ist da noch etwas: Fur Globanic ist das Ganze ein so riesiges Geschaft, da? der Konzern jemand aus der Regierung mit einer betrachtlichen Summe geschmiert haben mu? oder es noch tun wird. Ich arbeite im Augenblick noch daran und habe vor, es nachste Woche zu senden.«
Partridge tippte auf die Unterlagen in seiner Hand. »Kann ich vielleicht eine Kopie davon bekommen?«
»Behalt die da. Ich hab' noch eine andere.«
Tags darauf, am Freitag, ging Partridge einer Frage nach, die unbedingt noch vor dem Abflug am Samstag geklart werden mu?te. Er wollte wissen, ob sonst noch jemand die Telefonnummern kannte, die das CBA-Team zu der Wohnung in der Huancavelica Street gefuhrt und so auf die Spur von Baudelio gebracht hatte. Wenn ja, konnte das bedeuten, da? noch andere von Nueva Esperanza wu?ten.
Von Kettering hatte er erfahren, da? CBA News unmittelbar nach der Entdeckung des Unterschlupfs in Hackensack das FBI informiert hatte. Es war deshalb wahrscheinlich, da? das FBI die Anrufe, die uber diese Funktelefone gelaufen waren, uberpruft und so von der Nummer in Lima erfahren hatte. Moglich war auch, da? das FBI diese Information an die CIA weitergegeben hatte, trotz der hinlanglich bekannten Rivalitat zwischen beiden Behorden. Andererseits hatte das FBI auch die peruanische Regierung bitten konnen, die Nummer zu uberprufen.
Auf Partridges Bitte besuchte Fernandez am Freitagnachmittag Dolores ein zweites Mal. Er fand sie betrunken, aber noch so weit bei Verstand, da? sie ihm versichern konnte, niemand sei bei ihr in der Wohnung gewesen und habe sie ausgefragt. Also war nur CBA dieser Spur nachgegangen.
Schlie?lich erfuhren sie an diesem Nachmittag aus dem peruanischen Radio noch die traurige Nachricht von Angus Sloanes Tod und der Entdeckung seines abgetrennten Kopfes vor der amerikanischen Botschaft in Lima.
Sofort nach Bekanntwerden der Nachricht waren Partridge und Minh Van Canh an der Botschaft und filmten einen Bericht, der anschlie?end via Satellit fur die Abendsendung nach New York ging. Zu diesem Zeitpunkt waren naturlich auch schon andere Fernsehteams und Pressereporter vor Ort, doch Partridge schaffte es, jedes Gesprach mit ihnen zu vermeiden.
Der schreckliche Tod von Crawfs Vater lastete schwer auf Partridges Gewissen, wie zuvor schon Nickys abgetrennte Finger. Was er nach Peru gekommen, um alle drei Geiseln zu retten, so hatte er eigentlich schon versagt - dieser Gedanke qualte ihn.
Spat am Abend kehrte Partridge in sein Hotelzimmer zuruck und warf sich aufs Bett. Doch Einsamkeit und Verzweiflung hielten ihn lange wach.
Am nachsten Morgen stand er uber eine Stunde vor Sonnenaufgang auf, denn er hatte sich noch zwei Dinge vorgenommen. So setzte er zuerst ein einfaches, handgeschriebenes Testament auf und schrieb dann den Text fur ein Telegramm. Auf dem Weg zum Flughafen lie? er Rita das Testament mit ihrer Unterschrift bezeugen und gab es ihr. Er bat sie auch, das Telegramm an eine Adresse in Oakland in Kalifornien zu schicken.
Dann unterhielten sie sich uber das Umschuldungsabkommen zwischen Globanic und der peruanischen Regierung, von dem Sergio Hurtado ihm erzahlt hatte. Partridge gab Rita die Unterlagen und sagte: »Wenn du das gelesen hast, sollten wir meiner Meinung nach Les Chippingham unterrichten. Aber es hat eigentlich nichts zu tun mit unserer Aufgabe hier in Peru, und ich habe auch nicht die Absicht, die Information zu verwenden. Allerdings wird Sergio nachste Woche damit an die Offentlichkeit gehen.« Er lachelte. »Ich glaube, das ist das mindeste, was wir fur Globanic tun sollten, schlie?lich sorgen die ja fur die Butter auf unserem Brot.«
Sanft stieg die Cheyenne II in die stille, klare Luft kurz vor Sonnenaufgang. Siebzig Minuten spater erreichte die Maschine die Stelle der Dschungelstra?e, an der sie Partridge, Minh, O'Hara und Fernandez absetzen sollte.
Inzwischen war es hell genug, um das Gelande deutlich erkennen zu konnen. Die Stra?e war verlassen: keine Autos, keine Lastwagen, kein Anzeichen irgendeiner menschlichen Aktivitat. Zu beiden Seiten der Stra?e erstreckte sich der Dschungel wie eine riesige, grune Decke. Oswaldo Zileri, der Pilot, wandte sich kurz von semen Instrumenten ab und rief seinen Passagieren zu: »Wir landen jetzt. Haltet euch bereit, um schnell auszusteigen. Ich will keine Sekunde langer als notig am Boden bleiben.«
In einer engen Kurve zog er die Maschine nach unten, flog eine kurze Strecke uber der Stra?e und setzte dann an der breitesten Stelle auf. Kurze Zeit spater standen sie bereits. So schnell es ging, sprangen die vier Passagiere mit ihren Rucksacken und der restlichen Ausrustung heraus. Die Cheyenne II rollte sofort wieder in Position und startete.
»Schnell in Deckung!« befahl Partridge den anderen, und die vier liefen auf den Dschungelpfad zu.
13
Ohne da? Harry Partridge an diesem hektischen Freitag etwas davon erfuhr, kam es in New York seinetwegen zu einer Krise.
Wahrend des Fruhstucks am Freitagmorgen erhielt Margot Lloyd-Mason die Nachricht, da? Theo Elliott sie »sofort« in der Globanic-Zentrale in Pleasantville zu sehen wunsche. »Sofort« hie? um zehn Uhr, wie Margot auf eine Nachfrage erfuhr. Es sei der erste Termin des Globanic-Vorsitzenden an diesem Morgen, bemerkte die Sekretarin in Pleasantville.
Margot rief sofort eine ihrer beiden Sekretarinnen zu Hause an und gab ihr den Auftrag, alle Termine fur diesen Vormittag abzusagen oder zu verlegen.
Sie hatte keine Ahnung, was Theo Elliott wollte.
In der Zentrale mu?te Margot schlie?lich mehrere Minuten in der eleganten Vorhalle warten. Zufallig sa? sie dabei auf demselben Stuhl, den vier Tage zuvor der Reporter Glen Dawson vom
Als Margot das Buro des Vorsitzenden betrat, vergeudete Elliott keine Zeit mit Begru?ungen, sondern fuhr sie barsch an: »Warum zum Teufel konnen Sie auf Ihre verdammten Reporter in Peru nicht besser aufpassen?«
Margot war uberrascht und fragte zuruck: »Wieso aufpassen? Wir bekommen doch dauernd Komplimente fur unsere Berichterstattung von dort. Und die Einschaltquoten sind... «
»Ich rede von dusteren, deprimierenden und pessimistischen Berichten.« Elliott schlug mit der Faust auf den Tisch. »Gestern abend hat mich Prasident Castaneda personlich aus Lima angerufen. Er behauptet, alles, was CBA bis jetzt uber Peru gebracht hat, sei negativ und schadlich fur sein Land gewesen.
Er hat eine Mordswut auf Ihren Sender, und ich auch!«
Margot versuchte, vernunftig zu argumentieren. »Die anderen Sender und die
»Erzahlen Sie mir nichts von den anderen! Ich rede von uns! Au?erdem hat Prasident Castaneda anscheinend den Eindruck, da? CBA den Meinungsfuhrer spielt und die anderen nur folgen. Das hat er mir zumindest gesagt.«
Sie standen beide. Elliott, der ein finsteres Gesicht machte, hatte Margot keinen Stuhl angeboten. »Geht es um irgend etwas Besonderes?« fragte nun Margot.
»Allerdings!« Der Globanic-Vorsitzende wies auf einen Stapel Videocassetten auf seinem Schreibtisch. »Nach dem Anruf des Prasidenten gestern abend habe ich mir Aufzeichnungen Ihrer Abendnachrichten der letzten Woche bringen lassen. Jetzt, wo ich sie gesehen habe, wei? ich, was Castaneda meint; alles nur Trubsinn und Pessimismus und wie schlecht es um Peru steht. Nichts Positives! Nirgends wird gesagt, da? Peru eine gro?artige Zukunft bevorsteht, da? es ein herrliches Reiseland ist und da? diese verdammten Rebellen vom Leuchtenden Pfad bald vernichtet sein werden!«
»Man geht aber allgemein eher vom Gegenteil aus, Theo.«
Elliott sturmte weiter, als hatte er sie nicht gehort. »Ich kann verstehen, warum Castaneda wutend ist - und Globanic kann es sich nicht leisten, ihm die Laune zu verderben, das wissen Sie ganz genau. Ich habe Sie deswegen gewarnt, aber Sie wollten ja offensichtlich nicht horen. Noch etwas - auch Fossie Xenos ist wutend. Er glaubt sogar, da? Sie seinen gro?en Debt-to-Equity-Swap absichtlich sabotieren.«
»Das ist Unsinn, das wissen Sie doch ganz genau. Aber vielleicht konnen wir etwas tun, um die Lage zu verbessern.« Margot uberlegte schnell, denn sie merkte, da? die Situation ernster war, als sie ursprunglich angenommen hatte.
»Ich sage Ihnen genau, was Sie tun werden.« Seine Stimme hatte einen eisigen Klang bekommen. »Ich will, da? Sie diesen vorlauten Reporter - Partridge hei?t er - mit dem nachsten Flugzeug aus Peru herausschaffen und ihn entlassen.«
