schrieb zuerst die Palladium-Story. Das war schlie?lich sein ursprunglicher Auftrag gewesen, den er nun auch gewissenhaft erledigte.

Doch dann machte er sich an die aufregendere Geschichte. Sein erster Bericht war an die Wirtschaftsredaktion gegangen, und da er zu dieser Abteilung gehorte, wurde auch der zweite zunachst dort eingehen. Er war aber sicher, da? er nicht allzulange bei diesem Ressort bleiben wurde.

Seine Finger huschten uber die Tasten, wahrend er den Vorspann schrieb.

Dabei dachte Dawson uber eine moralische Frage nach, von der er wu?te, da? sie gestellt und auch beantwortet werden mu?te: Wurde die Veroffentlichung der Information, die er jetzt besa?, die Entfuhrungsopfer in Peru noch mehr in Gefahr bringen, als sie es bereits waren?

Oder genauer: Wurde den drei Sloanes die Veroffentlichung der Entscheidung von CBA, nicht auf die Bedingungen einzugehen, schaden, eine Entscheidung, die offensichtlich im Augenblick noch nicht fur eine Veroffentlichung bestimmt war?

Hatte aber andererseits die Offentlichkeit nicht auch das Recht, alles zu erfahren, was ein unternehmungslustiger Reporter wie er herausfinden konnte, gleichgultig, wie er sich die Information beschafft hatte?

Diese Fragen existierten zwar, doch Dawson wu?te auch, da? er sie nicht zu beantworten hatte. In solchen Angelegenheiten gab es feste Regeln, die alle Beteiligten kannten. Ein Reporter hatte die Aufgabe, uber alles Wichtige zu schreiben, das er erfuhr. Er durfte Nachrichten nicht unterdrucken oder verandern, sondern mu?te einen vollstandigen und genauen Bericht schreiben und den an die Nachrichtenzentrale weiterleiten, die ihn beschaftigte.

Dort ging der Bericht an einen oder mehrere Redakteure. Und ihre Aufgabe war es, sich uber moralische Implikationen Gedanken zu machen.

In Baltimore, wo sein Artikel vermutlich eben aus dem Drucker kam, wurde in wenigen Augenblicken genau das passieren, dachte Dawson.

Nach dem letzten Satz druckte er auf einen Knopf, um fur sich selbst ein Kopie ausdrucken zu lassen. Doch eine andere Hand kam ihm zuvor und schnappte ihm den Ausdruck weg.

Es war der Redaktionsleiter, Sandy Sefton, der eben zur Tur hereingekommen war. Sefton war ein alter Reporterveteran kurz vor der Pensionierung, und er und Dawson waren gute Freunde.

Wahrend er den Ausdruck las, pfiff er leise und sah dann hoch.

»Das ist wirklich eine hei?e Sache. Diese Aussage von Elliott, hast du die mitgeschrieben, wahrend er sie machte?«

»Wenige Sekunden spater.« Dawson zeigte dem Alteren seine Notizen.

»Sehr gut! Hast du mit dem anderen, diesem Alden Rhodes, auch gesprochen?«

Dawson schuttelte den Kopf.

»Wahrscheinlich wird sich Baltimore gleich bei dir melden.« Ein Telefon klingelte. »Wollen wir wetten, da? das schon Baltimore ist?«

Sefton hatte recht gehabt. Er nahm den Anruf entgegen, horte kurz zu und sagte dann: »Mein Junge steht heute abend bei euch auf der Titelseite, was?« Er grinste, als er Dawson den Horer gab. »Es ist Frazer.«

J. Allardyce Frazer war der Chefredakteur. Er kam sofort zur Sache, und seine Stimme klang sehr bestimmt. »Sie haben nicht direkt mit Theodore Elliott gesprochen. Habe ich recht?«

»Ja, Sie haben recht, Mr. Frazer.«

»Dann tun Sie's. Sagen Sie ihm, was Sie wissen, und fragen Sie ihn, ob er dazu eine Stellungnahme abgeben mochte. Wenn er die Aussage leugnet, nehmen Sie das Dementi in Ihren Bericht auf und versuchen Sie gleichzeitig, von Alden Rhodes eine Bestatigung zu bekommen. Wissen Sie, wie Sie das anstellen mussen?«

»Ich glaube schon.«

»Ich will noch mal mit Sandy sprechen.«

Der Redaktionsleiter ubernahm den Horer. Er zwinkerte Dawson zu, wahrend er zuhorte, und sagte dann: »Ich habe Glens Notizen gesehen. Er hat sich sofort aufgeschrieben, was Elliott gesagt hat. Das ist eindeutig. Ein Mi?verstandnis ist ausgeschlossen.«

Sefton legte auf und sagte zu Dawson: »Du hast noch keine Freigabe; die diskutieren gerade uber den moralischen Aspekt. Du kummerst dich um Elliott. Und ich werde versuchen, Rhodes aufzuspuren; der kann noch nicht wieder in Washington sein.« Sefton ging zu einem zweiten Apparat.

Dawson wahlte die Nummer von Globanic. Die Telefonzentrale vermittelte ihn weiter, und schlie?lich meldete sich eine Frauenstimme. Der Reporter stellte sich vor und fragte nach »Mr. Theodore Elliott«.

»Mr. Elliott ist im Augenblick nicht zu sprechen«, sagte die Stimme. »Ich bin Mrs. Kessler. Kann ich etwas fur Sie tun?«

»Vielleicht.« Dawson erklarte ihr ausfuhrlich den Grund seines Anrufs.

Die Stimme klang plotzlich kalt. »Warten Sie bitte.«

Einige Minuten vergingen. Dawson wollte schon einhangen und wieder anrufen, als die Frau sich endlich meldete. Diesmal klang sie noch mehr als unterkuhlt. »Mr. Elliott la?t Ihnen sagen, da? das, was Sie zu horen geglaubt haben, vertraulich ist und nicht verwendet werden darf.«

»Ich bin Reporter«, sagte Dawson. »Wenn ich etwas hore oder erfahre, das mir nicht ausdrucklich als vertraulich mitgeteilt wurde, habe ich das Recht, es zu benutzen.«

»Mr. Dawson, ich sehe keinen Sinn darin, diese Unterhaltung fortzusetzen.«

»Einen Augenblick noch, bitte. Leugnet Mr. Elliott, die Worte gesagt zu haben, die ich Ihnen vorgelesen habe?«

»Mr. Elliott hat dazu nichts weiter zu sagen.«

Dawson schrieb sich Frage und Antwort auf, wie er es auch schon zuvor getan hatte.

»Mrs. Kessler, hatten Sie etwas dagegen, mir Ihren Vornamen zu nennen?«

»Warum sollte ich... also gut, Diana.«

Dawson lachelte, denn er vermutete, da? Diana Kessler sich uberlegte hatte, wenn ihr Name schon in der Zeitung stehen sollte, dann wenigstens vollstandig. Er wollte sich noch bedanken, merkte aber, da? die Verbindung bereits unterbrochen war.

Wahrend er auflegte, gab ihm der Redaktionsleiter einen Zettel. »Rhodes ist in einem Wagen des State Department auf dem Weg nach La Guardia Airport. Das ist die Nummer des Autotelefons.«

Dawson wahlte die Nummer.

Eine Mannerstimme meldete sich. Als Dawson nach »Mr. Alden Rhodes« fragte, kam die Antwort: »Am Apparat.«

»Mr. Rhodes, meine Zeitung mochte gern wissen, ob Sie etwas sagen konnen zu Mr. Theodore Elliotts Bemerkung, da? CBA nicht auf die Forderungen des Sendero Luminoso eingehen wird und da?, in Mr. Elliotts Worten, >Wir... nicht die Absicht [haben], uns von einem Haufen verruckter Kommunisten an die Wand drangen zu lassen.««

»Hat Theo Elliott Ihnen das wirklich gesagt?«

»Ich habe es ihn personlich sagen horen, Mr. Rhodes.«

»Ich dachte, er wollte das geheimhalten.« Eine Pause. »Warten Sie mal! Haben Sie nicht in der Halle gesessen, als wir zum Aufzug gingen?«

»Ja.«

»Dawson, Sie haben mich ausgetrickst. Ich verbiete Ihnen, dieses Gesprach zu veroffentlichen.«

»Mr. Rhodes, ich habe mich zu Beginn vorgestellt, aber von einem Veroffentlichungsverbot haben Sie nichts gesagt.«

»Zum Teufel mit Ihnen, Dawson.«

»Das letzte werde ich nicht veroffentlichen, Sir. Denn jetzt wei? ich ja von dem Verbot.«

Der Redaktionsleiter grinste und streckte den Daumen in die Hohe.

Die Moraldiskussion in Baltimore dauerte nicht sehr lange.

Wenngleich Nachrichtenorganisationen eher zur Veroffentlichung neigen, mussen bei bestimmten Artikeln - und um einen solchen ging es im Augenblick - gewisse Fragen gestellt und beantwortet werden. Der Chefredakteur und der Inlandsredakteur, in dessen Ressort der Artikel fiel, stellten sie sich gegenseitig.

Frage: Wurde die Veroffentlichung der Entscheidung von CBA die Geiseln in Gefahr bringen? Antwort: Die Geiseln schwebten bereits in Gefahr, und es war kaum anzunehmen, da? die Veroffentlichung einen gro?en

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