»Verstanden«, erwiderte O'Hara. »Ich schnappe mir ein Boot.«

»Ja, und wenn's geht, machst du ein paar andere unbrauchbar, aber vergi? nicht - kein Larm!«

»Es gibt aber Larm, wenn wir den Motor anlassen.«

»Nein«, sagte Partridge. »Wir rudern in die Mitte des Flusses und lassen uns dann stromabwarts treiben. Gott sei Dank ist das unsere Richtung. Den Motor lassen wir erst an, wenn wir au?er Horweite sind.«

Noch wahrend er sprach, merkte Partridge, da? er wie selbstverstandlich davon ausging, alles wurde gutgehen. Wenn nicht, mu?ten sie improvisieren, so gut es eben ging, und dazu gehorte auch der Waffeneinsatz.

Fernandez fiel das fur den nachsten Morgen um 8 Uhr geplante Zusammentreffen mit der Cheyenne II von Aerolibertad ein, und er fragte: »Welche Landepiste ist unser Ziel - Sion oder die andere?«

»Das werde ich erst entscheiden, wenn wir im Boot sind. Es hangt davon ab, wie alles lauft und wieviel Zeit uns bleibt.«

In der Zwischenzeit sei noch einiges zu tun, schlo? Partridge. Die Waffen mu?ten uberpruft und nicht mehr benotigte Ausrustung aussortiert werden, damit sie sich so frei und so unbehindert wie moglich bewegen konnten.

Und plotzlich packte eine Mischung aus Erregung und Angst die vier Manner.

15

Nach der Ruckkehr vom Flughafen am Samstagmorgen warteten auf Rita Abrams zwei Uberraschungen.

Die eine war - und damit hatte sie uberhaupt nicht gerechnet -, da? Crawford Sloane nach Lima kommen wurde. In der CBA-Kabine bei Entel Peru fand sie die Mitteilung, da? Sloane am fruhen Morgen eintreffen sollte. Vielleicht war er sogar schon da. Sie rief deshalb im Cesar's Hotel an, wo, so die Mitteilung, fur ihn ein Zimmer reserviert war. Da Crawf offenbar noch nicht angekommen war, hinterlie? Rita ihm eine Nachricht mit der Bitte, sie anzurufen.

Die zweite und noch gro?ere Uberraschung war das Telefax, das Les Chippingham am Abend zuvor an Harry Partridge abgeschickt hatte. Die Anweisung, da? der Brief in einen mit der Aufschrift »Personlich« versehenen Umschlag zu stecken sei, war offensichtlich ubersehen worden, denn er landete offen und zusammen mit der anderen Post in der CBA-Kabine, wo ihn jeder lesen konnte. Rita tat es und konnte nicht glauben, was sie da las.

Harry war gefeuert, CBA hatte ihn entlassen! »Mit sofortiger Wirkung«, stand in dem Brief, und er musse Peru »am besten« schon am Samstag - also heute! -, »spatestens« aber am Sonntag verlassen. Falls kein Linienflug in die Vereinigten Staaten verfugbar sei, habe er die Erlaubnis, ein Privatflugzeug zu chartern. Wie gro?zugig!

Je mehr Rita daruber nachdachte, desto unglaublicher und ungeheuerlicher erschien es ihr, vor allem in der augenblicklichen Situation. Konnte Crawfs Ankunft in Lima etwas damit zu tun haben? Rita war sich dessen ziemlich sicher, und sie wartete ungeduldig darauf, endlich von Crawf zu horen, wahrend ihre Wut uber die unverschamte Art, wie man mit Harry umsprang, immer gro?er wurde.

Im Augenblick war es Rita unmoglich, Harry uber den Inhalt des Briefs zu informieren, denn der war bereits im Dschungel, auf dem Weg nach Nueva Esperanza.

Sloane rief nicht an, sondern fuhr gleich nach seiner Ankunft im Hotel mit dem Taxi zur Entel Peru. Er hatte fruher schon einmal in Lima gearbeitet und kannte sich aus.

»Wo ist Harry?« war seine erste Frage an Rita.

»Im Dschungel«, antwortete sie spitz. »Er riskiert sein Leben fur deine Frau und deinen Jungen.« Dann hielt sie ihm den Brief entgegen. »Was zum Teufel soll das?«

»Was denn?« Crawford Sloane nahm den Brief und las ihn, wahrend Rita ihn beobachtete. Er las ihn ein zweites Mal und schuttelte dann den Kopf. »Das ist ein Mi?verstandnis. Das kann gar nicht sein.«

Ritas Stimme klang noch immer scharf, als sie ihn fragte: »Willst du damit sagen, da? du nichts davon wei?t?«

»Naturlich nicht.« Sloane schuttelte ungeduldig den Kopf. »Harry ist doch mein Freund. Und im Augenblick brauche ich ihn mehr als irgendeinen anderen auf der Welt. Bitte erzahl mir, was er im Dschungel macht - hast du nicht gesagt, er ist im Dschungel?« Sloane hatte den Brief offensichtlich bereits als absurd abgetan, als etwas, worauf er keine Zeit verschwenden wollte.

Rita schluckte schwer. Tranen liefen ihr uber die Wangen, sie war wutend, weil sie Crawf falsch eingeschatzt und ungerecht behandelt hatte. »O Gott, Crawf! Es tut mir leid.« Nun sah sie erst die tiefen Falten des Kummers in seinem Gesicht und die Sorge in seinem Blick. Er sah roch schlimmer aus als vor acht Tagen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. »Ich habe geglaubt, da? du... Ach, vergi? es!«

Rita nahm sich zusammen. »La? dir erzahlen, was los ist, was Harry und die anderen machen.« Sie berichtete von der Expedition nach Nueva Esperanza und von Harrys Vorhaben. Dann klarte sie ihn uber einige Hintergrunde auf, wie etwa uber Harrys Zweifel an der Sicherheit der Telefonverbindung - der Grund, warum er seinen Plan nicht nach New York gemeldet hatte.

Schlie?lich sagte Sloane: »Ich mochte mit diesem Piloten sprechen. Ich will wissen, wie es Harry und den anderen ging, als er sie absetzte. Wie hei?t er?«

»Zileri.« Rita sah auf die Uhr. »Er ist wahrscheinlich noch nicht zuruck, aber ich werde spater anrufen, und dann konnen wir gleich fahren. Hast du schon gefruhstuckt?«

Sloane schuttelte den Kopf.

»Hier im Haus ist eine Cafeteria. La? uns runtergehen.«

Uber Cafe und Croissants sagte Rita sanft: »Crawf, wir sind alle entsetzt uber das, was mit deinem Vater passiert ist - vor allem Harry. Ich wei?, da? er sich Vorwurfe macht, weil er nicht schneller gehandelt hat, aber er hatte nicht genugend Informationen...«

Sloane unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Ich werde Harry nie etwas vorwerfen - gleichgultig was passiert. Kein Mensch hatte mehr tun konnen als er.«

»Stimmt«, entgegnete Rita. »Und deswegen ist das hier ja so unglaublich.« Sie legte den Brief mit Les Chippinghams Unterschrift auf den Tisch. »Das ist kein Mi?verstandnis, Crawf. Das war beabsichtigt. Solche Mi?verstandnisse gibt es nicht.«

Er las ihn noch einmal. »Nach unserem Fruhstuck rufe ich Les in New York an.«

»Aber bevor du das tust, uberleg dir eins: Da mu? etwas dahinterstecken, etwas, das wir beide nicht kennen. Gestern in New York - ist da irgend etwas Ungewohnliches passiert?«

»Du meinst bei CBA?«

»Ja.«

Sloane uberlegte. »Ich glaube nicht... doch, ich habe gehort, da? Margot Lloyd-Mason Les zu sich zitierte - so wie's aussah, sehr ubersturzt. Er war druben in Stonehenge. Aber ich habe keine Ahnung, worum es ging.«

Rita kam plotzlich ein Gedanke. »Konnte es vielleicht etwas mit Globanic zu tun haben? Damit vielleicht?« Sie offnete ihre Tasche und holte die zusammengehefteten Papiere heraus, die Harry Partridge ihr an diesem Morgen gegeben hatte.

Sloane nahm die Papiere und las. »Interessant. Eine riesige Schuldenumwandlung. Das ganz gro?e Geld. Wo hast du das her?«

»Von Harry.« Sie berichtete, was Partridge ihr auf dem Weg zum Flughafen erzahlt hatte - da? er die Dokumente von Sergio Hurtado, dem Radioreporter, habe, der damit in der folgenden Woche an die Offentlichkeit gehen wolle. Dann fugte sie hinzu: »Harry hat mir gesagt, da? er nicht vorhabe, die Story zu benutzen. Er meinte, das sei das mindeste, was wir fur Globanic tun sollten, weil die doch fur die Butter auf unserem Brot sorgen.«

»Vielleicht besteht wirklich eine Beziehung zwischen der Geschichte und Harrys Entlassung«, sagte Sloane nachdenklich. »Aber ich sehe da eine Moglichkeit. La? uns nach oben gehen und sofort anrufen.«

»Aber vorher mu? ich noch etwas erledigen«, sagte Rita.

Dieses Etwas war ein Anruf bei Victor Velasco.

Als der Chef der Auslandsabteilung von Entel wenige Minuten spater die CBA-Kabine betrat, bat Rita ihn: »Ich hatte gern eine wirklich sichere Telefonverbindung nach New York, eine, die niemand abhort.«

Velasco machte ein verlegenes Gesicht. »Haben Sie Grund zu der Annahme...«

»Ja.«

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