Partridge schuttelte den Kopf. »Wir wissen beide, da? das nicht geht; es wurde nicht funktionieren. Au?erdem wurde es der Sender nie erlauben.«

Sloane seufzte, sagte aber nichts dagegen. Dann fragte er: »Haben wir schon irgendeine Vorstellung, was diese Gangster verlangen?«

»Noch nicht. Aber ich bin sicher, da? wir bald von ihnen horen werden.« Nach kurzem Schweigen sagte Partridge: »Ich habe fur funf Uhr eine Konferenz der Spezialeinheit angesetzt. Ich dachte mir, da? du vielleicht gern dabei warst. Danach werden die meisten von uns die Nacht durcharbeiten.« Er berichtete nun von den Entwicklungen des Tages und von der Entscheidung, am Freitag mit samtlichen Informationen an die

Offentlichkeit zu gehen.

»Ich komme zu der Konferenz«, sagte Sloane. »Und vielen Dank.« Und als Partridge aufstand: »Mu?t du gleich wieder gehen?«

Partridge zogerte. Er hatte viel zu tun und nur sehr wenig Zeit, aber er spurte, da? Crawf gern mit ihm gesprochen hatte. Er zuckte die Achseln: »Na, ein paar Minuten machen wahrscheinlich auch nichts aus.«

Nach einer Pause begann Sloane verlegen: »Ich wei? nicht recht, wie ich es sagen soll, und ob ich es uberhaupt sagen sollte. Aber in einer solchen Zeit denkt man uber eine Menge Dinge nach.« Partridge wartete und fragte sich, worauf Sloane hinauswollte. »Und da habe ich mir eben uberlegt, was du fur Jessica noch empfinden magst. Schlie?lich habt ihr euch vor Jahren ja sehr nahegestanden.«

Das war es also: Ein heimlicher Gedanke, der nun endlich zur Sprache kam. Partridge uberlegte sich genau, was er sagte, denn er wu?te, da? dies ein entscheidender Augenblick war. »Ja, ich mag sie sehr gern, zum Teil auch, weil wir - wie du es nennst -uns vor Jahren sehr nahegestanden haben. Aber vor allem mag ich sie, weil sie deine Frau und du mein Freund bist. Was je zwischen Jessica und mir existierte, war an dem Tag zu Ende, als sie dich heiratete.«

»Wahrscheinlich sage ich das jetzt nur, weil diese furchtbare Sache passiert ist, aber Gedanken daruber habe ich mir schon oft gemacht.«

»Das wei? ich, Crawf, und es gab Zeiten, da wollte ich dir das schon sagen, was ich dir erst jetzt gesagt habe, und auch, da? ich dir nie bose war, weder wegen Jessica noch wegen deiner Karriere als Moderator. Es gab keinen Grund dafur. Aber ich hatte immer das Gefuhl, du wurdest es mir nicht glauben, wenn ich es dir sage.«

»Da hast du wahrscheinlich recht.« Sloane hielt inne und uberlegte. »Aber falls es dich interessiert, Harry, jetzt glaube ich dir.«

Partridge nickte. Er mu?te gehen. An der Tur drehte er sich noch einmal um. »Ich werde in Lima Himmel und Holle in Bewegung setzen. Das ist mein Ernst, Crawf.«

Partridge hatte vor Sloanes Buro den FBI-Agenten Otis Havelock vermi?t, dessen Anwesenheit in der ersten Woche nach der Entfuhrung so uberdeutlich zu spuren gewesen war. Als er nun Chuck Insen am Hufeisen uber die Konferenz der Spezialeinheit informierte, fragte er auch nach dem FBI-Mann.

»Er zeigt sich immer noch ziemlich haufig«, sagte der Studioleiter, »aber ich glaube, er verfolgt inzwischen auch andere Spuren.«

»Wei? du, ob er heute noch einmal kommt?«

»Keine Ahnung.«

Partridge ertappte sich bei dem Wunsch, der FBI-Mann moge fur den Rest des Tages weiter tun, was er im Augenblick tat. Dann ware es leichter, die Nachtarbeit und seine Abreise morgen fruh geheimzuhalten. Fur den Fall, da? am Freitag im voraus bekannt wurde, da? CBA News fur die Abendsendung gro?ere Enthullungen plante, wurden naturlich die Leute vom FBI wissen wollen, was eigentlich los sei, und man wurde sie bis zu den Nachrichten vertrosten mussen. Doch zu diesem Zeitpunkt war Partridge bereits in Peru, und ein anderer trug die Verantwortung.

Trotzdem wu?te Partridge, da? man bei der Planung der nachsten beiden Tage auch das FBI in Betracht ziehen mu?te.

Die Funf-Uhr-Konferenz der Spezialeinheit war gut besucht. Les Chippingham und Crawford Sloane waren anwesend. Chuck Insen ging nach funfzehn Minuten wieder, weil die ersten Abendnachrichten vorbereitet werden mu?ten; ein anderer Produzent vom Hufeisen nahm seinen Platz ein. Partridge sa? am Kopfende des langen Konferenztisches, Rita Abrams neben ihm. Iris Everly, die den Entfuhrungsbericht fur die Abendsendung produziert hatte - er enthielt noch nichts von den neuen Entwicklungen -, kam ein paar Minuten zu spat. Teddy Cooper war anwesend, nachdem er den Tag mit den Rechercheuren verbracht hatte, die noch immer mit den Lokalzeitungen beschaftigt waren - bisher ohne Ergebnis. Minh Van Canh kam dazu sowie die beiden Producer Norman Jaeger und Karl Owens. Don Kettering war ein neues Gesicht am Tisch. Jonathan Mony war ebenfalls dabei und wurde der Runde vorgestellt. Im Hintergrund warteten die Assistenten auf Anweisungen.

Partridge begann mit einer Zusammenfassung der Ereignisse des Tages, berichtete dann von seiner Absicht, am nachsten Morgen nach Peru zu fliegen, und von der Entscheidung, mit dem gesamten neuen Material am Freitag an die Offentlichkeit zu gehen.

Les Chippingham meldete sich. »Ich stimme dir in allem zu, was du sagst, Harry, und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und schlage fur den Freitag eine einstundige Sondersendung vor, in der wir ausfuhrlich uber die ganze Geschichte berichten.«

Von allen Seiten kam zustimmendes Gemurmel, wahrend Chippingham fortfuhr. »Ich mochte euch nur daran erinnern, da? fur die Hauptsendezeit um neun Uhr sowieso eine Nachrichtensendung geplant ist, die wir dafur herausnehmen konnen. Und es sieht ja ganz so aus, als hattet ihr genug, um die Stunde vollzumachen.«

»Mehr als genug«, bestatigte Rita Abrams. Kurz zuvor hatte sie sich das Interview mit Alberto Godoy und Don Ketterings Gesprach mit dem Direktor der American-Amazonas Bank, Emiliano Armando, das eben hereingekommen war, angesehen.

Sie war von beidem begeistert.

Danach hatte sie mit Partridge und Kettering diskutiert, ob man die Identitat des Leichenbestatters uberhaupt noch geheimhalten sollte, da er bei der aggressiven Beendigung des Interviews selbst sein Gesicht ins Licht und vor die Kamera gesteckt hatte. Man war versucht, dieses Versehen auszunutzen, da die Geheimhaltung der Identitat dem Sender Probleme bereiten konnte. Wegen der ursprunglichen Abmachung mit Godoy lagen die Dinge aber etwas komplizierter.

Man kam schlie?lich zu dem Entschlu?, sich an die Abmachung zu halten, da Godoy gar nicht wu?te, was seine abrupte Bewegung aufnahmetechnisch bedeutet hatte. Um sicherzustellen, da? die Entscheidung auch in die Tat umgesetzt wurde, loschte Partridge die Sequenz mit Godoys Gesicht, damit man nicht spater doch noch darauf zuruckgreifen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war das Loschen noch legal, illegal wurde es erst nach Beginn der offiziellen Ermittlungen.

Jeder am Konferenztisch wu?te, da? die Entscheidung fur eine einstundige Sondersendung relativ leicht durchzusetzen war, weil die dafur benotigte Stunde in der Hauptsendezeit sowieso der Nachrichtenabteilung gehorte und man sich folglich nicht lange mit der Senderleitung abzusprechen brauchte. Ursprunglich war fur Freitagabend, 21 Uhr, das Nachrichtenmagazin »Hinter den Schlagzeilen« geplant, bei dem Norman Jaeger sonst als Produzent arbeitete und zu dem er nach diesem Sondereinsatz auch wieder zuruckkehren wurde. Chippingham beschlo? insgeheim, Margot Lloyd-Mason nicht sofort von der Programmanderung zu unterrichten, sondern es ihr erst im Laufe des Freitags mitzuteilen.

Nun folgte ein ganze Reihe weiterfuhrender Entscheidungen.

Partridge gab bekannt, da? er Minh Van Canh und Ken O'Hara, den Tontechniker, der auch bei der Flugzeugtragodie in Dallas-Fort Worth dabeigewesen war, nach Peru mitnehmen wolle.

Rita warf Chippingham einen fluchtigen Blick zu und erganzte: »Les, wir haben fur Harry und die anderen einen Learjet gechartert, der morgen fruh um sechs von Teterboro abfliegen wird. Ich brauche noch deine Genehmigung.«

»Bist du sicher...« Chippingham, der an die Mehrkosten dachte, wollte schon sagen: ...da? es ein Linienflug nicht auch tut?, als er aber Crawfords stahlharten Blick auf sich gerichtet sah, vollendete er nur knapp: »Genehmigt.«

Rita, so wurde beschlossen, sollte vorerst in New York bleiben und die Produktion des Berichts fur die Abendnachrichten und der einstundigen Sondersendung uberwachen. Zum Produzenten fur den Bericht wurde Iris Everly bestimmt, fur die Sondersendung Norm Jaeger und Karl Owens. Freitagnacht sollte Rita dann Partridge und

Вы читаете Reporter
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату