lieber, ich brauchte Ihnen das nicht zu erzahlen, denn ich kann mir denken, worauf Sie hinauswollen. Tatsachlich hat der Hundesohn einen Wutanfall gekriegt. Ist rot angelaufen, hat sein riesiges Messer gezogen und hat mich wust beschimpft. Ich hab' richtig Angst vor ihm gehabt, das gebe ich ehrlich zu.«
»Wissen Sie noch, wie das Messer ausgesehen hat?« fragte Ruby weiter.
Der Spediteur nickte. »Lang, scharf, mit leicht gekrummter Klinge.«
»Hat er Sie angegriffen?«
»Nein. Ich habe mich nicht einschuchtern lassen, sondern ihm ins Gesicht gesehen und ihm gesagt, da? er entlassen ist. >Verschwinde und la? dich hier nie wieder blicken<, hab' ich gesagt. Er hat sein Messer weggesteckt und ist gegangen.«
»Aber er ist zuruckgekommen!«
»Richtig. Nach zwei, drei Wochen hat er angerufen und gesagt, er mochte wieder als Aushilfsfahrer arbeiten. Ich habe ihn weiterbeschaftigt. Danach hat's nie mehr Schwierigkeiten gegeben. Er ist wie gesagt ein guter Fahrer.«
Die Sekretarin kam mit einem Sto? Fotokopien aus Fahrtenbuchern zuruck. Travino blatterte sie durch, bevor er sie Detective Bowe gab.
»Sie haben mir wirklich weitergeholfen«, sagte sie. »Ich ware Ihnen dankbar, wenn Sie Doil nicht erzahlen wurden, da? ich bei Ihnen gewesen bin.«
Travino schmunzelte erneut. »Nein, nein, ich halte dicht. Sonst zieht er vielleicht wieder sein Messer.«
Bei der Spedition Superfine Transport sprach Ruby Bowe nicht nur mit dem Geschaftsfuhrer, sondern auch mit zwei Angestellten, die Elroy Doil kannten. Wie bei den ubrigen Firmen erhielt sie bereitwillig alle gewunschten Auskunfte, weil niemand Scherereien mit der Polizei wollte.
Der Disponent Lloyd Swayze, ein aufgeweckter, redegewandter Schwarzer, brachte die allgemeine Meinung uber Doil auf den Punkt: »Der Kerl ist ein Einzelganger. Er will gar keine Freunde haben. Aber la?t man ihn in Ruhe seine Arbeit tun und darauf versteht er sich -, ist alles in Ordnung. Allerdings ist er verdammt cholerisch; das hab' ich einmal erlebt, als ein anderer Fahrer ihn aufziehen wollte. Glauben Sie mir, Doil hatte ihn am liebsten umgebracht.«
»Hat's eine Schlagerei gegeben?«
»Es hatte eine gegeben, aber wir dulden so was nicht. Ich habe den anderen Mann weggeschickt und Doil erklart, da? er sich seine Papiere holen kann, wenn er sich nicht gleich abregt. Ich hab' schon gedacht, er wurde mich angreifen, aber dann hat er sich die Sache doch anders uberlegt. Jedenfalls kann der Kerl echt gefahrlich sein, falls Sie darauf hinauswollen.«
»Danke«, sagte Bowe. »Sie haben mir eine Frage erspart.«
Mick Lebo, ein stammiger, rauhbeiniger Fahrer, bestatigte, was Swayze uber Doil gesagt hatte, und fugte hinzu: »Der Kerl ist 'ne Ratte. Ich wurd' ihm keine gottverdammte Sekunde lang trauen.«
»Gibt's hier einen anderen Fahrer, mit dem Doil geredet, dem er sich vielleicht anvertraut hat?« fragte Bowe. Das war eine Standardfrage, weil viele Morder gefa?t wurden, nachdem sie mit vermeintlichen Freunden, die sie spater anzeigten oder als Zeugen gegen sie aussagten, uber ihre Verbrechen gesprochen hatten.
»Der Dreckskerl redet nie!« sagte Lebo verachtlich. »Mit keinem von uns. Steht man beim Pissen neben ihm, wurd' er einem nicht mal zunicken - aber einem auf den Fu? pissen, das tat' er vielleicht.« Lebo lachte schallend uber seinen eigenen Witz und stie? Ruby mit dem Ellbogen an.
Auch die Spedition Overland Trucking verlie? Detective Ruby Bowe mit Fotokopien der Fahrtenbucher Elroy Doils aus den vergangenen zwei Jahren und der Zusage ihrer Informanten, ihr Gesprach vertraulich zu behandeln.
Im Gegensatz zu den anderen Firmen auf der Liste war Suarez Motors & Equipment keine Spedition, sondern reparierte Personenwagen und Kleinlaster und verkaufte Ersatzteile. Elroy Doil hatte dort gelegentlich als Mechaniker gearbeitet. Aber vor ungefahr einem Monat hatte er plotzlich gekundigt und war nicht einmal zuruckgekommen, um sich bei Pedro Suarez, dem jungen Firmeninhaber, den letzten Lohnscheck abzuholen. Bowe bat um eine Fotokopie, als er ihr den Scheck zeigte.
»Ist er ein guter Mechaniker?« fragte sie Suarez.
»Er arbeitet gut und schnell - aber er ist ein unverbesserlicher Unruhestifter. Fangt mit jedem Streit an. Ich wollte ihn rausschmei?en, aber er hat selbst gekundigt.«
»Halten Sie Elroy Doil fur clever?«
»Yeah. Er ist clever, weil er schnell lernt. Man braucht ihm blo? was zu erklaren oder zu zeigen, dann hat er's schon begriffen. Aber er kann sich nicht beherrschen.«
Suarez erlauterte Bowe, seine Firma sei nicht nur ein Reparaturbetrieb, sondern auch im Gro?handel mit Ersatzteilen tatig. Als sie danach fragte, erfuhr sie, bei Suarez Motors gebe es fur Lieferungen an Wiederverkaufer zwei Kastenwagen.