Signale vom Boden reagieren. Zu Partridges Ausrustung gehorte eine Signalpistole mit grunen und roten Patronen. Eine grune wurde bedeuten: Alles in Ordnung, normal landen; eine rote: Schnellstmoglich landen, wir sind in Gefahr!

Falls der Pilot von der Luft aus Gewehr- oder Maschinenpistolenfeuer bemerkte, sollte er nicht landen, sondern nach Lima zuruckkehren.

Da man den Termin fur den Ruckflug nicht im voraus festlegen konnte, sollte das Flugzeug an zwei Tagen das Gebiet uberfliegen, zuerst am Sonntagmorgen um 8 Uhr, und falls es da zu keiner Kontaktaufnahme kam, am Montag um dieselbe Zeit noch einmal. Danach sollte Rita entscheiden, was zu tun sei, denn sie sollte wahrend der Expedition von Lima aus die Verbindung nach New York aufrechterhalten, was Partridge fur sehr wichtig hielt.

Nach der Operationsplanung unterzeichneten Rita als Vertreterin von CBA News und Oswaldo Zileri einen Vertrag, und schlie?lich gaben sich das CBA-Team und Zileri formell die Hande. Der Pilot sah Partridge in die Augen und sagte: »Wir werden unseren Teil der Vereinbarung einhalten und unser Bestes fur Sie tun.«

Partridge hatte das Gefuhl, da? es Zileri ernst war. Nach der Ruckkehr ins Cesar's Hotel traf sich Partridge in seiner Suite mit allen Mitgliedern des CBA-Teams, um zu entscheiden, wer ihn auf dieser Expedition nach Nueva Esperanza begleiten sollte. Drei Teilnehmer standen bereits fest: er selbst, Minh Van Canh, da Bildmaterial sehr wichtig war, und Fernandez Pabur. Wenn man die drei zusatzlichen Passagiere beim Ruckflug einrechnete, blieb also noch ein Platz offen.

Zur Wahl standen Bob Watson, der Cutter, Ken O'Hara, der Tontechniker und Tomas, der schweigsame Leibwachter.

Fernandez Pabur favorisierte Tomas und meinte: »Er ist stark und kann kampfen.« Bob Watson, auf seiner stinkenden Zigarre kauend, sagte: »Nimm mich, Harry! Wenn's zum Kampf kommt, kann ich gut auf mich selber aufpassen. Hab' das bei den Stra?enschlachten in Miami gemerkt.« O'Hara erklarte nur lapidar: »Ich mochte auch gerne mitkommen.«

Am Ende entschlo? sich Partridge fur O'Hara, weil er ihn am besten kannte. Er hatte schon oft bewiesen, da? er in brenzligen Situationen einen kuhlen Kopf behalten konnte, und au?erdem war er sehr erfinderisch. Da Minh eine Betacam mit eingebautem Mikrofon benutzen wollte, gab es zwar keine separate Tonausrustung, doch Ken O'Hara hatte eine geschickte Hand fur alles Technische, was unter Umstanden nutzlich sein konnte.

Partridge uberlie? es Fernandez, die Ausrustung zu besorgen, und unter dessen Anleitung wurden im Hotel die einzelnen Posten zusammengestellt: leichte Hangematten, Moskitonetze und Insektenschutzmittel, getrockneter Proviant fur zwei Tage, volle Wasserflaschen, Tabletten zur Wassersterilisierung, Macheten, kleine Kompasse, Fernglaser und Plastikplanen. Da jeder seinen eigenen Bedarf im Rucksack tragen mu?te, versuchte man einen Ausgleich zu finden zwischen Notwendigkeit und Gewicht.

Fernandez drangte weiterhin darauf, da? jeder eine Waffe trug. Es kam haufig vor, da? Korrespondenten und Fernsehteams bei Einsatzen im Ausland bewaffnet waren, auch wenn sie ihre Waffen nicht unbedingt offentlich zur Schau trugen. Die Sender mischten sie dabei nicht ein, sie uberlie?en es dem Urteil der Leute vor Ort. In diesem Fall lag die Notwendigkeit einer Bewaffnung auf der Hand, und au?erdem hatten alle vier Erfahrung im Umgang mit Waffen.

Partridge blieb bei seiner Browning neun Millimeter mit Schalldampfer. Daneben besa? er noch ein Fairburn Armeemesser, das ihm ein Major der britischen SAS geschenkt hatte.

Da Minh au?er der Waffe auch noch seine Kameraausrustung tragen mu?te, wollte er etwas Wirkungsvolles aber Leichtes; Fernandez versprach, ihm eine israelische UZI-Maschinenpistole zu besorgen. O'Hara meinte, er nehme alles, was er bekommen konne; am Ende war es dann ein amerikanisches Sturmgewehr vom Typ M-16. Anscheinend war in Lima jede Waffe erhaltlich; und dem, der Geld hatte, stellte man keine Fragen.

Eine Frage ging Partridge seit Mittwoch nicht mehr aus dem Kopf: Sollte er die peruanischen Behorden informieren, vor allem die Antiterror-Polizei? Am Donnerstag hatte er Sergio Hurtado um Rat gefragt, den Radioreporter, der ihn davor gewarnt hatte, die Hilfe von Polizei oder Militar in Anspruch zu nehmen. Bei ihrem Treffen an Partridges erstem Tag in Peru hatte Sergio gesagt: »Vermeide am besten jeden Kontakt mit ihnen, weil man sich nicht mehr auf sie verlassen kann, falls man das je konnte. Was Mord und Verwustungen angeht, sind die nicht besser als der Sendero und mit Sicherheit genauso skrupellos.«

Da sich beide gegenseitige Vertraulichkeit zugesichert hatten, informierte Partridge Sergio uber die neuesten Entwicklungen und fragte ihn dann, ob er ihm immer noch den gleichen Rat geben wurde.

»Ja, und eher noch eindringlicher«, antwortete Sergio. »Die Regierungseinheiten sind beruchtigt dafur, da? sie genau in solchen Situationen mit maximaler Feuerkraft operieren. Die gehen kein Risiko ein. Die legen zuerst jeden um, egal ob schuldig oder unschuldig, und stellen erst danach Fragen. Und wenn man ihnen dann vorwirft, sie hatten die falschen Leute getotet, sagen sie nur: >Woher sollten wir das denn wissen? Es hie? toten oder getotet werden.««

Partridge fiel ein, da? General Raul Ortiz etwas sehr

Ahnliches gesagt hatte.

Sergio fugte hinzu: »Aber du mu?t auch wissen, da? du bei der Aktion, die du geplant hast, ganz auf dich selbst gestellt bist.«

»Ich wei?«, erwiderte Partridge. »Aber ich sehe keinen anderen Weg.«

Es war fruher Nachmittag. Schon seit ein paar Minuten spielte Sergio mit einem Blatt Papier auf seinem Schreibtisch. Jetzt fragte er: »Bevor du zu mir gekommen bist, Harry, hast du da eine schlechte Nachricht erhalten? Ich meine heute.«

Partridge schuttelte den Kopf.

»Dann tut es mir leid, da? ich derjenige bin, der sie dir uberbringen mu?.« Sergio gab ihm das Blatt Papier. »Das kam kurz vor deiner Ankunft herein.«

»Das« war eine Reuter-Meldung uber das Eintreffen von Nicky Sloanes abgetrennten Fingern bei CBA in New York und Crawfords entsetzter Reaktion.

»O Gott!« Kummer und Selbstvorwurfe uberwaltigten Partridge. Warum hatte er nur nicht schon fruher etwas Konkretes unternommen?

»Ich wei?, was du jetzt denkst«, sagte Sergio. »Aber du hattest das auf keinen Fall verhindern konnen. Nicht in der kurzen Zeit und mit den wenigen Informationen, die du hattest.«

Was naturlich stimmte, wie Partridge zugeben mu?te. Aber er wu?te auch, da? ihn noch lange zweifelnde Fragen plagen wurden, was das Tempo seines eigenen Vorgehens anging.

»Weil du gerade da bist, Harry«, sagte Sergio jetzt, »hier ist noch etwas. Ist dein Sender, CBA, nicht eine Tochter von Globanic Industries?«

»Ja, das ist er.«

Der Radioreporter offnete eine Schublade und holte einen Stapel zusammengehefteter Blatter heraus. »Ich bekomme meine Informationen aus vielen Quellen, unter anderem auch, und das mag dich uberraschen, vom Sendero Luminoso. Sie hassen mich zwar, aber sie benutzen mich. Der Sendero hat uberall Sympathisanten und Informanten, und einer von denen hat mir vor kurzem diese Papiere hier zugespielt, in der Hoffnung, da? ich daruber berichte.«

Partridge nahm die Blatter und begann zu lesen.

»Wie du siehst«, sagte Sergio, »handelt es sich hier anscheinend um einen Vertrag zwischen der peruanischen Regierung und Globanic Financial Services, einer weiteren Tochter von Globanic Industries. In Finanzkreisen nennt man so etwas einen Debt-to-Equity-Swap.«

Partridge schuttelte den Kopf. »Ich furchte, davon verstehe ich wenig.«

»Die Sache ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Aufgrund dieses Vertrags erhalt Globanic riesige Landereien zu einem Schleuderpreis, darunter zwei Gebiete, die zu Touristenzentren ausgebaut werden sollen. Als Gegenleistung wird ein Teil von Perus Auslandsschulden, die Globanic in verkehrsfahige Papiere umgewandelt hat, getilgt.«

»Ist denn das alles legal?«

»Sagen wir mal, es ist hart an der Grenze der Legalitat. Aber wichtiger ist, da? es fur Globanic ein sehr gutes Geschaft ist, fur das peruanische Volk dagegen ein sehr schlechtes.«

»Wenn das deine Meinung ist«, entgegnete Partridge, »warum gehst du dann damit nicht an die Offentlichkeit?«

»Bis jetzt aus zwei Grunden. Ich nehme nichts, was vom Sendero kommt, fur bare Munze, und wollte deshalb erst uberprufen, ob die Information zutrifft. Nun, das habe ich getan, die Information ist richtig. Und dann

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