den anderen nach Lima folgen und Jaeger die Funktion des Chefproduzenten in New York ubernehmen.

Partridge, der die Sache zuvor schon mit Chippingham abgesprochen hatte, berichtete, da? nach seiner Abreise Don Kettering die Leitung der Sondereinheit in New York ubernehmen werde. Ein Assistent sollte in dieser Zeit Ketterings Aufgaben als Wirtschaftskorrespondent ubernehmen.

Dann erinnerte Partridge die Runde daran, da? weder der Bericht in den Nachrichten noch die Sondersendung - er trat in beiden als Korrespondent auf - einen Hinweis darauf enthalten durften, da? er bereits nach Peru abgereist war. Falls man, ohne allerdings auf wirkliche Tauschungsmanover zuruckgreifen zu mussen, den Sendungen den Anschein geben konnte, als wurde er live berichten, ware das um so besser.

Es war zwar nicht sehr wahrscheinlich, da? sich die anderen Sender und die Printmedien davon tauschen lie?en, aber alles, was die Entsendung von Reporterteams nach Peru verzogerte, war fur Partridge von Vorteil. Dabei ging es weniger um unerwunschte Konkurrenz, sondern mehr um die Tatsache, da? Partridge als Einzelner in seinen Nachforschungen besser vorankommen wurde als inmitten eines Rudels von Reportern.

Und dies warf die Frage der Sicherheit auf.

Les Chippingham erklarte, da? alles, was in der folgenden Nacht und den nachsten beiden Tagen passieren wurde, weder mit anderen aus der Nachrichtenabteilung, die mit dem Fall nichts zu tun hatten, noch mit irgend jemandem drau?en, und das hie? auch Familien, besprochen werden durfe. Absolute Vertraulichkeit, hie? die Devise. »Und das ist keine Bitte, sondern ein Befehl.«

Der Prasident von CBA News sah sich in der Runde um und fuhr dann fort. »Wir durfen absolut nichts tun oder sagen, was die Informationen vorzeitig ans Licht bringen und damit Harrys Vierundzwanzigstundenvorsprung, den er so dringend braucht, zunichte machen wurde. Schlie?lich geht es hier um Menschenleben« - er sah Crawford Sloane an - »um das Leben von ganz besonderen Menschen, die uns allen am Herzen liegen.«

Es wurden noch weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

In den nachsten beiden Tagen sollten vor dem Studio und dem Regieraum, in denen die einstundige Sondersendung produziert werden sollte, Wachen aufgestellt werden, die nur die Leute durchlie?en, die auf einer von Rita zusammengestellten Liste standen. Auch wollte man alle vom Studio und vom Regieraum nach drau?en fuhrenden Leitungen unterbrechen, damit niemand auf einem Au?enmonitor verfolgen konnte, was drinnen passierte.

Man einigte sich schlie?lich darauf, ab Freitag vormittag die Sicherheitsvorkehrungen etwas zu lockern und wahrend des Tages Ankundigungen der Sondersendung auszustrahlen, damit das Publikum auch erfuhr, da? CBA News wichtige Neuigkeiten uber die Entfuhrung besa?. Als Zeichen des kollegialen Anstands wollte man auch die anderen Sender, die Presseagenturen und die Printmedien informieren.

Am Ende fragte Partridge: »Ist sonst noch etwas, oder konnen wir uns an die Arbeit machen?«

»Nur noch eins.« Es war Rita, und in ihrer Stimme lag ein gewisser Schalk. »Les, ich brauche deine Genehmigung fur einen zweiten Learjet fur Freitagnacht, wenn ich nach Peru fliege. Ich will einen Cutter - Bob Watson - und einen Editpak mitnehmen. Au?erdem brauche ich genug Geld.«

Die am Tisch kicherten, und sogar von Crawford Sloane kam eine dunnes Lacheln. Indem Rita einen Cutter und einen Editpak, das hei?t eine ziemlich sperrige und umfangreiche Schneideausrustung, die sonst kaum zu transportieren ware, mitnahm, erhohten sich ihre Chancen auf ein Privatflugzeug. Daruber hinaus ware es unklug, mit einem hohen Geldbetrag in einem Linienflugzeug zu reisen. Rita hatte zwar noch keine konkrete Summe genannt, aber es wurde sich bei dem Betrag um etwa 50000 Dollar handeln. Denn harte Wahrung war notwendig in einem Land wie Peru, in dem die Landeswahrung so gut wie nichts wert war, wo man aber fur Dollars alles kaufen konnte, nicht zuletzt auch gewisse Privilegien, die sie sicher brauchten.

Innerlich seufzte Chippingham. Trotz ihrer Liebesbeziehung hatte Rita ihn ziemlich rucksichtslos in die Enge getrieben.

»Schon gut«, sagte er. »Du kannst buchen.«

Wenige Minuten nach dem Ende der Sitzung sa? Partridge bereits an einem Computer und arbeitete an seiner Einleitung fur die Freitagssendung der National Evening News. Er schrieb:

Sie alle wissen von der Entfuhrung der Frau, des Sohnes und des Vaters unseres Nachrichtenmoderators Crawford Sloane, die jetzt bereits funfzehn Tage zuruckliegt. Nun gibt es uberraschende neue Entwicklungen. Nachforschungen eines CBA-Reporterteams haben ergeben, da? die drei Entfuhrungsopfer nach Peru verschleppt wurden, wo sie von der maoistischen Guerillaorganisation Sendero Luminoso oder Leuchtender Pfad gefangengehalten werden. Seit Jahren schon terrorisiert diese Gruppe gro?e Teile Perus.

Ein Motiv fur die Entfuhrung ist bis jetzt noch nicht bekannt.

Bekannt ist allerdings, da? ein Diplomat bei den Vereinten Nationen die Entfuhrer uber ein Konto in New York mit Geld versorgte, was diese Entfuhrung, wie auch andere terroristische Akte, uberhaupt erst moglich machte.

Unser ausfuhrlicher Bericht beginnt, wie bei so vielen Verbrechen, beim Geld. Horen Sie dazu unseren Wirtschaftskorrespondenten Don Kettering.

Das war nur die erste von vielen, ahnlichen Einleitungen, die er vor seiner Abreise am nachsten Morgen um funf Uhr schreiben mu?te, uberlegte Partridge, wahrend er sich den Text noch einmal durchlas.

Vierter Teil

1

Es war noch dunkel und es regnete, als ein Learjet 36A wenige Minuten vor sechs Uhr morgens ostlicher Sommerzeit von Teterboro Airport in New Jersey nach Bogota abflog. An Bord der Maschine waren Harry Partridge, Minh Van Canh und Ken O'Hara.

Die 36A besa? nicht genug Reichweite fur einen Non-Stop-Flug nach Lima. Da man in Bogota aber nur auftanken wollte, hofften die drei, Lima um 13 Uhr 30 ostlicher Standardzeit zu erreichen, die in Peru das ganze Jahr galt.

Partridge und die beiden anderen waren in einem Dienstwagen direkt von der CBA News-Zentrale zum Flugplatz gefahren. Wahrend der hektischen Nacht hatte Partridge gerade eine halbe Stunde erubrigen konnen, um im Inter-Continental seinen Koffer zu packen. Er hatte keine Zeit damit vergeudet, auszuchecken; jemand vom Sender wurde das fur ihn erledigen.

Einen Disponenten von CBA News hatte er gebeten, im Learjet fur eine Schlafmoglichkeit zu sorgen, und er war sehr froh, als er in der Maschine auch wirklich eine vorfand. An der rechten Seite der Passagierkabine hatte man zwei Sitze umgeklappt und so zusammengestellt, da? sie ein Bett bildeten. Kissen und Bettzeug waren ebenfalls vorhanden. Auf der linken Seite konnte man auf die gleiche Art einen zweiten Schlafplatz herrichten, aber um den mu?ten sich Minh und O'Hara streiten. Partridge glaubte jedoch nicht, da? sie eine ahnlich anstrengende Nacht gehabt hatten wie er.

Bald nach dem Start schlief Partridge ein. Nach drei erholsamen Stunden wachte er wieder auf und bemerkte, da? die Kabine im Halbdunkel lag. Jemand war so rucksichtsvoll gewesen, die Sichtblenden herunterzulassen. Nur an den Randern drang helles Sonnenlicht herein, genug, um sich in der Kabine umsehen zu konnen. Minh sa? an der gegenuberliegenden Seite zusammengerollt auf einem Sitz und schlief. O'Hara sa? hinter ihm und schlief ebenfalls.

Partridge sah auf die Uhr: 9 Uhr New Yorker Zeit, erst 8 Uhr in Lima. Er griff nach dem Flugplan, den der Kopilot vor dem Start in die Kabine gebracht hatte, und sah, da? es noch zwei Stunden bis zur Zwischenlandung in Bogota waren. Von drau?en kam das bestandige, leise Brummen der Turbinen, Turbulenzen waren keine zu spuren. Ein seidenweicher Flug, dachte Partridge. Er geno? den Luxus, legte sich wieder hin und schlo? die Augen.

Doch er schlief nicht mehr ein. Vielleicht waren die drei Stunden bereits genug gewesen. Vielleicht war auch zu viel in zu kurzer Zeit passiert, um ihn langer zur Ruhe kommen zu lassen. Er wu?te noch von fruheren Auftragen, da? er in Zeiten der Belastung und des kurz entschlossenen Handelns wenig Schlaf brauchte. Ja, jetzt war wieder die Zeit des Handelns gekommen, er zog in die Schlacht, hochstwahrscheinlich sogar in eine sehr reale, und er spurte, wie der Gedanke daran seine Lebensgeister weckte.

Vermutlich hatte dieses Gefuhl schon immer in ihm geschlummert, Vietnam hatte es nur geweckt, und

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