wir diese lacherlichen Bedingungen unmoglich akzeptieren konnen. Wir werden doch nicht unsere Abendnachrichten eine ganze Woche lang stillegen.«
»Aber das mussen wir ja nicht sagen, zumindest nicht gleich am Anfang«, gab Nortandra zu bedenken. »Wir konnten zum Beispiel bekanntgeben, da? wir uber die Forderungen nachdenken und spater eine Erklarung abgeben werden.«
»Verzeihen Sie, wenn ich das sage«, unterbrach ihn Jaeger, »aber ich bezweifle, da? uns das irgend jemand abnimmt, am allerwenigsten der Sendero Luminoso. Ich habe mich eingehend mit diesen Leuten beschaftigt, und ich wei?, da? sie eins bestimmt nicht sind, namlich Narren; die sind gerissen und intelligent. Und sie haben sich offensichtlich gut uber unser Gewerbe informiert - so wissen sie zum Beispiel, da? die National Evening News am Samstag und Sonntag weniger Zuschauer haben, und deshalb wollen sie diese Termine nicht.«
»Was wurden Sie dann vorschlagen?«
»Da? man der Nachrichtenabteilung die Ausarbeitung einer Antwort uberla?t. Hier ist Raffinesse gefragt, keine undifferenzierten Pauschalaussagen wie >lacherliche Bedingungen<. Wir bei CBA News sind dafur besser ausgerustet, haben ein feineres Gespur, und au?erdem wissen wir in dieser Szene besser Bescheid...« Auf ein Zeichen von Chippingham hielt Jaeger inne.
»Ich stimme Norman im wesentlichen zu«, sagte er, »aber da dies in meinen Verantwortungsbereich fallt, sollte das wohl von mir kommen. Man sollte in der Tat der Nachrichtenabteilung diese Aufgabe uberlassen, weil wir besser informiert sind, weil wir uns auf diesem Gebiet auskennen und weil einer unserer besten Korrespondenten, Harry Partridge, bereits in Peru ist. An ihn mussen wir uns zuerst wenden.«
»Wendet euch doch an wen ihr wollt, ihr mit eurer Raffinesse«, fauchte Margot. Sie war bei Jaegers Erwahnung der Lacherlichen Bedingungen rot geworden. »Hier geht es doch um eine Angelegenheit des Konzerns, die eine Entscheidung des Managements erfordert.«
»Lassen Sie den Konzern aus dem Spiel. Norman hat recht mit den undifferenzierten Pauschalaussagen; wir alle haben eben eine gehort, und das kommt daher, weil die Leute vom Konzern weder das Wissen noch die Erfahrung fur ein prazises journalistisches Urteil haben. Au?erdem wurde eine Konzernentscheidung ja bereits getroffen, wir haben sie ebenfalls gehort:
Sloane hielt inne, schluckte und fuhr dann fort: »Aber wir in der Nachrichtenabteilung konnen eins tun: Wir konnen unsere Fahigkeiten, unser Know-how benutzen und versuchen, Zeit zu schinden. Denn im Augenblick ist Zeit das, was wir am notigsten brauchen. Und wir konnen auf Harry Partridge vertrauen, denn in ihn setze ich meine gro?te Hoffnung, meine Familie wohlbehalten wiederzubekommen.«
Sloane blieb stehen, nachdem er geendet hatte.
Bevor ein anderer etwas sagen konnte, versuchte Bracebridge, der ehemalige Nachrichtenmann und jetzige Konzernmanager, einen versohnlicheren Ton anzuschlagen. »In einer solchen Lage ist es fur alle schwierig. Die Anspannung ist so gro?, da? man emotional und gereizt reagiert. Einiges von dem, was gesagt wurde, hatte man hoflicher formulieren konnen und wahrscheinlich auch sollen.« Er wandte sich an die CBA-Prasidentin. »Aber dennoch, Margot, glaube ich, da? man uber diesen Vorschlag nachdenken sollte, zumal Ihre Entscheidung, wie Crawf deutlich gemacht hat, verstanden und akzeptiert wird. Das steht ja wohl au?er Frage.«
Margot merkte, da? ihr hier eine Moglichkeit geboten wurde, das Gesicht zu wahren. Sie zogerte und sagte dann zu Chippingham: »Also gut, auf dieser Basis konnen Sie eine vorlaufige Strategie ausarbeiten.«
»Vielen Dank«, erwiderte er. »Konnen wir noch eines klarstellen?«
»Und was?«
»Da? die grundlegende Entscheidung, auf die wir uns geeinigt haben, fur den Augenblick geheim bleibt.«
»Einverstanden. Aber diese Zusicherung lassen Sie sich besser auch von den anderen hier geben. Und halten Sie mich auf jeden Fall auf dem laufenden.«
Die anderen hatten aufmerksam zugehort. Nun sah Chippingham sie an und fragte: »Kann ich bitte diese Zusicherung haben?«
Wahrend einer nach dem anderen ihm sein Wort gab, verlie? Margot den Saal.
Als Chippingham in sein Buro zuruckkehrte, war es 23 Uhr 25. Um 23 Uhr 30 erhielt er den Ausdruck einer ReuterMeldung aus Lima mit Informationen uber die Forderungen des Sendero Luminoso an CBA. Augenblicke spater kam von AP aus Washington ein ausfuhrlicher Bericht herein, der »Die leuchtende Zeit ist gekommen« in voller Lange zitierte.
Innerhalb der nachsten funfzehn Minuten brachten ABC, NBC und CBS Sondermeldungen mit kurzen Ausschnitten aus dem Band mit Jessica. Fur die Nachrichtensendungen des folgenden Tages wurden ausfuhrlichere Berichte angekundigt sowie, falls notwendig, weitere Sondermeldungen. CNN, das gerade eine Nachrichtensendung laufen hatte, nahm die Meldung einfach mit auf und hatte so die Nase vorn. Chippingham blieb bei seinem Entschlu?, das Programm im Augenblick nicht zu unterbrechen, sondern um Mitternacht eine vorsichtig formulierte Erklarung zu bringen, die nun vorbereitet wurde.
Um 23 Uhr 45 verlie? er sein Buro und ging zum Hufeisen. Norman Jaeger sa? auf dem Platz des Chefproduzenten. Iris Everly arbeitete in einem Schneideraum an dem Band mit Jessica und an anderen, die als Hintergrundinformation benutzt werden sollten. Don Kettering, der die Mitternachtssendung moderieren sollte, sa? in der Maske und arbeitete an seinem Manuskript.
»Wir werden ganz sachlich daruber berichten«, sagte Jaeger zu Chippingham, »ohne jede Reaktion von unserer Seite. Dafur haben wir spater wahrscheinlich noch genug Zeit - egal wie die Reaktion dann aussieht. Ubrigens, alle Welt, darunter auch die
Chippingham nickte. »Gut.«
Jaeger wies auf Karl Owens, der am anderen Ende des Hufeisens sa?. »Karl hat eine Idee, wie diese Reaktion aussehen konnte.«
»La? horen.«
Owens, das ideenreiche Arbeitstier, dessen hartnackiges Nachbohren bereits zur Identifizierung des Terroristen Ulises Rodriguez gefuhrt hatte, warf einen Blick auf eine seiner Karteikarten, seine gewohnte Datenbank.
»Aus dem Brief von Sendero wissen wir, da? CBA funf einzelne Cassetten, die jeweils unsere Abendnachrichten ersetzen sollen, erhalten wird - die erste am Donnerstag nachster Woche, die anderen im Abstand von einem Tag. Im Gegensatz zu dem Band mit Mrs. Sloane werden diese Cassetten offenbar nur an CBA geschickt.«
»Das wei? ich doch alles«, entgegnete Chippingham.
Jaeger lachelte, als Owens unbeirrt in der ihm eigenen Ausfuhrlichkeit fortfuhr. »Ich wurde nun vorschlagen, da? wir bis Dienstag uberhaupt nichts uber eine mogliche Reaktion von CBA verlauten lassen. Nur am Montag sollten wir, um das Interesse wachzuhalten, ankundigen, da? wir am nachsten Tag eine offentliche Erklarung abgeben werden. Und diese wird lauten: Kein Kommentar, bis wir das angekundigte Band am Donnerstag erhalten haben, unsere Entscheidung werden wir erst danach bekanntgeben.«
»Und was bringt uns das?«
»Das bringt uns erst einmal einen Aufschub bis Donnerstag, das sind von heute ab sechs Tage. Dann nehmen wir einmal an, der Sendero schickt uns das Band.«
»Okay, es ist also da. Was dann?«
»Wir legen es in einen Safe, damit niemand dran kann, und gehen dann sofort auf Sendung. Wir
