unterbrechen das Programm, tun sehr aufgeregt und sagen, wir hatten die Cassette erhalten, sie sei aber kaputt. Sie mu? beim Transport beschadigt worden sein, es ist fast alles geloscht. Wir haben versucht, sie abzuspielen und irgendwie zu reparieren, aber es ging nicht. Und das bringen wir nicht nur im Fernsehen, sondern geben es auch an die Presse und die Presseagenturen weiter, damit es auch wirklich bis nach Peru gelangt und der Sendero Luminoso davon erfahrt.«
»Ich glaube, ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Chippingham. »Aber erzahl's mir trotzdem.«
»Diese Typen vom Sendero wissen dann nicht, ob wir lugen oder die Wahrheit sagen. Aber sie wissen - wie wir auch -, da? so etwas passieren kann. Vielleicht entscheiden sie im Zweifelsfall zu unseren Gunsten und schicken uns eine Kopie, was wiederum einige Tage dauert... «
Chippingham beendete den Satz fur ihn: »...und das wurde hei?en, da? wir auf keinem Fall an dem Tag, den sie angegeben haben, mit den Sendungen beginnen konnen.«
»Genau.«
»Karl ware sicher auch gleich dazu gekommen, Les«, bemerkte Jaeger. »Aber ich glaube, er will damit sagen, da? wir so einige Tage Aufschub erreichen - falls es funktioniert, und es besteht durchaus die Chance, da? es funktioniert. Was haltst du davon?«
»Ich halte es fur brillant«, erwiderte Chippingham. »Ich bin wirklich froh, da? wir die Sache in die Hand genommen haben.«
Wahrend des ganzen Wochenendes beherrschten die Forderungen des Sendero Luminoso und das Video mit Jessica die Nachrichtensendungen. Die Meldung erregte weltweit Aufsehen. CBA wurde mit Bitten um Stellungnahme, vorzugsweise in Form einer offiziellen Verlautbarung, besturmt. Man einigte sich darauf, samtlich Anrufe dieser Art direkt an CBA News weiterzuleiten. Dem Management der anderen Abteilungen wurde nahegelegt, auf Fragen zu diesem Thema nicht zu antworten, auch nicht inoffiziell.
Bei CBA News kummerten sich drei Sekretarinnen, die extra deswegen Wochenenddienst leisten mu?ten, um diese Anrufe. Ihre Antwort war immer dieselbe: Kein Kommentar von CBA und nein, es sei auch nicht moglich zu sagen, wann der Sender einen Kommentar abgeben wurde.
Da? CBA sich in Schweigen hullte, hielt andere nicht davon ab, ihre Meinung zu au?ern. Der Tenor der meisten dieser Kommentare lautete:
Eine uberraschende Zahl von Leuten war jedoch auch der Ansicht, es schade nichts, die Forderungen der Entfuhrer zu erfullen, wenn damit die Freilassung der Geiseln zu erreichen ware. Norman Jaeger reagierte auf diese Haltung mit Emporung: »Sehen diese Spatzenhirne denn nicht, da? es hier ums Prinzip geht? Wenn wir einen Prazedenzfall schaffen, ware das doch eine Einladung fur jede Gruppe von Verruckten auf der ganzen Welt, Leute vom Fernsehen zu entfuhren!«
In den sonntaglichen Talkshows
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Innerhalb von CBA schienen diejenigen, die Les Chippingham versprochen hatten, die grundsatzliche Entscheidung gegen ein Eingehen auf die Forderungen der Entfuhrer geheimzuhalten, zu ihrem Wort zu stehen. Die einzige, die dieses Versprechen brach, war Margot Lloyd-Mason, denn sie telefonierte am Sonntag mit Theodore Elliott und berichtete ihm von den Ereignissen des vergangenen Abends.
Darauf angesprochen, hatte Margot zweifellos argumentiert, da? sie sich nur korrekt verhalte, wenn sie den Vorsitzenden von Globanic uber die laufenden Ereignisse informierte. Leider gab aber ihr Vorgehen, ob es nun richtig war oder nicht, den Ansto? fur ein Informationsleck mit verheerenden Folgen.
5
Globanic Industries World Headquarters, die Zentrale von Globanic, war ein villenahnlicher Burokomplex mit eigenem Park in Pleasantville im Staat New York, etwa drei?ig Meilen von Manhattan entfernt. Diese Residenz war bewu?t gewahlt, um die Denkfabrik des Konzerns, in der uber Strategien nachgedacht wurde und weitreichende Entscheidungen getroffen wurden, von der hektischen Atmosphare der Einzelgesellschaften in den industriellen und Finanzzentren zu isolieren. Globanic Financial zum Beispiel, die das Umschuldungsgeschaft mit Peru abwickelte, residierte in drei Stockwerken des World Trade Center in der Nahe der Wall Street.
In Wirklichkeit aber drangen viele der untergeordneten Probleme, die die einzelnen Tochtergesellschaften betrafen, bis in die Zentrale in Pleasantville. Und das war auch der Grund, warum am Montagvormittag um zehn Uhr Glen Dawson, ein forscher junger Reporter des
Dawson wartete vor dem Buro des Chefbuchhalters in einer eleganten, runden Vorhalle, von der zwei weitere Buros ranghoher Globanic-Manager abgingen, darunter das des Vorsitzenden des Konzerns.
Der Reporter sa? noch immer in einer unauffalligen Ecke, als eine der Buroturen aufging und zwei Manner in die Halle traten.
Der eine war Theo Elliott, den Dawson von Fotos her kannte. Auch das Gesicht des anderen Mannes kam ihm bekannt vor, doch er konnte es im Augenblick nicht einordnen. Die beiden setzten die Unterhaltung fort, die sie im Buro begonnen hatten.
»...uber CBA gehort. Die Drohungen dieser peruanischen Rebellen bringen Sie in eine schwierige Lage.«
Der Vorsitzende von Globanic nickte. »In gewisser Hinsicht ja... kommen Sie, ich bringe Sie zum Aufzug... Wir haben bereits eine Entscheidung getroffen, sie wurde nur noch nicht bekanntgegeben. Wir haben nicht die Absicht, uns von einem Haufen verruckter Kommunisten an die Wand drangen zu lassen.«
»Dann wird CBA die Abendnachrichten also nicht absetzen?«
»Auf gar keinen Fall. Und wir denken uberhaupt nicht daran, das Material von diesem Leuchtenden Pfad zu senden... «
Die Stimmen verschwanden.
Mit der Zeitschrift, die er eben durchgeblattert hatte, verdeckte Glen Dawson den Block, auf dem er sich den Wortlaut der Unterhaltung notierte. Sein Puls raste. Er wu?te, da? er nun exklusive Informationen besa?, nach denen zahllose andere Journalisten seit Samstagnacht vergeblich suchten.
»Mr. Dawson«, rief ihm eine Empfangsdame zu. »Mr. Licata hat jetzt Zeit fur Sie.«
Als er an ihrem Schreibtisch vorbeikam, blieb er stehen und lachelte sie an. »Dieser Herr bei Mr. Elliott - ich bin sicher, da? ich ihn schon einmal gesehen habe, aber im Augenblick fallt mir der Name nicht ein.«
Die Empfangsdame zogerte; Dawson spurte ihre Skepsis und lachelte sie noch einmal an. Es half. »Das war Staatssekretar Alden Rhodes vom Wirtschaftsministerium.«
»Naturlich! Wie konnte ich das nur vergessen?«
Dawson hatte den Staatssekretar schon einmal im Fernsehen bei einem Auftritt vor einem Parlamentsausschu? gesehen. Aber im Augenblick war nur wichtig, da? er den Namen kannte.
Das Interview mit dem Chefbuchhalter schien ewig zu dauern, obwohl Dawson versuchte, es so schnell wie moglich zu beenden. Das Thema Palladium hatte ihn sowieso nicht sonderlich interessiert; er war ein ehrgeiziger junger Mann, der uber Themen von gro?em allgemeinen Interesse schreiben wollte, und das, woruber er eben gestolpert war, kam ihm als Fahrkarte in eine aufregendere Zukunft gerade recht. Der Chefbuchhalter jedoch lie? sich Zeit bei seiner Beschreibung von Geschichte und Zukunft des Palladiums. Die Arbeitskampfe in Brasilien tat er als vorubergehende Erscheinung ab, die kaum Einflu? auf die Produktion hatten, und das war eigentlich alles, was Dawson hatte wissen wollen. Schlie?lich redete er sich auf den angeblich bevorstehenden Redaktionsschlu? heraus und verlie? das Buro.
Er sah auf die Uhr und stellte fest, da? er noch Zeit hatte, um in die Manhattaner Redaktion des
Glen Dawson sa? an einem Computer in den bescheidenen Redaktionsraumen an der Rockefeller Plaza und
