zweifelte.

Als Prasident von CBA News hatte auch Chippingham einen Vertrag, der ihm bei einseitiger Auflosung eine Abfindung von ungefahr einer Million Dollar sicherte, was nach viel klang, es aber in Wirklichkeit gar nicht war. Eine betrachtliche Summe ging sofort an das Finanzamt. Da er au?erdem tief in Schulden steckte, wurden seine Glaubiger einen Gro?teil des Rests fur sich beanspruchen. Und was dann noch ubrigblieb, wurden Stasias Anwalte einer eingehenden Prufung unterziehen. Wenn er am Ende noch genug fur ein Abendessen fur zwei im Four Seasons hatte, wurde ihn das uberraschen.

Dann war da noch die Frage eines neuen Jobs. Um ihn wurden sich die anderen Sender nicht rei?en wie um Partridge. Zum einen gab es bei jedem Sender nur einen Nachrichtenchef, und er hatte in letzter Zeit nichts von einer Vakanz gehort. Zum anderen waren nur erfolgreiche Leute gefragt, und keine, die unter zweifelhaften Umstanden entlassen worden waren; es gab genug Ehemalige, die das bestatigen konnten.

All das bedeutete, da? er sich mit einer untergeordneten Stellung wurde begnugen mussen, und mit sehr viel weniger Geld, von dem dann Stasia auch noch ihren Teil beanspruchen wurde.

Die Aussicht war erschreckend. Au?er er tat, was Margot verlangte.

Etwas dramatisch ausgedruckt, dachte Chippingham, sa? er nun da und schalte Schicht fur Schicht von seiner Seele ab, und wenn er hineinblickte, gefiel ihm gar nicht, was er da sah.

Doch die Entscheidung war unausweichlich, denn es gab Situationen im Leben, in denen die Selbsterhaltung Vorrang hatte.

Ich hasse es, dir das antun zu mussen, Harry, dachte er, aber ich habe keine andere Wahl.

Funfzehn Minuten spater las Chippingham sich den Brief durch, den er eigenhandig getippt hatte - auf einer alten, mechanischen Underwood, die er als Erinnerung an vergangene Zeiten in seinem Buro aufbewahrte. Der Brief begann so:

Lieber Harry,

mit dem gro?ten Bedauern mu? ich dir mitteilen, da? dein Beschaftigungsverhaltnis bei CBA News mit sofortiger Wirkung aufgehoben ist. Entsprechend der Bedingungen deines Vertrags mit CBA...

Chippingham wu?te, da? Partridge einen Vertrag mit einer Fortzahlungsklausel hatte, was bedeutete, da? der Sender das Beschaftigungsverhaltnis zwar vorzeitig beenden konnte, das Gehalt aber bis Ablauf des Vertrags weiterzahlen mu?te. In Partridges Fall lief der Vertrag noch ein Jahr.

Doch eine weitere Klausel besagte, da? Partridge, wenn er diese Fortzahlung in Anspruch nahm, ein halbes Jahr lang fur keinen anderen Sender arbeiten durfte.

In seinem Brief erklarte Chippingham diese zweite Klausel fur ungultig. Partridge wurde also die Fortzahlung erhalten und trotzdem sofort wieder arbeiten konnen. Das war in Chippinghams Augen das mindeste, was er unter den gegebenen Umstanden fur Harry tun mu?te.

Er hatte vor, den Brief als Telefax nach Lima zu schicken. Im Vorzimmer stand ein Gerat, das er selbst bedienen konnte. Schon vorher war ihm klar geworden, da? er sich zu einem Telefonat nicht uberwinden konnte.

Chippingham wollte den Brief eben unterzeichnen, als er ein Klopfen horte und sah, wie die Tur aufging. Instinktiv drehte er den Brief um.

Es war Crawford Sloane. Er hatte den Ausdruck einer Agenturmeldung in der Hand. Als er sprach, klang seine Stimme erstickt, Tranen liefen ihm uber die Wangen.

»Les«, sagte er, »ich mu?te dich einfach sehen. Das ist eben hereingekommen.«

Er gab den Ausdruck Chippingham, der sofort zu lesen begann. Es war die Meldung der Chicago Tribune uber die Entdeckung von Angus Sloanes abgetrenntem Kopf.

»O Gott! Crawf, ich...« Doch Chippingham konnte den Satz nicht beenden, er schuttelte nur den Kopf, ging zu Crawford und nahm ihn in den Arm.

Als die beiden sich wieder trennten, flusterte Sloane: »Sag nichts. Ich wei? nicht, ob ich das durchstehen werde. Ich kann die Nachrichten heute abend nicht machen. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen Theresa Toy... «

»Vergi? das alles, Crawf!« entgegnete Chippingham. »Wir werden uns schon darum kummern.«

»Nein!« Sloane schuttelte den Kopf. »Da ist noch etwas, etwas, das ich unbedingt tun mu?. Ich will einen Learjet nach Lima. Solange es noch Hoffnung gibt... fur Jessica und Nicky... Ich mu? dort sein.« Sloane unterbrach sich, er kampfte muhsam um Selbstbeherrschung und fugte dann hinzu: »Ich fahre zuerst nach Larchmont und dann nach Teterboro.«

»Bist du sicher, Crawf? Haltst du das fur vernunftig?« fragte Chippingham zweifelnd.

»Ich werde fliegen, Les«, antwortete Sloane. »Versuch nicht, mich aufzuhalten. Wenn CBA das Flugzeug nicht bezahlt, dann zahle ich es selber.«

»Das ist nicht notwendig«, sagte Chippingham.

Kurz darauf bestellte er den Learjet. Die Maschine wurde Teterboro noch in der Nacht verlassen und am Morgen in Peru landen.

Wegen der unerwarteten, tragischen Nachricht uber Angus Sloane konnte Chippingham den Brief erst am spaten Nachmittag unterzeichnen und nach Lima faxen. Nachdem seine Sekretarin gegangen war, schickte er den Brief an eine Telefaxnummer von Entel Peru, von wo er zur CBA-Kabine im selben Gebaude weitergeleitet wurde. Er fugte eine Notiz hinzu mit der Bitte, die Nachricht in einen Umschlag mit dem Vermerk »An Mr. Harry Partridge. Personlich.« zu stecken.

Chippingham hatte sich uberlegt, ob er Crawford Sloane uber den Brief informieren sollte, beschlo? dann aber, es nicht zu tun, da Crawf in dieser Woche schon genug Schreckliches erlebt hatte. Er wu?te, da? Crawf uber den Brief emport sein wurde, ebenso wie Partridge, und er erwartete entrustete Telefonanrufe mit der Forderung nach einer Erklarung. Doch die wurden fruhestens am nachsten Morgen kommen, und dann mu?te er sich damit auseinandersetzen, so gut es eben ging.

Schlie?lich rief er Margot Lloyd-Mason an, die um 18 Uhr 15 noch immer in ihrem Buro war. Zuerst sagte er ihr: »Ich habe getan, was Sie verlangt haben«, und berichtete dann von der Schreckensnachricht uber Crawford Sloanes Vater.

»Ich wei? es bereits«, erwiderte sie, »und es tut mir leid. Was das andere betrifft, das haben Sie gut hingebogen. Ich hatte schon gedacht, Sie wurden gar nicht mehr anrufen. Trotzdem danke.«

14

Nachdem Partridge und die drei anderen die Stra?e, auf der die Cheyenne II gelandet war, verlassen hatten und in den Dschungel eingedrungen waren, kamen sie nur sehr langsam vorwarts.

Der Pfad, falls man ihn uberhaupt so nennen konnte, war haufig uberwuchert und verschwand manchmal ganz. Oft mu?ten sie sich mit ihren Macheten einen Weg durch die dichte Vegetation schlagen. Hohe Baume bildeten ein Blatterdach uber ihren Kopfen, nur ab und zu war ein Fetzchen des bewolkten Himmels zu erkennen, der auf Regen hindeutete. Viele Baume hatten grotesk verdrehte Stamme, dicke Rinden und lederige Blatter. Irgendwo hatte Partridge gelesen, da? es in Peru achttausend bekannte Baumarten gab. In Bodennahe wuchsen Bambus, Farne, Lianen und Schmarotzerpflanzen wild durcheinander und schufen jene »grune Holle«, von der im selben Buch die Rede war.

»Holle« war besonders heute zutreffend wegen der druckenden, feuchten Hitze, unter der alle vier Manner zu leiden hatten. Ihre Korper waren schwei?gebadet, und die Insektenschwarme waren eine zusatzliche Belastung. Zu Beginn des Fu?marsches hatten sie sich grundlich mit dem Schutzmittel eingerieben und unterwegs immer wieder neues aufgetragen, doch, wie Ken O'Hara sagte: »Die kleinen Teufel scheinen das Zeug zu mogen.«

Es gab aber auch Stellen, an denen der Pfad etwas breiter wurde und die Bodenvegetation wegen des Schattens der dicht beieinanderstehenden Baume weniger stark wucherte. Die Manner waren sich bewu?t, da? sie ohne diesen Pfad uberhaupt nicht vorwartskommen wurden.

»Der Weg wird selten benutzt«, bemerkte Fernandez, »Und das ist unser Vorteil.«

Ihr Ziel war es, in die Nahe von Nueva Esperanza zu kommen, um dort von einer hohergelegenen Stelle im Dschungel und aus sicherer Entfernung den Ort wahrend des Tages zu beobachten. Erst wenn sie genug gesehen und erfahren hatten, wollten sie einen Angriffsplan ausarbeiten.

Das ganze, uber hundert Quadratmeilen gro?e Gebiet um Nueva Esperanza war eine sanft gewellte, von dichtem Dschungel uberzogene Ebene, die nur vom Huallaga unterbrochen wurde. Doch Fernandez'

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